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      6

      Unter den Gegenständen, die man bei den Toten gefunden hatte, war neben Handys und Führerscheinen bei Jack Fabiano auch ein kleines Päckchen mit Zucker, wie man es zum Cappuccino bekommt. Es trug den Aufdruck DOLCE VITA BAR, New York. Die entsprechende Bar lag ein paar Häuser weiter, wie uns Captain Mongas berichtete.

      „Fabiano muss dort gewesen sein und diesen Zucker an sich genommen haben“, meinte ich. „Wahrscheinlich sogar kurz bevor er mit Carter seine Wohnung aufsuchte.“

      „Wieso nimmt jemand Zucker mit?“, fragte Milo.

      „Manche Leute sind so, Milo. Du bestellst einen Cappuccino oder irgendetwas anderes, wo Zucker hineingehört, bekommst zwei Päckchen, brauchst aber nur eins und denkst dir: bezahlt ist bezahlt!“

      „Meinst du, Fabiano war pleite?“

      „Das ist eine Angewohnheit, Milo! So etwas legt man nicht ab, nur weil man plötzlich vermögend ist!“

      „Mache ich übrigens auch so“, bestand Captain Mongas. „Allerdings trinkt kein Italiener nach elf Uhr morgens noch Cappuccino!“

      „Daran muss er sich nicht gehalten haben. Vielleicht hat er den Zucker auch für was anderes benutzt. Aber wenn sie mich fragen, dann haben Carter und Fabiano sich im Dolce Vita zuerst getroffen. Es dürfte sich also lohnen, mal mit einem Angestellten zu sprechen.“

      „Müssen wir wohl verschieben“, meinte Milo. „Aber vorher können wir ja mal nach Paterson, New Jersey hinausfahren und uns die Wohnung von Brandon Carter vornehmen.“

      7

      Wir fuhren über den Lincoln-Tunnel nach New Jersey. Brandon Carter bewohnte einen luxuriösen Bungalow am Rande der Kleinstadt Paterson. Zeitgleich machten sich auch Dave Ontario, ein Computerspezialist der Scientific Research Division sowie unsere FBI-eigenen Erkennungsdienstler Sam Folder und Mell Horster auf den Weg nach Paterson. Es war schließlich mehr als wahrscheinlich, dass der Doppelmord an Carter und Fabiano in irgendeiner Weise mit Carters Arbeit im Zusammenhang stand. Daher mussten wir wissen, an welchen brisanten Themen der Skandalreporter gearbeitet hatte. Eine Hausdurchsuchung war im Übrigen bei Mordopfern Routine.

      Es regnete in Strömen, als wir in der Betterfield Road ankamen.

      In der Einfahrt standen ein Pajero und ein Porsche. Beide Wagen waren auf den Namen Brandon Carter zugelassen. Außerdem hatten die Kollegen von der City Police in einem Parkhaus an der Elizabeth Street noch einen BMW gefunden, mit dem Carter offensichtlich zu seinem Treffen mit Fabiano gefahren war. Carter schien es alles andere als schlecht zu gehen.

      Ich parkte den Sportwagen am Straßenrand.

      Wir stiegen aus und sahen zu, dass wir durch den Regen kamen.

      Es brannte Licht im Haus.

      Eine weibliche Stimme meldete sich auf unser Klingeln.

      „Ja?“

      „Jesse Trevellian, FBI. Mit wem spreche ich bitte?“

      Zunächst war die einzige Antwort, die ich erhielt ein Knacken in der Leitung.

      Dann meldete sich die weibliche Stimme noch einmal. „Ich bin gleich da!“

      Augenblicke später wurde die Tür geöffnet. Eine Frau von Ende zwanzig trat uns entgegen. Ihr blondes, bis weit über die Schultern herabfallendes Haar hatte einen deutlichen Rotstich. Ihre dunklen Augen starrten nacheinander auf unsere Ausweise. Dann hob sie die Augenbrauen.

      „Es geht um Mister Brandon Carter“, sagte ich.

      „Brandon ist nicht hier. Er ist gestern Abend noch nach New York gefahren und hat mir gesagt, dass es spät werden könnte.“ Sie zuckte die Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dass es so spät werden würde, hatte ich allerdings nicht gedacht...“ Sie schluckte. „Oh, entschuldigen Sie. Mein Name ist Tasha Grath.“

      „Sie wohnen hier?“, fragte ich.

      „Ja.“

      „In welchem Verhältnis standen Sie zu Mister Carter?“

      „Ich bin seine Lebensgefährtin. Aber... Sie sprechen von Brandon in der Vergangenheit. Ist etwas passiert?“

      „Vielleicht können wir das drinnen besprechen. Es ist ziemlich nass hier draußen“, sagte Milo.

      „Natürlich.“

      Sie ging voran. Wir folgten ihr. Die Tür fiel hinter uns ins Schloss. Sie führte uns durch einen großzügig angelegten, mit Antiquitäten ausgestatteten Empfangsraum. Wenig später erreichten wir das Wohnzimmer.

      Ein Mann in einem braunen Kaschmir-Jackett, Mitte dreißig und ohne ein einziges Haar auf dem Kopf hatte dort an dem niedrigen Tisch Platz genommen. Er erhob sich.

      „Das ist Mister James Resnick, Brandons Agent und Manager. Und außerdem ein Freund des Hauses.“

      „Miss Grath, wir haben Ihnen leider die traurige Mitteilung zu machen, dass Brandon Carter ermordet wurde“, sagte ich.

      Tasha Graths Gesicht gefror zu einer Maske. Sie wandte sich ab und bedeckte das Gesicht mit den Händen. James Resnick trat zu ihr und nahm sie in den Arm.

      „Es muss ein Schock für Sie sein“, sagt Milo. „Aber wir sind leider gezwungen, Ihnen ein paar Fragen zu stellen und eine Hausdurchsuchung durchzuführen. Unsere Kollegen sind bereits unterwegs.“

      Tasha Grath hatte sich nach kurzer Zeit wieder gefasst. Sie schluckte und wischte sich mit einem Taschentuch über die Augen. Im ersten Moment redete ich mir ein, dass es an den Lichtverhältnissen lag, aber ich konnte keinerlei Tränen erkennen.

      Ihre Stimme klang überraschend hart, als sie schließlich sagte: „Irgendwann musste es ja mal soweit kommen.“

      „Wovon sprechen Sie, Miss Grath?“, hake ich nach.

      „Na davon, dass Brandon jemandem so gewaltig auf die Füße tritt, dass derjenige sich dafür rächt.“ Sie atmete tief durch und sah mich an. Ein taxierender, sehr bestimmter Blick. Das waren nicht die Augen einer Frau, der man gerade den Boden unter den Füßen weggezogen hatte und die deswegen völlig aus der Fassung geraten war. Sie schien viel mehr ganz kühl die Lage abzuschätzen.

      „Vielleicht sollten Sie Tasha jetzt erst einmal eine Pause gönnen!“, schlug James Resnick vor. „Sie sehen doch wie sehr das Ganze Sie mitgenommen hat!“

      „Es geht schon, James!“, widersprach Tasha. Sie hob das Kinn und fuhr fort: „Was ist geschehen, Agent Trevellian? Ich will es ganz genau wissen. Sie brauchen nicht zu denken, dass Sie mich irgendwie schonen müssen!“

      In knappen Worten fasste ich ihr zusammen, was sich unseren bisherigen Erkenntnissen nach zugetragen hatte. „Der Mann, mit dem sich Ihr Lebensgefährte getroffen hat, war Jack Fabiano. Sagt Ihnen dieser Name etwas?“, fragte ich.

      Sie runzelte die Stirn und schüttelte dann energisch den Kopf.

      „Nie gehört.“

      „Wissen

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