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so besser. Wie ein köstliches Nest voll süßer Ostereier hütet er sein Geheimnis. Und lacht über sein Spitzbubenglück, das ihn so sicher in die Arme der schönsten Frau gelandet.

      Und seine Schwester wird immer seltsamer. Einmal spricht der Fürst davon, daß Alfred auf dem Thorstein Besuch machen könnte. Da fährt die Fürstin sofort auf. Alfred sei zu seiner Erholung hier, und bekanntlich sei nichts der Erholung abträglicher als Besuche machen. Der Fürst zuckt die Achseln; wenn seine Frau heftig wird, pflegt er zu verstummen. Der Tunichtgut von Brandenstein duckt wieder seinen hellen Kopf und schweigt. Sehr klug, daß er nichts verraten. Aber die Luft in Brauneck wird wieder schwer, und seine Schwester klagt:

      »Wenn die amüsantesten Leute nach Brauneck kommen, so währt es nicht lange, bis sie so trübselig werden wie alles andere.« Und Alfred bestätigt, daß die Luft in Brauneck etwas Schweres und Dichtes habe. Ja, es sei nicht ganz unmöglich, daß es spuke. Sehr stilvoll natürlich. Aber es seufzte nachts etwas an seiner Türe, und der finstere Krafft Brauneck im großen Saale habe ihm deutlich nachgesehen.

      »Mach keine schlechten Scherze, Alfred! Du glaubst ja selbst nicht daran.«

      Und Alfred verstummt, läßt sich aber am andern Morgen ein anderes Zimmer geben und reitet wieder allein fort, obgleich ihn das Reiten eigentlich noch recht anstrengt.

      Seine Schwester geht mit flackernden Augen in ihren Gemächern auf und ab bis spät in die Nacht. Nun weiß sie, warum Rosmarie den Ring trägt und warum ihr Bild in den Saal gehängt werden soll. Und immer noch rollt das Rad über ihr Herz, aber das Feuer brennt doch wieder ganz hell in der Eishöhle. Nein, Alfred soll nicht hinüber und sie sehen, der törichte Junge wird sich von dem Blondhaar fangen lassen. Er ist der einzige, bei dem sie noch ein wenig die alte Charlotte ist. Ihr letztes Stück Unschuld und Jugend.

      Sechsunddreißigstes Kapitel.

       Auf der Römerwiese

       Inhaltsverzeichnis

      Auf der Römerwiese ist ein Blühen und Duften wie selten. Schmetterlinge in ganzen Wolken jagen sich darüber. Am Rain machen die jungen Hasen ihre drolligen Spiele, und Heinz winkt dem Reh mit seiner kleinen dicken Hand, daß es komme und mit ihm spiele. Im Kastanienschatten in ihrem weißen Batistkleide sitzt Rosmarie und hält ihrem Kinde die Hand hin, daß er einen Finger ergreifen und daran die weite Reise zu ihren Knien unternehmen kann.

      Neben ihr liegt auf dem Boden das schwarze Schaf, der Brandensteiner, im Zustand höchster irdischer Glückseligkeit. Ein wenig verliebt, gerade so viel, daß alle Farben leuchtender dadurch geworden sind, die Luft würziger, der Himmel blauer, und doch nicht so viel, daß er schon Herzweh davon hätte. Rosmarie behandelt ihn immer noch als Kranken, sorgt für sein Behagen und hält ihm kleine Strafreden. Von seiner Schwester reden sie nie ein Wort. Harro malt ein Stück Sommerwiese mit der Schmetterlingswolke darauf, sehr behaglich... nur ist ihm der Besuch nicht ganz genehm. Sicher, denkt er, verrät der Schlingel nicht, wo er hingeht, sonst brächte er doch irgend welche Botschaft, was er aber nie tut. Und daß beide kein ganz ganz reines Gewissen haben, verrät sich auch dadurch, daß der Fürst bei seinen abendlichen Besuchen auch nichts davon erzählt bekommt. Rosmarie mag Alfred in der Stille die Erholung von Mamas Gesellschaft gönnen und Harro dem Fürsten seinen abendlichen Frieden nicht stören, der so wenig wie möglich bei seinen Kindern über Braunecker Dinge, insofern sie mit seiner Frau zusammenhängen, redet.

      Und heute bringt Alfred eine Neuigkeit mit. Das neue Auto, mit dem die Fürstin überrascht werden soll, wird heute kommen, mit einem ausgezeichneten Chauffeur. Und sie kann schon morgen das Land durchrasen. Der Fürst zittere schon für das Leben jedes Getiers oder Menschenkindes auf der Straße. Auch werde er sich nie dieses Vehikels bedienen, in das man gänzlich ungestraft einsteige und aus dem man als mehrfacher Mörder wieder herauskomme. Er hat eine etwas frivole und leichtsinnige Art zu sprechen, die Rosmarie nicht sympathisch ist, aber vielleicht sprechen eben die jungen Offiziere unter ihren Wellblechdächern so. Und sie hat immer noch Mitleid mit der schlanken, etwas kraftlosen Gestalt und den dünnen Händen.

      »Und zu deinem Mitleid hast du Grund, Rosmarie,« sagt ihr Harro einmal. »Er ist ein leichtsinniges Huhn, und seine Familie ist so ziemlich fertig mit ihm. Es bleibt ihm vermutlich doch nur U.S.A. und der Omnibuskutscher oder Bereiter bei Mrs. von Schmidt, wenn's gut geht. So laß ihn eben noch ein wenig an der Sonne liegen, es ist vermutlich seine letzte gute Zeit im Leben.«

      Und heute schmeichelt Alfred um ein Mittagessen und will sogar mit Heinzens übrig gelassenem Brei vorlieb nehmen.

      »Wird man Sie nicht vermissen?«

      »Nein, heute nicht,« lächelt er. »Ich bin demütig zu Fuß abgezogen.«

      »Was viel besser für Sie ist,« unterbricht ihn Harro, »Sie fallen dann nicht so hoch herunter.«

      Ja, und er habe gesagt, er wolle sich des Fürsten landwirtschaftlichen Musterbetrieb auf der Domäne Bronnweiler ansehen. Weil er ja vielleicht einmal selbst zur Landwirtschaft übergehe.

      »Richtig,« sagt Harro, »und so sehen Sie sich den Musterbetrieb an. Nun, vielleicht ist's ebensogut, Sie räkeln sich. Ich glaube nicht recht an Ihre landwirtschaftliche Begabung.«

      »Was kann es Schöneres auf der Welt geben,« seufzte er. »Räkeln! Die Poesie der Faulheit! Wie wenig Menschen können sie so recht würdigen.«

      »Aber heute abend wollen wir doch einen Gang machen,« sagt Rosmarie, »wenn das Kind schläft: es wird ja jetzt so früh müde. Und ich will einen großen, großen Strauß haben für das Sälchen. Vergißmeinnicht und Weißdorn und Dotterblumen und Buchenzweige, und am Sonntag ist Pfingsten, und das muß doch gefeiert werden.«

      »Ich höre so oft von Festen bei Ihnen, Cousine, und ich würde darauf brennen, ein Fest mitzumachen. Feste sind mir bis jetzt der Inbegriff des Tristen gewesen. Seine kleinen Freuden schafft man sich eher allein.«

      »Zu zweien, wollen Sie sagen.« warf Harro ein. »Ich möchte übrigens ein Fest geben, Rose, zur Einweihung des Saales. Aber etwas Neues in Festen! Eine Menge Menschen. Musik und Rosenkränze. Und kein männliches Wesen im schwarzen Knechtskleid und Röhrensystem wird zugelassen. Auch keines mit Zuchthäuslerfrisur wie Sie, Alfred.«

      »O Himmel, was fange ich an, ich kann mir doch keine weißgelben Stoppeln wachsen lassen.«

      »Ach, Sie tun mir leid,« neckt Harro, »haben Sie das von jeher an sich gehabt, – also nur Stoppeln wachsen Ihnen.« –

      »Harro, du bist schlimm,« tadelt die Rose. »Sie müssen wissen, Alfred, daß mein Mann die geschorenen Köpfe nicht leiden kann.«

      »Ich bin todunglücklich, ich will sehen, was ich auf diesem allerdings mißhandelten Boden noch heranzüchten kann. Wann soll das Fest sein?«

      »Die letzte Wand muß fertig sein. Und die Rose hat leider zu viel Ideen. Gerade weil es die letzte ist, scheinen die sich ihr in beängstigender Zahl aufzudrängen. Im Sommer ist ein Fest zwischen vier Wänden stillos.«

      »Wo bekommen wir nur all die Menschen her,« wundert sich die Rose.

      »Menschen genug, wenn der Gothaische nicht gebraucht wird. – Also Sie haben noch Zeit, sich zu bessern, Alfred. Rose, deinen Vater möchte ich in der Tracht des Philipp Brauneck sehen. Da würdest du erst erkennen, wie er eigentlich aussieht.«

      »Ein Kostümfest also?«

      »Ein Schönheitsfest. Warum sollten wir unsern Augen nicht einmal ein Menschenfest geben, wo jeder sich so herausmacht wie unsere Römerwiese heute, die doch auch ein Werktagskleid kennt. Alfred, Ihre Schwester werde ich mit dem Kostüm einer venetianischen Edeldame zu versöhnen trachten. Ich werde es ihr zeichnen. Und die Herren der Schöpfung, bei denen erlebt man die sonderbarsten Dinge. Wie froh fast jeder ist, daß er aus seiner Haut schlüpfen kann. Sie haben, wenigstens die Klügeren, eine Ahnung davon, daß sie, wenn sie festlich sein wollen, ins Lächerliche geraten.« Der Brandensteiner dachte an die verschiedenen Uniformen, die er schon an- und ausgezogen

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