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offensichtlich damit zusammen, dass erstens dort gegraben wird, wo man alles Mögliche finden kann, nur nicht das Neue, und dass zweitens mit untauglicher Ausrüstung und fragwürdigen Methoden gesucht wird. Denn die naheliegendste Option wird vielfach übersehen: Der Mensch, das Ich, ist das Land der Möglichkeiten – und dorthin gilt es aufzubrechen.

       Chaos ist die Triebkraft für Neues

      »Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können«, schrieb Friedrich Nietzsche, der unkonventionellste unter den Philosophen. Mein Vorschlag für ein substanzielles Change-Management ist die Heldenreise. Der Held verlässt sein normales Leben, er gibt dem positiven Chaos in sich den Raum, den es sonst nicht hat. Der Ausgang ist offen. Oft kommt es zur Reaktivierung der schöpferischen Kraft, die wir alle haben, die aber in allzu vielen Fällen, warum auch immer, irgendwann verschüttet worden ist. Vielfach entstehen neue Motivationen, wo vorher Stress, Zynismus und Ziellosigkeit das Zepter fest in der Hand hatten. Und manchmal geschieht etwas ganz und gar Unerwartetes, etwas, das man nicht vorhersehen konnte und das ohne Beispiel ist und bleibt.

      DIE SPUR DER INNEREN STIMME AUFNEHMEN

      Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Sie – wenn Sie dazu bereit sind – ausprobieren können, einmal »Stopp!« zu sagen und dem zu lauschen, was sich in Ihrem Inneren abspielt. – Aber bitte nicht gleich aufgeben, falls Sie nach ein bis zwei Sekunden noch nichts wahrnehmen. Erinnern Sie sich daran, wie Sie als Kind das Laufen gelernt haben? Da haben Sie auch nicht nach dem ersten Hinfallen aufgehört und gesagt: »Das geht nicht!« Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen, und seien Sie geduldig mit sich.

      Wahrnehmungsübung für zwischendurch:

      Empfindungen sind nicht nur eine Sache der Psyche, sondern genauso des Körpers. Achten Sie im Folgenden also nicht nur auf psychische, sondern auch auf physische Signale.

      Halten Sie einen Moment inne:

      Was denken Sie gerade? Wie würden Sie Ihre Stimmung beschreiben? Welche Gefühle dominieren in Ihrem Inneren? Wie geht es Ihnen? Ganz hervorragend? Oder so lala? Oder nicht so gut? Nutzen Sie die nachfolgende kleine Liste, um genauer zu differenzieren!

      Fühlen Sie sich …

      • … gelangweilt (dann sollten Sie dieses Buch möglicherweise weglegen und etwas anderes machen) oder doch …

      • … angeregt, ängstlich, aufgeregt, aufgewühlt, begeistert, beschämt, einsam, entspannt, erleichtert, erschöpft, erstaunt, freudig, fröhlich, gespannt, hellwach, hoffnungsvoll, interessiert, klar, minderwertig, müde, mitfühlend, nachdenklich, neidisch, neugierig, resigniert, scheu, traurig, unzufrieden, verwirrt, verzweifelt, zufrieden, zugehörig …?

      Spricht eines dieser Adjektive Sie an? Oder fallen Ihnen ganz andere ein? Wie dem auch sei, halten Sie diejenigen Adjektive fest, die am ehesten auf Sie zutreffen, die Ihre momentane Stimmung am besten beschreiben – und spüren Sie ihnen nach, sagen Sie die Wörter beispielsweise vor sich hin oder denken Sie darüber nach, was Sie mit ihnen in Verbindung bringen.

      Was spüren Sie? Was fühlen Sie? Wie reagiert Ihr Körper darauf?

      Beginnen Sie einfach zu beschreiben, was Sie jetzt wahrnehmen! Spüren Sie Resonanzen? Tut sich etwas vor Ihrem geistigen Auge? Regen sich Gefühle? Spüren Sie eine körperliche Reaktion – ein Gluckern im Bauch oder eine Körperstelle, die sich wärmer anfühlt als andere und als vorher usw. Lauschen Sie ganz unvoreingenommen und achtsam auf die Resonanzen, die sich ergeben. Fangen Sie so an, mehr und mehr Ihre Wahrnehmung zu trainieren, in sich selbst hineinzuhören, um Ihre innere Stimme besser wahrzunehmen und zu verstehen! Das eine oder andere Bild wird sich bilden, Vorstellungen sich verändern, und Sie werden sich neu und anders wahrnehmen. Nehmen Sie mutig und mit allen Sinnen wahr.

      Innehalten und in sich hineinhören, das ist ein guter Weg zu lernen, die oft verschüttete innere Stimme wieder zu vernehmen.

       Die sieben Etappen der Heldenreise

      Jede Heldenreise ist anders, anders als alle anderen Heldenreisen. Nur Sie können Ihren Weg gehen, jeder andere wird seinen eigenen finden müssen. Kein Abenteuer gleicht dem anderen, jeder bricht auf, um seine eigenen Ziele zu erreichen, und jeder wird auf seinem Weg auf andere Widerstände treffen. Die Heldenreise ist eine ergebnisoffene Selbsterfahrung, für die es kein Instantpulver und kein gültiges Rezept gibt. Wären die Reise und das Ziel immer gleich, dann würde sie graues Einerlei fabrizieren. Als Instrument und Methode der Selbstentwicklung ist die Heldenreise elastisch und variabel genug, um den unterschiedlichsten Individuen, Persönlichkeiten und Charakteren Raum zu geben. Sie ist eine offene Form, um offene Menschen zur barrierefreien Selbstentfaltung anzuleiten.

      Im Folgenden gebe ich eine vorläufige und sehr knappe Beschreibung der Heldenreise. Ich unterscheide sieben Phasen bzw. Stationen. Dieser Ordnung folgt auch das Buch, und in den einzelnen Kapiteln erfahren Sie dann, worum es konkret geht, welche Übungen Sie auf Ihrem Weg unterstützen können und wohin die Abenteuer Sie führen werden.

       Der Ruf

      Oftmals gehen die Dinge ihren alltäglichen Gang. Es passiert, was eben passiert. In solchen Zeiten glaubt man, dass es immer so weitergeht. Plötzlich jedoch erschüttern Wellen diesen langen, ruhigen Fluss. Der Ruf muss nicht unbedingt ein gellender Schrei sein. Ein leises Ticken, das sich unauffällig einstellt und nicht mehr geht – etwas hat sich verändert, aber man weiß zunächst nicht was. Die Stimme, die da herandrängt, braucht einen geeigneten Empfänger. Man muss den Ruf hören können, um ihm folgen zu können.

       Der Souffleur sagt: »Du musst dein Leben ändern!«

      Der Ruf kann Sie jederzeit erreichen. Er muss kein Alarmsignal sein, das sich erst einstellt, wenn eine ökonomische Krise sich längst bedrohlich entfaltet hat, sondern der Ruf kann genauso gut ohne offensichtlichen Anlass an Ihr Ohr dringen. Scheinbar ohne guten Grund lässt er Sie hartnäckig nicht mehr los, und Sie erfahren erst viel später, wieso er keine Ruhe geben wollte. Der Ruf kann von außen kommen, der Auftrag eines Vorgesetzten sein. Oder eine Nachricht im Wirtschaftsteil verdichtet sich zu der Mahnung, nun müsse etwas geschehen. In den weitaus meisten Fällen ist es aber ein innerer Souffleur, der Ihnen einflüstert: So geht es nicht weiter! Du musst dein Leben ändern!

      Und der Ruf muss nichts »Heiliges« sein. Sie müssen keine Vision haben. Manchmal ist der Moment, in dem man den Ruf hört, ein ungemein profaner. Man versteht einfach die Notwendigkeit, dass jetzt getan werden muss, was eben getan werden muss. Man spricht dann vielleicht, ob laut oder leise, mit sich selbst, sagt: »Okay, ich hab’s verstanden.« oder »Wenn nicht jetzt, wann dann?« oder ganz einfach »Auf geht’s!«. Man spuckt in die Hände, krempelt die Ärmel hoch – und fängt an. Oder eben nicht, denn allzu oft ist man träge oder man weigert sich, obwohl man es doch längst besser weiß …

       Die Weigerung

      Den Ruf hören zu können ist eine Sache, ihm zu folgen eine andere. Der Ruf hat womöglich auch Sie schon erreicht, aber haben Sie sich auf ihn einlassen können? Menschen wie Unternehmen werden von Ambitionen angetrieben, aber gleichzeitig von Bequemlichkeiten und Sicherheitsbedürfnissen gehemmt. Zweifel und Einwände nagen an Ihnen und halten Sie zurück, die Angst vor der Veränderung drängt sich zwischen Sie und den Ruf. Es läuft doch alles irgendwie ganz gut, warum also sich auf ein Wagnis einlassen? Und selbst wenn eine Krise Sie, Ihre Abteilung, Ihr Unternehmen fest im Griff hat: Wer sagt denn, dass der Ruf den richtigen Weg weist? Er will, dass Sie den begradigten Fluss verlassen und einen unerforschten Nebenarm nehmen, von dem man nur weiß, dass dort unbeherrschbare Stromschnellen und gefährliche Untiefen warten. »Finger weg!«, sagt Ihnen jene andere

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