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Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida Pfeiffer
Читать онлайн.Название Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke
Год выпуска 0
isbn 9788027206223
Автор произведения Ida Pfeiffer
Жанр Книги о Путешествиях
Издательство Bookwire
Die Lage von Belgrad ist sehr schön. Die Festungswerke ziehen sich vom Ufer der Donau, längs eines Berges stufenweise hinauf. Die Stadt mit ihren schlanken Minareten liegt eine Viertelstunde rückwärts. — Hier sah ich die ersten Moscheen und Minareten. Die Moscheen, welche ich von Bord aus sehen konnte, haben ungefähr die Form eines runden, nicht sehr hohen Gebäudes, und sind mit einer Kuppel gedeckt, an welche sich 1-2 schlanke Minarete, eine Art hoher, runder Säulen schließen. Das höchste unter den Gebäuden ist der Pallast des Fürsten Milosch. Nun wird die Fahrt theilweise sehr interessant und reich an Abwechslung und an schönen, wie durch einen Zauber malerisch vorüber gleitenden Bildern. Die Gebirge beengen den Strom, bis er sich frei und fessellos in der Nähe von Pancsova wieder zu einer Breite von 800 Klaftern ausdehnt.
Pancsova, im Banater Gebiete, am linken Ufer, ist eine Militär-Communität; hier besteht auch die erste Contumaz-Anstalt.
Von dem Innern der Städte und der meisten Orte, die man berührt, ist wenig zu sehen, weil nur auf Augenblicke angehalten wird. Da läuft und drängt sich Alles durch einander, die Glocke läutet plötzlich, die Bieter werden aufgezogen, und wer von Fremden sich um einige Augenblicke verspätet hat, muß bis zur nächsten Station auf dem Schiffe bleiben.
In Neusatz geschah dieß einem Bedienten, der die Effekten seiner Herrschaft nicht gleich auf das Verdeck warf, sondern sie erst in die Kajüte trug. Der Aermste mußte bis Semlin mitfahren, um dann 1½Tag zu Fuße nach Hause zu wandern.
Von Pancsova aus erreichten wir, nach einer zweistündigen, äußerst angenehmen Fahrt, die türkische Festung Semendria, die eine wahrhaft schöne Lage hat. Besonders verleihen ihr die vielen Spitzen und Zacken ihrer, im maurischen Style gebauten Wälle und Thürme, einen eigenhümlichen Reiz. Überhaupt zeichnen sich die türkischen Festungen durch ihre schöne Lage aus.
Die Dörfer aber, und ganz vorzüglich jene am rechten serbischen Ufer, gleichen an Ärmlichkeit jenen, deren ich leider so viele in Galizien sah. Elende Hütten von Lehm mit Stroh gedeckt, und weit und breit kein Baum und Strauch, der sowohl für das Auge des.Reisenden, als auch für den Bewohner selbst sehr wünschenswerth wäre. Der arme Landmann könnte im Schatten seinem müden Körper einige Erholung gönnen, und dem Reisenden bliebe die Nacktheit und Armuth solcher Wohnplätze, die doch jedes fühlende Herz mit Wehmuth erfüllt, ein Bischen verborgen.
An dem linken Ufer, welches zu Ungarn gehört und das Banat heißt, ist es wohl nicht gar so arg, es bleibt aber auch noch gar Manches zu wünschen übrig, und man muß sich um so mehr über diese Armuth wundern, da dieser Landstrich so überreich an Naturprodukten, die Getreidekammer Ungarns genannt wird.
Auf der österreichischen Seite der Donau sind, von 200 zu 200 Schritte, Gränzwachen aufgestellt, welche Einrichtung auch von den andern Regierungen an dem linken Ufer bis an die Mündung dieses Stromes in das schwarze Meer beibehalten wird.
Man würde sich aber sehr irren, wenn man dächte, daß diese Soldaten in Uniform auf ihren Posten ständen. Sie beziehen in ihren erbärmlichen und zerrissenen Kleidern, oft mit nackten Füßen, ihre Stationen auf acht Tage. Ihre Hütten gleichen einem Stalle. Ich trat in einige, um die innere Einrichtung zu sehen, die unmöglich einfacher seyn konnte. In der einen Ecke befindet sich eine Feuerstelle, in der andern ein seyn sollender Ofen von Lehm zusammengestöppelt. Eine unförmliche Öffnung in der Wand, an der Stelle des Glases mit Papier überklebt, bildet des Fenster; eine hölzerne Bank die Einrichtung. Was der Bewohner während dieser Zeit zum Unterhalte des Lebens bedarf, muß er sich mitbringen. Dafür erhält er von der Regierung Grund und Boden.
Auf dem russischen Gebiete haben die Soldaten wenigstens Uniform an.
Immer schöner und reizender wird nun die Reise. Der große mächtige Strom eilt oft brausend und schäumend an hohen Bergen dahin, die ihm kaum einen Ausweg zu gestatten scheinen. Bald bespült er wieder freundlich und ruhig die ihm umgebenden Ufer. Jede Wendung zeigt neue Schönheiten; man weiß nicht, auf welche Seite, man das begierige Auge wenden soll. Und stolz und majestätisch beherrscht ihn das Schiff, das sicher und schnell durch die wildromantischen Gegenden dahineilt.
Gegen 1 Uhr Mittags kamen wir nach Pasiest. Hier ist weiter nichts, als ein großer Vorrath von Steinkohlen für die Dampfschiffe, nebst einigen Hütten. Vom Städtchen selbst ist nichts zu sehen.
Eine Stunde unterhalb Pasiest gewährt der, mitten aus den Fluthen sich erhebende, einzeln stehende Fels Babakay einen imposanten Anblick. Mit ihm vereint sich die am serbischen Ufer lehnende Ruine Golumbacz zu einer wunderschönen Landschaft.
27. März 1842.
Daß doch nie alles vereint seyn kann. Jetzt befinden wir uns in den schönsten Gegenden und hofften hier Entschädigung zu finden für die vielen Unannehmlichkeiten, mit denen wir bisher zu kämpfen hatten, — allein der Himmel begünstigt uns nicht. Die Witterung ist häßlich und Schneegestöber treibt uns in die Kajüte. Der Sturm bringt die Donau dermaßen in Aufruhr, daß sie, dem Meere gleich, Wellen wirft. Wir leiden ungemein von Kälte, und können uns nirgends erwärmen, und betrachten wehmüthig die Stelle, wo einst — ein Ofen stand.
Um 4 Uhr gelangten wir zwar ohne Unglück, aber ganz erstarrt zu Drenkova an, und eilten in das von der Dampfschifffahrts-Gesellschaft errichtete Gasthaus, wo wir einen gut geheizten Saal, vortreffliche Kost, und ein ziemlich bequemes Lagerfanden. Dieß war seit Pesth der erste Ort, an welchem man sich erholen und erwärmen konnte.
In Drenkova ist nichts als dieses Gasthaus und unweit davon ein Wachtposten. Am Ufer zeigte man uns die Barke, welche im Jahre 1839 mit den Reisenden verunglückte, als sie aufwärts der Donaufälle fuhren. Acht Personen, die in der Kajüte saßen, verloren dabei ihr Leben, und nur jene, die außen waren, wurden gerettet.
28. März 1842.
Früh Morgens bestiegen wir die mit einer Kajüte versehene Barke „Tünte."
Die Donau wird von Felsen und Bergen immer mehr zusammengedrängt, so daß ihre Breite zwischen Drenkova und Fetislav an manchen Stellen nicht über achtzig Klafter beträgt, und sie mit doppelter Eilfertigkeit ihrem nahen Ziele, dem Pontus euxinus zuströmt.
Der Donaufälle wegen, die zwischen Drenkova und Fetislav zu Passiren sind, muß man das Dampfschiff mit einer Barke vertauschen. Die Hinabfahrt des Schiffes würde ohne Gefahr Statt finden, allein die Rückkehr desselben wäre mit großen Schwierigkeiten verbunden. Darum bleiben die Dampfschiffe in Drenkova zurück und man befördert die Reisenden stromabwärts in Barken, und seit dem Unglücksfalle vom Jahre 1839 stromaufwärts in bequemen guten Wägen.
Die Kälte war heute so unleidlich wie gestern, und wenn einer der Reisenden nicht so gefällig gewesen wäre, mir seine Bunda (großer ungarischer Pelz) zu leihen, hätte ich in der kleinen Kajüte sitzen bleiben müssen, und würde die intressantesten Stellen der Donau nicht gesehen haben. So aber hüllte ich mich vom Kopfe bis zum Fuße tüchtig in den Pelz ein, setzte mich außerhalb der Kajüte auf eine Bank und konnte mit voller Muße die herrlich abgeschlossenen Bilder des Stromes, einer Kette von Seen ähnlich, in mein Gedächtniß aufnehmen. Beinahe bis Alt-Orsova blieben diese Ansichten gleich pittoresk.
Eine Stunde unterhalb Drenkova, bei Islas, riefen uns die Schiffer Plötzlich zu: „Der erste Fall!" Gespannt vor Erwartung blickte ich vor. Das Wasser warf kleine Wellen, strömte etwas heftiger und verursachte ein leises Brausen. Wenn man mir es nicht gesagt hätte, daß die Donau hier einen Fall bilde, würde ich es nicht geahnt haben. Ich fand die Klippen und die Gewalt des Stromes zwischen Linz und Krems nicht viel unbedeutender. Freilich hatten wir großen Wasserstand und da ist die Gefahr nicht halb so groß und das