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Zweitens: Digital transformierte Unternehmen werden zwar im Schnitt besser durch den Corona-Sturm kommen, aber einige der digitalen Transformer werden mehr gewinnen als andere.

      Unter den digital transformierten Unternehmen werden einige sich aufgrund ihres Geschäftsmodells oder ihrer Industrie große Stücke von dem insgesamt kleiner werdenden Kuchen abschneiden.

      Zum Beispiel werden die abonnementsbezogenen digitalen Geschäftsmodelle wahrscheinlich besser fahren als werbungsbezogene, denn wenn die Rezession zuschlägt, vermindern Unternehmen typischerweise ihre Ausgaben für Werbung in beträchtlichem Ausmaß, während der einzelne Verbraucher wahrscheinlich immer noch monatlich acht Euro für sein Netflix-Abo ausgeben wird.

      Auch ist Diversifizierung jenseits von Kernprodukten oder -dienstleistungen (besonders wenn diese in Zeiten von Corona wegfallen) eine erstrebenswerte Strategie, wenn sie möglich ist. Idealerweise wird sie mit niedrigen Fixkosten kombiniert. Man denke an Online-Vermittlungsdienste zur Personenbeförderung. Wenn die Menschen zuhause bleiben, brauchen sie eben keine Fahrten – eine schmerzliche Wahrheit, die Uber, Lyft und andere Dienste inzwischen nur zu gut kennen. Uber jedoch war in der Lage, mitten in einer von Corona beherrschten Gesellschaft nach neuen, erfolgversprechenden Lösungen zu suchen, um sich abzusichern. Man denke an Uber Eats für Essenslieferungen, an Uber Health für Krankenfahrten oder an Uber Freight für den Warenversand.

      Sämtliche Bemühungen, digitale Angebote und digitale Arbeitsmodelle zu etablieren, wurden durch die Pandemie deutlich intensiviert und ihre Umsetzung stark beschleunigt. Die teilweise notgedrungene Umsetzung digitaler (Ersatz-)Lösungen wird längerfristig dazu führen, dass sich Unternehmen, Mitarbeiter und Kunden deutlich schneller an die Nutzung digitaler Angebote gewöhnen, als dies ohne die Pandemie der Fall gewesen wäre. Hier muss allerdings erwähnt werden, dass notgedrungene Digitalisierungsbemühungen allein noch keine Digitalstrategie darstellen. Diejenigen Unternehmen, die im Zuge der Pandemie improvisieren mussten und rasch Digitalisierungsinitiativen angestoßen haben, werden langfristig nicht drum herumkommen, diese auf eine saubere strategische Grundlage zu stellen.

      Bereits vor dem Ende der Pandemie steht allerding fest, dass die Affinität für digitale Produkte und Services durch die Corona-Krise massiv gesteigert wurde. Für die Zeit nach der Krise bedeutet das, dass ein erheblicher Teil der Kunden die neuen digitalen Vertriebskanäle auch weiterhin nutzen werden, selbst wenn die traditionellen Offline-Kanäle wieder verfügbar sein werden. Sofern dies nicht schon längst geschehen ist, sollten Unternehmen deshalb den Nutzen und das Potenzial digitaler Angebote neu betrachten und bewerten. Durch den gestiegenen Anteil digital-affiner Kunden können sich nun Investitionen und Transformationsprojekte rechnen, welche vor der Krise noch wenig aussichtsreich gewesen wären. In der Folge bedeutet das für etablierte Unternehmen, dass sie sich in den Jahren nach der Pandemie verstärkt mit dem Aufbau neuer, digitaler Geschäftsmodelle (2. S-Kurve) beschäftigen müssen, während die Bemühungen während der Krise noch verstärkt auf der unmittelbaren Digitalisierung des Kerngeschäfts (1. S-Kurve) lagen.

      Ganz generell bedeutet diese beschleunigte Nachfrage nach digitalen Angeboten aber auch, dass die etablierten Geschäftsmodelle noch stärker unter Beschuss geraten. In dem Wissen, dass dieser Trend wohl anhalten wird, ziehen viele etablierte Unternehmen nun vermehrt Investitionen in digitale, disruptive Geschäftsmodelle und -ideen vor. Und dies ist genau richtig so. Wenn es jemals eine Zeit gab, das Kerngeschäft zu digitalisieren oder das disruptive digitale Geschäft zu beschleunigen, dann jetzt.

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