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Der Trick mit der Konventionalstrafe: 320 PS - JIM 104. Glenn Stirling
Читать онлайн.Название Der Trick mit der Konventionalstrafe: 320 PS - JIM 104
Год выпуска 0
isbn 9783745214864
Автор произведения Glenn Stirling
Жанр Триллеры
Издательство Readbox publishing GmbH
„Ich hatte aussteigen gesagt!“, bellte der Dicke. Dabei klatschte er mit der flachen Hand auf seinen Revolverkolben. Das war ziemlich unmissverständlich.
Jim stieg aus, Chris nun auch, weil solche gereizten Bullen mitunter schnell die Nerven verloren.
Dann sahen sie sich zu zweit die Scheibe an. Natürlich kannten sie das, aber in Kanada hatte das so gut wie kein Truck, außer einige von großen Speditionen, und da war es zur Kontrolle der eigenen Fahrer drin.
Jim war neben die beiden getreten. „Das mit der zu hohen Geschwindigkeit müsst ihr euch abschminken“, meinte er belustigt.
Aber das war ihnen vorher schon klar gewesen. Weil dieser Versuchsballon geplatzt war, kamen sie auf eine neue Idee. „Die Ladepapiere!“, bellte der mit der Sonnenbrille.
Chris gab sie ihm.
„Aha, und wo ist die Genehmigung, eine Fracht innerhalb von Kanada zu fahren?“, fragte die Sonnenbrille.
„Auch damit können wir dienen“, meinte Chris. „Es klappt heute bei euch einfach nicht, was? Ist nicht euer Tag, wie?“
Jim passte nicht, wie Chris mit denen redete. Das musste sie in Wut bringen. Doch sie taten beide, als könnte sie nichts aufregen. Jim merkte aber, dass sie innerlich nicht so friedlich waren, Die kochten schon und suchten krampfhaft in den Papieren nach einer Möglichkeit zum Abkassieren. Dass es ihnen in Wirklichkeit gar nicht ums Kassieren ging, konnte Jim ja noch nicht ahnen.
Dann schienen sie doch etwas in der Sondergenehmigung für Transporte für kanadische Frachten innerhalb Kanadas gefunden zu haben. „Hier fehlt der Stempel und die Unterschrift des Provinzgouverneurs!“, erklärte der Dicke, und die Sonnenbrille nickte beipflichtend.
Jim schüttelte den Kopf. „Mit Trick siebzehn ist bei uns nichts drin. Die Papiere sind voll okay. Seit wann muss der Provinzgouverneur abzeichnen, wo doch die Erlaubnis überhaupt von seinem Amt ausgestellt worden ist?“
„Wollen Sie uns über die Vorschriften belehren?“, fauchte der Dicke.
„Und hat mal einer behauptet, dass die Dicken gemütliche Leute sind“, frotzelte Chris.
Das hätte er wohl besser nicht gesagt. Der Dicke bekam einen Tomatenkopf, stierte Chris wütend an und knurrte böse: „Wollen Sie uns beleidigen, Mann?“
Jim begriff, wo die Fahrt hinging. „Ach, was, das hat der doch nur so gesagt.“
Das brachte den Dicken in Schwung. „Nur so gesagt? Ihr wollt hier neue Methoden einführen, was? Den hiesigen Transporteuren die Arbeit wegnehmen und dann noch den Mund aufreißen? Ohne Stempel und Unterschrift läuft nichts. Der Truck bleibt hier stehen, bis ihr alles habt, was notwendig ist!“
„Moment mal, das ist ja wohl nicht Ihr Ernst“, sagte Jim ruhig. „Wir haben eine Erlaubnis, und wenn da eine Unterschrift hinzukommen soll, werden wir die besorgen. Aber hier festgehalten zu werden …“
„Merkst du nicht. Jim“, wandte Chris ein, „dass wir für die Karnickel spielen sollen? Die wollen für heute ihr Erfolgserlebnis.“
Ohne auf Chris zu hören, fuhr Jim fort: „Wenn wir wegen Ihnen den Termin nicht einhalten können, bekommen Sie Ärger, nicht wir. Das mit der Unterschrift stimmt doch gar nicht! Sie wollen uns wohl für dumm verkaufen!“
Der Dicke schnappte nach Luft, aber es war die Sonnenbrille, die antwortete: „Also gut, ich verstehe. Wir tun das nur absichtlich, wir tun es auch, ohne ein Recht dazu zu haben. Das wollten Sie uns doch sagen, Mann, wie? In Ordnung, gedroht haben Sie uns auch. Sie möchten uns nötigen, Mister! Und Sie behaupten, wir täten Unrechtes.“
„Jim, der spinnt!“, meinte Chris.
„Sei still!“, hauchte Jim, aber es war zu spät.
„Beleidigung. Ganz klar, das reicht für heute!“, erklärte die Sonnenbrille. Er steckte die Papiere und die Fahrlizenz von Chris ein. „Ihr fahrt voraus, wir folgen. Die Polizeistation befindet sich mitten im Ort. Dort haltet ihr an. Ich übergebe die Sache dem District Commissioner. Fred, steig ein!“
Da half kein Reden mehr, und Jim verzichtete auch darauf, Chris irgendwelche Vorhaltungen zu machen.
Als sie dann fuhren, sagte Chris: „Die wollten uns so und so lahmlegen, weiß der Teufel warum. Die haben alles darauf angelegt. Wir hätten sagen können, was wir wollten. Soll ich mal ganz scharf bremsen? Sie sind direkt hinter uns.“
„Lass das, damit wird es erst richtig schlimm.“
Kurz darauf, sie waren schon im Ort, schoss von links ein junger Bursche mit einer Choppermaschine quer über die Straße.
Chris musste voll die Pulle wegnehmen und aufs Pedal steigen. Haarscharf fauchte das Motorrad vorbei, dann … ein Knall, und der Streifenwagen hing auf ganzer Schnauzenbreite hinten drin.
Eine Dampfwolke quoll auf, ein paar Scherben bröckelten klirrend, und ein Chromzierring tanzte eine ganze Weile auf der Straße, ehe er endlich liegenblieb.
Jim und Chris sprangen aus dem Fahrerhaus, wollten nach hinten, aber da waren Schweinchen Dick und Sonnenbrille schon aus ihrem zerknautschten Schlitten heraus, und Schweinchen Dick kreischte mit überschnappender Stimme: „Das war Absicht! Das kommt euch teuer zu stehen.“
Jim mahnte Chris zur Beherrschung. Das nutzte nur wenig. Auch die sieben Zeugen, die das alles gesehen hatten und wahrheitsgemäß von dem Motorradfahrer berichteten, nutzten nichts. Dicky und Sonnenbrille hatten sich auf was ganz Verrücktes eingeschworen. Und Sonnenbrille sprach das auch aus, dass es keiner überhören konnte: „Mordversuch. Ich habe eine Nackenzerrung. Es war ein Mordversuch!“
Der Inhaber der Cheeseburger Bude gegenüber, auch ein Zeuge, stand so füllig wie der dicke Polizist, die Hände vor der fleckigen Schürze gefaltet und trompetete: „Alles Mumpitz! Ich habe gesehen, dass die Trucker gar nicht anders konnten. Die mussten bremsen, sonst hätten sie den Jungen glatt unter die Räder bekommen.“
Schweinchen Dick fauchte: „Darüber reden wir noch! Du hältst also zu diesen Fremden, Charly! Darüber reden wir ganz bestimmt noch.“
Und dann kam der dritte Bulle zu Fuß von der Polizeistation her. Einer mit einem goldenen Balken auf den Schulterklappen, geschniegelt und gestriegelt. Rothaarig, wie ein Ire aus dem Bilderbuch. Mit grünen Augen und die Gesichtszüge eines hungrigen Wolfes. Er schob sich heran, hörte drei Sekunden zu und hatte schon die totale Erklärung.
Doch bevor er damit herausrückte, ließ er sich von Sonnenbrille erläutern, worum es überhaupt ging. Dann ließ er seine Meinung endgültig vom Stapel.
„Klare Sache, das sieht nur so aus, als wäre alles unvermeidlich gewesen. Aber wir kennen das. Diese Trucker sind doch mit allen Wassern gewaschen. Los, ihr beiden, vor die Station, aber ein bisschen plötzlich.“ Dann wandte er sich an den Dicken: „Und hör auf, Perey, immerzu von Mordversuch zu quatschen, das stimmt doch im Leben nicht!“
Na immerhin, dachte Jim, wenigstens etwas.
Den Polizeiwagen hatte es übel erwischt. Aber das betrachtete Jim als Künstlerpech für die beiden Bullen. Dennoch hatte er nicht gerade ein Siegesgefühl im Bauch, als er und Chris vor der Station ausstiegen. Der Rotkopf mit dem goldenen Balken auf dem Schulterstück winkte sie herein. Drinnen saß eine griesgrämige Mittvierzigerin hinter einer riesigen Theke. Sie trug Uniform und hatte auch einen goldenen Balken auf ihren Schulterstücken.
Der Rotkopf sagte: „Lieutenant Carewell, nehmen Sie von den beiden die Personalien auf.“
Nur im Film, dachte Chris, sind weibliche Polizisten hübsch. Die hier war es jedenfalls ganz und gar nicht. Und sie legte dann auch gleich los. Als Sonnenbrille mit den Papieren kam, mussten Jim und Chris noch fast zwei Stunden herumsitzen, ehe der District Commissioner