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kapiert einfach nicht, dass man auch mal nur so. Dahocken kann. Hier. Sorry.«

      Ich stammel voll. Hoffentlich findet sie mich jetzt nicht minus.

      »Danke.«

      Das sagt sie nicht nur, weil sie denkt, das jetzt sagen zu müssen. Nein. Das sagt sie voll dankbar. Dieses Danke. Und dann hocken wir einfach nur da. Ich weiß nicht, wie lange. Das ist wie. Piece of cake. Hatten wir mal in Englisch. Das heißt wohl so was wie Himmel auf Erden. Wenn ich das richtig abgespeichert hab. Ich finde Kuchenstück aber viel geiler. Was weiß ich, wie der Himmel und ob der Himmel überhaupt. Aber Kuchen geht immer.

      »Du hast ein Tier getötet.«

      Fuck. Nein. Alter, das Glibberding ist Matsche.

      »Was? Nein. Noch nie.«

      »Eine Mücke. Eine Spinne. Eine Wespe. Fliege. Käfer. Wurm. Ameise.«

      Ich muss lachen. Ich fand ewig nichts mehr so witzig.

      »Okie. Klaro. Sorry.«

      Sie lacht nicht. Ich habs vergeigt.

      Und dann. Echt. Sie schaut mich an und grinst.

      »Ich muss los.«

      Sie ist wohl doch nicht so happy.

      »Klaro.«

      Ich hab keine Ahnung, was ich sonst sagen soll. Ist ja nicht so, dass ich das ständig tu. Mit der Megabraut auf ner Mauer. Kann sie ja schlecht fragen, einfach so, ob ich sie. Mann, ich komm mir wie der letzte Loser vor, und morgen sind Ferien. Sechs Wochen Sendepause. Noch nie war ich so anti Ferien.

      »Kommst du ein Stück mit? S-Bahn-Lichter gucken?«

      Sie ist aufgestanden, und ich Trottel denk an Ferien und nicht Ferien, und sie fragt mich, ob ich mitkomme. Echt jetzt.

      »Klaro.«

      Ich könnte ausrasten. Immer noch nasse Pfoten. Das klingt voll peinlich, aber steh du da mal mit der Wahnsinnsbraut. Und dann gehen wir tatsächlich. Wir gehen zusammen den Berg, Berg ist übertrieben, Hügel halt, den gehen wir runter. Als die anderen uns nicht mehr sehen, nimmt sie meine Hand. Einfach so. Sie sagt nichts. Wir gehen den Stuhü runter, und sie hat meine Hand. In ihrer. Ich sag auch nichts. Ich denke viel zu viel. Vor allem an die nassen Pfoten. Hoffentlich merkt sie das nicht. Ich trau mich gar nicht, sie anzugucken. Es ist ja nicht so, dass ich immer fürs Labern bin, aber gar nicht labern ist auch komisch. Es rattert nur in meinem Hirn. Ob ich sie fragen soll, ob ihr kalt ist, ob sie noch zu Macces will, ob sie ein Monatsticket hat, ob sie es weit hat nach Hause, nur ob ob ob. Und dann wie wie wie. Wie ich mich. Wie ich sie fragen soll, wann wir uns wiedersehen, wie ich versuchen soll, sie zu küssen, wie ich jemals wieder diese verdammte Pfote waschen soll.

      »Schreibst du mir?«

      Das sagt sie so gar nicht aufgeregt. Voll locker eher. Cool halt.

      »Klaro.«

      Mir fällt einfach nichts anderes ein. Sie lässt meine Hand los, schaut so, und, was, ihre Lippen da, auf meinen, ganz schnell, kurz, viel zu kurz, kann da gar nicht reagieren, Schockstarre. Dann geht sie hoch. Zur S-Bahn. Ich steh da. Wie ein Trottel. Glotz nur. Auf die Treppe. Stufe für Stufe. Sie dreht sich nicht um. Mann. Ich hör die S-Bahn, seh sie nicht mehr, logisch.

      Lauf ich halt los. Ich bin echt nicht so für einfach rumlaufen. Kein Plan nur, was ich machen soll. Ich lauf die ganze scheiß Greifswalder hoch. An der Ecke gibt es den besten Döner. Die ganze Nacht. Mir ist nicht nach Döner. Mir ist schlecht. Nicht schlecht schlecht. Gut schlecht.

      Keinen Schimmer, wo sie wohnt, und in welche Richtung ich müsste, damit die Chancen steigen, sie zufällig zu treffen. Und dann so Nein, du, hier, hey, was für ein Zufall, wusste gar nicht, dass du hier, egal. Weiß ich ja auch nicht. Also Richtung Homebase.

      Vorm Supermarkt hockt dieser Penner. Der mit dem Einkaufswagen.

      »Na du Pisser! Was glotzte?«

      Ich halte die Klappe, logisch, anti Konflikt. Er zieht sich aus, eine Frau redet auf ihn ein. Jeden Tag eine gute Tat. So eine ist das. Oder sie ist einfach nur dicht. Mich kümmert das nicht. Ich find den nur eklig. Der hängt oft auch vor der Sparkasse ab und rotzt vor sich hin. Immer so ein Miniradio an. Er stinkt wahnsinnig. Nein. Stopp. Das ist gelogen. Ich kann gar nicht sagen, wie er riecht. Er sieht nur aus, als würde er mega stinken. EGAL.

      2

      Beste Lage, sich die Kugel zu geben. Spießiger geht kaum. Auf der einen Seite Platte, auf der anderen wir. Wir, das sind Mutter-Vater-Kind-Butzen oder Rentnerhütten. Wir sind die Einzigen in diesem kack Verein, die den Rasen nicht jede Woche mähen. Das ist ganz korrekt von Mutter.

      Fuck. Noch Licht in der Küche. So was von null Bock jetzt. Wie war denn dein Abend. Erzähl doch mal. Immer dieses Erzähl doch mal was, nie erzählst du was. Zu spät.

      »Bis morgen. Pass auf die Gabi auf.«

      Und dann grunzt sie so. Warum telefoniert die denn nicht weiter. Mann.

      »Je später der Abend. Ach, Großer.«

      Und immer diese Vorwürfe. Sie hat keine Zeit angesagt, Mann. Das sag ich natürlich nicht. Am besten so lange wie möglich anti Konflikt. Geschworen. Das ist die beste Überlebensstrategie. Alleinerziehende Mütter laufen nur mit anti Konflikt. Ich schwör, alles andere hab ich schon hinter mir. Also zusammenreißen.

      »Und? Wie war dein Ausflug ins Leben?«

      »Haben gechillt. Musik gehört. Gelabert. Wie krass zugepisst die Spree ist, obereklig. Findest du nicht auch?«

      Irgendwas behaupten ist eine sichere Nummer. Mutter nickt voll beeindruckt. Und dazu diese toten Augen. Die hat sie, wenn sie dicht ist. Sie guckt dann voll geschockt, so wie ich mir vorstelle, wie Leute gucken nach nem Autounfall. Oder wenn was Schlimmes passiert ist. Dazu grinst sie, und das ist mal über spooky. Diese Schockstarre-Augen und dieses Grinsen.

      Sie nippt an ihrem alkfreien, seit wann denn das, weird, sie nippt an ihrem, echt jetzt, ALKFREIEN Bier. Und grinst trotzdem.

      »Setz dich doch mal zu mir, Großer.«

      »Sorry, ich bin voll müde, Mutter. Gut Nacht.«

      »Weißt du. Ach. Schlaf gut, mein Schatz. Gut siehst du aus.«

      Gut seh ich aus. Wie peinlich. Zum In-die-Ecke-Stellen, Mann. Ab in den Keller.

      Ich bin froh, dass ich endlich hier unten hocken darf. Früher war mein Zimmer direkt neben ihrem. Dazu echt kein Kommentar. Jetzt fängt sie an, Musik zu hören. Seitdem sie mit Spotify klarkommt, wird es immer absurder. Sie findet jedes Mal mehr Sachen, zu denen sie mitgrölen kann. Nicht assi. Eher so jauchzend. Peinlich halt. Mann, ich Vollidiot. Spotify. WLAN am Start. Ich liebe meinen Zockerplatz. Lieben ist Kitsch und Mädchenkram, ich weiß. Aber ich finde kein anderes Wort. Das ist der einzige Platz auf der ganzen Welt. Plopp. Sie. Ida. Online. Echt jetzt.

      IDA: Cool wars. ;-)

      ICH: Klaro.

      Ich Trottel. Getextet klingt das ja noch bescheuerter. Auch wenn es nicht klingen kann. Mann, du weißt schon. Voll daneben halt.

      IDA: Was machst du?

      Wie. Was mach ich.

      ICH: Chille.

      IDA: Fährst du weg?

      Okie. Jetzt oder nie.

      ICH: Nein. Können uns die Ferien mal treffen.

      Bam. Zu spät. Enter. Ab damit. Sie hat schließlich meine Hand genommen. Sie hat mir einen Kuss. Auch wenn es kein richtiger. Sie ist das Mädchen. Da kann man doch fragen, ob man mal chillt in den Ferien. Und wenn nicht, ist es in sechs Wochen auch wieder vergessen.

      IDA: So gern. Aber ich bin bei meinen Großeltern.

      Fuck.

      ICH: Okie.

      IDA:

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