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Waffe. Und man konnte seinem Gesicht ansehen, dass er ernsthaft darüber nachdachte, sie zu ziehen.

      „Denken Sie nicht mal an das, was Ihnen jetzt im Kopf herumspukt”, sagte ich. „Sie wären durchsiebt, ehe Sie Ihre Waffe ziehen können!”

      In diesem Augenblick verließ eine Gruppe von Menschen das 'LaPlata'. Männer grölten, Frauen lachten laut. Offenbar hatte man sich gut amüsiert.

      Diesen Moment nutzte Zaid Gremel eiskalt aus. Er packte einen der Männer, schleuderte ihn uns entgegen, so dass er taumelnd ein paar Schritte auf uns zulief und wir nicht schießen konnten. Dann griff er sich eine der Frauen und hielt sie vor sich wie einen Schutzschild. Die Frau schrie laut. Der Schrei verstummte, als Zaid Gremel ihr seine Waffe an die Schläfe setzte. Rückwärts ging er auf den Eingang zum 'LaPlata' zu.

      Dann stieß er die Frau von sich, gab ein paar ungezielte Schüsse in unsere Richtung ab und stürmte ins Innere des 'LaPlata'.

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      Eine Fensterscheibe ging zu Bruch. Es regnete Scherben. Einer der Schüsse ging haarscharf an mir vorbei.

      Ich hetzte hinter Gremel her.

      Ein schmaler Flur führte zu einem großen, gewölbeartigen Raum. Dreidimensionale Projektionen tanzten über das Gewölbe und erweckten den Eindruck, unter freiem Himmel zu stehen. Die Zahl der Gäste hielt sich in Grenzen. Die meisten drängten sich auf der Tanzfläche. Aber das nervöse Flackern der Lichtanlage erschwerte die Orientierung.

      Ich sah mich um - und dann entdeckte ich ihn. Hauptsächlich aufgrund seiner Größe. Zaid Gremel überragte nämlich die meisten der Gäste um mindestens einen Kopf. Ich folgte ihm auf die gegenüberliegende Seite des Raums, wo er durch eine Nebentür verschwand.

      Ich folgte ihm. Die Tür führte in einen Küchentrakt. Wenig später gelangte ich durch eine kleine Seitentür ins Freie und befand mich auf einem Parkplatz auf der Rückseite des Gebäudes.

      Die hoch aufragende Gestalt von Zaid Gremel war unübersehbar. Als dunkler Schatten hob er sich ab und bewegte sich auf einen Sportwagen zu.

      „Keine Bewegung!”, rief jetzt eine Stimme von der anderen Seite. Rudi hatte das Gebäude umrundetet und war nun auf dem Parkplatz gelangt.

      Gremel wirbelte herum.

      „Geben Sie auf!”, rief ich.

      Aber Gremel feuerte bereits in Rudis Richtung. Blutrot leckte das Mündungsfeuer aus einer Automatik heraus. Ich feuerte fast im selben Moment und traf ihn an der Schulter.

      Die Wucht des Geschosses ließ ihn taumeln. Er fiel auf die niedrige Motorhaube seines Sportwagens. Ich spurtete los und war wenige Sekunden später bei ihm.

      „Fallenlassen!”, rief ich.

      Und diesmal gehorchte er. Die Automatik glitt zu Boden. Gremel blutete stark aus einer Schusswunde.

      Rudi hatte sich inzwischen ebenfalls genähert.

      „Alles okay bei dir?”, fragte ich.

      „Ich habe nichts abgekriegt, Harry”, bestätigte er mir. „Vielleicht sollten wir Herr Gremel über seine Rechte belehren. Denn alles, was er von nun an äußert kann und wird vor Gericht gegen ihn verendet werden.”

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      Der Rettungsdienst traf wenig später ein. Außerdem Verstärkung der Hannoveraner-Polizei. Auch Kollege Sörgelmeier fand sich persönlich ein.

      Zaid Gremel wurde umgehend in die Gefängnisklinik der nächstgelegenen JVA gebracht, um dort versorgt zu werden.

      „Wir werden Herrn Gremel vermutlich erstmal nicht verhören können”, meinte Sörgelmeier.

      „Ich glaube auch nicht, dass er uns etwas zu sagen hätte”, meinte ich. „Zumindest nicht, was die entscheidende Frage angeht: Wo ist Rinescu?”

      „Ich nehme an, dass wir nicht viel Zeit haben, um Rinescu zu kriegen”, meinte Rudi. „Bisher hat er sich als sehr vorsichtig und vorausschauend erwiesen. Der wird bestimmt Vorkehrungen für so einen Fall getroffen haben.”

      „Sie meinen, der sitzt schon in einem Flieger nach Übersee?”

      „Kann man nicht ausschließen. Und wahrscheinlich würde er sogar durch alle Kontrollen schlüpfen, weil er eine vollkommen veränderte Identität hat.”

      „Ich schlage vor, Sie schlafen jetzt erstmal die letzte Stunde, die diese Nacht noch hat”, meinte Sörgelmeier.

      „Morgen ist es zu spät, da bin ich mir sicher”, sagte ich. „Gremel hatte ein Handy bei sich. Und Rinescu muss irgendwie mit ihm kommuniziert haben. Vielleicht bekommen wir ihn auf diesem Weg.” Ich wandte mich an Sörgelmeier: „Wecken Sie jeden Kollegen, den wir für diese Aufgabe jetzt vielleicht brauchen. Die Nummern im Menue müssen der Reihe nach gecheckt und zurückverfolgt werden.”

      „Und wenn Rinescu sein Gerät nicht eingeschaltet hat?”

      „Das hat er mit Sicherheit, denn selbst wenn Rinescu zur Tarnung ein Wegwerfhandy benutzt, was ich stark annehme, dann muss er es eingeschaltet lassen, weil Gremel ihn sonst nicht erreichen kann. Und ich denke, darauf legt er im Moment wert... Schließlich muss er immer auf dem Laufenden sein, wenn er schnell genug reagieren will.”

      Rudi

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