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erinnert, eines zu besorgen.

      Silvie und Simon schauen sich etwas desorientiert um und entdecken dann schließlich in der Nähe des Ausganges das Schild ›LOST ITEMS‹. Von einer zuständigen Person ist weit und breit nichts zu sehen. Am Schalter direkt nebenan steht ein schwarzer schmächtiger Angestellter, dem das Jackett um die Schultern schlackert. Simon fragt, an wen er sich zwecks ›lost items‹ wenden kann. Der Angestellte scheint sich nicht sicher zu sein, was mit ›lost items‹ gemeint ist, und fragt seinen fülligen Kollegen, der gerade im Hintergrund in eine Blätterteigtasche beißt.

      (Apropos: Dabei handels es sich wohl eine südafrikanische pie. DAS südafrikanische Fastfood und Grundnahrungsmittel für Angestellte, Verkaterte und Polizisten. Ist gut, billig, warm und überall zu haben, in jedem Supermarkt, Kiosk und an jeder Tankstelle. Dabei handelt es sich nicht um süße Apfeltaschen, sondern sättigende Teigtaschen mit den unterschiedlichsten Fleischfüllungen – Hühnchen, Pfeffersteak, Niere, Strauß und alles, was das Fleisch liebhabende Herz begehrt. Für Vegetarier ist eine pie allerdings nichts.)

      Der Dicke kaut in aller Ruhe fertig, schaut sich, ohne sich dabei auch nur einen Meter von der Stelle zu bewegen, suchend um und sagt dann zu seinem Kollegen, der die Teigtasche wirklich besser vertragen könnte: »She is not here«, woraufhin dieser zu Simon herüberruft: »She will be back just now.«

      Simon hofft, dass »just now« nicht »noch eine dreiviertel Stunde« heißt.

       JETZT IST NICHT JETZT

      ›Jetzt‹ ist in Südafrika ein äußerst dehnbarer Begriff, für den Südafrikaner verschiedene Abstufungen besitzen. Hier ist eine kleine Interpretationshilfe, damit Sie sich nicht umsonst große Hoffnungen auf schnelle Reaktionen machen.

       just now – »Mal schauen« oder bestenfalls »bald«. Könnte in zehn Minuten, irgendwann im Laufe des Tages oder auch gar nie sein. Die eigentliche Bedeutung: Mach dich mal locker.

       now – Ziemlich bald. Heißt so viel wie: Sobald ich Zeit habe.

       now now – Jetzt dann, in Kürze. Hier muß man die obligatorischen zehn Minuten südafrikanische Extra-Time noch dazurechnen.

       now now now – Auf der Stelle. Kommt dem deutschen ›jetzt‹ am nächsten.

      Simon hat tatsächlich Glück und die zuständige Dame taucht recht schnell auf. Sie ist äußerst freundlich und zugegebenermaßen äußerst hübsch mit ihrem asiatischen Einschlag, macht aber Simon keine großen Hoffnungen, dass die Gegenstände noch auftauchen. Sie kritzelt ihre Nummer auf ein Notizblatt und bittet ihn, am nächsten Morgen anzurufen: »Give me a call around ten-ish tomorrow morning!«

      Okay, alles klar. Aber ›Ten-ish‹?!

       -ISH

      Wird an konkrete Zahlen und Zeitangaben (eight o’clock, early, late, soon, morning) angehängt, um diese vager, freier und schwammiger zu gestalten. Das Kürzel heißt ›so um den Dreh‹ und der Dreh geht IMMER Richtung später. Wenn ›-ish‹ an eine konkrete Uhrzeit angehängt wird, sollte man zur erwähnten Uhrzeit fünf bis 30 Minuten dazurechnen.

      Auf gut Deutsch heißt es also: ›Sei nicht böse, wenn ich nicht pünktlich bin, und ich nehme es dir auch nicht übel, wenn du nicht pünktlich bist.‹

      Beispiele: seven o’clock-ish, five- thirty-ish, early-ish (früh, aber nicht ZU früh), soon-ish (bald, aber nicht ganz bald)

      3

       MONEY MONEY MONEY

      Puh, Simon will jetzt einfach nur ins Hotel, Beine ausstrecken, Schlaf tanken und frisch morgen losstarten. Während Silvie an einem Informationsstand in der Flughafenhalle Broschüren einsammelt, schlurft er schon einmal zu den zwei Geldautomaten am Ausgang. Na, hoffentlich funktioniert seine EC-Karte hier. Whoops! Der Automat gibt ihm sechs Optionen – Sprachen? – zur Auswahl: Venda, Sotho, Xhosa, Tswana, Zulu und Afrikaans. Das Letzte ist anscheinend so was wie Holländisch. Vom Rest hat Simon noch nie etwas gehört. Na ja, Deutsch ist jedenfalls nicht dabei, dafür aber, Gott sei Dank, Englisch. Jetzt muss er kurz umrechnen. – 1.500 Rand, meinte Silvie, seien um die 100 Euro. Mal schauen, was er maximal abheben kann.

      (Apropos: Abheben kann man bis zu 400 Euro am Tag. Dieses Limit ist von der deutschen Hausbank festgelegt. Die Geldautomaten von Standard Bank und Nedbank erlauben eine Auszahlung von bis zu ZAR 4.000, ABSA und First National Bank (FNB) erlauben nur Abhebungen bis zu circa ZAR 2.000 pro Tag. Gebührentechnisch empfiehlt es sich, größere Beträge auf einmal abzuheben, da pro Abhebung unabhängig von der Höhe des Betrages um die fünf Euro Gebühren anfallen.)

       AUTOMATIC TELLER MACHINE (ATM)

      Fragen sie nach einem ›E-I-TI-EM‹, wenn sie wissen möchten, wo der nächste Geldautomat steht. Geldautomaten gibt es in Südafrika zwar erst seit 1977, in den Großstädten aber mittlerweile wie Sand am Meer. Das Banken- und ATM-System ist allerdings noch nicht überall ins Land durchgesickert. Das ist kein Wunder, denn bis 1994 waren die meisten Südafrikaner weder mit dem modernen Banksystem konfrontiert, noch darin integriert. Viele südafrikanische Arbeiter werden auch heutzutage noch alle zwei Wochen bar ausbezahlt, weil sie kein Konto besitzen. Schätzungsweise 15 von 50 Millionen Südafrikanern haben noch keine Bankanbindung. Ab und an hört man die eine oder andere charmante Anekdote von Bankneulingen, die das System überlisten wollen, indem sie ihren Lohn an mehreren Bankomaten und/oder Filialen hintereinander abzuheben versuchen – nur, um dann enttäuscht festzustellen, dass es da wohl eine heimliche Kommunikation zwischen den Maschinen und den Banken gibt. Bevor man in ländliche Gebiete reist, sollte man daher die Bargeldvorräte sicherheitshalber aufstocken. Generell empfiehlt es sich, eher in belebten Shopping Malls als an einsamen Straßenecken abzuheben. ATMs gibt es in jedem Einkaufszentrum, an fast jeder Tankstelle und in den meisten Supermärkten. Man kann mit der deutschen EC-Karte problemlos Geld abheben.

      Die vier Filialen der großen südafrikanischen Banken – ABSA, Standard Bank, First National Bank und Nedbank – sind montags bis freitags von 9 bis 15:30 Uhr und samstags von 8:30 bis 11 Uhr geöffnet.

      Mit der EC-Karte abzuheben scheint überhaupt kein Problem zu sein. Der Maximalbetrag auch nicht – coole Sache.

      Der Bankomat hört sich an, als würde er gerade leer gefegt. Nach etwa zehn Sekunden spuckt er ein Riesenbündel an verschiedenfarbigen Scheinen aus – braune, pinke, blaue, rötliche. Sieht wie Spielzeuggeld aus. Hinter Simon steht ein dickes amerikanisches Touristenpärchen in Bermudas und Sportschuhen. Ganz klassisch wie ihr Vorurteil. Simon ist froh, dass Silvie nicht mit fleischfarbenem Bauchgürtel und Birkenstocks hier herumrennt – er hat keine Lust, dass die Amis von ihm genau dasselbe denken. Er lässt das Pärchen zum Automaten durch, lehnt sich an die Wand neben der Eingangstüre und zählt vorsichtshalber das dicke Bündel durch. Da sind 200, 100, 50 und 20er-Noten dabei und auf jeder ist auf der einen Seite ein glücklich lächelnder Nelson Mandela und auf der anderen ein Tier abgebildet. So sieht also das Geld der Safari-Nation aus ...

       DER SÜDAFRIKANISCHE RAND

      Die südafrikanische Währung heißt Rand, für einen Euro kriegt man in der Regel um die zehn ZAR bzw. R. Die Bezeichnung Rand kommt von ›Witwatersrand‹, dem 200 Kilometer langen Höhenzug im Nordosten des Landes, der die mit Abstand größten Goldfelder der Welt beherbergt.

      Die ersten Goldfunde am Witwatersrand (1886) haben Südafrikas Entwicklung maßgeblich vorangetrieben und hatten zur Folge, dass unzählige Digger, Minenarbeiter, europäische Ingenieure und Spekulanten in die davor fast unbesiedelte Region strömten und die jetzige Millionenstadt Johannesburg gründeten. Johannesburg heißt auf Zulu eGoli (Ort

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