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Mal.

      Der Professor kratzt sich an seinem Bart. „Merkwürdig!“, murmelt er nachdenklich. „Dieser Schlaf ist viel zu fest für ein normales Nickerchen!“ Nach mehreren vergeblichen Aufweckversuchen lässt sich Professor Kullemupp auf die Bank fallen.

      „Ich glaube, da hilft nur eins“, sagt er und grinst den Kakapo an.

      „Ich habe es befürchtet!“, jammert Hagen und plustert sich auf. „Aber kurz und schmerzlos, wenn ich bitten darf!“ Der Professor nickt und zupft ihm eine seiner grünschimmernden Federn aus und kitzelt damit den Maulwurf an der Nase. Mit einem lauten ‚HATSCHI‘ wacht Herr Patschinski auf und die Feder verpufft im selben Augenblick in einer grünen Rauchwolke.

      „Na, wer sagt’s denn“, sagt Hagen. „Wenigstens hat sich der Schmerz gelohnt!“

      Verwirrt blinzelt der Maulwurf die beiden an. „Wo, wo – bin ich? Was ist passiert?“

      „Du bist bei uns in der Wildtierauffangstation!“, antwortet Professor Kullemupp. „Du hast tief und fest geschlafen. Nur mithilfe einer magischen Feder von Hagen konnten wir dich wieder wach kriegen.“

      Herr Patschinski reibt sich mit seinen kleinen Schaufelärmchen die Müdigkeit aus den Augen.

      „Ich erinnere mich daran, dass ich mit meinem Rucksack und einem Brief von Kunibär auf dem Weg zu euch war!“ Professor Kullemupp blickt den Maulwurf fragend an.

      „Ein Brief von Kunibär? Was stand denn darin?“

      „Ich habe keine Ahnung. Wo ist denn mein Rucksack?“ Suchend dreht er sich um.

      „Wahrscheinlich noch an der Stelle, wo die Kinder dich im Wald gefunden haben!“, sagt der Professor nachdenklich.

      „Aber wieso bist du überhaupt aus der Erde gekrochen?“, fragt Hagen kopfschüttelnd. „Sonst, gräbst du dich doch immer bis hierher durch, um nicht im Wald der Menschen entdeckt zu werden.“

      Herr Patschinski schüttelt sich und rümpft sein kleines Näschen. „Ja, du Schlauberger. Normalerweise mache ich das auch. Aber ich habe auf meinem Weg plötzlich einen wundervollen Gesang gehört.“

      „Ein Gesang?“, fragt Professor Kullemupp.

      „Ja! Die Melodie ähnelte der einer Nachtigall. Aber irgendwie klang sie anders und noch viel schöner!“, antwortet der Maulwurf schwärmerisch.

      „Ja, ja, und was geschah dann?“, fragt Hagen ungeduldig. Herr Patschinski streicht sich über seine Schnurrhaare. „Na, dann bin ich hier bei euch aufgewacht!“

      Professor Kullemupp schüttelt besorgt seinen Kopf.

      „Das klingt alles ziemlich merkwürdig! Hagen und ich werden dich heute Nacht in den ‚Wald der Vielfalt‘ begleiten. Ich muss unbedingt wissen, was Kunibär uns in dem verlorenen Brief mitteilen wollte!“

      Als Marly, Finni und Tim im Ferienlager ankommen, sind sie total außer Puste. Pia steht bereits mit ihrer Gruppe bei Frau Müllerstein und erzählt lauthals, dass die anderen drei bei der Schnitzeljagd geschummelt hätten.

      „Frau Müllerstein!“, unterbricht Tim. „Wir haben nicht geschummelt. Glauben sie ihr kein Wort!“

      „Finni hat einen kleinen Maulwurf im Wald gefunden!“, erklärt Marly. „Er lag regungslos neben einem Fliegenpilz!“

      Frau Müllerstein rutscht ihre kleine Brille, die ihr ständig auf die Nasenspitze rutscht, zurecht. „Einen Maulwurf? So, so!“

      „Sie können den Professor fragen. Es ist wahr!“, sagt Tim. „Wir wollten ihm nur helfen.“

      Pia wirft den dreien einen hinterhältigen Blick zu und lächelt dann Frau Müllerstein an. „Ich habe keinen Maulwurf gesehen!“

      Marly stemmt wütend ihre Hände in die Hüften. „Du spinnst ja wohl! Aus der Entfernung konntest du das doch überhaupt nicht sehen!“

      „Schluss jetzt Kinder!“, beendet Frau Müllerstein den Streit. „Seid um sechs Uhr pünktlich beim Abendessen! Bis dahin werde ich mir eine kleine Strafe für euch überlegen!“

      Tim und Marly blicken sich entgeistert an.

      „Eine Strafe?“, fragt Tim. „Für was werden wir bestraft?“ „Wir haben nichts Falsches getan. Diese Pia lügt!“, sagt Marly deutlich zu laut.

      „Wir haben ein Tier gerettet!“, murmelt Finni lautlos.

      Frau Müllerstein lugt ernst über ihre kleine Brille. „Wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann ist es Lügen und Petzen! Ihr bekommt alle eine Verwarnung!“

      Nach dem Abendessen sitzt Marly niedergeschlagen in einem großen grünen Ohrensessel im Telefonzimmer des Ferienlagers. Lustlos hält sie den Hörer an ihr Ohr und schmollt.

      „Und Liebling, wie gefällt es dir im Ferienlager?“, fragt Marlys Papa auf der anderen Seite der Leitung. Er hört sich sehr weit weg an. Marly schweigt.

      „Marly-Bär, bist du noch dran?“

      „Ja, bin ich!“, nuschelt sie genervt in das Telefon.

      „Was ist denn los mit dir?“

      „Nichts! Ich will nach Hause zu Oma. Das Ferienlager ist langweilig und Frau Müllerstein ist eine gemeine Brillenschlange!“, sagt Marly sauer.

      „Ach Marly, das wird sicher noch. Warst du denn schon in der Wildtierauffangstation?“, fragt Herr Santos. Marly spielt an ihrer Halskette herum. Sie ist traurig, wütend und müde. Aber vor allem sauer auf ihre Eltern, die sie hier in das Ferienlager gesteckt haben.

      „Da gibt es nichts zu sehen. Nur Rehe und Hirsche. Da kann ich ja bei Oma Gertrud im Tierheim mehr Tiere sehen.“, schnauzt sie ihren Papa an. „Ich möchte jetzt auch in Brasilien sein und mit euch zusammen das weiße Faultier suchen!“

      „Ach Marly, gib dem Ferienlager doch noch eine Chance. Du wirst sicher vor lauter Spaß am Ende gar nicht mehr nach Hause wollen!“, sagt er.

      „Nein, ganz bestimmt nicht!“, schreit Marly wütend in das Telefon. „Wir haben heute für die Rettung eines Maulwurfs Strafarbeit aufgebrummt bekommen! Wir sollen in der Wildtierauffangstation die Ställe putzen. Klingt das für dich nach Spaß, Papa?“

      „Das war sicher nur ein Missverständnis!“, sagt Herr Santos. „Rede doch einfach noch einmal mit Frau Müllerstein!“ Marly knurrt und presst ihre Lippen aufeinander.

      „Die glaubt uns sowieso nicht!“ Auf der anderen Seite der Leitung reagiert keiner.

      „Papa? Bist du noch dran?“, fragt Marly. Ein Knacken ist zu hören.

      „Ma-Marly?“, ruft Herr Santos. „Die Verbindung ist schlecht! Hörst du mich?“

      „Ja“, murmelt Marly traurig.

      „Wir haben das Albino Faultier noch nicht gefunden!“, erzählt Marlys Papa. „Die Wissenschaftlerin Barbara Bar…!“

      „Papa, ich höre dich schon wieder nicht mehr!“, sagt Marly genervt. „Hallo?“

      „… ist spurlos verschwunden!“, erzählt Marlys Papa weiter. „Morgen machen wir uns auf die Suche nach ihr und dem Faultier!“

      Marly verzieht ihr Gesicht. „Na dann, viel Spaß!“ Im Telefon rauscht es.

      „Marly, falls du mich noch hören kannst – wir melden uns bald wieder bei dir. Genieße einfach die Zeit im Ferienlager. Deine Mutter und ich haben dich sehr lieb. Du machst das schon, Marly-Bär.“, ertönt Herr Santos abgehackt. Dann ist Stille. Enttäuscht legt Marly den Hörer auf.

      Ich will nicht in diesem doofen Ferienlager sein, denkt sich Marly, während sie über den Hauptplatz stapft. Ich habe doch vor dem Haus von Professor Kullemupp ein unabgesperrtes Fahrrad gesehen, überlegt sie. Das könnte ich mir ausleihen und zum Bahnhof radeln. Oma Gertrud freut sich bestimmt, wenn ich bei ihr meine Ferien

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