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       Nr. 904

       Murcons Burg

       Der Quellmeister im Reich der Zaphooren – gejagt von den Bruderschaften

      von KURT MAHR

       In der Galaxis Algstogermaht, dem gegenwärtigen Aufenthaltsort der SOL und der BASIS, sind die meisten Besatzungsmitglieder der beiden Raumgiganten zum Warten verurteilt – zum Warten auf die Rückkehr Perry Rhodans und seines 300-köpfigen Einsatzkommandos von der PAN-THAU-RA.

       Anfang Dezember des Jahres 3586 ist es dem Einsatzkommando längst gelungen, zur Zentrale des Sporenschiffs vorzustoßen. Perry Rhodan und seine Leute haben somit die Aufgabe erfüllt, die das LARD ihnen gestellt hat. Und damit war es für sie auch an der Zeit, die Geschichte des LARD, das niemand anderes als der Roboter Laire ist, zu erfahren.

       Mit Laire oder, genauer gesagt, einem Teil des Roboters haben es auch die Terraner im Solsystem zu tun. Dort geht es um das Auge Laires, das die ins Heimatsystem der Menschheit eingedrungenen Loower unter allen Umständen in ihren Besitz bringen wollen, da es den Schlüssel zu einer Materiequelle darstellt.

       Dieser Materiequelle ist wiederum Pankha-Skrin auf der Spur, der Quellmeister der Loower. Statt sein Ziel jedoch zu erreichen, wird er zum Gefangenen auf MURCONS BURG ...

       Die Hauptpersonen des Romans

      Pankha-Skrin – Der Quellmeister wird gejagt.

      Salsaparú, Boronzot, Garlotta und Zullmaust – Anführer der Zaphooren.

      Vajlan – Ein Techno-Spürer.

       1.

      Als Pritt, der sie den Namen »die Leichtfüßige« gegeben hatten, das Pochen zum ersten Male hörte, da ahnte sie, dass Salsaparús Hoffnung nicht in Erfüllung gehen würde.

      Pritt lag auf dem Boden eines niedrigen Stollens, unter dessen Decke sich ein Strang von Röhren entlangzog. Die Röhren dienten der Frischluftversorgung des Turms, in dem die Bruderschaft der Unabhängigen Frauen lebte. Ein ständiges Rascheln war in ihnen, von der Luft, die durch die Röhren strömte. Pritt hatte sich diesen Lauscherposten selbst ausgesucht. Wenn Boronzots Männer aus dieser Richtung angriffen, dann würden sie früher oder später den Stollen durchqueren müssen. Die Röhren aber verstärkten jedes Geräusch und trugen es bis in weite Ferne.

      Pritt wartete. Das Geräusch kam wieder. Es wurde lauter und heftiger. Irgendwo dort, wo die Luft herkam, wurden Gegenstände gegen die Röhren gestoßen. Pritt sah im Geist Boronzots Krieger, wie sie über die Röhren hinwegkletterten und sie dabei mit ihren harten Stiefeln berührten.

      Sie wartete. Das Klingen und Dröhnen der Röhren hielt etwa zwanzig Minuten lang an. Dann wurde es still. Pritt wusste, dass Boronzots Angriff unmittelbar bevorstand. Nach ihrer Schätzung hatte er mindestens achtzig, vielleicht sogar hundert Kämpfer in den Turm der Frauen eingeschleust. Das war eine beachtliche Streitmacht.

      Die leichtfüßige Pritt kroch den Stollen entlang, bis sie einen Ausstieg erreichte. Sie gelangte in einen kahlen, staubigen Gang, der sanft aufwärts führte. Wenige Minuten später stand sie vor der Schiefäugigen Salsaparú, der Vorsteherin der Bruderschaft der Unabhängigen Frauen. Salsaparú hatte ihr eigenes Quartier dem gefangenen Gastwirt zur Verfügung gestellt, damit er sich ausruhen könne. Sie wohnte in einem weitläufigen Raum auf einem der unteren Geschosse des Turms. Ihren Beinamen hatte sich Salsaparú durch die unsymmetrische Anordnung ihrer Augen erworben. Sie besaß deren drei – davon saßen zwei links und das dritte rechts der Nasenwurzel. Selbst für zaphoorische Begriffe war Salsaparú hässlich. Aber sie war kräftig, an Körper wie im Geist, und sie besaß das Vertrauen der Königin Garlotta. Niemand kannte ihr Alter; aber es musste geraume Zeit her sein, seitdem sie von ihrer Mutter entwöhnt worden war.

      Die Vorsteherin sah auf, als Pritt eintrat.

      »Boronzot kommt!«, sagte sie, als sie den Ausdruck auf Pritts Gesicht sah. »Ich bin sicher«, antwortete die Leichtfüßige. »Ich schätze seine Stärke auf achtzig bis hundert Mann.«

      Sie schilderte, was sie erfahren hatte.

      »Auf dich kann man sich verlassen«, lobte Salsaparú. »Ich bin sicher, dass dein Schluss richtig ist. Boronzot hat also nicht auf Garlottas Appell reagiert. Oder wenn er es tat, dann nur zum Schein. Er tut so, als sei er verhandlungsbereit. Aber anstatt zu warten, überfällt er uns.«

      »Ich habe damit gerechnet«, erklärte Pritt. »Die Männer halten sich für überlegene Wesen. Es verletzt ihren Stolz, wenn wir in ihren Bereich eindringen und einen wichtigen Gefangenen entführen, wie wir es mit dem Gastwirt getan haben. Sie müssen sich dafür rächen.«

      »Ja«, knurrte Salsaparú. »Und allen voran Boronzot, die fette Ratte!«

      »Was tun wir?«, versuchte Pritt, das Gespräch wieder auf einschlägige Bahnen zu bringen.

      »Wir wissen, aus welcher Richtung Boronzot angreift. Wir werden uns wehren. Sage den Unteranführerinnen Bescheid. Sie sollen ihre Leute in Marsch setzen. Wenn das geschehen ist, dann eilst du zu Garlotta und berichtest ihr alles, was du von Boronzots Angriff weißt. Garlotta wird sich nicht weigern, uns zu unterstützen.«

      Die Leichtfüßige Pritt wiederholte den Befehl. Dann fragte sie: »Was wird mit dem Gastwirt?«

      »Wir müssen ihn in Sicherheit bringen – für den Fall, dass wir unterliegen«, lautete Salsaparús Antwort. »Boronzot wird damit rechnen, dass wir ihn in der Höhe des Turms verstecken. Aber wir schlagen ihm ein Schnippchen. Wir bringen den Gefangenen in das unterste Gelass dieses Turmes!«

      »Damit die Blinden ihn fassen?«, rief Pritt entsetzt.

      »Man wird ihn bewachen«, erklärte die Vorsteherin. »Die Blinden sollen sich nicht getrauen, auch nur einen Finger nach ihm auszustrecken!«

      Pritt machte sich auf den Weg. Sie hatte keine Zeit zu verlieren.

      *

      Der, von dem die Rede war, saß mittlerweile in Salsaparús Quartier und versuchte, mit seinen Gedanken ins reine zu kommen. Das war selbst für einen entelechisch geschulten Quellmeister nicht eben einfach. Zu verwirrend, zu vielfältig und fremdartig waren die Eindrücke, die er über sich hatte ergehen lassen müssen, seitdem er von fremden Robotern von Bord seines Schiffes, der RIESTERBAAHL, entführt worden war.

      Pankha-Skrin, der Quellmeister, war derjenige, in dem sich Hoffnung und Sehnen des gesamten Volkes der Loower manifestierten. Seit unvorstellbar langer Zeit – Pankha-Skrin wusste selbst nicht, wieviel Jahre er zählte – war er mit seiner Flotte, der Kairaquola, auf der Suche nach der Materiequelle gewesen, hinter der die Fremden hausten, die die Loower seit Jahrmillionen verfolgten. Als Zeichen seines Standes war Pankha-Skrin mit dem Skri-marton, dem Quellhäuschen, ausgestattet. Das Skri-marton war ein halbkugelförmiges, etwa fünf Zentimeter hohes Organ, das im Nacken aus dem Organwulst wuchs, der einem Loower den Schädel ersetzt. Das Quellhäuschen war von leuchtend blauer Farbe. Seit Pankha-Skrins Entführung von der RIESTERBAAHL pulsierte es in unkontrollierbarer Weise, wobei es dem Quellmeister mitunter heftige Schmerzen bereitete. Das musste damit zu tun haben, dass Pankha-Skrin sich in einer der sieben kosmischen Burgen befand. Von der Burg schien ein unheimlicher Einfluss auszugehen, der das Skri-marton in Erregung versetzte.

      Bevor er gefangen genommen und entführt wurde, hatte Pankha-Skrin geglaubt, es müssten sich ihm neben der Materiequelle, die er bereits vor zwei Jahren gefunden hatte, bei seinem zweiten Anflug auch die kosmischen Burgen offenbaren. Als er aber mit seinem Raumschiff in die Gegend der Materiequelle vordrang, da fand er von den Burgen keine Spur. Er wusste, dass sie sich in diesem Raumsektor befanden, aber sie entzogen sich der Wahrnehmungsfähigkeit

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