Скачать книгу

fünffältige Dienst sind vielleicht die Dienste, die in der Zukunft am meisten gefördert und beachtet werden müssen, um als Gemeinde der Zukunft leben zu können. Das Fehlen des fünffältigen Dienstes bewirkt zum Beispiel, dass in den Gemeinden meist 20% der Christen 80% der Dienste verrichten. Wer ein Haus baut, würde bei gesundem Menschenverstand niemals auf die Idee kommen, dabei auf einen planerisch fähigen Architekten zu verzichten.

      »Doch in der Welt der Kirche ist das längst institutionalisierte Realität: Bauen ohne Baumeister, Hausbau ohne Architekt, Pläne ohne Strategen, evangelistische Aktionen ohne Masterminds, Grundlagenarbeit ohne Gottes Tiefbau-Spezialisten. Gottes Baumeister (1Kor 3,10), wie Paulus die Apostel nennt, werden in diesen Fragen routinemäßig ignoriert; sie spielen in den Pastoren-Treffen (der Name sagt wohl alles), Allianzen, Konferenzen und Tagungen der kirchlichen Szene so gut wie keine Rolle.«6

      Mir scheint, dass manche Kirchen sehr viel »Mammut« haben – den Mut auszusterben. Christsein ist Bewegung, nicht Stillstand. Jesus hat seine Gemeinde nicht dazu berufen, Monument zu sein, sondern ein lebendiges Movement, durch das er sichtbar wird. Man kann es nicht deutlich genug sagen: Viele Gemeinden werden nur weiter kommen, wenn sie den apostolischen Dienst bei sich an prominenter Stelle verankern. Das aber kann einem Erdbeben gleichkommen, weil damit zum Beispiel der Führungsanspruch eines einfältigen Dienstes, der sich nur auf einen Hirten oder Lehrer beruft, in Frage gestellt wird. Eine Gemeinde in die befreiende Wirksamkeit eines fünffältigen Dienstes zu führen, bedeutet meist eine grundsätzliche DNA-Veränderung. Was haben wir zu verlieren, wenn unsere Gemeinde von Gott aus Stagnation und Bedeutungslosigkeit geführt wird? Um die Gemeinde Jesu in ihre Bestimmung führen zu können, ist die Gabe des apostolischen Dienstes unverzichtbar. Dieses Gabengeschenk Gottes muss erkannt, geweckt, gefördert und eingesetzt werden.

      Apostel sind dazu begabt, Potenziale in Menschen zu finden, diese zu fördern und für Gemeinde und Welt freizusetzen. Das größte Opfer des Apostelraubs sind die Berufungen der einzelnen Nachfolger von Christus. Die Potenziale der Menschen bleiben oft auf der Strecke. Ganze Kirchengemeinden wurden zu Friedhöfen von Berufungen. Achten wir das, was Gott uns zugedacht hat, und verfallen wir nicht in die Ablehnung der Pharisäer, von denen es heißt: »Aber die Pharisäer und Schriftgelehrten verachteten, was Gott ihnen zugedacht hatte« (Lk 7,30).

      Einfältigkeits-Kirchen mit einfältigem Dienst

      Unsere Gemeindekultur ist meist nicht von einem fünffältigen, sondern vielmehr von einem einfältigen Dienst geprägt. Hirten (Pastoren) sollen oft das apostolische Spektrum mit abdecken und beispielsweise die Gabenpotenziale Einzelner zur Entfaltung bringen oder die Gemeinde in eine gesellschaftliche Wahrnehmbarkeit führen, was in den meisten Fällen zu einer Überforderung der Pastoren inklusive der Gemeindeleitung und zu einer Frustration im Gemeindeleben führt. Wie viele sind unter dem Gewicht des einfältigen Dienstes erdrückt worden, da sie Aufgaben übernehmen mussten, die nie für sie bestimmt waren? Die Zahl der hierdurch ausgebrannten und frustrierten Pastoren ist Legion. Die Zukunft der Gemeinden wird stark davon abhängen, wie weit es gelingt, auch die Hirten- und Lehrerdienste neu zu entfalten und von den Diensten der Evangelisten, Propheten und Apostel ergänzen zu lassen. Männer und Frauen, die etwas für das Reich Gottes bewegen wollen, finden in »Einfältigkeitsgemeinden« nur schwer Platz. Sie gehen sonntags in die Gemeinde, aber ihr Herz ist kaum dabei. Oft müssen sich apostolisch begabte Männer und Frauen in einem Gemeinderahmen bewegen, der ihrer Berufung keinen Platz lässt. Viele einst dynamische Gemeinden sind zu starren Kirchen geworden, in denen nur noch einzelne Amtsträger das geistliche Leben zu gestalten haben. Die apostolische Weite und der Raum zur Entfaltung fehlen. Anstatt aufzublühen, verwelken sie. Jüngere wandern oft aus und suchen nach neuartigen Gemeindeformen.7 Auch die einfallslose Kopiererei von erfolgreichen Gemeindemodellen weist auf das Fehlen apostolischer Kreativität in den eigenen Reihen hin.

      Kein Chauffeur-Wissen

      Nachdem er 1918 den Physik-Nobelpreis erhalten hatte, ging Max Planck auf Tournee durch ganz Deutschland. Wo auch immer er eingeladen wurde, hielt er denselben Vortrag zur neuen Quantenmechanik. Mit der Zeit wusste sein Chauffeur den Vortrag auswendig. »Es muss Ihnen langweilig sein, Herr Professor Planck, immer denselben Vortrag zu halten. Ich schlage vor, dass ich das für Sie in München übernehme, und Sie sitzen in der vordersten Reihe und tragen meine Chauffeur-Mütze. Das gäbe uns beiden ein bisschen Abwechslung.« Planck war amüsiert und einverstanden, und so hielt der Chauffeur den Vortrag zur Quantenmechanik. Nach einer Weile meldete sich ein Physikprofessor mit einer Frage. Der Chauffeur antwortete: »Nie hätte ich gedacht, dass in einer so fortschrittlichen Stadt wie München eine so einfache Frage gestellt würde. Ich werde meinen Chauffeur bitten, die Frage zu beantworten.

      Was lehrt uns diese Geschichte? Es gibt zwei Arten von Wissen. Zum einen Wissen im Sinne einer tiefgründig erarbeiteten Fähigkeit, echte Kompetenz. Es stammt von Menschen, die ihre Kenntnisse unter einem großen Einsatz von Zeit in der Praxis erlernt und durchlitten haben. Zum anderen gibt es das »Chauffeur-Wissen«. Chauffeure, die kaum oder nur kurz auf der Baustelle einer Gemeinde gearbeitet haben und ihr Wissen nie in die Praxis umsetzen mussten.

      Dieses Buch soll Ihnen nutzbares Wissen im Sinne von soliden biblischen Grundlagen, praktisch nachvollziehbaren Umsetzungen und brauchbaren Einsichten rund um den apostolischen Dienst vermitteln. Ziel ist es, dass Sie den Dienst des Apostels in seiner Wirksamkeit und Bedeutung für unsere Gemeinden und unsere Welt neu in den Blick bekommen und sich davon inspirieren lassen. Das Buch ist so geschrieben, dass auch interessierte Christen ohne theologische Vorbildung den Ausführungen gut folgen können. Weiterführende Reflexionen und Quellenangaben finden sich in den Fußnoten. Das Buch erfüllt nicht den Anspruch, alle Fragen zum apostolischen Dienst für heute in seiner Breite und Tiefe behandeln zu können. Wohl aber soll der Ursprung des apostolischen Dienstes (Kap. 1), sein Wesen und Kennzeichen (Kap. 2), zentrale Wirkungsweisen (Kap. 3), die Chancen eines apostolischen Teams (Kap. 4) und die Wege zu einer apostolisch geprägten Gemeinde (Kap. 5) biblisch fundiert und praxisnah aufgezeigt werden.

      Der Impuls, dieses Buch zu schreiben, ist Ergebnis eines jahrzehntelangen Weges, auf dem mich vier Fragen beschäftigt haben, die ich mir als Christ in dieser Welt und Pastor einer Gemeinde immer wieder stellte.

      1 Was gefällt Gott?

      2 Wie bauen wir Gemeinde mit Zukunft?

      3 Wie sind wir gesellschaftlich relevant?

      4 Wie erhalten wir uns die Freude an Gott?

      Im Laufe der letzten Jahre entdeckte ich Zug um Zug, dass eine sinnerfüllte Beantwortung aller vier Fragen etwas mit dem apostolischen wie auch mit dem fünffältigen Dienst zu tun hat. Wenn Sie ein Haus gebaut haben und das Haus steht, können Sie sich darüber Gedanken machen und an Andere weitergeben, welche Faktoren dafür entscheidend waren. In diesem Buch werden Entwicklungsfaktoren für einen gesellschaftlich relevanten Gemeindebau begründet, entfaltet und veranschaulicht.

      In diesem Buch geht es nicht darum, den Dienst des Apostels mit einem besonderen Etikett zu versehen und als Schlüssel erwecklichen Wirkens zu überhöhen, es wird kein kirchliches Amt des Apostels eingeführt, das sich über andere kirchengemeindliche Dienste und Autoritäten wie eine Gemeindeleitung stellt, und Machtmenschen erhalten hier keine Plattform, um ihre Selbstverliebtheit (Narzissmus) mit einem geistlichen Begriff besser tarnen zu können.

      Vielmehr geht es in diesem Buch darum, …

      ■ ein substanzielles (Wort Gottes), glaubensvolles (Geist Gottes) und lebendiges Bild über Sinn, Zweck und Ziel des apostolischen wie auch fünffältigen Dienstes zu entwerfen.

      ■ ein Gespür für echtes apostolisches Wirken zu bekommen und dieses von irreführenden Imitaten unterscheiden zu können.

      ■ die gestaltende Kraft des apostolischen Dienstes und dessen entlastende und fördernde Kraft für Pastoren, Gemeindeleitungen und Gemeinden zu entdecken.

      ■ Personen mit einer apostolischen Gabe in ihrem Wirken in die Gesellschaft hinein zu unterstützen und als Gemeinde zu lernen, davon zu profitieren.

      ■ Inspirationen und Impulse zu geben, wie Apostolizität der Gemeinde Jesu heute verstanden und gelebt werden kann.

      ■

Скачать книгу