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23. Dezember: Vor der Backofentür

       24. Dezember: In der Stalltür

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       Über den Verlag

      Türöffner

      Geht es Ihnen wie mir? Haben Sie, als Sie dieses Büchlein zur Hand genommen haben, auch an die bunten Türchen des Adventskalenders Ihrer Kindheit gedacht und an die Freude, jeden Tag ein anderes Bildchen oder sogar Schokoladentäfelchen dahinter zu entdecken? Vielleicht kribbelt es Sie schon in den Fingern, um weiterzublättern und zu sehen, was dieser kleine Adventskalender für Sie bereithält. Möglicherweise sind Sie sogar so ungeduldig wie ich und haben schon ein bisschen vorausgeblättert?

      Haben Sie früher auch heimlich die Schokolade des Folgetages gegessen und das Türchen sorgfältig wieder verschlossen? Ich glaube, manchmal sollten wir auch heute noch das Morgige vorweg nehmen und uns nicht zufrieden geben mit dem, was wir vor Augen haben, sondern weit darüber hinaus glauben und hoffen – und manchmal eine Kostprobe davon nehmen. Dabei rede ich nicht mehr (in erster Linie) von Schokolade, sondern von dem, was mit der Ankunft des Königs – mit der Menschwerdung Gottes – damals vor etwa 2000 Jahren hier auf dieser Erde passiert ist: Der Himmel hat begonnen, diese Erde zu verändern. Neu und anders als bisher, unerwartet, ja, unverhofft.

      Wer hätte sich auch ausmalen können, dass der Schöpfer des Universums höchstpersönlich kommt? Geboren als Baby einer Teenagermutter in einem Stall einer orientalischen Kleinstadt, weil ihm alle sonstigen Türen verschlossen blieben! Das ist verrückter, als wir uns vorstellen können (oder wollen). Und selbst wenn diese Geschehnisse aus heutiger Sicht weit entfernt scheinen, prägen sie uns. Ganz sicher anders als damals in ihren direkten Auswirkungen auf das Judentum und das Römische Reich. Vielleicht auch anders, als Gott selbst sich das vorgestellt hatte. (Oder glauben Sie wirklich, es sei sein Plan gewesen, dass wir uns die letzten Wochen eines Jahres vor allem Sorgen um Geschenke, Festmenüs und Sitzordnungen am Familientisch machen?) Aber in diesen Tagen vor Weihnachten können wir nicht leugnen, dass die Geburt von Jesus von Nazareth, den seine Jünger später den Christus nennen würden, die Weltgeschichte verändert hat.

      Dass die Person Jesus das bis zum heutigen Tag tut, davon bin ich überzeugt. In ihm hat Gott selbst auf dieser Welt gelebt: Er hat in vielen Begegnungen Menschenleben verändert, mit ihnen gegessen, gefeiert und gelacht, aber auch geweint, gerungen und gestritten. Er hat gepredigt und gezeigt, dass Gott etwas Neues schafft in dieser Welt, etwas unvorstellbar Gutes, das er zur Vollendung bringen wird. Und damit hat er den Menschen Hoffnung gegeben, die über das Vordergründige hinaus reicht und bis heute andauert. Denn auf die Vollendung des Wirkens Gottes in dieser Welt, auf den endgültigen Triumph des Guten über das Böse, der Freude über das Leid und des Lebens über den Tod warten wir noch.

      Und dieses Warten, das findet in allen Situationen unseres Lebens statt. Manchmal bewusst, manchmal unbewusst, stehen wir in unserem Leben an der Schwelle zwischen Himmel und Erde. Ab und zu rennen wir gegen verschlossene Türen. Oft lassen wir weit offene Tore unbeachtet links liegen. Aber da oder dort entdecken wir bisweilen durch einen Türspalt etwas von dieser neuen Welt, finden unsere Hoffnung bestätigt, genährt, erneuert.

      Solche Türspalterlebnisse wünsche ich Ihnen mit diesem Büchlein: Möge Gott Sie in den nächsten 24 Tagen etwas mehr von dem Glanz seiner Ankunft und den Zeichen seiner aktiven Gegenwart in Ihrem Leben entdecken lassen.

       Eine erwartungsvolle Adventszeit wünscht Ihnen

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      1. Dezember

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      In der Balkontür

      Wenn die Nacht frischen Schnee gebracht hat, ist alles etwas anders, finde ich. Der Verkehr vor meinem Haus klingt gedämpft, das Tageslicht scheint gedimmt und alles ist wie von Samt überzogen und damit etwas gedeckter, weicher und dichter. Nach dem ersten Chaos im Morgenverkehr wirken die Menschen entspannter, die Kinder aufgeregt und selbst Nachbars Hund hüpft freudig durch das kühle Weiß.

      Nachdem ich barfuß zwei Abdrücke auf unserem Balkon gemacht habe, bleibe ich lächelnd in der Balkontür stehen und beobachte die vereinzelt fallenden Schneeflocken. Sie sind für mich einer von vielen Ausdrücken von Gottes unfassbarer Kreativität. Bei etwas näherem Hinsehen kann ich nur staunen über die Schönheit dieser fragilen Pracht. Keine zwei Schneeflöckchen, die vom Himmel trudeln, sehen gleich aus: Da gibt es diese großen, schweren Flocken, die mit rasantem Tempo fallen und beim Aufprall auf meiner Hand sofort zerspringen, und diese kleinen, feinen Flöckchen, die durch die Luft tanzen und sich sanft, beinahe nicht spürbar in meine Hand schmiegen und dort nach einem kurzen Moment einen winzig kleinen Tropfen hinterlassen. Vielleicht geht es unserem Schöpfer ähnlich, wenn er unserem menschlichen Treiben zusieht: Jeder von uns ist einzigartig und wunderbar geschaffen, ein Meisterwerk, in das etwas vom Meister selbst hinein gelegt ist. Manche von uns rasen, andere tanzen durch dieses irdische Leben und ich bin sicher, Gott ist wachsam über jedem unserer Wege.

      Im Entdecken der schillernden Farben eines Schneekristalls in meiner Hand habe ich das Gefühl, Gott auf frischer Tat ertappt zu haben und ich kann beinahe sein Lachen über mein Entzücken hören. Gottes Liebe zum Detail beeindruckt mich immer wieder aufs Neue.

      Bevor ich mich der sprudelnden Kaffeemaschine auf dem Herd zuwende, bleibe ich noch einen Moment am Fenster stehen und sehe mir das bunte Treiben von Menschen unten auf der Straße an. Jeder und jede Einzelne ist einzigartig in seinem Aussehen, seinem Charakter und seiner Lebensgestaltung. Mit jeder und jedem Einzelnen möchte Gott eine perfekte Geschichte schreiben und sein Licht in und durch uns Menschen zum Schillern bringen.

      2. Dezember

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      Vor der Telefonzelle

      Vermutlich ist das Bild Ihnen vertraut. Auch ich kann mich noch gut an Telefonzellen wie diese erinnern, aber mir ist bewusst, dass das heute für Kinder nicht mehr selbstverständlich ist. Wertkarten- und Münztelefone sowie teure Ferngespräche, in denen jede Minute ausgekostet wurde, sind ersetzt durch Onlinedienste, die nicht nur kostenlos sind, sondern darüber hinaus auch noch Videos und Bilder übertragen. Mit einer Internetverbindung hat man jederzeit die Welt im Wohnzimmer, im Auto oder wo auch immer man eben gerade ist.

      Trotz dieser immensen Möglichkeiten scheint unsere Kommunikation abzunehmen. Anstatt miteinander zu sprechen, sitzen Menschen wortlos und mit gebanntem Blick auf ihr Smartphone in öffentlichen Verkehrsmitteln. Niemand fragt mehr nach dem Weg. Wurde einem durch die Funktion der SMS noch eine magische Grenze von 160 Zeichen auferlegt, gibt es heute durch noch modernere Nachrichtendienste keine Zeichenvorgabe mehr. Stattdessen benutzen wir Emoticons und Symbole, die jegliche Worte erübrigen.

      Auch mit Gott kommunizieren wir manchmal im SMS-Format. Ein Stoßgebet vor der anstehenden Prüfung, dem Vorstellungsgespräch oder dem Operationstermin ist für viele von uns wohl die intensivste Kommunikation mit Gott. Das mag ein Notrufsystem sein, das meistens funktioniert, aber von einer lebendigen Beziehung ist das weit entfernt. Jesus sehnt sich nach mehr, da bin ich sicher. Er will Ihr bester Freund sein und das kann er nicht mit einer SMS pro Monat von Ihrer Seite – ohne Antwortmöglichkeit. Wie zwischenmenschliche Freundschaften auch wächst die Beziehung mit Jesus mit dem, was Sie bewusst mit ihm teilen. Und die Ausreden, er hätte kein Interesse an Ihnen oder sein

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