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Fülle zeigen kann. Geschieht dies, wird der Leib erbaut.

      Beachten Sie: Der einzige Weg, wie Christus richtig zum Ausdruck kommt, ist dann beschritten, wenn sich jedes einzelne Gemeindeglied so einbringt, wie es dies vom Herrn empfangen hat. Verstehen Sie das bitte richtig: Der Herr Jesus kann in seiner Fülle nicht durch ein einzelnes Mitglied offenbart werden. Dafür ist er viel zu reich (vgl. Eph 3,8). Wenn die Hand am Leib nicht funktioniert, dann ist auch Christus nicht voll sichtbar. Genauso wenn das Auge versagt, bleibt dem Herrn die Selbstoffenbarung verwehrt. Wenn dagegen die Glieder einer örtlichen Versammlung alle mitmachen, dann wird Christus sichtbar. Er wird sichtbar gemacht, denn er ist dann mitten unter uns.

      Ich möchte das anhand eines Puzzles veranschaulichen. Wenn alle Teile des Puzzles richtig zusammengesteckt sind, ist das Puzzle fertig und man sieht das ganze Bild. So ist es auch mit Christus und seiner Gemeinde.

      Das höchste Ziel einer Versammlung ist es daher, den unsichtbaren Christus durch seinen Leib sichtbar werden zu lassen. Mit anderen Worten: Wir versammeln uns, um den Herrn Jesus Christus auf der Erde wieder „zusammenzusetzen“. Dann nämlich ist nicht nur Christus in seinen Heiligen verherrlicht und jedes Gemeindemitglied erbaut, sondern da geschieht auch etwas im unsichtbaren Bereich: Die Gewalten und Mächte in der Himmelswelt werden beschämt.

      Paulus sagt, die mannigfaltige Weisheit Gottes werde den geistlichen Mächten des Bösen in der Himmelswelt durch die Gemeinde bekannt gemacht. Durch Versammlungen mit offener Beteiligung zeigt die Gemeinde jener unsichtbaren Welt, dass Jesus Christus, die Verkörperung von Gottes Weisheit immer noch so lebendig ist, dass er eine gefallene Menschheit, die einst Gottes Feind gehörte, leiten kann. Das bringt Gott große Ehre. Auch ist es ein ganz zentraler Punkt seines ewigen Planes. Paulus drückt das so aus:

      Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit (1 Kor 1,24).

      … damit jetzt den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Regionen durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes kund würde, nach dem Vorsatz der Ewigkeiten, den er gefasst hat in Christus Jesus, unserem Herrn (Eph 3,10-11).

      Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen (Eph 6,12).

      Versammlungen mit offener Beteiligung schließen Planung nicht aus, noch müssen diese Versammlungen ohne Ordnung sein. In 1. Korinther 14 geht Paulus auf eine ganze Reihe weit gefasster Richtlinien ein, die dazu da sind, die Treffen ordentlich abzuhalten. Paulus zufolge besteht kein Widerspruch zwischen offener Beteiligung und ordentlichem Ablauf. Allerdings ist es eine organische Ordnung. Diese Ordnung ist ein Nebenprodukt des gegenseitigen Bestrebens, einander zu erbauen. Was den Inhalt betraf, so war die Versammlung der Christen christozentrisch. Was da besprochen wurde, warf immer neues Licht auf Christus. Jedes Lied brachte ihm Ehre, jedes Gebet rückte ihn in den Mittelpunkt. Aller Augen waren auf ihn gerichtet. Die Christen erlebten während der Woche das innewohnende Leben Christi und trafen sich dann, um ihre Erfahrungen auszutauschen. In dieser Hinsicht stellten die Treffen der frühen Kirche einen Ort der Begegnung dar. Man traf sich, um den Überfluss an geistlichem Leben an andere weiterzugeben.

      Haben Sie je etwas vom Herrn so erkannt oder sind ihm auf eine Weise begegnet, wodurch Sie geistlich so sehr erfüllt waren, dass Sie beinahe platzten, wenn Sie das nicht mit anderen hätten teilen können? Wenn ja, dann stellen Sie sich vor, das dies einer ganzen Gemeinde passierte. Es ist ein zentrales Merkmal der Gemeindeversammlung, dem geistlichen Leben zu erlauben, sich so zu entfalten, dass alle gesegnet werden. Wie auch die Personen der Dreieinigkeit ihr Leben einer dem anderen selbstlos schenken, so sollten auch die Mitglieder der Gemeinde sich in ihren Versammlungen einander schenken. Die neutestamentliche Teilnahme an einer Versammlung besteht mehr im Geben als im Nehmen. Ganz anders als heute gingen die frühen Christen nicht „zur Kirche“, um geistlichen Segen aus den Händen einiger „religiöser Spezialisten“ zu empfangen. Sie trafen sich, um ihren Schwestern und Brüdern zu dienen, indem sie ihnen etwas vom Leben des Herrn weitergaben. Dadurch suchten sie die Gemeinde zu erbauen (vgl. Röm 12,1-8; 1 Kor 14,26; Heb 10,24-25).

      Eine Frage der anhaltenden Kraft

      In der typischen Kirche/Gemeinde ist es der Mechanismus des Gemeindeprogramms, der das Gemeindeleben anfacht und vorwärtstreibt. Sollte der Geist Gottes diese Gemeinde verlassen, so würde das nicht einmal bemerkt werden. Die „normalen Geschäfte“ des Gemeindeprogramms gingen einfach weiter. Der Gottesdienst bliebe davon unberührt. Die Liturgie würde nicht unterbrochen. Es würde gepredigt, und die Loblieder würden weiterhin gesungen werden. Es wäre wie bei Simson: die Versammlung würde ganz normal ihr Programm verfolgen und nicht merken, „dass der Herr … gewichen war“ (vgl. Ri 16,20).

      Die anhaltende Kraft der frühen Kirche speiste sich dagegen aus dem Leben des Heiligen Geistes. Die frühen Christen hatten keine Geistlichen, keine Liturgie, kein Programm und kein Ritual. Sie verließen sich völlig auf das geistliche Leben der Einzelnen, die das Leben der Gemeinde und die Qualität der Versammlungen ausmachten. Wenn sich das geistliche Leben der Gemeinde einmal erschöpfte, dann bemerkte das jeder Einzelne. Das fröstelnde Schweigen wäre niemandem entgangen. Mehr noch: Hätte der Geist Gottes eine Versammlung endgültig verlassen, so hätte sich diese Gemeinde sofort aufgelöst. Anders gesagt: Die Gemeinde des ersten Jahrhunderts kannte keinen erhaltenden Einfluss außer dem Heiligen Geist. Sie verließ sich nicht auf die Leitung Geistlicher, auch nicht auf irgendwelche Programme, weder auf menschliche Planung noch auf institutionelle Systeme.

      Moses Stiftshütte ist der beste Vergleich für eine Kirche, die durch eine Institution zusammengehalten wird statt durch das Leben aus Gott. Als Gottes Gegenwart die heilige Zeltwohnung verließ, blieb nichts mehr übrig als eine leere Hülle mit beeindruckendem Äußeren.

      Auch nachdem die Herrlichkeit des Herrn gewichen war, kamen immer noch Leute, um bei der leeren Stiftshütte ihre Opfer darzubringen. Sie bemerkten nicht einmal, dass Gott gewichen war (vgl. 1 Chr 16,39-40; 2 Chr 1,3-5; Jer 7,12-14).

      Auf diese Weise liegt das Übel der institutionellen Kirche in ihrem Vertrauen auf programmorientierten, von Menschen erdachten Systemen, die die „Kirche“ stützen, während der Geist Gottes abwesend ist. Dieses verkalkte System täuscht: Ist das spontane Leben Jesu Christi aus einer christlichen Gemeinschaft verschwunden, dann hört eine solche Gemeinschaft auf, Gemeinde im biblischen Sinn zu sein, selbst dann, wenn die äußere Form gewahrt bleibt.

      Der Einwand des Klerus

      Das Neue Testament sieht die Versammlung der Gemeinde als offene Gemeinschaft mit spontaner Beteiligung. Das aber lehnen heute viele Geistliche ab. Die Einwände dagegen lauten etwa so: „Wenn ich es den Mitgliedern meiner Kirche erlaube, ihre Gaben frei auszuleben, würde das in Chaos münden. Ich habe gar keine andere Wahl, als die Leitung zu übernehmen, sonst gerät schnell alles außer Kontrolle.“ Andere sagen: „Ich habe das mit meinen ,Schäfchen‘ versucht, aber es funktioniert nicht.“

      Diese Einwände verraten eine krasse Unkenntnis von Gottes Ekklesiologie. Schon der Gedanke, dass ein Geistlicher über die Autorität verfügt, seinen Brüdern die offene Beteiligung zu „erlauben“ oder zu „verwehren“, beruht auf einem verzerrten Verständnis von Autorität (das wird in Teil 2 genauer behandelt). Kein Mensch hat das Recht, einer gläubigen Priesterschaft die Ausübung der geistgeschenkten Gaben zu erlauben oder zu verbieten. Auch hat niemand das Recht, vom Volk Gottes als von „meinen Schäfchen“ zu sprechen.

      Zweitens verrät die Besorgnis, mangelnde Leitung eines Geistlichen führe schnell ins Chaos, ein fehlendes Vertrauen in den Heiligen Geist und ebenso ein fehlendes Vertrauen in Gottes Volk selbst. Das widerspricht aber der neutestamentlichen Sichtweise (vgl. Röm 15,14; 2 Kor 2,3; 7,6; 8,22; Gal 5,10; 2 Thess 3,4; Phlm 21; Heb 6,9).

      Drittens ist die Besorgnis, die offene Beteiligung in einer Versammlung müsse unweigerlich ausufern, schlichtweg unbegründet. Allerdings hängt die Versammlung von einem sehr wichtigen Punkt ab: Um als Glieder am Leib Christi ordnungsgemäß funktionieren zu können, müssen sie dafür zugerüstet

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