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einer vaginalen Geburt oder wenn es zu einem Blasensprung (wobei das Fruchtwasser vor der Geburt durch die Vagina tröpfelt oder strömt) kam oder die Mutter zum Zeitpunkt der Geburt infiziert ist (mit Chorioamnionitis194, wobei das Fruchtwasser faulig oder nicht klar ist und die infizierte Mutter meist Fieber über 38 °C hat), kann sich das Baby mit Gruppe-B-Streptokokken infizieren. Infektionen mit Gruppe-B-Streptokokken können fatal sein und zu Meningitis, Hirnschäden und einigen anderen Problemen, die fast jedes Organ betreffen, führen. Zwar sind sie glücklicherweise selten, aber diese Infektionen führten bei bis zu vier von tausend Lebendgeburten zu schweren Erkrankungen. Bei einer Mutter mit Gruppe-B-Streptokokken lag die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Baby infizierte, bei rund 1 Prozent. Die Behandlung von Müttern mit Antibiotika reduzierte die Infektionsrate um 80 Prozent.

      Es ist besser, eine Übertragung von Gruppe-B-Streptokokken auf das Baby während der Geburt zu verhindern und der Mutter Antibiotika zu geben, als später ein krankes Kind zu behandeln. Schwierig ist, dass viele Eltern Antibiotika vermeiden möchten und daher das Risiko von 1:100, dass sich das Baby infiziert, eingehen. Zwar bin ich auch der Meinung, dass man Antibiotika wenn immer möglich vermeiden sollte, aber in dieser Situation sind die Risiken durch das Antibiotikum im Vergleich zu einer Infektion mit Gruppe-B-Streptokokken gering. Zeigt ein Baby Symptome einer Sepsis, darunter Fieber oder niedrige Körpertemperatur, schnelle Herzfrequenz, geringe Nahrungsaufnahme, kalte oder gefleckte Haut oder Schlappheit, muss ein Blutbild gemacht werden. Das Baby braucht Antibiotika und muss sehr genau überwacht werden, am besten auf der Neugeborenen-Intensivstation. Eine Sepsis entsteht, wenn die Zahl der Bakterien im Blut zunimmt. Häufig gehen sie auch ins Gehirn über. Unbehandelt kann sie tödlich verlaufen.

      Leidet die Mutter eindeutig unter Chorioamnionitis, begleitet von fauligem Geruch des Fruchtwassers, sollte das Baby unbedingt intravenös mit Antibiotika behandelt werden, weil das Infektionsrisiko einfach zu hoch ist.

      Doch bei einem strammen, offensichtlich gesunden, reif geborenen Baby, dessen Mutter positiv auf Gruppe-B-Streptokokken getestet wurde, fällt die Entscheidung schwerer. Ärzte sind schnell dabei, sowohl Mütter als auch Babys mit Antibiotika195 zu behandeln, wenn die Mutter unter der Geburt Fieber bekommt, auch wenn es nur leicht ist. Grund dafür ist eine vermutete Chorioamnionitis. Häufig hat der Gynäkologe bereits mit der intravenösen Antibiotikagabe bei der Mutter begonnen. Aber wenn keine erkennbaren gesundheitlichen Probleme vorliegen, gibt es keine Beweise, die für eine Antibiotikagabe beim Baby sprechen. Es ist sicherer, davon auszugehen, dass das Neugeborene gesund ist, und es in den kommenden Tagen und Wochen engmaschig auf Symptome zu kontrollieren.

      Häufig lassen Kinderärzte eine Blutuntersuchung des Babys durchführen, ein sogenanntes komplettes Blutbild, und reagieren angesichts der Ergebnisse über. Bei dieser Untersuchung werden verschiedene Blutbestandteile gemessen, unter anderem die roten Blutkörperchen (die für den Transport von Sauerstoff verantwortlich sind), weißen Blutkörperchen (die Infektionen bekämpfen) und Blutplättchen (die für die Blutgerinnung wichtig sind). Manchmal zeigen die Testergebnisse eine Erhöhung der weißen Blutkörperchen mit vielen „Blasten“ (unreife weiße Blutkörperchen, die belegen, dass das Baby mehr infektionsbekämpfende Zellen bildet). Dass mehr weiße Blutkörperchen vorhanden sind, kann durch eine Infektion bedingt sein, wird aber häufig auch einfach nur durch den Geburtsstress ausgelöst. Das kann allerdings dazu führen, dass Kinderärzte fälschlicherweise eine Infektion diagnostizieren, obwohl gar keine vorliegt. Sie können höflich das komplette Blutbild ablehnen oder, falls Ihr Arzt darauf besteht, ihn bitten, den Test erst durchzuführen, wenn das Baby mindestens sechs Stunden alt ist. Sollte er auf einem Test direkt nach der Geburt bestehen, bitten Sie ihn um eine Wiederholung nach sechs Stunden, ehe Sie der Gabe von Antibiotika zustimmen.

      Das Ziel ist, unnötige Antibiotika zu vermeiden, jedoch dann mit Antibiotika zu behandeln, wenn die Wahrscheinlichkeit einer Infektion hoch ist.

      Als 1987 mein erster Sohn geboren wurde196, gab es laut einer Arbeitsgruppe der American Academy of Pediatrics keine medizinische Indikation für eine routinemäßige Beschneidung. Ich war erst seit Kurzem Kinderarzt, hatte aber meine Facharztprüfung noch nicht abgelegt. Ich hatte das Gefühl, mich an die Vorgaben der Academy halten zu müssen, also wurde mein Sohn nicht beschnitten. Diese Entscheidung fiel mir schwer: Ich war beschnitten und wurde das Gefühl nicht los, dass es für meinen Sohn wichtig war, so wie ich auszusehen.

      1993, als mein zweiter Sohn geboren wurde, hatte die AAP ihre Meinung revidiert, weil die Beschneidung möglicherweise medizinische Vorteile brächte.197 Trotzdem ließen wir ihn nicht beschneiden. Das Gleiche gilt für Sohn Nummer drei, der 1996 geboren wurde. Meine Frau und ich fanden, es sei für unsere Jungen das Beste, gleich auszusehen.

      2012 nahm die AAP erneut zur Beschneidung Stellung und veröffentlichte einen widersprüchlichen Bericht198, der die routinemäßige Beschneidung nicht explizit empfiehlt, aber erklärt, der Nutzen würde den Schaden überwiegen und Krankenversicherungen sollten sie bezahlen.

      „Nach umfassender Prüfung der wissenschaftlichen Beweise199 befand die American Academy of Pediatrics, dass der gesundheitliche Nutzen der Beschneidung männlicher Neugeborener die Risiken überwiegt. Doch der Nutzen ist nicht groß genug, um allgemein die Beschneidung neugeborener Jungen zu empfehlen.“

      Wie sollen Eltern das verstehen?

      Zu den von der Arbeitsgruppe der AAP identifizierten Vorteilen gehören ein geringeres Risiko von Harnwegsinfekten und sexuell übertragbaren Krankheiten bei beschnittenen Jungen. Allerdings sind Harnwegsinfekte bei Jungen ziemlich selten, sodass dieser Vorteil irreführend ist. Die effektivste Methode zur Eindämmung sexuell übertragbarer Krankheiten ist die Verwendung von Kondomen. Kritiker des AAP-Berichts sagen, die in Afrika durchgeführten Studien, die eine niedrigere Rate sexuell übertragbarer Krankheiten mit der Beschneidung in Verbindung bringen, seien stark fehlerbehaftet. Sie weisen darauf hin, dass in den europäischen Ländern mit den niedrigsten Raten sexuell übertragbarer Krankheiten die Zahl der nicht beschnittenen Männer am höchsten ist.

      Manche beschnittenen Männer wollen ihre Söhne allein deshalb beschneiden lassen, weil sie selbst es sind. In manchen jüdischen, christlichen und muslimischen Gemeinden gilt die Beschneidung als wichtiger religiöser Brauch. Zwar respektiere ich jedermanns Religion und Traditionen, aber ich bitte Sie, gründlich über diese Entscheidung nachzudenken. Die Beschneidung ist ein kosmetischer Eingriff, durch den der Körper eines Jungen dauerhaft verändert wird, indem ein wesentlicher Teil des Penis entfernt wird. Die Vorhaut schützt die Eichel vor Verletzungen. Sie besteht aus einem äußerst erogenen Gewebe, das dem Mann beim Geschlechtsverkehr mehr Vergnügen und seiner Partnerin eine bessere Gleitwirkung beschert.

      Würden Sie sich als unbeschnittener Erwachsener beschneiden lassen? Die Antwort meiner fünf Jungen lautet einhellig: „Auf keinen Fall!“ Einer meiner Söhne wird bei dem Thema richtig wütend und lässt mit lauter Stimme eine lange Tirade darüber vom Stapel, wie irrsinnig die Beschneidung ist – „barbarisch, unmenschlich und brutal“ –, mit einer Leidenschaft, als würde er gleich seine gesamte Männlichkeit verlieren! Er bezeichnet die Beschneidung als Kindesmissbrauch200 und vergleicht sie mit der gewaltsamen Entfernung der Klitoris oder der Klitorisvorhaut (was das Äquivalent wäre) bei einem weiblichen Baby, wie es in über fünfundzwanzig Ländern weltweit, vorwiegend in Afrika (Ägypten, Sudan und Somalia) und im Mittleren Osten gang und gäbe ist. Die weibliche Beschneidung wird von der Weltgesundheitsorganisation als „Genitalverstümmelung“ bezeichnet, selbst in den Fällen, wo die Genitalien nur angeritzt werden. Die Beschneidung von Jungen hingegen gilt als „Routine“.

      Die CDC schätzen, dass die Beschneidungsrate in den USA201 von einem Höchststand von 65 Prozent der 1979 in Krankenhäusern geborenen Jungen auf 58 Prozent im Jahr 2010 fiel. In den letzten Jahren ist diese Rate noch weiter gesunken, allerdings nur leicht. Mittlerweile werden nur etwas mehr als die Hälfte aller neugeborenen Jungen in den ersten Stunden oder Tagen ihres Lebens beschnitten. Weltweit ist die Mehrheit der Männer unbeschnitten. Als England nach dem Zweiten

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