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zu erraten.

      "Ich habe mal bei einem Schlüsseldienst gearbeitet, Baby!", zischte er zwischen den Zähnen hindurch.

      Isabel schluckte. Sie bemerkte die Pistole in der rechten Hand ihres Gegenübers. Ein langgezogener Schalldämpfer war auf die Waffe aufgeschraubt worden.

      Außerdem trug der Mann hauchdünne Latexhandschuhe, wie man sie in den üblichen Erste-Hilfe-Sets finden konnte.

      Isabel machte eine schnelle Bewegung Richtung Tür.

      Ein Akt der Verzweiflung.

      Der Narbige hob die Hand mit der Schalldämpfer-Pistole, richtete sie auf Isabel.

      Sie erstarrte.

      Der Puls schlug ihr bis zum Hals.

      "Was wollen Sie?", flüsterte sie.

      "Das Handtuch weg! Ich will was sehen!" Der Narbige kicherte.

      Isabel Norales' Gesichtsfarbe wurde dunkelrot.

      Sie ließ das Handtuch zu Boden gleiten.

      Nackt stand sie vor ihm. Er betrachtete die schwindelerregende Silhouette ihres aufregenden Körpers.

      "Wirklich schade", sagte der Narbige, hob die Waffe und drückte ab. Es klang wie ein heftiges Niesen. Der erste Schuss traf Isabell ins Brustbein. Die Kugel trat im Rücken wieder hervor. Die junge Frau taumelte zurück, ehe der zweite Schuss, der sie in den Bauch traf, dafür sorgte, dass sie wie ein Taschenmesser zusammenklappte.

      In eigenartig verrenkter Haltung blieb sie auf dem Boden liegen.

      Der flauschige Teppichboden sog die entstehende Blutlache auf.

      Der Narbige erhob sich.

      Er ging zum Telefon, tippte eine Nummer ein.

      Als die Verbindung hergestellt war, sagte er genau zwei Worte:

      "Alles klar!"

      18

      "Schöne Grüße von Clive", sagte Mister McKee am nächsten Morgen, als wir in seinem Besprechungszimmer saßen. "Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Das bedeutet, dass weder Lebensgefahr noch das Risiko von bleibenden Schäden besteht. Er hat großes Glück gehabt."

      Mister McKee hatte in diesem Punkt natürlich vollkommen recht.

      Die weit verbreitete Ansicht, dass ein Schultertreffer in jedem Fall harmlos ist, stimmt nämlich nicht. In Wahrheit hängt das immer vom Eintrittswinkel und dem genauen Schusskanal ab. So kann eine Kugel, die durch die Schulter eindringt bei einem schräg von oben verlaufenden Einschusskanal sehr leicht lebenswichtige Organe verletzen.

      "Ich war gestern Abend noch bei ihm", berichtete Orry und nippte an seinem Kaffeebecher. "Er hält sich schon wieder beinahe für dienstfähig..."

      "Glücklicherweise entscheiden Ärzte über so etwas", unterbrach Mister McKee.

      Und Jay Kronburg meinte: "Kein Wunder, dass Clive es bei dieser Dienstauffassung zum stellvertretenden Leiter unseres Field Office gebracht hat..."

      Gemurmel entstand.

      Mit einer Handbewegung brachte Mister McKee die Situation sofort wieder unter Kontrolle.

      Seine Autorität war fast sprichwörtlich.

      Er deutete auf unseren Computerspezialisten Craig E. Smith und Agent Sid Maddox aus dem Innendienst.

      "Craig und Sid haben ein paar Fakten für Sie aufbereitet, die Sie mit Sicherheit interessieren werden", leitete unser Chef ein und nickte Sid Maddox zu.

      "Wir sind der Frage nachgegangen, ob die Mikrowellen-Sender, die Roy Ortega gegenüber Jesse und Milo erwähnte, möglicherweise bereits benutzt wurden. So etwas lässt sich nicht ganz so leicht feststellen. Ein Mikrowellenangriff wird normalerweise überhaupt nicht als solcher erkannt. Anders, als etwa ein Bombenattentat." Sid schaltete einen Beamer an, mit dem der Bildschirminhalt von Craig E. Smiths Laptop auf eine Leinwand projiziert wurde.

      Ein Stadtplan von New York wurde sichtbar.

      Sid wandte sich an unser Computer-As: "Bitte, Craig!"

      Agent Craig E. Smith hob die Augenbrauen. "Wir sind die Sache systematisch angegangen und haben bei sämtlichen in Frage kommenden Institutionen, Behörden etc. abgefragt, ob in letzter Zeit aus dem Rahmen fallende Probleme mit der EDV und anderem elektronisch gesteuerten Equipment vorgekommen sind. Wir sind zu einem sehr interessanten Ergebnis gekommen."

      Ein Knopfdruck von Craig sorgte dafür, dass ein paar rote Markierungen auf dem Stadtplan erschienen. Die dazugehörigen Bezeichnungen wurden eine Sekunde später eingeblendet.

      "Das sind ja alles Kliniken!", entfuhr es Milo.

      "Sehr richtig", stellte Craig E. Smith fest. "In all diesen Kliniken kam es zu gehäuft auftretenden Fehlfunktionen medizinischer Geräte. Teils mit gravierenden Folgen für die Patienten. Der eine oder andere wird möglicherweise in den Medien schon davon gehört haben. Da war meistens von mangelnder Wartung und Folgen des Sparzwangs die Rede, unter dem diese Krankenhäuser stehen. Aber es wäre auch ein Angriff mit Mikrowellen möglich... Wir brauchen natürlich eine Weile, um das abzuchecken."

      "Sie denken an großangelegte Durchsuchungen?", fragte Mister McKee.

      Craig nickte.

      "Anders wird es nicht gehen."

      "Das ist doch pervers!", meinte Leslie Morell. "Wer hat denn ein Interesse daran, Klinik-Patienten zu schädigen?"

      "Radikale Abtreibungsgegner zum Beispiel", erläuterte Craig. "Die Schwierigkeiten, die in den genannten Kliniken aufgetreten sind, konzentrierten sich auf Abteilungen, in denen Abtreibungen vorgenommen wurden. Es gibt nur eine Ausnahme: Das Theodore Rosevelt Memorial Hospital in Queens."

      "Aber das ist ja auch geografisch nicht ganz im Rahmen", stellte Milo fest. "Die anderen Klinken liegen alle in Manhattan."

      Craig E. Smith zuckte mit den Achseln. "Es ist ja durchaus möglich, dass es hin und wieder auch noch ganz 'normale' Schwierigkeiten mit hochsensiblem medizinischem High-Tech-Equipment gibt!"

      Ich dachte an die Broschüre, die ich bei Jacky Tasso alias John Garcia gefunden hatte und holte sie aus meiner Jackentasche.

      "Hier!", sagte ich. "Jacky Tasso hatte Kontakt zu einer Sekte, die zumindest in ihren Broschüren ziemlich radikale Positionen vertritt!"

      Ich berichtete, unter welchen Umständen die Broschüre aufgetaucht war und wies auf die Nummer hin, die sich jemand in dem Heft notiert hatte.

      Agent Maddox meldete sich zu Wort.

      "Diese Suche des wahren Heiligen ist mir durchaus ein Begriff. Und auch der Name Broxon kommt mir bekannt vor. Wir müssten das genauer nachprüfen, aber ich müsste mich schon sehr irren, wenn diese Gruppe nicht für eine Vielzahl von Klinik-Blockaden verantwortlich wäre."

      "Wir werden Jacky Tasso sicher danach fragen", meinte Mister McKee.

      "Das würde doch passen", fand ich. "Tasso hat den Deal mit den Mikrowellensendern vermittelt. Und diese Sekte hat sie dazu benutzt, um Frauen zu verschrecken, die mit dem Gedanken spielen, eine legale Abtreibung vorzunehmen..."

      Sid

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