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Kowalski hat nämlich zu Protokoll gegeben, dass Isa zuerst Rotter und dann ihn gefragt hat, ob ein gewisser Rudolf Herzog noch beim Personenschutz des LKA arbeite.“

      „Mich laust der Affe.“ Er schluckte heftig.

      „Schatz, mit wem telefonierst du da so lange?“ Isa war ungeduldig geworden und trat jetzt auf den Balkon heraus. Dann ging alles so schnell, dass selbst der trainierte Rudi nicht alles mitbekam. Es knallte irgendwo, aber nicht weit entfernt, ein Blumenkasten, der am Balkongitter hing, zerlegte sich in Einzelteile. Isa schrie auf, als ein Teil sie traf, und stürzte rückwärts ins Zimmer zurück, Rudi beugte sich über die Balkonbrüstung, ein zweiter Knall, und auch der Blumenkasten vor Rudis Brust zerlegte sich, ein Großteil der Erde landete in seinem Gesicht, und deshalb konnte er den hellgrauen Lieferwagen, der unten auf der Straße gegenüber gestanden hatte und nun eilig losfuhr, nicht genauer erkennen.

      Isa war unverletzt bis auf eine schmerzhafte Beule am Hinterkopf, die aber nicht blutete. Rudi brauchte eine Viertelstunde, die wertvolle Blumenerde von seinem Gesicht und vor allem von seinen Lippen in den Abfall zu befördern. Fichte hatte wahrscheinlich nichts mitbekommen und aufgelegt.

      Isa verlangte zur Beruhigung unbedingt einen Schluck Wein und diesmal lehnte Rudi ein Glas nicht ab.

      „Wollten die mich umbringen?“, fragte sie erschüttert.

      Das hatte Rudi auch schon überlegt und schüttelte nach einiger Zeit den Kopf. „Glaube ich nicht, bei dem ungünstigen Schusswinkel konnte kein Meisterschütze sicher sein, dich oder mich zu treffen.“

      „Die Polizei willst du nicht rufen?“

      „Nein, wozu? Der Schütze ist längst über alle Berge, die Blumenkästen werde ich Katrin ersetzen, und alles in allem glaube ich, dass man dir nur einen Schrecken einjagen und mich warnen wollte.“

      „Dein Wort in Gottes Gehörgang!“

      „Seit wann glaubst du an Gott?“

      „Blödmann.“

      *

      Lupo konnte mal wieder sein Maul nicht halten: „Hoffentlich bald“, pflaumte er zum Schluss den Chef an: „Die Rücklagenbildung bei uns allen war nicht konsequent, folglich nicht sehr erfolgreich.“ Er sagte nicht, schließlich könne man das, was man wusste, auch an eine andere Agentur verkaufen. Das war auch nicht nötig, der Chef wusste es ohnehin und kannte auch den im Milieu gültigen Spruch, dass den meisten Menschen das Hemd näher sei als der Rock.

      Montag, 16. Juni

      Lupo erschien gegen neun Uhr in der Kanzlei und sagte der Sekretärin, die ihn nicht auf der Terminliste hatte: „Melden Sie Ihrem Chef bitte, ein Herr Ückes aus Bonn möchte ihn sprechen. Er weiß dann schon Bescheid.“

      Die CD wechselte für tausend Euro den Besitzer, Lupo leugnete stur, dass sie sich eine Kopie gebrannt hatten, was Nellen, der seine Pappenheimer kannte, ihm nicht glaubte.

      *

      Isa weigerte sich, mit Rudi in die Stadt zu fahren und etwa das „Haus der Geschichte“ zu besuchen, während er mit dem Kollegen Schneider „regelte“, was sich in Katrins Treppenhaus abgespielt hatte. Rudi ließ sich erst überzeugen, nachdem er Isas Beretta inspiziert und ihr das feierliche Versprechen abgenommen hatte, lieber als erste zu schießen, denn als zweite angeschossen oder gar erschossen zu werden.

      Kollege Schneider war beeindruckt. „Sie müssen ja ein hohes Tier in ihrem Amt sein.“

      „Den Eindruck hatte ich bisher nicht“, erwiderte Rudi ehrlich.

      „Wenn Sie wüssten, wer alles sich eingemischt hat.“

      „Wahrscheinlich alle diejenigen, die vorher gegen das Zeugenschutzprogramm im Fall Vandenburg waren.“

      „Gut möglich. Zum Glück gibt es auch in Verwaltungen 'tätige Reue'.Haben Sie Ihre Dienstwaffe mitgebracht?“

      „Ja.“

      „Kann ich die mal sehen?“

      Er verglich sie umständlich mit den Angaben auf einem Ausdruck. Der Donnerer bestätigte, dass es sich bei der Heckler & Koch um die neue Dienstwaffe des Kriminalhauptkommissars Rudolf Herzog, LKA-Abteilung Personenschutz, handelte. Damit war der formelle oder dienstliche Teil eigentlich erledigt, nachdem Rudi ein Protokoll und seine Aussage aus der Nacht unterschrieben hatte, aber Schneider war noch nach Plaudern zumute: „Natürlich kenne ich mittlerweile zumindest in Umrissen den Fall. Sie scheinen ja eine wirklich wichtige Kronzeugin spazieren zu fahren. Ich denke, der Mörder Lucanos sitzt bereit.“

      „Tut er, aber wenn man den zweiten Firmeninhaber wegen Anstiftung zum Mord für Jahre hinter Gitter schicken kann, hat man eine große OK-Firma lahmgelegt.“

      „Schön. Aber für wie lange? Da stehen doch bestimmt schon Utom-Konkurrenten bereit, den Laden zu übernehmen.“

      „Wahrscheinlich ... aber das kümmert mich wenig, ich bin kein Ermittler. Für mich ist der Auftrag erledigt, sobald der Vorsitzende die Zeugin Isa Vandenburg aus dem Zeugenstand entlässt“, log Rudi betont gleichmütig. Schneider griente etwas ungläubig, verfolgte das Thema aber nicht weiter: „Ich fürchte, dann geht für Sie die Arbeit erst richtig los.“

      „Wie meinen Sie das?“

      „Ihre Kollegen werden Ihre Zeugin durch die Mühle drehen, um möglichst viel über die Geschäfte der Utom zu erfahren, die Hintermänner und Verbindungen. Wo stecken mögliche Akten und Unterlagen?“

      Rudi wollte nicht zugeben, dass er daran auch schon voller Sorge gedacht hatte. Und Schneider legte den Finger gleich in die nächste Wunde: „Ohne überzeugende Akten und Dokumente muss sie dann mindestens noch einmal in den Zeugenstand – lebend und aussagefähig.“

      *

      Hauptkommissar Schneider irrte nur in einem Punkt. Mehtar Ben Ali stand nicht, sondern saß entspannt in Liechtenstein auf einem bequemen Armsessel im luxuriösen Besprechungszimmer seines Anwaltes Terzani. Seit Ben Ali zum ersten Mal von Spannungen zwischen Tomasio Lucano und Ullrich Schiefer wegen der „Ausweitung des Geschäftsfeldes“, an der Ben Ali ein großes finanzielles und politische Interesse besaß, gerüchteweise gehört hatte, war er fest entschlossen, notfalls Utom selbst zu übernehmen, als dieses wichtige, ja unverzichtbare Element in ihren Plänen untergehen zu lassen. Nun konnte man ein OK-Unternehmen nicht einfach kaufen oder mit einer unfreundlichen Übernahme an der Börse an sich bringen. Seit Monaten kümmerte sich Terzani um einen Interessenausgleich zwischen den verschiedenen Gruppen, die ein Auge auf Utom geworfen hatten. Es ging voran, langsam zwar, aber immerhin, es ging voran.

      „Hat du jetzt eine Ahnung, wo die Akten stecken?“

      „Nein, nicht wirklich“, räumte Ben Ali ein. „Aber wir schalten von Tag zu Tag mehr Möglichkeiten aus. Es geht voran.“

      „Viel Erfolg“, wünschte Terzani. „Ich

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