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      Den eigentlichen Ruhm, die Briefmarke in Deutschland eingeführt zu haben, gebührt natürlich den Bayern. Schon im November 1849 kam der „Schwarze Einser“ heraus, der den Wert von einem Kreuzer hatte. Diese Marke ist besonders wertvoll; denn sie wurde erstaunlicherweise am 1. November aufgelegt, also an Allerheiligen – einem katholischen Feiertag in Bayern. Da kaum ein Postamt geöffnet hatte, gibt es so gut wie keine abgestempelten „Schwarzen Einser“.

      Eines der wenig erhaltenen Exemplare ziert einen Brief aus Deggendorf. Danach beschloss das Königreich Bayern übrigens sehr bald, den „Schwarzen Einser“ zu ersetzen; denn die Marken konnten mit der schwarzen Stempelfarbe nur schlecht entwertet werden. Auf dem schwarzen Hintergrund war der Stempel kaum zu erkennen. Deshalb beschloss die Postverwaltung in München, rosafarbene, rote und orangefarbene Marken herauszugeben. Damals waren in Bayern noch keine Motive auf den Postwertzeichen üblich (der obligatorische Enzian, ein Stillleben mit einer bayerischen Brotzeit und das Alpenpanorama sind uns also erspart geblieben).

      Der „Schwarze Einser“ ist leider in einer Auflage von fast 833.000 Stück erschienen und gilt daher nicht als sehr selten. Ein gut erhaltenes Exemplar erzielt dennoch heute einen Marktwert zwischen 1.000 und 3.000 Euro. Im Jahr 2010 erbrachte ein Bogen mit 90 „Schwarzen Einsern“ bei einer Auktion einen Zuschlag von immerhin 300.000 Euro.

       WISSENSWERT

      1841 gab es bereits Briefmarken in den USA, und 1843 führte Brasilien die so genannten „Ochsenaugen“ ein, die ihren Namen dem Kreis verdanken, der die Zahl umgab. Brasilien behielt die lustige Bezeichnung bei und nannte spätere Editionen im 19. Jahrhundert „Katzen-“ und „Ziegenaugen“. Wenig kundenfreundlich war indes die Handhabung. Man musste die Briefmarke noch selbst mit einer Schere vom Bogen schneiden (welch ein Glück, dass wir heute sogar selbstklebende Marken haben).

      Zu den Vorreitern in der Geschichte der Briefmarke zählen auch die Schweizer Kantone Zürich (1843) und Genf (1843). 1850 folgten die Staaten Österreich (mit dem „Wappenschild“), Preußen, Schleswig-Holstein und Hannover. Der Vatikanstaat entschloss sich erst 1929, eigene Briefmarken herauszubringen.

      Die zu Dänemark gehörenden Faröer-Inseln stießen erst 1975 zur Briefmarkengemeinde vor, als der Archipel zum eigenständigen Postgebiet erhoben wurde. Die autonome und jahrhundertealte Mönchsrepublik Athos im Norden Griechenlands brachte gar erst im Jahr 2008 ihre eigenen Postwertzeichen heraus.

       Die Rendite von Briefmarken

      Die Briten, die der Welt die Postwertzeichen beschert haben, waren auch diejenigen, die die Geldanlage in Briefmarken perfektionierten und die Leidenschaft für die bunten Bildchen entdeckten. So erstaunt es wohl auch niemanden, wenn es eigene Briefmarkenindizes gibt, die genau die Wertentwicklung eines Briefmarkenportfolios nachzeichnen. So avancieren die illustren Postwertzeichen fast zu Aktien, deren Wertentwicklung an einem Index abgelesen werden kann. Unbestrittener Pionier auf diesem Gebiet ist das älteste Handelshaus für Briefmarken in London: Stanley Gibbons.

       WISSENSWERT

      Einer der bekanntesten Indizes ist der GB250 Index, der die 250 wichtigsten Briefmarken Großbritanniens umfasst. Dieser Index ist so bedeutend, dass er selbst von dem weltweit anerkannten und renommierten Börsendienst Bloomberg verwendet wird. In den vergangenen 12 Jahren erzielte dieser Index eine jährliche Rendite von beachtlichen 13,14 Prozent. Daneben verblassen nicht nur Ihre Sparbücher und Tagesgeldkonten, sondern auch Aktienanlagen müssen sich geschlagen geben. Im weltweiten Durchschnitt kommt eine Aktienanlage über viele Jahrzehnte auf eine jährliche Wertsteigerung zwischen 7 und 10 Prozent (es sei denn, Sie haben in ein Schwellenland investiert, das ein starkes Wirtschaftswachstum verzeichnet – aber hier gibt es beträchtliche Risiken und die Gefahr großer Verluste).

      Der Briefmarkenindex wurde erst vor 12 Jahren konstruiert und ist damit vielleicht noch nicht so aussagekräftig.

      Anders verhält es sich bei diesem Barometer: Der GB30 Rarities Index, der die seltensten Briefmarken des Vereinigten Königreiches enthält, kann auf eine Historie von 40 Jahren zurückblicken und kommt auf eine jährliche Rendite von rund 10 Prozent.

      Überlegen Sie an dieser Stelle: Welches Investment bietet Ihnen eine relativ kontinuierliche Rendite von zehn Prozent? Sparbuch, Investmentfonds, Immobilien? Die meisten werden mit dieser Performance langfristig nicht mithalten können.

      Briefmarken haben außerdem einen weiteren unschlagbaren Vorteil: Selbst der schlimmste Aktiencrash, ein verheerender Staatsbankrott in der Eurozone oder eine andere Katastrophe können den Briefmarken nichts anhaben. Zwar wird die Nachfrage ähnlich wie bei Kunstwerken vorübergehend sinken. Aber wenn Sie einfach abwarten, wird sich der Wert langfristig wieder stabilisieren.

      Wenn die Investmentbanker in New York nach einem Jahrhundertcrash längst die Kartons aus den Büros tragen und den Rest des Jahres dank üppiger Millionenboni auf dem Golfplatz verbringen, aufgebrachte Aktivisten in der Wall Street zelten, Fahnen schwenken und die Verstaatlichung fordern, können Sie sich zu Hause seelenruhig zurücklehnen und herzhaft lachen. Zinserhöhungen, Währungskrisen, Schuldenschnitt – für Sie als Anleger in Briefmarken bedeutungslos.

       WISSENSWERT

      Wie krisensicher Briefmarken sind, erkennen Sie, wenn Sie die Wertentwicklung der Indizes im Jahr 2008 betrachten. Als an der Wall Street mehrere Investmentbanken kurz vor dem Zusammenbruch standen, Lehman Brothers zahlungsunfähig wurde und der deutsche Aktienleitindex innerhalb von Wochen um mehr als 40 Prozent abstürzte, stieg der GB30 Rarities Index mit den Briefmarkenraritäten Großbritanniens um satte 39 Prozent, und auch der marktbreite GB250 Index (der immerhin 250 englische Briefmarken umfasst) konnte um 32 Prozent zulegen.

      Falls Sie also Briefmarken für eine sterbenslangweilige Angelegenheit von übereifrigen Lehrern und Bibliothekaren in der badischen Provinz im Ruhestand hielten, werden Sie nun eines Besseren belehrt.

       WISSENSWERT

      Das renommierte Briefmarkenhaus Stanley Gibbons hat außerdem eine Studie über die Wertentwicklung chinesischer Briefmarken angefertigt. Im Zeitraum von 1989 bis heute konnte eine Anlage um 1.155 Prozent zulegen. Die jährliche Rendite beläuft sich auf 11,6 Prozent. Damit schnitt ein Investment in Briefmarken erheblich besser ab als eine Anlage in chinesischen Aktien.

      Zwar konnte die Börse in Schanghai im Jahr 2007 die Wertentwicklung deutlich toppen, aber als der vehemente Absturz des Jahres 2008 kam, fiel die Wertentwicklung wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Die chinesischen Briefmarken hingegen stiegen in ihrem Wert Jahr für Jahr ohne nennenswerte Schwankungen.

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      Briefmarken sind folglich keineswegs langweiliges Altpapier, sondern können stattliche Renditen mit sich bringen, sofern Sie eine sorgfältige Auswahl vornehmen und sich auf die Raritäten fokussieren.

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      Eine umfassende wissenschaftliche Studie der Universität Cambridge von Elroy Dimson kam zu dem aufschlussreichen Ergebnis, dass breit gestreute Investments in Briefmarken im Zeitraum von 1900 bis 2008 eine jährliche Rendite von rund sieben Prozent erbrachten. Mit Raritäten konnten Sie diese Rendite noch erheblich steigern, wie die Indizes von Stanley Gibbons verdeutlichen.

      Vergessen Sie daher das Klischee vom ergrauten Briefmarkensammler mit der Hornbrille und den Ärmelschonern: Briefmarken können eine lukrative Wertanlage sein, sofern Sie sich intensiver damit befassen und sich die Kostbarkeiten heraussuchen.

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       MÜNZEN – SCHÄTZE AUS VIELEN JAHRHUNDERTEN

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