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aus. Im Jahr 2000 war Luxemburg ihr Startplatz, zwei Jahre später bot Frankfurt die Kulisse. Nach San Sebastián im Jahre 2004 ging die Reise 2006 erst einmal nirgendwo hin – im Streit schieden die Gastgeber auf Zypern mit den Kuratoren und das Ereignis fiel aus. Für 2008 ist nicht nur die Stadt Bozen, sondern die ganze Region Trient Austragungsort für die 7. Ausgabe der Manifesta. (www.manifesta.org)

      Einen zunächst äußerst vielversprechenden Start legte die »Biennale d’art contemporain« in Lyon hin. In der imposanten Industriehalle Tony Garnier und anderen Orten der Stadt gestalten wechselnde Intendanten zu eher willkürlich wiederkehrenden Terminen (www.biennale-de-lyon.org). Wer dorthin fahren will, sollte unbedingt das Flugzeug nehmen: Der von dem spanischen Architekten Santiago Calatrava erbaute Flughafen, der die Eleganz eines Jets in die fast abhebende Architektur des Gebäudes übersetzt hat, ist Start oder Landung in Lyon unbedingt wert. (www.calatrava.com)

      In der Hauptstadt Berlin darf eine Biennale zeitgenössischer Kunst nicht fehlen. Das ehemalige Postfuhramt und die Kunst-Werke in der neuen alten Mitte der Metropole sind dafür die richtige Kulisse. Wechselnde internationale Ausstellungsmacher sorgen jedes Mal wieder für neue Sichtweisen. Die »Berlin Biennale« im Jahr 2006 mit dem Titel »Von Mäusen und Menschen« lud als einen der drei Kuratoren den international gefeierten Künstler Maurizio Cattelan ein. Die Ausstellungsorte beschränkten sich fast nur auf eine einzige Straßenzeile, die, ohne ein Stück Berliner Geschichte erzählen zu wollen, aufgeladen waren mit deutscher Geschichte in der Konfrontation mit internationaler künstlerischer Intervention. (www.berlinbiennale.de)

      Auch in Fernost und im mittleren Osten ist man auf den Biennalezug aufgesprungen. Seit 1993 schon hat sich die »Sharja Biennale« in den Vereinigten Arabischen Emiraten bemerkenswert profiliert. Die Teilnahme von international aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern wie Dan Peterman oder Michael Sailstorfer und im Westen erst noch zu entdeckenden arabischen Künstlern melangierte im Jahr 2007 zu einem anregenden Austausch der verschiedenen Welten. Mit dem Flugzeug geht es über Dubai dann mit dem Auto in das strengste der Emirate, nach Sharjah. (www.sharjahhart.org)

      Über den Sinn und Unsinn der Inflation der alle zwei Jahre wiederkehrenden Kunstmanifestationen ist viel gestritten worden. Nichtsdestrotrotz sprießen sie weiter hervor, teils durchaus politisch gewünscht und finanziell gefördert. 2006 startete die »Singapur Biennale« (www.singaporebiennale.org), im gleichen Jahr trat die »Gwangju Biennale« in Korea schon zum sechsten Mal auf (www.gwangju-biennale.org).

      Sich einen Gesamtüberblick über die ständig mehr werdenden Großereignisse zu verschaffen ist eher aussichtslos. Am besten informiert man sich über die Tages- und Monatspresse und die vielen beigelegten Jahresvorschauen von art und The Art News Paper und die zahlreichen Internet-Informationsdienste zu Kunst und Kunstmarkt (siehe Abschnitt »Lesen, blättern, schauen«).

      KUNST KENNT KEINE PROVINZ

      ZUM BEISPIEL:

       ARNSBERG, BAMBERG, BIELEFELD, HERFORD, LEIPZIG, NORDHORN, SIEGEN, WOLFSBURG, ZWICKAU

      Nicht nur in den Metropolen mit ihren namhaften Ausstellungshäusern und Galerien kommt man zur zeitgenössischen Kunst. Die Künstler lassen sich immer gerne an die noch so entlegensten Orte verführen, wenn sie dort auf Verständnis und gute Arbeitsbedingungen stoßen. Privat richten sich viele ihre Ateliers in der Provinz ein. Das nicht nur der Abgeschiedenheit und Konzentration wegen, sondern auch aus Kostengründen.

      Was dort hinter unscheinbaren Mauern von zu Werkstätten umgebauten ehemaligen Landkneipen, Marställen und Katen ersonnen und produziert wird, kann schnell zu Weltgeltung kommen. Das Reihenhaus von Gregor Schneider in Rheydt ist dafür ein gutes Beispiel. Sein Totes Haus ur wurde 2001 nach Venedig zur Biennale verfrachtet und als begehbare Installation im Deutschen Pavillon als bester Länder-Beitrag mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.

      »In der Provinz entsteht das, was man später in den Zentren bewundert«, behauptet Jan Hoet, der künstlerische Leiter der »documenta IX«. Dieses Credo beweist er nach vielen Jahren in seinem Museum im belgischen Gent mit der Übernahme der Direktion des Museums MARTa in Herford. In dem ersten Museumsbau des kalifornischen Stararchitekten Frank Gehry auf deutschem Boden realisiert der Belgier seit 2005 ein Programm, das nun absolut nichts Provinzielles an sich hat. Mit »Helden«, »(my private) HEROES«, eröffnete er das Formen zum Tanzen bringende Sandsteingebäude, überließ es dem jungen Berliner Designerteam Vogt und Weizenegger als Labor für das Wohnen in der Zukunft und gönnte den großen italienischen Altmeistern der Avantgarde, Carla Accardi und Lucio Fontana, eine ungewöhnliche Begegnung. (www.marta-herford.de)

      Wenige Kilometer weiter verfügt Direktor Thomas Kellein mit der Kunsthalle Bielefeld ebenfalls über ein architektonisch außergewöhnliches, wenn auch völlig anders gedachtes Gebäude. In dem 1968 von Philip Johnson im internationalen Stil erbauten offenen Kubus waren die Zelleninstallationen und genähten Kopf- und Körperskulpturen von Louise Bourgeois ebenso Thema wie die stillen Aufmärsche der scheinbar essgestörten nackten Modelle von Vanessa Beecroft. Was nicht ausschließt, dass man sich dort nicht auch mit einem noch nicht ausgeforschten Kapitel der Fluxuskunst auseinandersetzen würde. (www.kunsthalle-bielefeld.de)

      Auch Siegen, im Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz gelegen, konnte einen bekannten Architekten für sein Museum für Gegenwartskunst gewinnen. Josef Paul Kleihues kennt man vom Umbau des Ausstellungshauses Hamburger Bahnhof in Berlin und unzähligen Projekten von Peking bis Chicago. Doch die schöne Hülle reicht ja nicht. Erst das Programm macht das Haus lebendig. In Siegen vermittelt man alle Positionen zeitgenössischer Kunst: Malerei, Fotografie, Video, raum- und zeitbezogene Installationen. Glanz und Alimentation verleiht dem Haus der seit 1955/57 verliehene Rubenspreis. Im Namen des dort geborenen Barockmeisters wurden unter anderem die österreichische Malerin Maria Lassnig und Sigmar Polke geehrt. (www.kunstmuseum-siegen.de)

      Die Kunst entsteht nicht nur vielfach in der Provinz, sie wird auch dort gezeigt und gefördert. Das funktioniert allerdings nur auf einem hohen Niveau, wenn engagierte und gut informierte Ausstellungsmacher dahinterstehen. Die Künstlerliste des kleinen Kunstvereins im nordrhein-westfälischen Arnsberg kann mit den Beiträgen der 170 Mitglieder gerade mal die Miete finanzieren. Aber das Programm ist seit fast 20 Jahren mehr als vorzeigbar: Kazuo Katase, Nan Hoover, Olaf Nicolai, Thomas Ruff, Bernard Frize und Ays˛e Erkmen wurden dort bereits gezeigt, als sie noch nicht so bekannt wie heute waren. (www.arnsberg.de)

      Den Namen Nordhorn in Niedersachsen an der holländischen Grenze kannten zuvor weder die Amerikanerin Jenny Holzer noch der Exilrusse Ilya Kabakow oder der Italiener Luciano Fabro. Sie und weitere international bekannte Künstler ließen sich dennoch für das Projekt »kunstwegen« (www.kunstwegen.org) zwischen Wiesen, Alleen und Kanälen begeistern, ein auf Dauer eingerichtetes offenes Museum im Dialog von Natur, Kunst und Geschichte. Als Königin Beatrix der Niederlande der Sache zur Eröffnung persönlich ihren Segen gab, verstummten auch die Kritiker vor Ort, denen die künstlerischen Interventionen Rätsel aufgegeben hatten. Inzwischen lohnt sich ein Blick gen Nordhorn immer, wenn man jenseits des hektischen Messehypes etwas interessantes Neues kennenlernen möchte.

      Wen es an den äußersten Zipfel auf der entgegengesetzten Seite der Republik, ins sächsische Zwickau führt, ist auch dort nicht in der künstlerischen Diaspora. Die Städtischen Museen pflegen nicht nur ihre Sammlungen, sondern veranstalten unter klammen finanziellen Verhältnissen ein zeitgenössisches Programm, das die Nase ganz schön weit vorne hat. In den Räumen

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