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von der anderen Frau, um nach Hause zu gehen.

      Sie konnte es kaum erwarten, anzufangen: sie hatte sich schon lange vorgenommen, ein Fitnessstudio zu besuchen, ohne sich nach bestimmten Uhrzeiten richten zu müssen, und an diesem Tag hatte sie sich endlich dazu entschieden, sich einzutragen.

      Da das Fitnessstudio auf dem Weg zwischen ihrer Wohnung und ihrem Arbeitsplatz lag und sie oft lieber zu Fuß ging, als die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen, lief sie fast täglich daran vorbei. Sie meinte, dass man sich in den öffentlichen Verkehrsmitteln alle möglichen Grippeviren einfangen konnte und schließlich war das Laufen, wie man ihr immer gesagt hatte, gut für ihre Gesundheit.

      An diesem Abend kam sie nach Hause, holte die Post ab und nahm ein schnelles Abendessen in Form einer Pizza zu sich, die sie sich nach Hause bringen ließ, um dann um 21.00 Uhr zu Bett zu gehen: todmüde von dem schweren Arbeitstag, schlief sie in kürzester Zeit ein.

      Am nächsten Morgen kontrollierte sie beim Frühstück die Post, die sie am Abend zuvor nur auf den kleinen Tisch im Wohnzimmer gelegt hatte.

      Einige Werbebroschüren, eine Postkarte von einer Freundin, die in Nordeuropa Urlaub machte, und ein weißer frankierter Umschlag mit der Aufschrift FÜR MARIOLINA SPAGGESI und der Adresse in Großbuchstaben.

      Sie wusste nicht, wer der Absender war, weil der offensichtlich nicht erkannt werden wollte oder weil er sich irgendwie im Inneren des Umschlags zu erkennen geben würde, oder aus einem anderen Grund, den Mariolina nicht kannte.

      Sie stellte die Tasse Milchkaffee auf den kleinen Tisch und öffnete neugierig den Umschlag.

      Der war sehr leicht und schien auf den ersten Blick leer zu sein.

      Aber sie fand doch etwas darin, und zwar eine Visitenkarte. Darauf stand:

      MASSIMO TROVAIOLI

      Marketingleiter

      Tecno Italia S.r.l.

      Am unteren Ende der Visitenkarte befanden sich ein Firmentelefon, ein Mobiltelefon, vermutlich auch ein Firmentelefon, und eine persönliche E-Mail-Adresse.

      Mariolinas Hände fingen an zu zittern, der Umschlag fiel auf den Boden, und die Visitenkarte schwebte einen Moment in der Luft, bevor sie sanft auf den Boden flatterte. Sie las das Ganze ein zweites Mal und musste sich danach erst einmal hinsetzen, um sich über ihre Gefühle klar zu werden.

      VI

      Die Untersuchungsergebnisse der Gerichtspolizei aus der Wohnung von Lucia Mistroni und die Autopsie ihrer Leiche kamen ziemlich schnell und fast zur gleichen Zeit.

      In der Wohnung des Mädchens war anscheinend nichts Interessantes gefunden worden, zumindest auf den ersten Blick.

      Wir lassen die Siegel aber noch bis zum Ende dieser Geschichte dran, hatte Zamagni jedoch angeordnet, weil er wusste, dass die Ermittlungen durch die Verschmutzung eines Tatorts sehr gut in die Irre geführt werden und die Lösung des Falls hinauszögern konnten. Außerdem konnte es auch möglich sein, dass sie für weitere Kontrollen nochmals in die Wohnung zurückgehen mussten.

      Die Wohnung wirkte völlig aufgeräumt und alles schien an seinem Platz zu sein. Das konnte bedeuten, dass der Täter nichts Konkretes gesucht hatte, als er in Lucias Haus war.

      Außerdem war das Schloss an der Haustür in Ordnung und zeigte keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen.

      Demzufolge hatte Lucia Mistroni ihren Mörder höchstwahrscheinlich gekannt.

      Die Autopsie hatte keine deutlichen Anzeichen eines Kampfes ergeben. Die Frau hatte sich den Kopf angeschlagen, vielleicht tödlich, und war infolgedessen wahrscheinlich zu Boden gefallen.

      „Das, was wir bis jetzt haben, führt zu nichts.“ sagte Ispettore Zamagni im Gespräch mit Hauptkommissar Luzzi in seinem Büro.

      „Ich schlage vor, dass wir ihre Verwandten, Freunde und Bekannten genauer unter die Lupe nehmen.“ meinte der Hauptkommissar. „Zumindest werden wir etwas mehr über das Mädchen in Erfahrung bringen.“

      „Ja, das denke ich auch.“

      „Lassen Sie sich von Finocchi helfen. Teilen Sie sich die Aufgaben, dann sind Sie eher damit durch. Schauen Sie zusammen noch einmal bei der Mutter vorbei und sprechen Sie dann je nachdem, was Sie in Erfahrung gebracht haben, mit den Leuten, die ihre Tochter gekannt haben.“

      Nach dem Gespräch gingen Zamagni und Finocchi hinaus, um noch einmal mit Lucia Mistronis Mutter zu sprechen.

      Der Straßenverkehr an diesem Morgen war einfach unerträglich, aber sie schafften es dennoch, in einer noch angemessenen Zeit ihr Ziel zu erreichen. Die Dame hatte ihnen, kurz bevor sie am Vortag die Wohnung ihrer Tochter verließ, noch ihre Adresse gegeben.

      Als die Frau die beiden Polizisten sah, kam sie gerade vom Gemüsehändler zurück.

      Sie bat sie hinein und bot ihnen etwas zu Trinken an.

      „Sehr freundlich.“ bedankte sich der Ispettore, „Ich nehme gerne ein Glas Wasser.“

      „Auch für mich bitte, vielen Dank.“ sagte Marco Finocchi.

      Die Frau goss das Wasser in zwei ziemlich große Gläser und reichte sie ihren Gästen.

      „Wir brauchen nochmals Ihre Hilfe.“ erklärte der Kommissar, nachdem er einen Schluck Wasser genommen hatte.

      „Bitte sehr.“

      „Können Sie uns eine Liste aller Personen geben, die Ihre Tochter kannte? Ich meine Verwandte, Freunde und Bekannte. Was das Arbeitsumfeld betrifft, brauchen Sie uns einfach nur den Namen des Unternehmens nennen.“

      Die Frau nahm sich ein Stück Papier und begann zu schreiben. Als sie fertig war wurde den beiden Polizisten klar, dass sie sich ziemlich beeilen müssten, wenn sie so schnell wie möglich mit allen sprechen wollten.

      Zamagni nahm das Blatt, faltete es und steckte es in seine Tasche.

      „Ist Ihnen seit unserer letzten Begegnung irgendetwas eingefallen, was uns Ihrer Meinung nach bei unseren Ermittlungen weiterhelfen könnte?“ fragte er dann.

      „Noch nicht, aber ich habe es nicht vergessen. Sobald ich etwas für Sie habe, werde ich Sie umgehend benachrichtigen.“

      „Vielen Dank.“ sagte Marco Finocchi.

      „Ich glaube, wir gehen jetzt besser. Es gibt noch viel für uns zu tun.“ Diesmal war es Ispettore Zamagni, der das Wort ergriffen hatte.

      Die beiden Polizisten erhoben sich fast gleichzeitig, verabschiedeten sich von der Frau und gingen hinaus.

      Sie bemerkten, dass das Blatt, das die Frau ihnen gegeben hatte, sehr detailliert war: für jeden Namen auf der Liste wurde angegeben, ob es sich um einen Bekannten oder einen Verwandten handelte sowie der Verwandtschaftsgrad und, wenn sie es wusste, auch die Adresse.

      Zamagni beschloss, dass sie mit den Namen beginnen würden, von denen sie die vollständigen Angaben hatten, und es den Beamten im Büro überlassen würden, die Liste mit den fehlenden Daten zu vervollständigen.

      Der Ispettore würde sich die Verwandten vornehmen und Finocchi würde sich um die Freunde kümmern.

      Doch bevor sie mit der mühsamen Suche nach Informationen anfingen, gingen sie noch einmal an der Polizeistation vorbei und Zamagni nutzte die Gelegenheit, um die von der Frau angefertigten Liste zu fotokopieren: eine Kopie behielt Finocchi, die andere wurde dem Beamten übergeben, der mit der Suche nach den fehlenden Daten beauftragt war. Anschließen steckte Zamagni das Original wieder in seine Tasche.

      VII

      Der Bus war zu dieser Zeit am Morgen ziemlich voll: viele Schüler gingen zur Schule und hatten die meisten Plätze besetzt. Dem Mann machte es allerdings nichts aus, dass er stehen musste, denn er wusste, dass er nur eine recht kurze Strecke vor sich hatte.

      Als er die seinem Ziel nächstgelegene Haltestelle erreichte, stieg er aus und ging den Bürgersteig

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