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dem Veda oder den Upanishaden und weiß auch nicht, ob es irgend etwas dieser Art dort gibt. Was ich über das Supramental empfing, war ein direktes, kein abgeleitetes Wissen; erst später fand ich gewisse bestätigende Enthüllungen in den Upanishaden und dem Veda.

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      Es gibt viele Yogis der vedantischen Schule, die sowohl die siddhis als auch die letzte Befreiung anstreben – ich vermute, sie würden sagen, sie nehmen die siddhis mit auf den Weg zum nirvana. Die Harmonisierung liegt im Supramental – in der Göttlichen Wahrheit, die statisch und zugleich dynamisch ist, in einem Zurückweichen und Verlöschen der Unwissenheit, in einer neuen Schöpfung im Göttlichen Wissen.

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      Ich habe das „Yoga Vasista“ nicht selbst gelesen, doch nach dem, was ich darüber hörte, muss es ein Buch sein, das jemand mit bemerkenswertem okkulten Wissen schrieb.

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      Die kosmischen Werte sind lediglich Spiegelungen der transzendenten Wahrheit, übertragen auf eine kleinere Wahrheit der Zeiterfahrung, welche trennt und die tausend Aspekte des Einen einzeln sieht. In dem Maße, wie man sich über das Mental oder irgendeinen Teil des manifestierten Wesens erhebt, kann sich der eine oder andere dieser Aspekte mehr und mehr verfeinern und seiner höchsten transzendenten Intensität zustreben; und welcher Aspekt auch immer derart erfahren wird, wird vom spiritualisierten mentalen Bewusstsein als das Höchste angesehen. Doch wenn man das Mental überschreitet, sublimiert sich nicht nur alles, sondern es schmilzt zusammen, bis die getrennten Aspekte ihre ursprüngliche Einheit entdecken, die in der Absolutheit von allem, das eins wurde, unteilbar ist. Das Mental kann das Dasein ohne Bewusstsein oder Ananda erkennen oder erfahren; dies zeigt sich am deutlichsten in der Unbewusstheit, die der Materie zugeschrieben wird. Ebenso kann es sich Ananda oder Liebe als ein getrenntes Prinzip vorstellen; es kann sogar fühlen, wie sich Bewusstsein und Dasein in einer Ekstase der Liebe oder Ananda verlieren. Auf gleiche Weise verliert sich die begrenzte Personalität in der unbegrenzten Person, verliert sich der Liebende im höchsten Geliebten oder auch das Persönliche im Unpersönlichen – der Liebende fühlt, wie er in der transzendenten Wirklichkeit der Liebe und im Ananda eintaucht und darin aufgeht. Das Persönliche und Unpersönliche werden vom Mental als getrennte Wirklichkeiten gesehen und erfahren, und sowohl das eine wie das andere wird als das Höchste betrachtet; es kann sich also das Persönliche im Unpersönlichen auflösen oder aber das Unpersönliche in der absoluten Wirklichkeit der höchsten und göttlichen Person eintauchen – das Unpersönliche ist von diesem Standpunkt aus nur ein Attribut oder eine Macht des persönlichen Göttlichen. Doch am Gipfel der spirituellen Erfahrung, die das Mental überschreitet, beginnt man das Zusammenschmelzen all dieser Dinge in eins zu fühlen. Bewusstsein, Dasein, Ananda kehren in ihre untrennbare Einung zurück, Sachchidananda. Das Persönliche und Unpersönliche werden unwiderruflich eins, so dass eines dem anderen gegenüberzustellen als Akt der Unwissenheit erscheint. Diese Tendenz zur Einung ist die Grundlage des supramentalen Bewusstseins und der supramentalen Erfahrung; im Hinblick auf kosmische oder schöpferische Zwecke kann das Supramental durchaus einen Aspekt hervorheben, wo es notwendig erscheint, doch ist es sich all des Übrigen hinter ihm oder in ihm bewusst und lässt in seiner Schau nirgendwo eine Trennung oder Gegensätzlichkeit zu. Aus diesem Grund wäre eine supramentale Schöpfung eine vielfältige Harmonie, kein trennender Vorgang, der den Einen in Teile teilt oder ihn analysiert und diese Teile einander überordnet oder sich gegenüber stellt, um sie danach in einer Synthese zusammenzufügen, damit man zr einer Harmonie gelangt, oder aber den einen Teil oder alle Teile ausschließt, um den unteilbaren Einen zu verwirklichen.

      Du sprichst von der Vaishnava-Schule, welche die persönliche Glückseligkeit betont, und sagst, dass dies kurze und schnelle Gefühle [bhava] seien, die der Weite und Fülle entbehrten. Dies stimmt ohne Zweifel, wenn sie zuerst gefühlt werden und wie sie vom begrenzten Bewusstsein in seiner gewöhnlichen Aktivität und Bewegung empfunden werden; der Grund hierfür liegt jedoch darin, dass das menschliche Emotional mit dem Körper als unvollkommenem Instrument hinter sich, sobald es sich sublimieren will, meist in unregelmäßiger Intensität tätig ist und weder die Kontinuität noch das Ausmaß noch die sublimierten Steigerungen dieser Dinge aufrechterhalten kann. Doch in dem Maße, wie die Individualität kosmisch wird (die Universalisierung des einzelnen als göttlichem Zentrum ohne Verlust seiner höheren Individualität ist einer jener Vorgänge, die zur supramentalen Wahrheit führen), beginnt diese Unzulänglichkeit zu schwinden. Die Wahrheit, die dasya oder madhura, „dem süßen Geheimnis zwischen dem Liebenden und dem Geliebten“ zugrunde liegt oder irgendeinem anderen Gefühl oder einer Verschmelzung von Gefühlen, wird zu einem weiten und vollen, andauernden Zustand; wenn sie gelegentlich ihre kurzen Intensitäten durch diese ihre Ausdehnung einbüßen, gewinnen sie sie tausendfach zurück in der Bewegung der universalisierten Individualität zur Transzendenz hin. Eine immer größere Erfahrung stellt sich ein, welche die Elemente der spirituellen Verwirklichung erfasst; und in diesem erhebenden und umwandelnden Vorgang verändern sich diese, werden größer als sie waren und erhalten schließlich ihren Platz durch Sublimierung zuerst im spirituellen Kosmischen und dann im allumfassenden, transzendenten Ganzen.

      Die Meinungsverschiedenheiten über Krishna zwischen Shankara und Ramanuja einerseits und Chaitanya andererseits haben ihre Ursache in der Art ihrer Erfahrung. Krishna war den einen nur ein Aspekt Vishnus, da für sie jene ekstatische Form der Liebe und bhakti, die man mit Krishna verband, nicht das Ganze war. Die Gita betrachtet Krishna – ähnlich wie Chaitanya, doch von einem anderen Standpunkt aus – als das Göttliche schlechthin. Für Chaitanya verkörperte er Liebe und Ananda, und da Liebe und Ananda ihm als höchste transzendente Erfahrung galten, musste für ihn auch Krishna der Höchste sein. Für den, der die Gita schrieb, war Krishna die Quelle von Wissen, Macht und Liebe, der Zerstörer, Erhalter und Schöpfer in einem, und daher war auch Vishnu notwendigerweise nur ein Aspekt dieses universalen Göttlichen. Im Mahabharata erscheint Krishna tatsächlich als Inkarnation Vishnus, doch dies kann man auch dahingehend auffassen, dass er sich äußerlich in seinem Vishnu-Aspekt manifestierte; denn dass die größere Gottheit sich später manifestieren kann als die anderen, ist logisch, sofern wir die Manifestation als progressiv betrachten – genau wie Vishnu im Veda ein jüngerer Indra ist, Upendra, der seinen älteren besiegt und in der Folge den Platz über ihm im Trimurti einnimmt.

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