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Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western. Alfred Bekker
Читать онлайн.Название Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western
Год выпуска 0
isbn 9783745203561
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Вестерны
Издательство Readbox publishing GmbH
Von allen Seiten hagelte es jetzt Blei, Schusslärm hallte von den Berghängen wider. Der rothaarige O’Flaherty bekam einen Treffer in den Rücken und einen weiteren in den Kopf, noch ehe er seinen Colt aus dem Holster gezogen hatte. Die meisten Männer des Aufgebots waren voll und ganz damit beschäftigt, ihre Tiere zu bändigen. Die Gäule stiegen auf die Hinterbeine, wieherten und waren innerhalb weniger Augenblicke wie von Sinnen.
Die Angreifer saßen in den Bergen verteilt und feuerten drauflos. Von allen Seiten prasselte das Blei nur so auf den Trupp des Marshals herab. Die ersten Toten lagen schon am Boden. Heisere Schreie tönten zwischen den Berghängen und Felsbrocken. Das Kriegsgeheul der Angreifer vermischte sich mit den Todesschreien der Männer, die in dieses bleierne Höllenfeuer geraten waren.
„Pawnees!“, rief Cold Blood grimmig. „So wie ich es gesagt habe!“ Sein Gesicht war zur Maske gefroren. Das Kriegsgeheul der Indianer schwoll an und vermischte sich mit dem Echo der Schüsse.
Grainger ließ den Remington stecken. Die Angreifer waren zu weit entfernt, um sie mit dem Revolver bekämpfen zu können. Stattdessen lud er seine Winchester durch, klemmte sich nach Indianerart seitlich an den Sattel und legte den Lauf der Waffe über den Hals des Braunen. Während er feuerte, ließ er den Gaul voranpreschen.
Nach wenigen Metern wurde sein Pferd an der Seite getroffen. Der Braune stieß ein markerschütterndes Wiehern aus und wurde im nächsten Moment von einer zweiten Kugel erwischt. Der Gaul strauchelte, brach in den Vorderläufen ein, ging wiehernd nieder. Grainger warf sich auf den Boden, um nicht von dem massigen Körper des Tieres begraben zu werden.
Schuss um Schuss feuerte er mit seiner Winchester 44 ab. Immer wieder fuhr seine Hand zum Patronengurt, um nachzuladen. Glücklicherweise konnte er für das Gewehr dieselbe Munition verwenden, wie für den Remington an seiner Seite.
Schreie gellten von allen Seiten. Mehrere der Angreifer stürzten getroffen den Hang hinunter. Aber die meisten Schreie stammten von Angehörigen des McCabe-Aufgebots. Innerhalb der ersten zwei Minuten des Gefechts wurden bereits über die Hälfte der Männer getroffen. Einige gaben ihren Pferden die Sporen und preschten zurück nach unten, zum Ausgang der Schlucht – nicht ahnend, dass dort das Verhängnis auf sie wartete.
Graingers Brauner lag in seinem Blut. Der Mann von der U.S. Government Squad gab dem zuckenden Tier mit dem Remington den Gnadenschuss und duckte sich hinter den Pferdekörper. Er tauchte empor, feuerte mit der Winchester und rettete sich anschließend hinter einen Felsblock.
Dutzende von Geschossen schlugen links und rechts von ihm ein. Eines riss ihm den Hut vom Kopf. Grainger kauerte hinter dem Felsen und begann wieder, die Winchester nachzuladen. Zwölf Patronen fasste das Magazin der Carbine-Ausführung. Er blickte sich um – McCabes Männer verschwanden gerade in der Bergschneise. Warum schoss Cold Blood nicht mehr?
Kaum war Grainger mit dem Laden fertig, verebbte der Bleihagel von den Hängen. Augenblicke lang geschah gar nichts. Nur das Stöhnen der Sterbenden und das Summen der Fliegen, die sich über dem Kadaver und Blut des Braunen sammelten, durchdrangen die Stille.
Die Pawnees kletterten in die Hänge. Wenig später hörte Grainger den Hufschlag galoppierender Pferde auf hartem, steinigem Untergrund. Es konnte nicht lange dauern, bis sie von einer leichter zugänglichen Seite am Ort des Überfalls auftauchten, um sich Pferde und Waffen der Toten zu greifen.
Darauf wollte Grainger nicht warten. Er sprang auf und rannte zu seinem toten Pferd. Kein Schuss heulte über den Hang, die Pawnees lauerten also nicht mehr oben zwischen den Felsblöcken. Er bückte sich und nahm seinem toten Braunen die Satteltaschen ab.
Dann wählte er sich eines der Pferde aus, die das Gemetzel überlebt hatten. Die Pawnees waren anscheinend sehr darauf bedacht gewesen, die Tiere möglichst nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Schließlich gehörten sie zur Beute. Grainger steckte die Winchester in den Scubbard, befestigte seine Taschen und schwang sich in den Sattel.
McCabe kauerte kniend vor seinem Pferd. Nicht weit von ihm lag der Cherokee und rührte sich nicht. Grainger sprang vom Pferd und drehte Cold Blood um. Aus einem kleinen, schwarzroten Loch in seiner Stirn rann Blut.
Grainger half dem Marshal von Ogden in den Sattel. Dieser stöhnte laut. Grainger kletterte wieder auf seinen Gaul und nahm die Zügel von McCabes Pferd. „Durchhalten, McCabe! Ich nehme Sie mit!“
„Blödsinn!“, stöhnte der Sternträger. „Sie schaffen... es... nicht...“
„Lassen Sie das meine Sorge sein, Marshal!“
Schüsse explodierten jetzt am Ausgang der Schlucht. Schreie hallten zwischen den Felsen wider. Die letzten Überlebenden aus dem Aufgebot des Marshals von Ogden wurden gerade von der erdrückenden Übermacht der Pawnees niedergemetzelt. Anders konnte Grainger sich den Lärm nicht erklären.
Das Ganze dauerte nur wenige Augenblicke. Der Lärm des Kampfes ebbte ab. Dann herrschte Ruhe. Grainger trieb sein Pferd voran und zerrte McCabes Gaul hinter sich her.
6
Eine Stunde lang ritt Grainger in scharfem Galopp. Wieder und wieder drehte er sich nach McCabe um. Der Marshal klammerte sich mit beiden Händen am Sattelknauf fest. Trotz seiner schlimmen Verwundungen hielt er sich einigermaßen aufrecht. Er war mehr tot als lebendig. „Lassen Sie mich zurück“, stöhnte er immer wieder. „Lassen Sie mich doch einfach zurück.“
Grainger lehnte das ab. Er brachte den Marshal zusammen mit den Pferden zu einer geschützten Stelle unter einer überhängenden Felswand. Dort holte er McCabe aus dem Sattel und bettete ihn auf seinen Regenmantel.
Er zerriss ein Ersatzhemd, das er in seiner Satteltasche mit sich führte und versorgte McCabes Wunden mit einem provisorischen Verband. McCabe deutete dauernd auf sein Pferd. „Whisky!“, murmelte er.
Grainger begriff, was der Andere meinte, sah in den Satteltasche nach und fand einen Flachmann mit Whisky. Der musste zur notdürftigen Desinfizierung der Schusswunde herhalten.
„Besser Sie lassen mich zurück, Grainger!“
„Der Schuss ist glatt durch die Lunge gegangen. Sie haben eine Chance, McCabe.“
„Ach was...“
„Ich bringe Sie nach Ogden.“
„Das kann Sie den eigenen Kopf kosten. Wenn die Roten uns auf den Fersen sind, sind wir geliefert!“
„Ich denke, den Pawnees ist die Beute im Moment viel wichtiger als die Jagd auf uns.“ Grainger nahm seine Winchester. „Ich werde die Lage auskundschaften.“ Er ließ den Marshal unter der überhängenden Felswand und im Schatten einiger Felsbrocken zurück und kletterte in die Felsen bis er einen erhöhten Aussichtspunkt fand. Von dort aus spähte er in die gespenstische Felsenlandschaft. Von den Pawnees war nirgends etwas zu sehen.
Wenn sie Glück hatten, verzichteten die Indianer darauf, ihn und McCabe zu verfolgen. Wenn es stimmte, dass die Banditen die Indianer dafür bezahlten, ihnen den Rücken freizuhalten, dann lag das nahe. Schließlich war bei den Pawnees keinerlei persönliches Motiv im Spiel. Weder Rache noch verletzte Ehre oder dergleichen.
Grainger kehrte schließlich zu McCabe zurück. „Wir müssen weiter, Marshal.“
Der