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Die Jungfrau von Orleans. Friedrich Schiller
Читать онлайн.Название Die Jungfrau von Orleans
Год выпуска 0
isbn 9788726630893
Автор произведения Friedrich Schiller
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Friedrich Schiller
Die Jungfrau von Orleans
Eine romantische Tragödie
Saga
Die Jungfrau von OrleansCoverbild/Illustration: Shutterstock Copyright © 1801, 2020 Friedrich Schiller und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726630893
1. Ebook-Auflage, 2020
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.
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PROLOG
Eine ländliche Gegend.
Vorn zur Rechten ein Heiligenbild in einer Kapelle; zur Linken eine hohe Eiche.
Erster Auftritt
Thibaut d’ Arc. Seine drei Töchter. Drei junge Schäfer, ihre Freier.
thibaut:
Ja, liebe Nachbarn! Heute sind wir noch
Franzosen, freie Bürger noch und Herren
Des alten Bodens, den die Väter pflügten;
Wer weiß, wer morgen über uns befiehlt!
Denn allerorten läßt der Engelländer
Sein sieghaft Banner fliegen, seine Rosse
Zerstampfen Frankreichs blühende Gefilde.
Paris hat ihn als Sieger schon empfangen,
Und mit der alten Krone Dagoberts
Schmückt es den Sprößling eines fremden Stamms.
Der Enkel unsrer Könige muß irren
Enterbt und flüchtig durch sein eignes Reich,
Und wider ihn im Heer der Feinde kämpft
Sein nächster Vetter und sein erster Pair 1 ,
Ja seine Rabenmutter führt es an.
Rings brennen Dörfer, Städte. Näher stets
Und näher wälzt sich der Verheerung Rauch
An diese Täler, die noch friedlich ruhn.
– Drum, liebe Nachbarn, hab ich mich mit Gott
Entschlossen, weil ich’s heute noch vermag,
Die Töchter zu versorgen; denn das Weib
Bedarf in Kriegesnöten des Beschützers,
Und treue Lieb’ hilft alle Lasten heben.
Zu dem ersten Schäfer.
– Kommt, Etienne! Ihr werbt um meine Margot.
Die Äcker grenzen nachbarlich zusammen,
Die Herzen stimmen überein – das stiftet
Ein gutes Ehband!
Zu dem zweiten. Claude Marie! Ihr schweigt,
Und meine Louison schlägt die Augen nieder?
Werd ich zwei Herzen trennen, die sich fanden,
Weil Ihr nicht Schätze mir zu bieten habt?
Wer hat jetzt Schätze? Haus und Scheune sind
Des nächsten Feindes oder Feuers Raub –
Die treue Brust des braven Manns allein
Ist ein sturmfestes Dach in diesen Zeiten.
louison:
Mein Vater!
claude marie: Meine Louison!
louison Johanna umarmend: Liebe Schwester!
thibaut:
Ich gebe jeder dreißig Acker Landes
Und Stall und Hof und eine Herde – Gott
Hat mich gesegnet, und so segn’ er euch!
margot Johanna umarmend:
Erfreue unsern Vater. Nimm ein Beispiel!
Laß diesen Tag drei frohe Bande schließen.
thibaut:
Geht! Machet Anstalt. Morgen ist die Hochzeit;
Ich will, das ganze Dorf soll sie mit feiern.
Die zwei Paare gehen Arm in Arm geschlungen ab.
Zweiter Auftritt
Thibaut. Raimond. Johanna.
thibaut:
Jeanette, deine Schwestern machen Hochzeit,
Ich seh sie glücklich, sie erfreun mein Alter;
Du, meine Jüngste, machst mir Gram und Schmerz.
raimond:
Was fällt Euch ein! Was scheltet Ihr die Tochter?
thibaut:
Hier dieser wackre Jüngling, dem sich keiner
Vergleicht im ganzen Dorf, der Treffliche,
Er hat dir seine Neigung zugewendet
Und wirbt um dich, schon ist’s der dritte Herbst,
Mit stillem Wunsch, mit herzlichem Bemühn;
Du stößest ihn verschlossen, kalt zurück,
Noch sonst ein andrer von den Hirten allen
Mag dir ein gütig Lächeln abgewinnen.
– Ich sehe dich in Jugendfülle prangen,
Dein Lenz ist da, es ist die Zeit der Hoffnung,
Entfaltet ist die Blume deines Leibes,
Doch stets vergebens harr ich, daß die Blume
Der zarten Lieb’ aus ihrer Knospe breche
Und freudig reife zu der goldnen Frucht!
O das gefällt mir nimmermehr und deutet
Auf eine schwere Irrung der Natur!
Das Herz gefällt mir nicht, das streng und kalt
Sich zuschließt in den Jahren des Gefühls.
raimond:
Laßt’s gut sein, Vater Arc! Laßt sie gewähren!
Die Liebe meiner trefflichen Johanna
Ist eine edle, zarte Himmelsfrucht,
Und still allmählich reift das Köstliche!
Jetzt liebt sie noch zu wohnen auf den Bergen,
Und von der freien Heide fürchtet sie
Herabzusteigen in das niedre Dach
Der Menschen, wo die engen Sorgen wohnen.
Oft seh ich ihr aus tiefem Tal mit stillem
Erstaunen zu, wenn sie auf hoher Trift
In Mitte ihrer Herde ragend steht,