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hinaus. Er wollte vor Anbruch der Dunkelheit in seinem Dorf sein. Er nahm nicht die Straße, sondern Feldwege, querfeldein. Er wollte weder jemanden sehen noch gesehen werden.

      Auf dem ersten größeren Hügel blieb er stehen und drehte sich zur Brücke über dem Korana-Fluss. Sogleich begann er, den Kopf nach rechts und nach links zu drehen, so wie man es tut, wenn man etwas kaum zu glauben wagt.

      Miloš, Miloš …

      Dann setzte er sich auf den Boden und wandte den Kopf weiterhin nach links und nach rechts.

      Nachdem er sich auf den Rücken gelegt hatte, schaute er in den geröteten westlichen Abendhimmel: Es gibt keinen Gott. Gibt es nicht. Es hat ihn auch niemals gegeben. Welcher Gott würde zulassen, dass dreizehn junge Männer unten an der Brücke abgeschlachtet werden? Welcher?

      Vor Einbruch der Dunkelheit hockte Vaso auf dem Hügel vor seinem ehemaligen Zuhause. Aus seinem Schornstein und denen der umliegenden Häuser stieg Rauch auf. In einigen Fenstern brannte Licht. Man vernahm den Geruch von Stall, Kühen, Dung und blühenden Obstbäumen. In seinem Hof war an einem blühenden Apfelbaum eine Ziege festgebunden. Eine Frau kam aus dem Haus, zog sich an der Schwelle Schuhe an, dann ging sie zum Apfelbaum, band den Strick los und nahm die Ziege mit in den Stall.

      Vaso streckte sich, legte sich seinen Rucksack unter den Kopf und schaute den sich langsam verdunkelnden Himmel an. In einem Moment war ihm, als höre er die Stimme seiner Mutter, die ihn ins Haus rief. Er schloss die Augen. Er war auf Heimaterde. Er schlief friedlich ein.

      Es waren fremde Hähne, die Vaso Mraović weckten. Er stand auf und schaute sein Haus und die Häuser seiner früheren Nachbarn an. Hier lebten jetzt irgendwelche anderen Leute. Er drehte sich um und ging zum Friedhof. Dort befanden sich die, die er kannte, die übriggeblieben waren, die Seinigen.

      Der kleine Dorffriedhof sah nicht mehr so aus, wie er ihn verlassen hatte. Er war jetzt mit Gestrüpp, Gebüsch, Schlingpflanzen und hohem Unkraut zugewuchert. Aus den Gräbern und neben den Kreuzen und Gedenksteinen wuchsen jetzt junge Buchen und Eichen.

      Langsam schlug sich Vaso zu der Stelle durch, wo die Gräber seiner Familie waren, schon immer. Er fand den Stein, auf dem einmal die Namen seiner Großeltern gestanden hatten. Die Marmorplatte mit den Namen seiner Eltern, die er hatte aufstellen lassen, war umgeworfen und mit Efeu bedeckt. Neben dem bereits ziemlich angefaulten Kreuz seines Miloš wuchsen zwei junge Buchen. Die Stämme, dick wie ein Unterarm, hatten sich mit dem Kreuz verbunden und stützten es, damit es nicht umfiel. Vaso kniete sich hin, küsste die ausgebleichten Plastikbuchstaben mit dem Namen seines Sohnes, dann umarmte er die jungen Baumstämme und das Kreuz. Er weinte nicht, er schluchzte nicht auf, er rührte sich nicht, er flüsterte einfach nur ein paar Mal: Miloš, Miloš ... mein Miloš ...

      Vaso Mraović verbrachte den ganzen Tag mit seinen toten Mraovićs. Mit dem kleinen Klappspaten entfernte er den Efeu, das Gestrüpp, Laub und Unkraut von ihren Gräbern. Er richtete den Grabstein seiner Eltern wieder auf. In der Abenddämmerung holte er alle Medikamentenschachteln und die Wasserflasche aus dem Rucksack. Er schluckte alle Tabletten und alle Kapseln. Er legte seinen Rucksack neben die zwei jungen Buchen und das Kreuz. Er zog das Kreuz seines Sohnes aus der Erde. Er legte sich auf den Boden, bettete den Kopf auf dem Rucksack und legte das Kreuz auf seine Brust. Er schlief mit dem Kreuz auf der Brust ein, mit den Armen auf den Querbalken, mit einer Hand den Vornamen seines Sohnes fest umschlungen, mit der anderen den Nachnamen.

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