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Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis. Walter G. Pfaus
Читать онлайн.Название Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis
Год выпуска 0
isbn 9783745214024
Автор произведения Walter G. Pfaus
Жанр Зарубежные детективы
Издательство Readbox publishing GmbH
Victor würde schon die richtigen Drähte glühen lassen, um diesen Mistkerl zu erreichen.
Davon war ich überzeugt.
Ich ahnte nicht, wie recht ich behalten sollte.
Allerdings auf eine etwas andere Art, als ich ursprünglich geglaubt hatte.
Aber so ist das manchmal.
Es kommt nicht immer heraus, was man beabsichtigt hat.
In diesem Fall war das Ergebnis einfach furchtbar.
Ich hatte mich auf schreckliche Weise geirrt.
Aber davon ahnte ich in diesem Moment noch nichts.
*
Ich beobachtete die Villa. Ganze Tage verbrachte ich in einem Leihwagen den ich mir gemietet hatte und sah mir an, wer bei dem sogenannten Puppenspieler aus- und einging. Über ein Smartphone nahm ich Kontakt zu Major Phantom auf. So nennt er sich. Wie er wirklich heißt, weiß ich nicht. Und auch nicht, wo auf der Welt er sitzt. Ich weiß noch nicht einmal, ob er tatsächlich ein >Er< ist. Ich weiß nur, dass niemand besser darin ist, Dinge über das Netz zu erledigen. Egal ob Recherche oder sonstwas. Ich werde ihm wahrscheinlich nie begegnen. Aber ich vertraue ihm und nutze seinen Service.
In diesem Fall bestand der Service darin, mir sehr schnell Auskunft darüber zu geben, was das für Leute waren, die da ein- und ausgingen.
Für Major Phantom war das eine Kleinigkeit.
Die Klarnamen der Besucher waren schnell ermittelt. Ebenso ihre Biografien, ihre Ämter, ihr Vermögen, ihre Familienverhältnisse, ihre Affären, ihre kriminellen Machenschaften und die Leichen, die sie im Keller hatten. Es ergab sich dadurch sehr schnell ein umfassendes Bild. Der Puppenspieler war bestens mit der russischen Oligarchie vernetzt - und mit der Politik.
Sowas in der Art hatte ich auch erwartet.
Aber einer der Leute, die bei dem Puppenspieler zu Gast waren, überraschte mich dann doch.
Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen.
Es war der Mann in Kobaltblau.
Ich brauchte ihn nicht mal zu fotografieren, und Bild an Major Phantom zu schicken, denn ich hatte bereits ihn einmal auf diesen Typ angesetzt, kurz nachdem ich mich mit mit dem Mann in Kobaltblau im Café Moskai getroffen hatte.
Und das Ergebnis war negativ.
Null.
Nichts.
Über diesen Typ hatte auch Major Phantom nichts herausfinden können.
Für mich ein Zeichen dafür, dass er wirklich ein Vollprofi war, denn es gehörte schon einiges dazu, Major Phantom durch die Lappen zu gehen.
Ich fragte ihn nochmal an. Und ich sandte ihm als Zusatzmerkmal die Nummer des Wagens, mit dem er vorgefahren war.
Jedes Detail konnte helfen.
Auch so eins.
Die Antwort von Major Phantom ließ länger als gewohnt auf sich warten. Sie war erneut negativ.
>Was ist das bloß für ein Typ? Ich kann nichts über ihn finden!<, erreichte mich seine Nachricht.
>Er existiert aber<, schrieb ich ihm zurück.
>Bist du sicher?<
>Hab Augen im Kopf. Aktuelles Foto gefällig?<
>Nicht nötig. Nehme nicht an, dass du unter Halluzinationen leidest. Jedenfalls ist mir aus deinen Krankenakten nichts derartiges bekannt.<
>Soll ein Witz sein, oder?<
>Nein, keineswegs.<
>Was ist mit dem Wagen?<
>Mietwagen. Angemietet von Oleg Grissonow. Gefolgsmann eines Unerbosses aus der Petersburger Unterwelt. Steht einem Oligarchen nahe.<
Das bedeutete wohl, dass sich die Spur verlor. Major Phantom schickte mir ein Foto von Oleg Grissonow. Es war klar, dass er nicht mit dem Mann in Kobaltblau identisch war.
*
Major Phantom schickte mir noch eine kleine Fotosammlung des Puppenspielers. Außerdem ein umfangreiches Dossier über ihn, dass direkt aus den Archiven russischen Inlandsgeheimdienstes kam. Anscheinend war auch deren Archiv vor jemandem wie Major Phantom nicht sicher.
>Ich habe noch eine Besonderheit über den Puppenspieler”, berichtete mir Major Phantom dann.
Erst dachte ich es, es ginge um die Bikini-Leibwächterinnen, aber das stand sogar in dem Geheimdienstdossier.
Sein Vorbild war demnach tatsächlich Ghaddafi, den er bewunderte.
Nein, es ging um etwas anderes.
Einen anderen Spleen des Puppenspielers.
Offenbar war er als kleiner junge aus einem brennenden Haus gerettet worden. Das Erlebnis musste traumatisch gewesen sein. Jedenfalls gab es in seiner Villa ausgeklügelte Vorkehrungen und Alarmsysteme für den Fall, dass ein Feuer ausbrach. Maßnahmen, die völlig übertrieben schienen. Er hatte eine Direktleitung zur Feuerwehr, in jedem Raum Alarmknöpfe im Abstand von zwei Metern, Sprinkler-Anlagen, sowohl im Gebäude, als auch im dazugehörigen Gelände. Lösch-Schaumkanonen wurden im Alarmfall automatisch aktiviert und der Puppenspieler hatte offenbar die modernsten löschtechnischen Mechanismen installiert, die man für Geld kaufen konnte. Keine Chemiefabrik war so gegen Brände gesichert wie die Villa des Puppenspielers.
Jeder hatte eben seine schwache Seite.
Ob mir diese spezielle Schwäche meines Gegners mal nützlich sein konnte, musste sich noch herausstellen.
*
Ein paar Tage verbrachte ich damit, die Villa des Puppenspielers zu beobachten,. Den Rest der Zeit blieb ich in wechselnden Hotels. Ich wartete darauf, dass Victor sich meldete. Aber das tat er nicht und ich hatte inzwischen auch ehrlich gesagt wenig Hoffnung, dass sich aus diesem Kontakt noch etwas ergeben würde.
Dann bekam ich eine Nachricht von Victor.
>Komm sofort in den Club!<
Ich nahm an, dass er etwas hatte erreichen können.
Also fuhr ich zu dem Club, in dem wir uns auch sonst getroffen hatten.
Aber schon, nachdem ich sie betreten hatte, ahnte ich, dass das ein Fehler gewesen war.
Victor lag auf dem Boden.
Sein Körper war blutüberströmt. Er lebte nicht mehr. Furchtbare Dinge hatte man mit ihm gemacht, bevor er zu Tode kam.
Ein paar Typen erwarteten mich und richteten ihre Waffen in meine Richtung.
“Durchsuchen!”, befahl einer von ihnen.
Sie trugen Militärkleidung - aber ohne Rangabzeichen. Nur Kampfanzüge und eine hervorragende Ausrüstung. Hervorragender Standard, moderne Gewehre, Pistolen, Kevlar-Wesen. Diese Leute verfügten über alles, was man sich nur so wünschen konnte, wenn man dafür ausgebildet worden war, dreckige Jobs zu erledigen.
Ich wurde durchsucht.
Natürlich hatte ich keine Waffe dabei und auch sonst nichts, was mich hätte verraten können. Kein Handy zum Beispiel.
“Der Puppenspieler will mit dir reden”, sagte einer der Bewaffneten.
“Was du nicht sagst….”
Er deutete auf die furchtbar zugerichtete Leiche von Victor. “Das ist ein kleiner Vorgeschmack, du Arsch!”,