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thun?«

      »Bitte gehorsamst, diese Frage doch lieber nicht zu thun, weil sie sich ganz von selbst beantwortet. Ich werde Old Shatterhand bitten, mich mit nach dem Westen zu nehmen.«

      »Wissen Sie denn, daß er dorthin will?«

      »Ja. Wohin sollte er sonst wollen? Ein Westmann wie er gehört doch nach dem Westen!«

      »Er kann doch auch von dort kommen!«

      »Nein. Gestatten Sie, daß eine innere Stimme mir sagt, daß er nicht aus dem Westen kommt, sondern im Begriff steht, dorthin zu gehen! Eine bessere, eine vortrefflichere Gelegenheit, meinen Vorsatz auszuführen, kann ich ja niemals finden!«

      »Aber eine bessere Gelegenheit, sich hier bei mir nützlich zu machen und Geld zu verdienen, haben Sie auch noch nicht gehabt!«

      »Meine Absicht steht mir höher als alles Geld!«

      »Und Sie denken, daß Old Shatterhand Sie mitnehmen werde?«

      »Ich bin überzeugt davon.«

      »Mann, bilden Sie sich das nicht ein!«

      »Warum?«

      »Old Shatterhand wird sich hüten, sich mit Ihnen abzugeben. Man weiß ja, daß er am liebsten mit Winnetou allein ist und es so viel wie möglich vermeidet, daß sich andere an ihn hängen. Er pflegt da nur mit Leuten von Ruf eine Ausnahme zu machen.«

      »Er wird sie auch mit mir machen.«

      »Mit Ihnen, der Sie gar kein Westmann sind?!«

      »Ja.«

      »Das bezweifle ich.«

      »Gestatten Sie, daß mir meine innere Stimme sagt, daß er diese Ausnahme mit mir machen wird!«

      »Wird sich hüten! Ich sage Ihnen im voraus, daß Ihre Reise nach St. Joseph vollständig umsonst sein wird. Ich begreife überhaupt nicht, daß Sie auf den Westen so versessen sind. Sie haben es doch bei mir so gut, wie Sie es sich nur wünschen können, und verdienen genug, um in absehbarer Zeit daran denken zu können, sich selbständig zu machen!«

      Der Kellner verbeugte sich jetzt zweimal anstatt einmal und antwortete:

      »Ich habe allerdings die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß ich meinen Platz für einen so vorzüglichen halte, daß ich ihn nicht aufgeben würde, wenn mich mein Beruf nicht geradezu zwänge, den Westen aufzusuchen.«

      »Ach was, Beruf!« sagte der Wirt, jetzt unwillig. »Der Teufel hat den Beruf, nach den ›finstern und blutigen Gründen‹ zu gehen, um sich dort langsam abmorxen zu lassen, aber nicht Sie!«

      »Ich bitte inständigst, Mylord, haben Sie doch die Gewogenheit, diese Ansicht ja nicht festzuhalten. Wenn ein Mensch den Beruf in sich fühlt, diese Richtung einzuschlagen, so bin ich es. Das habe ich die Ehre gehabt, Ihnen schon des öfteren auseinander zu setzen, leider aber immer ohne den gewünschten Erfolg.«

      »Sie werden diesen Erfolg auch niemals bei mir haben! Wie oft sagte ich Ihnen doch schon, daß Ihnen hier in Weston eine Zukunft offen steht. Sie sind ein belesener und gewandter, dazu ein sparsamer, junger Mann, und unsere Stadt blüht einer Zukunft entgegen. Wie lange wird es dauern, so können Sie sich hier selbständig machen!«

      »Dazu gehört mehr Geld, als ich habe!«

      »Nein, denn Sie besitzen Kredit, und auch ich würde Ihnen gern behilflich sein, hier ein Hotel, einen Saloon oder etwas derartiges zu eröffnen, denn es ist mir lieber, Sie zum Konkurrenten zu haben als einen andern, der fremd herkommt und keine Rücksicht gegen mich zu nehmen braucht. Das habe ich Ihnen schon oft gesagt, doch aber immer leider ohne Erfolg.«

      »Diese Güte, welche Sie mir erweisen, Mylord, kann keinen Erfolg haben, weil mein Beruf ein anderer als der eines Wirtes ist.«

      »Sprechen Sie doch nicht von Beruf! Was Geld einbringt, das ist Beruf!«

      »Ich werde, wenn ich einst mit erweiterten Kenntnissen und Erfahrungen aus dem Westen zurückkehre, mehr Geld machen, als ich in Ihrem Fache jemals machen würde; das weiß ich genau. Ein Mann, welcher den großen, vorderen, gekerbten Muskel so gut von dem Kaputzenmuskel zu unterscheiden versteht, wie ich das gelernt habe, der hat andere Ziele vor Augen als das, durch den Verkauf von Spirituosen ein reicher Mann zu werden.«

      »Von Ihrer Muskelei verstehe ich nichts; ich weiß nur, daß ich Sie heut unmöglich entbehren kann. Fahren Sie doch morgen, wenn der Ball vorüber ist!«

      »Das geht nicht, denn da könnte Old Shatterhand schon nicht mehr in St. Joseph sein.«

      »Fragen Sie doch telegraphisch bei ihm an!«

      »Ich weiß nicht, wo er wohnt!«

      »Man wird ihn finden!«

      »Davon bin ich überzeugt, aber selber ist der Mann! Er könnte leicht auf den Gedanken kommen, mich durch eine abweisende Antwort von sich abzuschütteln. Ich muß selbst hin.«

      Da bat auch die Wirtin den Kellner, doch noch bis morgen zu warten. Sie stellte ihm vor, daß man ihn heut doch unmöglich missen könne, doch waren auch ihre Bemühungen umsonst; er antwortete in der höflichsten Weise, nannte sie Mylady und machte eine Verbeugung nach der andern, ließ sich aber von seinem Vorsatze, die Fahrt nach St. Joseph heut zu machen, nicht abbringen. Dieser junge, energische Mann war mir trotz des drolligen Anfluges, den er hatte, sympathisch. Was er eigentlich war und was er im wilden Westen suchte, das wußte ich nicht. Die Erwähnung der beiden Muskel ließ vermuten, daß er ein Beflissener der löblichen Arzneikunst sei. In Amerika kann auch ein Mediziner leicht dazu kommen, vorübergehend die Rolle eines Kellners zu übernehmen. Um der Verlegenheit des Wirtes zu Hilfe zu kommen, mischte ich mich in das Gespräch:

      »Erlauben die Herren eine Bemerkung! Die Reise nach St. Joseph würde resultatlos sein, denn Old Shatterhand ist nicht mehr dort.«

      »Nicht? Nicht? Wissen Sie das genau? Wer hat es Ihnen gesagt?« fragten beide durcheinander.

      »Ich weiß es genau, denn ich habe es von ihm selbst erfahren,« antwortete ich.

      Im Nu saßen sie rechts und links zu meinen beiden Seiten, und der Wirt erkundigte sich:

      »Sie haben also mit ihm selbst gesprochen?«

      »Ja. Ich komme von St. Joseph.«

      »Das ist interessant, im höchsten Grade interessant! Man sagt, daß er ein Deutscher sei. Wissen Sie vielleicht, ob dies wahr ist?«

      »Es ist wahr.«

      »Das freut mich; das freut mich ungemein! Ich bin nämlich ein so guter Deutscher, wie es drüben im alten Lande nur irgend einen geben kann. Wissen Sie, woher er stammt?«

      »Ich habe ihn nicht darnach gefragt.«

      »Freilich! Solchen Mann darf man nicht aushorchen wie andere Leute. Also er ist nicht mehr in St. Joseph? Wohin ist er denn?«

      »Das weiß wahrscheinlich niemand außer er selbst.«

      »Das ist unangenehm, höchst unangenehm!« rief der Kellner. »Ich hätte sonst was drum gegeben, wenn ich hätte mit ihm sprechen können!«

      »Was das betrifft, so kann ich Sie beruhigen. Er hat nämlich nur einen Ausflug vor und will wiederkommen.«

      »Wirklich? Wirklich? Wann denn, wann?«

      »Das ist noch unbestimmt. Er scheint Winnetou in St. Joseph erwarten zu müssen.«

      »Winnetou? Der kommt auch? Das ist ja alles, was ich mir nur wünschen kann! Ich werde beide sehen, beide, Old Shatterhand und Winnetou! Bitte, haben Sie die freundliche Gewogenheit, uns zu sagen, was für ein Mann er ist, wie lang, wie breit, was für Augen, welchen Bart, wie gekleidet, sodann Haltung, Gang, Stimme und – –«

      »Halten Sie ein, halten Sie ein!« fiel ich ihm lachend in die Rede. »Wer kann sich alle diese Fragen merken!«

      »Richtig! Ich bin zu hastig gewesen!«

      Er

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