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wenig. Sie galten als »schwächeres Gefäß« – eine Behauptung, die von christlicher Kirche und Bibel gestützt wurde, der zufolge Eva aus einer Rippe Adams erschaffen war. Die Natur hatte die Frau eben nur zur Ehefrau und Mutter bestimmt.

      Doch für nonkonformistische oder andersdenkende Sekten wie die Anabaptisten und Quäker waren Frauen und Männer vor Gott gleich. Frauen durften an den Treffen teilnehmen und sogar predigen. Sie spielten auch bei den Levellers, einer egalitären Bewegung aus dem Bürgerkrieg, eine Rolle, doch deren Forderung nach Ausweitung des Wahlrechts galt nicht für Frauen.

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      Margaret Cavendish erklärte, sie schreibe, da Frauen im öffentlichen Leben so viel versagt war. In 20 Jahren publizierte sie 23 Werke: Erzählliteratur, Essays, Dramen, Dichtung und Briefe.

       Proto-Feministinnen

      Allen Schranken zum Trotz wandten sich einige Frauen dem Schreiben zu, um die Minderwertigkeit der Frau zu widerlegen, etwa Bathsua Makin, Autorin von An Essay To Revive the Antient Education of Gentlewomen (1673), und Margaret Cavendish, Duchess of Newcastle, die den Platz der Frau in der Gesellschaft stark kritisierte. In ihren Philosophical and Physical Opinions (1655) klagte sie, dass Frauen »wie Vögel in Käfigen gehalten« wurden, ausgeschlossen von aller Macht und von arroganten Männern verachtet. Dies brachte ihr heftige männliche Kritik ein.

      Aphra Behn, 1640 in einfachen Verhältnissen geboren, Reisende, Spionin und Schriftstellerin, lebte als erste Engländerin vom Schreiben. Ihre Dramen verspotteten die männlich dominierte Welt der Literatur und männliches Verhalten. Kritiker fanden sie unsittlich und beschuldigten sie des Plagiats, aber ihr Publikum war begeistert.

      »Denn da Gott Frauen wie Männern verständige Seelen gegeben hat, warum sollte es ihnen verboten sein, diese zu bilden?«

       Mary Astell

       Radikale Analyse

      Die Schriftstellerin Mary Astell widersprach der Ansicht, dass die »minderwertigen« Frauen unter männlicher Kontrolle stehen sollten. Die fromme Christin argumentierte gegen die Behauptung der Kirche, die zweitrangige Rolle der Frauen sei gottgewollt, dass Gott auch die Frauen mit »intelligenten Seelen« und der »Fähigkeit zu denken« ausgestattet habe. Allein die Männer hatten sie untergeordnet. Indem sie Frauen eigenständiges Denken versagten, versklavten sie sie und beleidigten Gott.

      Für Astell war bessere Bildung der Schlüssel zu mehr Gleichheit. In A Serious Proposal to the Ladies (1694) fordert sie die Frauen auf, ihren Intellekt und ihre Fähigkeiten zu entwickeln, statt sich den Männern zu fügen. Sie schlägt sogar die Gründung eines weltlichen Klosters oder einer Universität vor. Zwar akzeptiert sie die Notwendigkeit der Ehe, heiratet selbst aber nie. In Some Reflections on Marriage (1700) warnt sie Frauen vor Ehen, die auf Lust oder Geld basieren. Sie glaubte, dass Bildung Frauen kluge Entscheidungen ermöglicht und Unglück vermeiden hilft.

      Wie ihre Zeitgenossinnen war Astell keine Aktivistin, schrieb aber intensiv über die Lage der Frauen ihrer Umgebung aus feministischer Perspektive. Ihre Theorien sind bis heute gültig. Es dauerte fast ein Jahrhundert, bis andere Frauen die Diskussion öffentlich fortführten. image

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      Aphra Behn, hier auf einem Porträt des Niederländers Peter Lely aus dem 17. Jahrhundert, begann zu schreiben, um den Schulden zu entkommen. Sie wurde berühmt und nach ihrem Tod 1689 in Westminster Abbey beigesetzt.

       Mary Astell

      1666 in Newcastle upon Tyne (England) in eine Familie der oberen Mittelschicht geboren, erhielt Mary Astell nur wenig formelle Bildung. Ihr Onkel Ralph Astell unterrichtete sie in klassischer Philosophie. Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1688 zog sie in den Londoner Stadtteil Chelsea und lebte mühsam vom Schreiben, wurde von literarischen und intellektuellen Freundinnen und Mäzeninnen aber ermutigt. William Sancroft, Erzbischof von Canterbury, ebenfalls ein Freund, unterstützte sie finanziell. Ihr erstes Buch, A Serious Proposal to the Ladies, etablierte sie als ernsthafte Denkerin. 1709 zog sie sich aus dem öffentlichen Leben zurück und gründete in Chelsea eine Armenschule für Mädchen. 1731 starb sie nach einer Mastektomie aufgrund von Brustkrebs.

       Hauptwerke

      1694 A Serious Proposal to the Ladies

      1700 Some Reflections on Marriage

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      UNSER KÖRPER IST DAS KLEID UNSERER SEELE

      FRÜHER FEMINISMUS IN SKANDINAVIEN

       IM KONTEXT

      ZITAT IN DER ÜBERSCHRIFT

       Sophia Elisabet Brenner, 1719

      SCHLÜSSELFIGUREN

       Sophia Elisabet Brenner, Margareta Momma, Hedvig Nordenflycht, Catharina Ahlgren

      FRÜHER

      1687 König Christian V. von Dänemark und Norwegen erlässt ein Gesetz, das unverheiratete Frauen für unmündig erklärt.

      SPÄTER

      1848 Die schwedische Schriftstellerin und feministische Aktivistin Sophie Sager stellt ihren Vermieter wegen Vergewaltigung in einem wegweisenden Rechtsfall vor Gericht.

      1871 Die Frauenrechtsgesellschaft Dansk Kvindesamfund wird von Matilde und Fredrik Bajer in Dänemark gegründet.

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      Im 18. Jahrhundert gewährte Stockholm, hier auf einem Gemälde von Elias Martin (1739–1818), seinen Bürgern immer mehr Rechte. Einige der frühesten Feministinnen lebten hier.

      Mit Beginn der schwedischen Freiheitszeit (1718–1772) ging die Macht von der Monarchie auf die Regierung über. Politische und philosophische Debatten mehrten sich und mit ihnen die Forderungen nach mehr Freiheit für Frauen. Die Verfassung von 1734 spiegelte das progressive Milieu wider – Frauen erhielten Recht auf Besitz und auf Scheidung bei Ehebruch.

       Frühaufklärung

      Die schwedische Schriftstellerin und gebildete Aristokratin Sophia Elisabet Brenner erklärte als eine der ersten Frauen öffentlich, dass Frauen dieselben Rechte zustünden wie Männern. Ihr 1693 publiziertes Gedicht Die berechtigte Verteidigung des weiblichen Geschlechts bekräftigte, dass Frauen Männern intellektuell ebenbürtig seien. 1719 schrieb sie in einem Gedicht für Königin Ulrika Eleonora von Schweden, Männer und Frauen seien gleich, wenn auch nicht äußerlich.

      In »Conversation between the Shades of Argus and an unknown Female« (1738–1739) nimmt die Journalistin Margareta Momma den Ruf nach Bildung für Frauen auf und äußert sich satirisch über Kritiker, die Frauen der Debatte für unfähig befinden. Im Geist der Aufklärung forderte sie die Freiheit der Rede und der Religion und setzte sich für den Gebrauch der schwedischen Sprache statt des aristokratischen Französisch ein, um mehr Menschen Zugang zu neuen Ideen zu geben.

      »Eine energische Frau, aber sehr talentiert.«

      Jonas

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