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Kreuz aus dicken Nägeln, um den Bösen fern zu halten.

      In einer Sekunde war ich auf und setzte den Hügel hinunter. Von Zeit zu Zeit sah ich ahnungsvoll über die Schulter zurück, konnte aber niemand entdecken. Wie der Blitz rannte ich zum Kreisrichter, der ruft mir entgegen:

      »Junge, du bist ja ganz außer Atem. Kommst du wegen deiner Zinsen?«

      »Nein,« sag ich, »hab' ich denn wieder was zu bekommen?«

      »O ja, gestern abend sind die vom letzten halben Jahr eingelaufen. Über hundertundfünfzig Dollars. Ein ganzes Vermögen für dich, mein Junge. Ich lege dir die Zinsen aber wohl besser mit dem Kapital an, denn wenn du sie hast, gibst du sie auch aus.«

      »O, nein,« sag' ich, »ich will sie gar nicht haben, die Zinsen nicht und auch die sechstausend nicht, Sie sollen's nehmen, Herr, ich will's Ihnen geben, alles, alles!«

      Er sah mich erstaunt an, schien mich nicht zu verstehen. Dann sagte er:

      »Wie, – wie meinst du das, Junge?«

      Sag' ich: »Fragen Sie mich, bitte, nichts weiter, Herr, aber nehmen Sie's, bitte, nehmen Sie's!«

      Sagt' er:

      »Junge, ich versteh' dich nicht, was ist denn mit dir?«

      »Bitte, bitte nehmen Sie's und fragen Sie mich nicht weiter – dann muß ich Ihnen auch nichts vorschwindeln!«

      Er dacht' eine Weile nach, dann sagt' er:

      »Holla, ich glaub' ich hab's. Du willst mir deine Ansprüche abtreten, verkaufen, nicht schenken. Das liegt dir im Sinn, nicht wahr?«

      Und ohne weiteres schreibt er ein paar Zeilen auf ein Stück Papier, liest's noch einmal durch und sagte dann:

      »Da – sieh her. Es ist ein Vertrag und es steht drin, daß ich dir deine Ansprüche abgekauft habe. Hier ist ein Dollar und nun unterschreibe!«

      Ich unterschrieb und trollte mich.

      Miß Watsons Nigger Jim hatte eine haarige Kugel, so groß wie eine Faust, die einmal aus dem vierten Magen eines Ochsen herausgenommen worden war. Mit der konnte er wahrsagen, da sich ein Geist drin befand, der alles wußte. Ich ging also zu Jim am Abend und sagte ihm, mein Alter sei richtig wieder im Land, ich habe seine Fußtappen im Schnee gefunden. Was ich wissen wollte war, was der Alte im Schilde führte und wie lang er bleiben werde. Jim nahm seine haarige Kugel, brummte etwas drüber hin, hob sie in die Höhe und warf sie dann zu Boden. Sie fiel derb auf und rollte kaum einen Zoll weit von der Stelle. Noch einmal probierte es Jim und noch einmal und immer blieb es gleich. Jetzt kniete Jim nieder und legte sein Ohr an die Kugel und horchte, aber 's wollte nichts sagen. Da sagt' er, manchmal redet es nicht ohne Geld. Ich bot ihm nun eine alte, nachgemachte Münze an, die ich hatte, bei der überall das Messing durchsah, und die so fett und schlüpfrig sich anfühlte, daß sie mir niemand für echt abgenommen hätte. Von meinem Dollar schwieg ich natürlich, denn für die alte Kugel war wahrhaftig die schlechte Münze gut genug. Jim nahm die Münze, roch daran, rieb sie, biß hinein und versprach, es einzurichten, daß die Haarkugel die Unechtheit nicht merke. Er sagte, er wolle eine rohe Kartoffel nehmen und die Münze hineinstecken und die Nacht über drinn lassen, am andern Morgen sehe man dann kein Messing und fühle keine Fettigkeit und kein Mensch werde den Betrug merken, noch weniger eine Haarkugel. Das Ding mit der Kartoffel wußt' ich, hatt's nur vergessen im Moment.

      Jim steckte also nun die Münze unter die Kugel und legte wieder das Ohr dran. Jetzt sei alles in Ordnung, sagt' er und die Kugel werde mir wahrsagen, soviel ich wolle. »Nur zu!« sag' ich. Und die Kugel sprach nun zu Jim, und Jim sagt's mir wieder:

      »Deine alte Vatter noch nix wissen, was wollen thun. Einmal wollen gehen, einmal wollen bleiben. Du sein ganz ruhig, Huck, lassen thun die alte Mann, wie er wollen. Sein da zwei Engels, fliegen um ihn rum. Sein der eine weiß, der andere schwarz. Wollen der weiß ihn führen gute Weg, kommen der schwarz un reißen ihn fort. Arme Jim nich nix können sagen von Ende, ob schwarz, ob weiß! Bei dir aber allens sein gut. Du haben noch viel Angst im Leben, aber auch viel Freud! Werden kommen Krankheit und Unglück, un dann Gesundheit un Glück! Sein deine Engel zwei Mädels, eine blond un eine braun, eine reich un eine arm. Werden du heiraten erst die arm un dann die reich! Du nix gehen zu nah an Wasser, sonst du müssen fallen rein un ganz ersaufen! Du hören arme, alte Jim, Huck, du nix vergessen, was er sagen!«

      Das versprach ich denn auch hoch und heilig und als ich dann mein Licht anzündete und in mein Zimmer kam, – saß da mein Alter in Lebensgröße!

Fünftes Kapitel.

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