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Fear Street 59 - Der Angeber. R.L. Stine
Читать онлайн.Название Fear Street 59 - Der Angeber
Год выпуска 0
isbn 9783732014934
Автор произведения R.L. Stine
Серия Fear Street
Издательство Bookwire
„Das nenn ich wahre Liebe“, bemerkte ich trocken.
„Das ist wirklich nicht lustig“, schimpfte Hillary mich aus. „Du weißt genau, wie ernst Sandy es mit ihr meint.“
„Ich wünschte, Vincent würde mich endlich auch mal ernst nehmen“, murmelte ich vor mich hin.
Hillary drehte sich zu mir um und sah mich forschend an. „Was hast du gerade gesagt?“
„Ach nichts.“ Ich seufzte. Ich sah Taylor vor mir, wie sie auf der Party mit irgendwelchen Jungen herumflirtete. Auf die gleiche Weise hatte ich es bei Vincent auch schon einmal versucht, aber er hatte wohl gemeint, ich albere bloß herum, und es nicht weiter ernst genommen.
„Sandy ist bestimmt ein prima Kerl“, fuhr Hillary fort. „Aber ich glaube –“
„Ich finde, dass sie wirklich toll zusammenpassen“, unterbrach ich sie. „Vielleicht kriegt Taylor es ja so hin, dass Sandy ein bisschen lockerer wird und seine Schüchternheit ablegt. Immerhin ist Taylor seine erste richtige Freundin. Es wär ja immerhin möglich, dass er darüber so aus dem Häuschen ist, dass ihn das völlig umkrempelt. Vielleicht …“
Ich winkte einigen Schulfreunden zu, die gerade in einem Kombi an uns vorbeifuhren. Erst als der Wagen außer Sicht war, fiel mir Hillarys sorgenvolle Miene auf.
„Ich finde nicht, dass Taylor Sandy gut tut“, wandte sie ein. „Sie wird ihm bestimmt das Leben schwer machen. Wahrscheinlich bekommt er bei der erstbesten Gelegenheit von ihr den Laufpass.“
„Mir ist auch klar, dass er die Sache viel ernster sieht als sie“, gab ich ihr Recht. „Aber meinst du nicht, dass du ein bisschen zu hart mit Taylor ins Gericht gehst?“
Hillary blieb der Mund offen stehen. „Wie bitte? Zu hart? Was redest du denn da?“
Als wir in die Canyon Road einbogen, blies uns ein kräftiger Wind ins Gesicht. Das rote Backsteinhaus, in dem Sandy wohnte, stand gleich an der nächsten Biegung.
Ich hatte das Gefühl, dass Hillary ein bisschen eifersüchtig auf Taylor war. Bis Taylor sich mit Sandy angefreundet hatte, waren Hillary und ich nämlich die einzigen Mädchen in unserer Clique gewesen. Dann war Taylor aufgekreuzt – mit ihren schicken Klamotten, ihrer tollen Frisur, ihrem hübschen Gesicht und ihrer perfekten Figur. Im Nu hatte sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestanden.
Es wäre also wirklich kein Wunder, wenn Hillary ein ganz klein wenig eifersüchtig auf sie wäre.
Aber als wir so nebeneinander auf dem Bürgersteig herliefen, beschloss ich, diesen Gedanken für mich zu behalten. Es würde Hillary bloß kränken, und dann würde sie die ganze übrige Woche darauf verschwenden, es abzustreiten.
„Taylor ist schon in Ordnung“, sagte ich stattdessen. „Sie ist gar nicht so übel. Sie kommt nur gern auf ihre Kosten, wenn es ums Spaßhaben geht, das ist alles. Und dabei ist sie nicht gerade zimperlich.“
Hillary lachte spöttisch. „Das kannst du wohl laut sagen!“
Ich ging auf die Kiesauffahrt zu, die zu Sandys Haus führte. Aber Hillary hielt mich zurück. „Warte noch“, murmelte sie und blickte zum Haus hoch.
„Was ist denn los?“, fragte ich, drehte mich zu ihr um und sah sie besorgt an.
„Al hat mich schon wieder erpresst“, sagte Hillary und verdrehte die Augen. „Kannst du dir das vorstellen?“
„Was wollte er denn diesmal? Etwa wieder Geld?“
Hillary schüttelte den Kopf. „Er hat mich so lange weich geklopft, bis ich ihm meinen Wagen geliehen habe.“
„Oh“, brummte ich.
„Ich … ich hab mich so über Al aufgeregt und geärgert, dass ich es einfach jemandem erzählen musste“, stotterte Hillary.
„Bei mir ist es selbstverständlich gut aufgehoben“, beruhigte ich sie. „Schließlich bin ich deine beste Freundin.“
„Ständig ist er mir auf den Fersen und verlangt Geld von mir oder schreibt die Geschichtshausaufgaben bei mir ab oder verlangt meinen Wagen“, redete Hillary wie ein Wasserfall weiter. Ihre Stimme schnappte vor Wut fast über. „Er lässt mich einfach nicht in Ruhe. Und wenn ich Nein sage …“
„… droht er damit, deinen Eltern zu verraten, dass du in der Chemieprüfung gemogelt hast“, beendete ich ihren angefangenen Satz. „Wir sitzen im selben Boot, Hillary.“ Ich seufzte. „Mich versucht er auch dauernd unter Druck zu setzen.“
„Ich hasse mich dafür, dass ich das mit mir machen lasse!“, zischte Hillary und ballte die Hände zu Fäusten. „Al hat mich in der Hand, und das ist allein meine Schuld. Ich hätte die Chemiearbeit vom letzten Jahr einfach nicht von ihm annehmen dürfen. Nie, nie, nie! Das war der größte Fehler meines Lebens!“
Ich sah Hillary entgeistert an. In all den Jahren, seit wir uns kannten, hatte ich sie noch nie so aufgelöst erlebt.
Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. Hillary zitterte ja! „Es kommt alles wieder in Ordnung“, redete ich leise und beruhigend auf sie ein. „Mit mir macht er doch das Gleiche. Aber irgendwann wird er die Lust daran verlieren. Ganz bestimmt!“
Sie sah mich mit ihren dunklen Augen hoffnungsvoll an. „Meinst du wirklich?“
Ich nickte. „Sein Interesse reicht immer nur von zwölf bis Mittag. Er wird es schnell leid werden, uns zu tyrannisieren, und sich neue Opfer suchen. Du wirst schon sehen.“
Hillary antwortete darauf nichts. Aber ihr war anzusehen, dass ihr förmlich der Kopf rauchte und sie angestrengt nachdachte – vielleicht über das, was ich gerade gesagt hatte.
Wir liefen mit laut knirschenden Schritten die kiesbestreute Auffahrt hoch. Ich wollte gerade klingeln, als die Haustür schwungvoll aufgerissen wurde.
Sandy stand vor mir in der Tür. An seiner besorgten Miene konnte ich sofort ablesen, dass irgendetwas nicht stimmte.
„Sandy – was ist denn passiert?“, fragte ich.
„Habt ihr schon von der Sache mit Al gehört?“, fragte er.
Kapitel 4
„Was?“, stieß ich hervor und bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut.
„Kommt herein. Schnell!“, trieb uns Sandy zur Eile an. Er hielt uns die Tür auf, und Hillary und ich schlüpften an ihm vorbei ins Wohnzimmer.
Taylor und Vincent saßen jeder an einem anderen Ende der grünen Ledercouch. Trotz des stürmischen Wetters trug Taylor nichts weiter als ihre khakifarbenen Shorts und dazu ein kurzes, rotes Trägerhemd, das ihr nur bis zum Bauchnabel reichte.
Ich nickte den beiden kurz zu. „Was ist denn mit Al?“, fragte ich, während ich mich zu Sandy hin umdrehte.
„Er wurde von der Schule suspendiert.“ Taylor antwortete an Sandys Stelle.
„Ja, das stimmt.“ Sandy nickte zustimmend und knabberte nervös auf seiner Unterlippe herum. Wenn er das tut, sieht er immer viel jünger aus.
Sandy ist klein und ein bisschen rundlich. Er hat ein nettes Gesicht – nicht auffallend, aber nett. Allerdings kommt er mir irgendwie immer wie ein schüchterner, zappeliger Junge von zwölf Jahren vor.
„Warum?“, fragte Hillary. „Warum haben sie ihn denn von der Schule verwiesen?“
Vincent sah uns grinsend an. „Al hat vor Mrs Hirschs Augen seine Englischarbeit als Blättchen für Zigaretten benutzt und dann eine nach der anderen gequalmt.“
Hillary und ich hielten die Luft an.
„Du machst Witze!“, rief ich.
Vincents Grinsen wurde immer breiter. „Ja, das war nur ein Scherz. In Wirklichkeit hat er einen