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nach Valdacia zurück«, sagte ich. »Was ist der Rest?«

      »Ganz egal, wie weit sie schweifen.«

      »Alle Elefanten kehren nach Valdacia zurück, ganz egal, wie weit sie schweifen.« Ich wiederholte die Zeile und zog mein Handgelenk aus seiner Hand, um die Worte selbst zu sehen. Während ich im nachlassenden Licht die Augen zusammenkniff, bemerkte ich plötzlich, dass die Sonne bald wieder vom Himmel verschwunden sein würde. »O nein!«, sagte ich. »Ich muss mich zurück an Yzebels Tische beeilen.«

      »Ja«, sagte Tendao. »Es wird spät.«

      »Pass auf das Brot auf, während ich mit der Statue zu Lotaz gehe.«

      »Werde ich.«

      Ich rannte entlang des Pfads, hielt die Statue von Tanit in meinen Armen. Der Schmerz in meiner Seite war beinahe unerträglich, aber ich musste mich beeilen.

      Als ich zu Lotaz’ Zelt kam, saß ihr großer Sklave auf dem Teppich, mit seinen Knöcheln verschränkt und Unterarmen auf seinen Knien ruhend. Er stand auf, als ich zum Gehen verlangsamte.

      »Also«, sagte er. »Das Elefantenmädchen kommt zurück.«

      »Elefantenmädchen?«

      »Ich habe gehört, wie du all die Tiere auf der Elefanten Straße in Panik versetzt hast.«

      »Ich habe sie nicht in Panik versetzt.«

      »Wirklich?« Er grinste und ich konnte sehen, dass er es nicht böse meinte; er neckte mich nur.

      »Na ja«, sagte ich, »es gab ein bisschen Aufruhr.«

      »Ein bisschen Aufruhr ist manchmal eine gute Sache.«

      »Wie wirst du genannt?«

      »Ich bin Ardon. Und du?«

      »Liada.« Ich mochte Ardon und dachte, dass er vielleicht in der Lage wäre mir zu helfen. »Ich will mit dir über ein Sklavenmädchen sprechen, aber ich muss mich zurück an Yzebels Tische beeilen. Könnte ich das jetzt Lotaz geben? Es ist von Tendao, die Arbeit, die er für einen Krug Rosinenwein versprochen hat.«

      »Lotaz ist im Moment nicht hier. Sie ist losgegangen, um sich mit Artivis zu treffen. Von welchem Sklavenmädchen sprichst du?«

      »Dasjenige, das aus Baumwolle Garn macht, am Zelt hinten den Weg hoch.« Ich deutete mit einer Neigung meines Kopfs.

      »Dasjenige, das ungefähr so hoch ist?« Er streckte seine Hand flach aus, Handfläche nach unten. »Mit dunklen Augen?«

      »Ja«, sagte ich.

      »Warum fragst du wegen ihr?«

      »Bitte, ich muss jetzt gehen. Wirst du dies Lotaz geben, wenn sie zurückkommt?« Ich streckte ihm die Statue hin. »Ich werde morgen von dem Sklavenmädchen sprechen.«

      Er nahm die Figur und ich rannte zurück zu Tendao. Ich erzählte ihm davon, dass Lotaz nicht da war.

      »Sie ist zu jemandem gegangen, der Artis genannt wird.«

      Tendao schien von diesen Neuigkeiten überrascht. »Wolltest du eigentlich ›Artivis‹ sagen?«

      »Ja, Artivis. Ihr Sklave sagte, Lotaz ist losgegangen, um sich mit ihm zu treffen.«

      »Ich muss gehen.«

      Er eilte den Pfad entlang davon.

      * * * * *

      Als ich mit ihren Brotlaiben an Yzebels Tischen ankam, war es Sonnenuntergang, aber noch immer Dämmerung. Keiner der Soldaten war bisher angekommen.

      »Du hast eine große Ladung zu tragen«, sagte sie, als ich mein Bündel auf den Tisch legte.

      »Ja, Bostar gab uns elf Laibe für die eine kleine Kette.« Ich reichte ihr den Geldbeutel, dann, ohne nachzudenken, presste ich meine Hand an meine rechte Seite.

      »Warum hältst du derart deine Seite?«

      »Oh«, sagte ich, nahm meine Hand weg, um das Bündel mit Brot aufzubinden. »Es ist nichts.«

      Wenn ich ihr sagte, was mit dem fetten Mann auf Steinklopf Hügel geschehen war, würde sie mich vielleicht nicht weiterhin auf Botengänge schicken. Oder sie würde vielleicht darauf bestehen, dass Jabnet mit mir ginge. Ich wollte ihr beweisen, dass ich allein arbeiten und nicht wieder in Schwierigkeiten geraten konnte.

      Yzebel öffnete den Geldbeutel und schüttete die verbliebenen Kupfermünzen und ein Paar Ohrringe in ihre Handflächen. Sie lächelte.

      »Das hast du gut gemacht mit Bostar.« Sie brachte die Gegenstände zurück in ihren Geldbeutel und zog die Kordel fest. »Jetzt lass uns an die Arbeit gehen. Die Soldaten werden bald hier sein.«

      Jabnet hatte das Schwein auf einem Spieß über einem zweiten Feuer, also machte ich mich an die Arbeit mit den Lampen. Als sie alle angezündet waren, schnitt ich gelbe Melonen und höhlte die Samen aus, fühlte mich sehr erleichtert, dass Yzebel nicht gefragt hatte, warum ich so lange gebraucht habe, um das Brot zu holen.

      »Bitte schäle diese Erdnüsse für mich«, sagte sie zu mir von hinter dem Feuer, wo sie Karotten in den Eintopf schnitt. »Stelle eine volle Schüssel auf jeden Tisch und sprenkle Salz darauf. Aber nur ein wenig. Salz ist kostbar, bis der nächste Ochsenkarren durch die Wüste kommt.«

      Ich machte die Erdnüsse fertig und stellte acht leere Tonschüsseln auf jeden Tisch, zusammen mit Holzlöffeln – als ob die Männer diese jemals benutzen würden.

      Gerade nach Einbruch der Dunkelheit kamen zwei Männer an und verlangten gespeist zu werden. Ich füllte deren Schüsseln mit Eintopf und servierte Melonenscheiben zusammen mit kleinen Brotstücken. Mehr Männer kamen und bald waren alle Tische besetzt. Ich eilte mit den saftigen, dicken Scheiben Schweinefleischs, die Yzebel vom Spieß abgeschnitten hat,von einem Soldaten zum nächsten.

      »Wird Hannibal heute Abend kommen?«, fragte ich, als ich eine Schüssel ausstreckte, um eine Scheibe aufzufangen, die Yzebel vom Knochen schnitt.

      »Nein. Er nimmt sein Abendbrot wahrscheinlich mit dieser Frau, Lotaz, ein.«

      Ich blickte zu ihr hoch. ›Diese Frau? Was meinte sie? Und hörte ich einen Hauch von Gift in Yzebels Worten, als ob Lotaz eine andere Art von Wesen als sie war?

      Gerade als ich fragen wollte, was sie meinte, brüllte ein hungriger Mann nach mehr Fleisch.

      Die ganze Nacht lang kamen und gingen die Soldaten. Ich suchte nach Hannibal, aber er kam in dieser Nacht nicht. Schließlich blieben nur noch drei Männer an den Tischen. Sie ließen sich mit ihrem Essen und Trinkenlange Zeit, sprachen über eine große Expedition nach Gadir in Iberien, die vorbereitet wurde. Ich wusste nichts von Iberien, also beschloss ich später Yzebel deswegen zu fragen.

      Irgendwann nach Mitternacht gingen die drei letzten Männer weg. Yzebel, Jabnet und ich begannen dann die Tische zu säubern.

      »Na ja«, sagte Yzebel, »zumindest haben sie uns heute Nacht ein wenig Essen gelassen.«

      Wir sammelten die Münzen und den Schmuck von den Tischen ein, dann setzten wir drei uns hin, um unser Abendessen zu uns zu nehmen.

      »Wo ist Iberien?«, fragte ich Yzebel.

      Bevor sie antworten konnte, kamen vier betrunkene Männer den Pfad entlang, torkelten auf uns zu.

      »Aha!«, brüllte einer von ihnen. »Schaut euch das an, meine Freunde. Es ist das Elefantenmädchen selbst.« Er deutete auf mich und lachte. »Lasst uns nach dem mächtigen Obolus rufen und sie wird ihn zur Unterhaltung heute Abend über die Tische tanzen lassen.«

      Ich erkannte den widerlichen Mann wieder. Er war die letzte Person, die ich jemals sehen wollte.

      Kapitel Neun

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      Die vier

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