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nur gegenseitig in einem Irrtum bestärken. Und abgesehen davon, bin ich im Moment mitten in einem hochkonzentrierten Arbeitsprozess und…”

      „...möchten nicht gestört werden.”

      „Ich wollte es nicht so schroff ausdrücken. Sie wissen ja, ich bin sensibel.”

      30

      Irfan Kerimov residierte in einer Traumetage mit Blick auf den Main. Man hatte einen freien Blick auf den Fluss.

      Mit mehr als dreißig Einsatzkräften drangen wir in die Wohnung ein. Der private Sicherheitsdienst, der das Gebäude bewachte, war erst im letzten Moment eingeweiht worden. Und zwar in Form einer Anweisung, die elektronischen Schlösser freizuschalten.

      Außer Rudi und mir waren zahlreiche Einsatzkräfte beteiligt. Aber auch Hauptkommissar Maik Ladberger und einige seiner Kollegen waren dabei.

      „Was fällt Ihnen ein, hier einzudringen?”, empörte sich Kerimov.

      Wir überließen es Ladberger, die eigentliche Verhaftung durchzuführen und Kerimov seine Rechte vorzulesen.

      „Wir werden Ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Mord und die Mitwirkung an einem Drogendeal nachweisen können, der vor sieben Jahren in Hamburg stattgefunden hat”, erklärte ich ihm, nachdem Ladberger mit den formalen Dingen fertig war und dem Gefangenen Handschellen angelegt hatte.

      „Sie bluffen. Das ist alles Unsinn!”

      „Es gibt einen Augenzeugen, der mit Ihnen zusammen eine Leiche vergraben hat. Einen Mann, den Sie umgebracht haben.”

      „Und dann sind da noch die Toten, denen Ihre Dealer anstatt Kokain Heroin verkauft haben, mit dem die Ahnungslosen sich dann umgebracht haben”, ergriff noch einmal Ladberger das Wort. „Und das nur, um Angst und Schrecken zu verbreiten und die Konkurrenz aus dem Drogengeschäft zu drängen.”

      „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.”

      „Natürlich nicht. Aber ich wette, dass diese Vorkommnisse jetzt aufhören. So wie schon einmal für fünf Jahren, als Sie nämlich weggesperrt waren.”

      „Ich will meinen Anwalt sprechen. Und zwar jetzt und hier.”

      „Das können Sie”, sagte ich. „Und ich bin sehr gespannt, wie der Sie da herauspauken soll…”

      „Die Justiz in dieser Stadt versucht mir immer wieder etwas am Zeug zu flicken. Aber bislang hat das noch niemand geschafft, so viel Mühe sich da manche auch gegeben haben”, meinte Kerimov und verzog das Gesicht. „Das wird diesmal auch nicht gelingen.”

      „Warten wir es ab”, meinte Ladberger.

      Inzwischen wurde mit der Durchsuchung der Wohnung begonnen. Außerdem waren einige Leibwächter vorläufig festgenommen worden. Ihre Waffen würden überprüft werden.

      „Sie werden hier nichts finden!”, behauptete Kerimov. „Glauben Sie wirklich, ich hätte nicht bemerkt, dass Sie seit langem überwachen, wer bei mir ein und ausgeht? Wenn Sie glauben, dass Sie hier auf ein Drogenlager stoßen, dann sind Sie schief gewickelt….”

      „Wir werden sehen, was wir finden”, sagte ich.

      31

      Kerimov wurde in eine Gewahrsamszelle gebracht. Die Durchsuchung der Wohnung verlief zunächst einmal ohne ein besonderes Ergebnis. Es wurden jede Menge Waffen gefunden.

      Zumindest konnten wir diese Waffen kriminaltechnisch untersuchen lassen und so möglicherweise Zusammenhänge zu bisher ungeklärten Verbrechen herstellen.

      Drogen fanden sich keine.

      Beschlagnahmt wurden auch die Computer, von deren Auswertung man sich weitere Informationen über Kerimovs Vernetzung in der Unterwelt von Frankfurt erhoffen konnte.

      Die ganze Prozedur dauerte mehrere Stunden. Rudi und ich blieben nicht die ganze Zeit dort.

      Wir aßen in einem Fast Food Restaurant einen Burger. Ladberger war auch dabei. Rudi hatte ihn dazu eingeladen, aber wohl nicht ernsthaft damit gerechnet, dass er sich darauf einlassen würde. Schließlich vermied er ansonsten ja jede unnötigen sozialen Kontakt.

      Eine ganze Weile sagte niemand ein Wort. Bei Ladberger bedauerte ich das zwar nicht, denn netten Small-Talk würde er sich zu seinen Lebzeiten wohl kaum noch angewöhnen können. Aber es wunderte mich andererseits auch. Schließlich war die Verhaftung von Kerimov letztlich ein großer Erfolg. Ein Erfolg, der auch Ladbergers Abteilung mit angerechnet werden würde. Andere Kollegen waren nach so einem Erfolg eher extrovertiert und gut gelaunt. Bei Ladberger hätte mir schon eine leichte Stimmungsaufhellung genügt.

      Ich hing meinen Gedanken nach. Und die drehten sich um Gieselher Omienburg.

      „Was ist los?”, fragte Rudi.

      „Ich glaube nicht, dass die Serie der Heroin-statt-Kokain-Morde jetzt aufhören wird”, sagte ich.

      „Du denkst immer noch, dass dieser Omienburg etwas damit zu tun hat?”

      „Das weiß ich nicht. Aber…”

      „Um wen geht es hier eigentlich?”, fragte jetzt Maik Ladberger.

      „Um Gieselher Omienburg von der Kampf den Drogen Stiftung”, sagte ich. „Er trägt einen Vollbart. Seine Beschreibung passt auf jemanden, der mindestens eines der Opfer zuvor verfolgt hat. Und er war zur richtigen Zeit sowohl in Hamburg als in Frankfurt. Leider hat Ferdinand Chovsky das Gesicht des Mannes, der ihm Heroin anstatt Kokain verkauft hat, nicht richtig sehen können…”

      „Und warum weiß ich von all diesen Dingen nichts?”, fragte Ladberger. „Ich glaube, in Ihre Kreisen nennt man so etwas mangelnde Kommunikation oder so ähnlich.”

      Rudi und ich sahen uns etwas verwundert an.

      „Worauf wollen Sie hinaus?”, fragte Rudi.

      „Diesen Omienburg kenne ich: Ich bin ihm mal bei einer Gerichtsverhandlung begegnet. Dort musste ich als Ermittler des Frankfurt Polizeipräsidium gegen einen Drogendealer aussagen, der keine Hemmungen gehabt hatte, seine eigenen Kinder mit dem Stoff zu versorgen.”

      „Was ist passiert?”

      „Während der Verhandlung kam es zum Eklat. Dieser Anti-Drogen-Aktivist ist aufgesprungen und hat das Gericht beschimpft, weil er das Urteil zu milde fand. Und dann hat er sich den Verteidiger vorgenommen, ihn angeschrien, ob er sich überhaupt vorstellen könnte, was das für ein Kind bedeuten würde, wenn so etwas geschieht.”

      „Wie alt waren die Kinder, um die es ging?”

      „Grundschulalter. Ich weiß es nicht sehr genau.”

      „Alle Opfer der Heroin-statt-Kokain-Serie hatten minderjährige Kinder”, sagte ich. „Das hat unsere Mathematikerin in Quardenburg festgestellt.” Ich zuckte mit den Schultern. „Reine Statistik und Zahlenspielerei, könnte man denken. Aber vielleicht steckt mehr dahinter.”

      „Wie ist die Sache weitergegangen?”, hakte jetzt Rudi ein.

      „Ich musste den Vollzugsbeamten im Gerichtssaal helfen, den Kerl hinauszubringen. Die Personalien wurden festgestellt. Einer der Beamten kannte den Typ und meinte, dass sei ein guter Mensch, der sich für eine gute Sache aufopfern würde.”

      „Ich war verzweifelt auf der Suche nach einem Foto von ihm”, meinte Rudi. „Harry hat mir ja keine Ruhe gelassen. Ich bin nicht auf die Idee gekommen, über unser Datenverbundsystem zu suchen.”

      „Da brauchen Sie nicht nachzusehen”, sagte Ladberger.

      Ich hob die Augenbrauen. „Wieso?”

      „Jedenfalls nicht wegen dieser Sache. Der Richter hat das Ganze auf sich beruhen lassen. Omienburg wurde noch nicht einmal wegen Missachtung des Gerichts belangt. Gar

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