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wäre es wesentlich unproblematischer, überhaupt nicht auf diesen Vorfall zu reagieren, als die Scham zu zeigen, die von dieser Person mutig und mit lauter Stimme öffentlich in einem Gerichtssaal gefordert wurde.

      Am Ende stand Pagliarini von dem Stuhl auf, der für die Verhöre benutzt wurde, und ging relativ langsam neben seinem Anwalt her, ohne jedoch irgendwelche Anzeichen zu zeigen, die den anonymen Zwischenrufer glauben ließen, er hätte ins Schwarze getroffen.

      Die Anhörung endete mit nichts Endgültigem, da eine spätere Anhörung noch ausstand.

      Der Anwalt eskortierte seinen Mandanten buchstäblich zum Ausgang, um unangenehme Episoden wie die im Gerichtssaal zu vermeiden, und teilte ihm dann mit, dass sie sich in Kürze wieder treffen würden, um zu entscheiden, welcher Linie bei der nächsten Anhörung zu folgen sei.

      Ispettore Zamagni und der Polizeibeamte Finocchi gingen gemeinsam zu dem Arbeitgeber von Lucia Mistroni, um mit ihm zu sprechen.

      Das Mädchen war bei Piazzi & Co. als Büroangestellte beschäftigt und in der Buchhaltung tätig gewesen.

      Als sie beim Empfang vorsprachen, wurden sie gebeten, auf den Ledersesseln vor dem Tresen Platz zu nehmen, und nur wenige Minuten später wurden sie vom Besitzer des Unternehmens begrüßt.

      Er war ein Mann in den Fünfzigern, mit einer sehr einfachen Erscheinung und nicht aufdringlichen oder arroganten Manieren, der den Polizeibeamten bei ihrer Arbeit gerne behilflich war.

      „Mit was genau beschäftigen Sie sich hier eigentlich?", fragte Zamagni.

      „Import und Export von verschiedenen Artikeln", sagte der Mann.

      „Und hat Fräulein Mistroni schon lange mit Ihnen zusammengearbeitet?"

      „Ich erinnere mich nicht genau, aber ungefähr ein paar Jahre".

      Zamagni und Finocchi nickten.

      „Wissen Sie, ob das Mädchen gut mit den anderen Kollegen auskam?

      „Soweit ich mich erinnern kann, ja. Unter diesem Gesichtspunkt schätze ich mich glücklich: Anscheinend verstehen sich alle Mitarbeiter dieses Unternehmens gut, es herrscht immer eine entspannte Atmosphäre".

      „Ich verstehe", sagte der Ispettore.

      „Und können Sie uns sagen, ob Frau Mistroni außerhalb des Unternehmens irgendwelche Probleme hatte?", fragte Finocchi, „Ich meine irgendwelche früheren Vorfälle, über die das Mädchen mit Ihnen oder jemand anderem gesprochen haben könnte".

      „Sie war ein sehr reservierter Mensch."

      „Und es gibt unter den Kollegen niemanden, dem sie sich eher anvertraute?"

      „Mir wurde gesagt, dass sie mit einem ehemaligen Mitarbeiter von uns verlobt war, der bis vor einem Monat noch hier gearbeitet hat. Mir ist nicht bekannt, dass sie sich irgendjemand anderen anvertraut hat".

      Zamagni und Finocchi tauschten einen Blick miteinander: Paolo Carnevali hatte ihnen nichts davon gesagt, und vielleicht wäre es angebracht, das Thema zu vertiefen.

      Da sie merkten, dass das Gespräch sie anscheinend nicht weiterbrachte dankten sie dem Mann, mit dem Zamagni die Visitenkarten austauschte, und verließen das Gebäude.

      XIV

      Am nächsten Morgen erhielt Zamagni einen Anruf der Spurensicherung, die ihn weitere Informationen über Lucia Mistroni geben wollte: Eine eingehendere Analyse hatte eine nicht vernachlässigbare Menge an Melatonin ergeben, und als der Ispettore um Erklärungen bat, teilte ihm sein Gesprächspartner mit, dass es sich um ein Beruhigungsmittel handelte, welches das Einschlafen erleichtern würde, aber in zu hohen Dosen zu bestimmten Kontraindikationen, darunter Schwindel, führen könne.

      „Das Mädchen hat also möglicherweise absichtlich zu viele Tabletten dieser Substanz genommen, sich den Kopf gestoßen und ist gestorben", sagte Zamagni.

      „Ja. Eigentlich gibt es aber vielleicht noch eine andere Möglichkeit."

      „Welche?"

      „Es gibt auch Melatonin in Tropfen. Wenn Fräulein Mistroni ihren Mörder wirklich gekannt hat, hätte dieser, da das Mädchen völlig ahnungslos war, vielleicht zu viele Tropfen in ein Getränk geben können, das Mädchen hat getrunken und... schwupps -schon war es geschehen".

      „Diese Möglichkeit kann nicht ausgeschlossen werden. Wir werden es in Betracht ziehen, vielen Dank."

      Nach dem Telefongespräch begab sich Zamagni auf die Suche nach Marco Finocchi, um ihm die letzten Neuigkeiten mitzuteilen.

      „Es scheint mir, dass es immer komplizierter wird", sagte der Polizist.

      Der Ispettore nickte.

      „Was, wenn das Mädchen aus irgendeinem Grund nicht mehr damit fertig wurde, wie die Dinge für sie liefen? Aus irgendeinem uns unbekannten Grund wünschte sie sich vielleicht..."

      „Selbstmord?"

      „Ja."

      „Ohne auch nur eine Notiz mit irgendeiner Erklärung zu hinterlassen?"

      Beide dachten darüber nach, bis Zamagni, wenn auch widerwillig, erklärte: „Vielleicht müssen wir noch einmal ganz von vorne anfangen".

      „Wie meinen Sie das?"

      „Noch einmal alles neu aufrollen, alle noch einmal befragen und versuchen, jedes Element neu zu bewerten, wo wir jetzt von dem Melatonin wissen".

      „Ich verstehe", sagte Finocchi.

      „Wir haben keine Zeit zu verlieren", drängte ihn der Ispettore, „Lassen Sie uns noch einmal bei Null anfangen".

      „Kann ich Ihnen das geben?", sagte das kleine Mädchen zu einer Dame, die sie auf dem Heimweg traf.

      Die Dame bedankte sich und steckte das Flugblatt in ihre Tasche.

      Auch an diesem Tag hatte das Mädchen seine Pflicht getan und war glücklich, denn der Mann, mit dem es gesprochen und der ihr die Aufgabe übertragen hatte, hatte ihr erklärt, dass sie etwas Geld verdienen könne, indem sie etwas Nützliches für die Gesellschaft tue, wofür ihr viele Menschen danken könnten, wenn sie ihr auf der Straße begegneten.

      Als sie nach Hause kam, erklärte sie ihren Eltern, dass sie nicht einmal mehr ein Flugblatt übrig hatte und dass sie nur ein Glas Saft trinken wollte, um dann ganz schnelle ihre Hausaufgaben für den nächsten Tag zu erledigen.

      Sie waren stolz auf sie, als sie sahen, wie glücklich sie war.

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