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Murnaus Nosferatu, eine albtraumhafte Dracula-Version, prägt das Horrorfilm-Genre.

      SPÄTER

      1927 Metropolis, Fritz Langs Science-Fiction-Klassiker, zeigt ebenfalls das Aussehen der modernen Stadt.

      1930 In Murnaus Unser täglich Brot verliebt sich ein Mädchen in einen Bauernsohn, wird aber von dessen Familie abgelehnt.

      Ein Film veränderte 1927 den Lauf der Kinogeschichte: Der Jazzsänger mit Al Jolson, der erste Tonfilm in Spielfilmlänge. Doch auch andere Musik spielte in jenem Jahr in den Filmtheatern, und zwar als Begleitung eines Stummfilms. In Sonnenaufgang – Lied von zwei Menschen unternahm es der deutsche Regisseur F. W. Murnau, eine universelle menschliche Erfahrung in 90 Minuten zu bannen – monochrome Bilder ohne Worte, begleitet nur von Musik und Toneffekten.

      In einem Dorf am See treffen sich zwei heimlich Liebende im Mondlicht. Der Mann (George O’Brien) ist ein ehrlicher Kerl vom Land, den die vamphafte Frau aus der Stadt (Margaret Livingston) verführt hat. Sie drängt ihn, seine Farm zu verkaufen und ihr zu folgen, um in der Stadt ein aufregendes Leben zu führen. Der Mann ist jedoch mit einer zauberhaften jungen Frau (Janet Gaynor) verheiratet. Auf die Frage: »Und meine Frau?« wird der Blick der Verführerin hinterhältig. »Könnte man sie nicht ertränken?«, lautet der eiskalte Zwischentitel.

      Die ländliche Umgebung, Nebelschwaden und wabernde, spinnenartige Schatten erinnern in dieser Szene an Murnaus anderes Meisterwerk, den archetypischen Vampirfilm Nosferatu. Sonnenaufgang scheint eine ebenso sensationslüsterne Geschichte über Sex, Tod, Gewalt und Verrat zu erzählen. Aber wird der Mann zum Mörder? Mit ihrem schwarzen Bob, dem schicken Satinkleid und der glimmenden Zigarette verkörpert die Frau aus der Stadt die Amoralität der Metropole, der Mann hingegen die ländliche Unschuld. Der Zuschauer vermutet, dass Sonnenaufgang die Geschichte der Verderbnis erzählt – an einem Punkt erscheint das Gesicht der Frau teufelsartig auf der Schulter des Mannes und drängt ihn zum Verbrechen. Tatsächlich lädt dieser seine Ehefrau zu einer Bootsfahrt ein, doch als der Moment kommt, sie zu ertränken, scheitert er.

      Die Ehefrau flieht und erst in einer Straßenbahn Richtung Stadt holt er sie ein. Aus Angst vor Zuhörern sitzen sie wortlos nebeneinander.

       Erwachen in der Stadt

      An dieser Stelle überrascht Sonnenaufgang. Die Metropole wirkt magisch auf den Mann und seine Frau. Sie wandern einen Tag lang durch die berauschende Menge und erleben, wie ihre Liebe wieder aufblüht.

      Es folgen weitere dramatische Szenen und unvergessliche Bilder: Menschenmengen, durch die sich die Kamera zwängt, ein Straßenkarneval und halluzinogene Lichter. Auch die Gefahr flackert erneut auf, die Vergangenheit lässt nicht einfach los. Hinter dem ganzen Film steckt großer Ehrgeiz – Murnaus »Stadt« bestand aus riesigen, komplexen und enorm teuren Kulissen – sodass viele heute Sonnenaufgang als Höhepunkt der Stummfilmära ansehen, einen schönen letzten Walzer.

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      Sonnenaufgang war einer der ersten Filme mit Toneffekten, jedoch wurden seine Innovationen nicht erkannt.

       Der letzte Sonnenaufgang

      Sonnenaufgang wirkt wie eine Montage der größten Hits der Stummfilmzeit, ein Karussell aus Melodram, Spannung, Horror, Spektakel, Slapstick und Tragödie. Die US-Fassung erhielt eine Tonspur mit Geräuschen, die den Film durch Schweinequieken, Hupen und andere grobe Effekte ergänzte, aber notwendig war das nicht. »Wo immer die Sonne auf- und untergeht«, heißt es auf dem letzten Zwischentitel, »in der Hektik der Stadt oder am weiten Himmel auf der Farm, ist das Leben weitgehend gleich; manchmal bitter, manchmal süß.« image

      »Murnaus Filme sind wunderbar, und Sonnenaufgang macht keine Ausnahme. Seine sinnlichen Schwarz-Weiß-Aufnahmen und mitreißenden Kamerafahrten sind zeitlos.«

       Pamela Hutchinson The Guardian

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      Unfähig, den Mord zu begehen, folgt der Mann seiner Frau zu einer Straßenbahn. Schließlich fahren sie zusammen in die Stadt.

      F. W. Murnau Regisseur

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      Friedrich Wilhelm Murnau wurde 1888 in Bielefeld geboren. Er erlebte den Horror des Ersten Weltkriegs als Kampfflieger, bevor er selbst Horror schuf: Nosferatu, die erste Verfilmung von Dracula. Der letzte Mann bewies, dass Murnau sein Publikum ebenso kunstvoll rühren konnte, wie er es zuvor in Schrecken versetzt hatte. Auch Goethes Faust brachte Murnau auf die Leinwand, bevor er 1926 nach Hollywood ging. Sein erster US-Film war Sonnenaufgang – Lied von zwei Menschen. 1931 starb Murnau bei einem Autounfall.

       Wichtige Filme

      1922 Nosferatu

      1924 Der letzte Mann

      1927 Sonnenaufgang

      Ebenfalls sehenswert: Das Cabinet des Dr. Caligari (1920) image Faust (1926) image Der Mieter (1927) image Flügel aus Stahl (1927) image Engel der Straße (1928) image Der Mann mit der Kamera (1929) image Lichter der Großstadt (1931) image A Star Is Born (1937)

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      ABER DIE HÄNDE, DIE DEN TURM BABEL ERBAUTEN, WUSSTEN NICHTS VON DEM TRAUM, DEN DAS HIRN, DAS IHN ERDACHT HATTE, TRÄUMTE

       IM KONTEXT

      GENRE

       Science-Fiction

      REGIE

       Fritz Lang

      DREHBUCH

       Fritz Lang, Thea von Harbou

      STARS

       Alfred Abel, Gustav Fröhlich, Rudolf Klein-Rogge, Brigitte Helm

      FRÜHER

      1922 In Dr. Mabuse, der Spieler – Ein Bild der Zeit führen Lang und von Harbou den Erzkriminellen ins Kino ein.

      1924 Die Nibelungen ist ein zweiteiliges Stummfilm-Epos von Lang und von Harbou.

      SPÄTER

      1929 Frau im Mond ist Langs nächstes Science-Fiction-Meisterwerk

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