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dich um!“, kündigte er an. „Ganz gleich, wie fromm du bist!“ Der wahre Grund für eine Barmherzigkeit war wohl, dass er im Moment auf den Mönch angewiesen war, da Thorkild offenbar nicht die Sprache der Kameltreiber beherrschte und wohl auch keiner seiner Männer.

      Der Nordmann wandte sich nun Li, Meister Wang und Gao zu.

      „Wir sind Papiermacher auf dem Weg nach Samarkand, die Stadt der Bücher und der Gelehrsamkeit“, sagte Li auf Griechisch, noch ehe Thorkild etwas gesagt hatte.

      Zum Beweis ihrer Worte streckte sie ihm ihr Rosshaarsieb entgegen. Er hob überrascht die Augenbrauen. Er nickte. „Der Karawanenführer, mit dem ihr durch diese Berge gezogen seid, wird euch nicht umsonst mitgenommen haben“, stellte er fest.

      „Wir waren seine Gefangenen“, erwiderte Li.

      „Und jetzt seid ihr meine!“

      „Dann werdet ihr an Stelle von Babrak dem Feilscher den guten Preis erzielen, den man in einer Stadt wie Samarkand für jemanden bezahlt, der unsere Kunst beherrscht!“

      Thorkild zuckte mit den breiten Schultern. Er wechselte ein paar Worte mit einem seiner Männer, einem schon grauhaarigen, hageren Mann, an dessen Rat ihm viel zu liegen schien. Da sie sich in der Sprache der Nordmänner unterhielten, konnte Li natürlich nicht ein einziges Wort verstehen.

      Um so genauer achtete sie auf jede Regung im Gesicht des rotbärtigen Thorkild.

      „Wir nehmen euch mit“, meinte er schließlich auf Griechisch. „Schließlich könnt ihr im Gegensatz zu den Seidenballen selbst laufen.“

      Sechstes Kapitel: Am Hof des Kaisers

      Arnulf von Ellingen, sein Knappe Gero und Fra Branaguorno schritten zwischen den einschüchternd wirkenden Säulen der Wandelhalle hindurch, die ein Teil des gewaltigen Kaiserpalastes war. Bruder Markus begleitete die drei zu der halboffiziellen Audienz, die ihnen Kaiser Basileios erstaunlicherweise gewährte – oder zu der sie bestellt worden waren, je nachdem, von welcher Seite man die Angelegenheit betrachtete. Gesandte mussten oft wochenlang darauf warten, zum Herrscher vorgelassen zu werden – und zwar selbst dann, wenn sie sehr hochrangig waren. Dass es in diesem Fall anders war und man sie sogar rufen ließ, musste einen Grund haben...

      Arnulf fragte sich, ob ihm durch Spione vielleicht bereits Nachrichten über die besondere Art seines Auftrags vorausgeeilt waren.

      „Ich nehme an, dass der Kaiser die Gelegenheit wahrnehmen möchte, jede Neuigkeit über die Stimmung am Hof in Magdeburg zu erfahren, was ihm bei seinen Verhandlungen mit Johannes Philagathos vielleicht von Nutzen sein kann...“, vermutete Fra Branaguorno.

      „So werden wir Philagathos dort auch nicht treffen?“, fragte Arnulf.

      „Wenn es zu trifft, was ich vermute – nein.“

      ––––––––

      Diese Gäste in seinem Thronsaal zu empfangen, hätte dem ganzen wohl eine zu große Wichtigkeit verliehen und ein diplomatisches Aufsehen erregt, an dem dem Kaiser im Moment offenbar nicht gelegen war. Es war ein Zusammentreffen, das wie zufällig wirken sollte, um jeglichen diplomatischen oder protokollarischen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, und doch bis in das kleinste Detail arrangiert worden war.

      So trafen Arnulf und seine Begleiter den Kaiser in dieser Wandelhalle des riesigen Palastes auf eine verhältnismäßig formlose Weise, verglichen mit dem üblichen, sehr ausgefeilten Hofzeremoniell. Basileios wurde von einem halben Dutzend baumlangen Wächtern aus seiner berühmten Waräger-Garde begleitet. Gerade der Umstand, dass sie nicht dem lokalen Stadtadel entstammten und auch in keiner Weise mit ihm verwoben waren, gab Basileios die Gewähr, dass diese Männer ihm und seinem Kaiserhaus eine größtmögliche Loyalität entgegen brachten. Abgesehen von den Wächtern war nur noch der Logothet, sein Kanzler und Sprecher, in der Nähe des Kaisers.

      Johannes Philagathos, der offizielle Gesandte des Kaisers, war nicht anwesend. Fra Branaguorno lächelte überlegen. Offenbar trafen seine Annahmen zu.

      Arnulf und sein Gefolge warfen sich auf die Knie.

      Der Logothet wollte das Wort ergreifen, den normalerweise war es Sterblichen nicht erlaubt, direkt mit dem Kaiser zu sprechen. Aber Basileios war ein Mann, der auf den Schlachtfeldern zu Hause und für eine praktische Veranlagung ebenso bekannt war, wie mitunter für seinen Hang zur ungezügelten Grausamkeit. So brachte er den Logotheten, dessen Aufgabe es unter anderem war, bei offizielle Anlässen für den Kaiser zu sprechen und Botschaften entgegen zu nehmen, mit einer Handbewegung zum Schweigen, noch ehe dieser einen halben Satz hervorgebracht hatte.

      Basileios schien längst zu wissen, wer sich vor ihm niedergeworfen hatte. Er sprach Arnulf auf Latein an und machte mit einer Geste deutlich, dass er sich erheben durfte. „Es freut den göttlichen Kaiser immer, wenn er Besuch aus dem Land seines kaiserlichen Bruders bekommt. Ich hoffe, Kaiser Otto erfreut sich guter Gesundheit.“

      „In dieser Hinsicht kann ich Euch versichern, dass es nicht besser stehen könnte“, erwiderte Arnulf.

      „Was die Frage einer geeigneten Gemahlin für Euren Kaiser angeht, sind Wir noch in verschiedensten Verhandlungen“, erklärte Basileios. „Doch angesichts der Jugend Eures Herrschers ist ja nicht zu befürchten, dass die Blüte seiner Jahre vorüber zieht, ohne, dass Wir eine standesgemäße Verbindung für ihn geknüpft haben werden.“

      Fra Branaguorno ergriff nun das Wort. „Ich darf Euch übermitteln, dass Kaiser Otto es – wie schon seine Mutter Theophanu – außerordentlich begrüßen würden, wenn zum zweiten Mal eine Frau aus dem Geschlecht der Kaiser von Konstantinopel den Thron des Reiches besteigen würde.“

      „Es würde die Verbindung beider christlicher Kaiser zweifellos festigen“, gestand Basileios zu. „Wenngleich es inzwischen viele gibt, die sich den Titel eines Kaisers anmaßen. Selbst der Herrscher der bulgarischen Barbaren, dessen wilder Horden Wir uns immer wieder zu erwehren haben, nennt sich inzwischen so...“ Basileios seufzte. „Um so wichtiger ist es, dass ein Römischer Kaiser seine Würde bewahrt.“

      Römischer Kaiser – es war Arnulf sehr wohl bewusst, dass Basileios diese Wendung sehr bewusst benutzte. Schließlich war das der Titel, den sowohl er als auch Otto für sich beanspruchten.

      Basileios wandte sich Branaguorno zu und gestattete auch ihm sich zu erheben. „Euer Ruf als Gelehrter ist auch hier unvergessen, Branaguorno. Was denkt Ihr zu diesem Thema?“

      „Es

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