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Schiffen, deren sich die Könige auf ihren Reisen bedient hatten. Und endlich waren da auch die schweren, breiten Panzerschiffe mit Türmen und Kanonen auf dem Verdeck, die heutigentags gebraucht werden, sowie schlanke, schwarzglänzende Torpedoboote, die wie lange schmale Fische aussahen.

      Während der Junge zwischen all diesem herumgetragen wurde, wurde er ganz verdutzt. „Nein, daß so große und stolze Schiffe hier in Schweden gebaut worden sind!“ dachte er.

      Er hatte gut Zeit, sich umzusehen, denn als der Bronzene die Modelle sah, vergaß er alles andre. Er betrachtete sie der Reihe nach, vom ersten bis zum letzten, und ließ sie sich erklären. Und Rosenbom, der Oberbootsmann von Dristigheten, erzählte alles, was er wußte, wer die Baumeister gewesen waren, wer sie geführt hatte, und welches Schicksal sie gehabt hatten. Von Chapmann und Puke und Trolle, von Hogland und Svensksund erzählte er, bis zum Jahre 1809, denn von da an war er nicht mehr dabei gewesen.

      Ihm und dem Bronzenen gefielen die alten Holzschiffe am besten. Auf die neuen Panzerschiffe schienen sie sich nicht so recht zu verstehen.

      „Ich sehe, daß Er von den neuen da nichts weiß, Rosenbom,“ sagte der Bronzene. „Wir wollen deshalb jetzt gehen und etwas andres ansehen, denn das macht mir Spaß, Rosenbom.“

      Jetzt dachte er gewiß nicht mehr daran, den Jungen zu suchen, und dieser fühlte sich unter dem hölzernen Hut ganz sicher und behaglich.

      Die beiden Männer gingen durch die großen Werkstätten, durch die Segelnähereien und die Ankerschmieden, durch die Maschinen- und Schreinerwerkstätten. Sie besahen die hohen Kranen und die Docks, die großen Vorratshäuser, den Artilleriehof, das Zeughaus, die lange Seilerbahn und das große verlassene Dock, das aus den Felsen herausgesprengt worden war. Sie gingen auf die Bohlenbrücken hinaus, wo die Kriegsschiffe verankert lagen, begaben sich an Bord der Schiffe und betrachteten sie wie zwei alte Seebären, fragten und verwarfen und billigten und ärgerten sich.

      Der Junge saß sicher unter dem hölzernen Hut und hörte sie erzählen, wie auf diesem Platz gearbeitet und gestritten worden war, um die hier ausgerüsteten Schiffe fertigzustellen. Er hörte, wie man Leib und Leben aufs Spiel gesetzt hatte, wie das letzte Scherflein für diese Schiffe geopfert worden war, wie talentvolle Männer ihre ganze Kraft eingesetzt hatten, diese Fahrzeuge, die das Vaterland verteidigten und beschützten, zu verbessern und zu vervollkommnen. Dem Jungen traten ein paarmal unwillkürlich die Tränen in die Augen, als er von diesem allem erzählen hörte. Und er freute sich, daß er so genaue Auskunft darüber erhielt.

      Ganz zuletzt kamen sie auf einen offnen Hof, wo die Galionsfiguren von alten Linienschiffen aufgestellt waren. Und etwas Merkwürdigeres hatte der Junge noch nie gesehen, denn die Figuren, die da hingen, hatten unglaublich große, schreckenerregende Gesichter. Groß, kühn und wild sahen sie aus, von demselben stolzen Geist erfüllt, der einst die großen Schiffe ausgerüstet hatte. Sie waren von einer andern Zeit und von andern Händen hervorgebracht worden. Dem Jungen war es, als schrumpfe er vor ihnen ganz zusammen.

      Aber als sie hierhergelangt waren, sagte der bronzene Mann zu dem hölzernen: „Nehm Er vor denen, die hier stehen, den Hut ab, Rosenbom! Sie alle sind für das Vaterland im Kampf gewesen.“

      Aber ebenso wie der Bronzene hatte auch Rosenbom vergessen, warum sie die Wanderung begonnen hatten. Ohne sich einen Augenblick zu besinnen, lüpfte er seinen Hut und rief:

      „Ich nehme meinen Hut ab vor dem, der den Hafen auserwählte, der den Grund zur Werft legte und eine neue Flotte schuf, vor dem König, der dies alles hier ins Leben gerufen hat!“

      „Danke, Rosenbom, das war gut gesagt. Er ist ein prächtiger Mann, Rosenbom. Aber was hat Er denn da, Rosenbom?“

      Denn Nils Holgersson stand mitten auf Rosenboms kahlem Schädel. Aber er hatte jetzt keine Angst mehr, sondern schwang seine weiße Mütze und rief: „Ein Hurra für dich, Lippenfritze!“

      Er schrie so laut, daß er erwachte. Und da merkte er zu seiner großen Verwunderung, daß er alles miteinander geträumt hatte, und daß er noch immer bei den Gänsen auf dem Kirchendach war.

       Inhaltsverzeichnis

      Sonntag, 3. April

      Am nächsten Morgen flogen die Wildgänse auf eine Schäreninsel, um dort zu weiden. Sie trafen da mit einigen Graugänsen zusammen, und diese verwunderten sich sehr, als sie die Wildgänse erblickten, denn sie wußten wohl, daß diese Verwandten von ihnen am liebsten über das Innere des Landes ihren Flug nehmen. Sie waren sehr neugierig und ließen nicht nach mit Fragen und Verwundern, bis die Wildgänse alles erzählten, was sie von dem Fuchs Smirre auszustehen gehabt hatten. Als sie fertig waren, sagte eine der Graugänse, die ebenso alt und ebenso klug wie Akka zu sein schien: „Es ist ein großes Unglück für euch, daß der Fuchs in seiner eignen Heimat für friedlos erklärt worden ist. Er wird jetzt sicher sein Wort halten und euch bis Lappland verfolgen. Wenn ich an eurer Stelle wäre, würde ich nicht nordwärts über Småland reisen, sondern den Umweg über Öland nehmen, damit er eure Spur vollständig verliert. Wenn ihr ihm ganz entgehen wollt, müßt ihr ein paar Tage auf der Südspitze der Insel verweilen. Es gibt dort Nahrung in Hülle und Fülle und auch gute Gesellschaft. Ihr werdet es gewiß nicht bereuen, wenn ihr hingeht.“

      Dies war wirklich ein guter Rat, und die Wildgänse beschlossen, ihn zu befolgen. Sobald sie sich gut gesättigt hatten, traten sie die Reise nach Öland an. Keine von ihnen war zwar jemals dagewesen, aber die Graugänse erklärten ihnen den Weg. Sie sagten ihnen, sie sollten nur immer südwärts fliegen, bis sie einen großen Vogelzug erreichten, der an der Küste von Blekinge hinfliege. Alle Vögel, die an der Nordsee überwintert und ihren Sommeraufenthalt in Rußland und Finnland hätten, nähmen diesen Weg, und alle suchten Öland auf, um dort auszuruhen. Es werde den Wildgänsen gewiß nicht schwer werden, die Wegrichtung zu erfahren.

      An diesem Tage war es ganz windstill und so warm wie an einem Sommertage, also zu einer Seereise das beste Wetter, das es geben konnte. Das einzige Bedenkliche war, daß die Luft nicht ganz klar, sondern der Himmel grau und bedeckt war. Da und dort standen große Wolkenwände, die bis auf den Meeresspiegel heruntergingen und die Aussicht verdeckten. Als die Reisenden aus den Schären herauskamen, breitete sich das Meer so spiegelglatt vor ihnen aus, daß der Junge, als er zufällig hinabsah, meinte, das Wasser sei verschwunden. Es war kein Grund mehr unter ihm, ringsum waren nur Wolken und Himmel. Er wurde ganz verwirrt und klammerte sich ängstlich an den Gänserich an, wie damals, wo er zum erstenmal auf ihm saß. Er hatte das Gefühl, als könne er sich unmöglich da oben halten, sondern müsse auf einer Seite hinunterfallen.

      Es wurde auch immer schlimmer, als die Gänse den großen Vogelweg erreichten, von dem die Graugans gesprochen hatte. Eine Schar Vögel um die andre kam dahergeflogen, und alle hielten in derselben Richtung. Sie folgten gleichsam einem vorgezeichneten Weg. Es waren Enten und Graugänse, Mantelmöwen und Lummen, Seetaucher und Eisenten, Säger und Taucher, Strandelstern und Seebirkhühner. Als sich der Junge jetzt vorbeugte und dahin sah, wo das Meer sein sollte, erblickte er den ganzen Vogelzug im Wasser widergespiegelt. Aber wie merkwürdig, er war so verwirrt, daß er gar nicht wußte, was er sah, sondern meinte, alle diese Vögel flögen mit abwärts gekehrtem Rücken daher. Er verwunderte sich auch nicht einmal besonders darüber, denn er wußte selbst nicht mehr, was unten und was oben war. Die Vögel waren ermattet und sehnten sich danach, die Insel möglichst schnell zu erreichen. Keiner schrie oder sagte ein lustiges Wort, und deshalb kam dem Jungen alles so sonderbar unwirklich vor.

      „Wie, wenn wir die Erde verlassen hätten?“ fragte er sich. „Wie, wenn wir geradeswegs in den Himmel hineinflögen?“

      Ringsumher sah er nichts als Wolken und Vögel, und allmählich kam es ihm ganz wahrscheinlich vor, daß sie in den Himmel flögen. Da wurde er sehr vergnügt und fragte sich, was er wohl da droben sehen würde. Auf einmal fühlte er sich ganz frei von Schwindel, und der Gedanke, daß er in den Himmel fliege und die Erde verlasse, machte ihn überglücklich.

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