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Sie zufällig, ob er Besuch erwartete?“

      „Er lebte allein und sehr zurückgezogen. Er hatte keine Freunde, soviel ich weiß ... auch keine Freundin“, fügte sie matt hinzu.

      „Korrespondierte er mit irgendwelchen Leuten?“

      „Mit einer Schwester, die in Louisiana wohnt. Sie schrieb ihm zwei- oder dreimal im Jahr. Sonst erhielt er keine Post - Drucksachen ausgenommen.“

      „Womit vertrieb er sich die Zeit?“

      „Er unternahm regelmäßig Spaziergänge im Park, fütterte die Enten, las sehr viel, und war im Übrigen mit seinem Leben mehr als zufrieden. Er wirkte ausgeglichen. Er war ein guter Mensch. Und ausgerechnet ihn bringt man um!“

      „Ich erkundige mich bei den Leuten im Haus, ob irgendjemand etwas Verdächtiges bemerkt hat“, meinte Bount und stand auf.

      „Lassen Sie mich bitte nicht mit ihm allein!“, flehte die Frau. „Das halten meine Nerven nicht aus.“ Bount setzte sich wieder. „Da fällt mir etwas ein“, sagte Missis Shriever. „Ich habe gestern einen Mann gesehen, der auf der anderen Straßenseite stand und zu Mister Darks Fenstern hochblickte. Ich war dabei, die Gardinen aufzumachen. Mich wunderte, dass er sich für die Fenster interessierte, für meine Arbeit, wie ich glaubte, aber so interessant war die nun auch wieder nicht ...“

      „Was war das für ein Mann?“

      „Nicht mehr ganz jung. So um die Vierzig, würde ich sagen“, meinte Missis Shriever.

      „Groß, klein, mittel?“

      „Mittelgroß, würde ich sagen.“

      „Würden Sie ihn wiedererkennen?“

      „Nein. Meine Augen sind nicht die besten, auch mit Brille nicht, und die Entfernung von hier oben zur Straße war zu groß, um Einzelheiten wahrzunehmen.“

      „Sie sagten, er sei so um die Vierzig. Das ist ein wichtiges Detail.“

      „Er kann auch dreißig gewesen sein. Oder fünfzig. Ich sagte vierzig, weil das mein Eindruck war. Ach ja, und er war barhäuptig und dunkelhaarig. Als er merkte, dass ich ihn musterte, zog er die Schultern ein und ging davon. Er hatte eine schlechte Haltung, ging ziemlich gekrümmt, mit rundem Buckel ... wie jemand, der krank ist. Oder wie einer, der Sorgen hat.“

      Die Mordkommission traf mit vollem Gefolge ein. Arzt, Fotografen, Techniker. Sie gingen sofort an die Arbeit. Toby Rogers nahm Bount beiseite. Die Männer setzten sich in die Küche.

      „Du fängst an, meine Substanz aufzuzehren“, grollte der beleibte Captain. „Kannst du mich nicht mal anrufen und mir einfach einen guten Tag wünschen? Nein, es muss jedes Mal ein Toter sein! Und was für einer ...“, fügte er grimmig hinzu.

      „Ein Ex-Henker“, sagte Bount und berichtete, was er von Ronald M. Preston erfahren hatte. Der Captain hörte mit großen Augen zu.

      „Fantastisch“, sagte er, als Bount seine Schilderung beendet hatte. „Bizarrer geht’s wohl nicht, was? Die Freunde oder Bekannten eines Hingerichteten haben sich entschlossen, einen Rachefeldzug zu beginnen und schnappen sich zum Auftakt den Henker. Natürlich wollen sie’s stilecht haben, nach der Methode Auge um Auge, Zahn um Zahn. Deshalb holen Sie sich den elektrischen Stuhl aus dem Lager und heizen ihn auf. Das sind doch wohl Verrückte, oder?“

      „So gesehen ist jeder Mörder verrückt.“

      „Wo soll ich mit meinen Nachforschungen beginnen? Alles spricht dafür, dass der oder die Täter aus einem anderen Bundesstaat kommen.“

      „Das ist immerhin schon ein Anhaltspunkt“, sagte Bount. „Du wirst vor allem die Hotelgäste checken müssen, die aus Louisiana angereist sind.“

      „Das werde ich tun, aber ich wette, das bringt uns nicht weiter“, grollte Toby Rogers. „Unser Mann kann bei einem Verwandten wohnen, vielleicht ist er auch drüben in New Jersey vor Anker gegangen. Solche Leute wissen doch, wie die Polizei arbeitet. Darauf stellen sie sich ein.“

      „Ich weiß“, sagte Bount. Er stand auf. „Ich spreche mit den Leuten im Haus. Was dagegen?“

      „Nicht, wenn du mir versprichst, verwertbare Nachrichten an mich weiterzuleiten.“

      „Ist doch klar“, meinte Bount und ging, aber die Gespräche, die er mit den Hausbewohnern führte (einer war nicht anzutreffen, er machte gerade Urlaub), trugen nicht dazu bei, das Geschehen aufzuhellen.

      Die Hausbewohner hatten Mister Dark natürlich gekannt und gegrüßt. Sie schilderten ihn übereinstimmend als ruhigen, freundlichen Mann, aber wie sich herausstellte, hatte niemand von ihnen jemals mehr als zwei oder drei Sätze mit ihm gesprochen. Sie waren zu der Erkenntnis gelangt, dass er keine Kontakte wünschte, sie hatten ihn als Sonderling eingestuft und ihn seiner Wege gehen lassen.

      Bount kehrte in Darks Wohnung zurück, berichtete, was er gehört hatte, gab zu Protokoll, was er wusste, unterschrieb das Ganze, und hinterließ für den Captain auch Ronald M. Prestons Hoteladresse, dann ging er.

      Als er die Straße betrat, wurden seine Augen schmal. Unter den vielen Neugierigen, die durch die Polizeifahrzeuge angelockt worden waren, stand ein dunkelhaariger Mann im Trenchcoat, der durch seine schlechte Haltung auffiel. Er hielt sich wie einer, der mit einer Rückgratverkrümmung fertigwerden muss. Bount zupfte ihn am Ärmel. Ihm fiel auf, wie lebhaft der Mann dabei zusammenzuckte.

      „Kann ich Sie mal sprechen, bitte?“, fragte Bount.

      Der Mann legte den Kopf zur Seite. Er war schlecht rasiert. Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten. Die Augen selbst waren von einem schmutzig wirkenden Grau, sie wirkten verwaschen, trist und hoffnungslos. Bount schätzte den Mann auf 35.

      „Worum geht es?“, fragte der Mann. Seine Stimme klang mürrisch und abweisend.

      Jemand wandte neugierig den Kopf.

      „Nicht hier“, sagte Bount und ging mit dem Mann zur nächsten Kreuzung. „Wie Sie wissen, hat es Mister Dark erwischt.“ Während Bount diese Worte äußerte, beobachtete er den Dunkelhaarigen gelassen. Der zuckte zusammen und blieb stehen.

      „Dann ist das also die Mordkommission?“

      „Ja“, erwiderte Bount.

      „Verdammt, verdammt, verdammt!“

      „Was regt Sie daran so auf? Kannten Sie Dark?“

      „Was geht Sie das an?“

      „Eine ganze Menge“, meinte Bount und zückte seine Lizenzkarte. „Ich untersuche den Fall.“

      „Ein Privatdetektiv“, murmelte der Mann. Er lachte plötzlich kurz und verächtlich. „Was, zum Teufel, geht es mich an, welche Interessen Sie verfolgen? Meine sind sicherlich anders gelagert. Ganz anders. Guten Tag, Schnüffler!“ Er machte auf den Absätzen kehrt, aber Bount blieb an seiner Seite. Der Mann stoppte. Er sah jetzt böse aus, sogar wütend. „Hauen Sie ab, Mann!“

      „Erst wüsste ich gern, was Sie von ihm wollten.“

      „Ich? Ich wollte gar nichts von ihm!“

      „Sie haben gestern vor seinem Haus gestanden, und heute wieder. Warum?“

      „Ich denke, das ist meine Sache, oder?“

      „Ja und nein. Immerhin ist inzwischen ein Mord geschehen. Es liegt an mir, der Polizei von Ihrem Verhalten Mitteilung zu machen, oder darauf zu verzichten ...“

      „Verhalten, was heißt hier Verhalten?“, explodierte der Mann. „Habe ich etwas getan, was gesetzwidrig ist, sittenwidrig, nicht vertretbar?“

      „Wie gut kannten Sie ihn?“

      „Ich sage nicht, dass ich ihn kannte.“

      „Sie haben ihn beobachtet.“

      „Das müssen Sie mir erst

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