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Autoimmunerkrankungen erfolgreich behandeln. Susan Blum
Читать онлайн.Название Autoimmunerkrankungen erfolgreich behandeln
Год выпуска 0
isbn 9783954843183
Автор произведения Susan Blum
Жанр Медицина
Издательство Readbox publishing GmbH
Auch möglich ist, dass Sie durch die Aufnahme von Gluten im Augenblick zwar keine Darmsymptome haben, aber in einem anderen Körperteil dadurch Reaktionen zeigen. Wir können nicht alles spüren, was Gluten anrichtet, und es kann tatsächlich oft Jahrzehnte dauern, bevor sich der Schaden in Ihrem Darm als Zöliakie entpuppt. So ist also das erste Anzeichen, die Sie bekommen könnten, ein veränderter Zustand Ihres Immunsystems. Das überrascht nicht, da Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse, die rheumatoide Arthritis und die Multiple Sklerose alle mit der Zöliakie in Zusammenhang stehen. Die Schilddrüse, die Gelenke und das Nervensystem werden zuerst geschädigt, und das kann das erste Zeichen dafür sein, dass etwas nicht in Ordnung ist, bevor die Symptome der Zöliakie manifest werden. Mehrere Studien haben sogar ergeben, dass die genannten Krankheiten bei manchen Menschen Teil des Zöliakiespektrums sind.3
Glutenunverträglichkeit und Zöliakie im Vergleich
Bisher wurde die Zöliakie als die einzige schädliche Reaktion oder körperliche Erkrankung betrachtet, die durch Gluten verursacht wird. Doch 2010 wurden weltweit etwa 2 Milliarden Euro für glutenfreie Produkte ausgegeben. Diese Zahl zeigt, dass sich nicht nur die tatsächlich an Zöliakie Erkrankten glutenfrei ernähren. Was ist also los? Es hat sich eine relativ neue Erkrankung entwickelt, die Glutenunverträglichkeit.4 Abbildung 1 zeigt verschiedene Reaktionen auf den Genuss von Gluten. Zöliakie ist die eine, Glutenunverträglichkeit die andere Reaktion.
Glutenunverträglichkeit wird dadurch definiert, dass Ihre Labortests auf Zöliakie normal sind, die Symptome aber durch eine glutenfreie Ernährung verschwinden. Die Forschung kann die Mechanismen noch nicht ganz erklären und zuverlässige Labortests, die eine Unverträglichkeitsreaktion nachweisen, gibt es noch nicht. Aber man nimmt an, dass sie durch eine Immunreaktion verursacht wird, die sich von der Zöliakie unterscheidet. Zu den Symptomen gehören oft Bauchschmerzen, Blähbauch, Durchfälle, Verstopfung, Benommenheit, Abgespanntheit, Ekzeme oder andere Hautausschläge, Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Taubheit von Beinen und Armen, Depressionen und Anämie zusammen mit einer normalen oder leicht veränderten Dünndarmschleimhaut. Die beste Möglichkeit herauszufinden, ob man davon betroffen ist, besteht darin, Gluten eine Zeitlang zu meiden und darauf zu achten, ob einige der Symptome verschwinden. Im Praxiskapitel erkläre ich Ihnen genau, wie Sie dabei vorgehen.
Mit meinen Patienten mache ich dieses Experiment ständig und bin immer wieder überrascht, wenn ich höre, wie hilfreich die glutenfreie Ernährung war. Die Patienten berichten nicht nur davon, dass die genannten Symptome verschwinden, sondern sie schlafen auch besser, die Stimmung ist besser und auch Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Nachtschweiß bessern sich. Es werden manchmal sogar Symptome gelindert, für die ein Zusammenhang mit Gluten bisher in der wissenschaftlichen Literatur noch nicht berichtet wurde. Ich bin davon überzeugt, dass Nahrungsmittel im Allgemeinen und Gluten im Besonderen eine wichtige Rolle bei der Verursachung und Verschlimmerung aller chronischen Krankheiten, auch der Autoimmunerkrankungen, spielen. Es ist zwar noch nicht erwiesen, dass eine Glutenunverträglichkeit eine Autoimmunerkrankung verursacht oder dazu beiträgt, diese Möglichkeit ist bisher jedoch auch nicht ausgeschlossen worden. Die glutenfreie Ernährung ist ein verbindlicher Teil aller meiner Behandlungsprogramme und Ihnen empfehle ich sie auch.
Wie löst Gluten eine Immunreaktion aus?
Nehmen wir an, Sie essen zum Frühstück ein köstliches Croissant oder einen Bagel voller Gluten. Ist Ihre Verdauungsleistung nicht so gut oder haben Sie eine geschwächte oder durchlässige Darmschleimhaut, ist das Risiko groß, dass ungenügend verdaute Glutenpartikel durch die Schleimhaut ins Blut gelangen. Dort treffen sie auf Ihre Immunzellen und werden als „fremd“ erkannt. (Nähere Erläuterungen und wie das in Ordnung gebracht werden kann, finden Sie ausführlich in Kapitel 8.)
Normalerweise ist Gluten verdaut und seine ursprüngliche Struktur nicht mehr zu erkennen, wenn Ihr Immunsystem es „zu Gesicht“ bekommt. Schlüpft jedoch ein größeres Stück durch die Darmbarriere und trifft auf Ihre Immunzellen, dann schlagen diese Alarm. Dadurch werden die Gene im Kern der Immunzelle aktiviert und es wird ein „Kapitel“ in dem in der Zelle befindlichen „Lebensbuch“ aufgeschlagen. Das entfesselt eine Kettenreaktion von Ereignissen, die die Zelle zum Angriff auf das Gluten veranlasst. Wenn Sie es weiterhin zu sich nehmen, kommen Ihre Immunzellen in einen Modus der Daueraktivierung und setzen alle möglichen Entzündungsmediatoren frei, um das Gluten loszuwerden. Die Aminosäurestruktur des Glutens, also sein „Namensschild“, ist vielen Geweben in unserem Körper sehr ähnlich, daher nimmt man an, dass das Protein auf diese Weise eine Autoimmunerkrankung auslösen könnte. Während Ihr Körper also damit beschäftigt ist, das Gluten anzugreifen, beginnt er auch, das eigene Dünndarmgewebe, die Schilddrüse, das Myelin (im Nervensystem) sowie Ihre Gelenke anzugreifen und sie und andere Gewebe zu schädigen. Diesen Prozess nennt man molekulare Mimikry.
Testen Sie Ihre Reaktion auf Gluten
Die Reaktion Ihres Immunsystems auf Gluten wird von Antikörpern gesteuert, und die Tests, mit denen wir diese Antikörper zurzeit bestimmen, sind der Test auf Anti-Gliadin-Antikörper (AGA) und der Test auf desaminierte Gliadin-Antikörper (DGA). Sie werden bei Zöliakiepatienten als Erste positiv, selbst bevor es Anzeichen einer Darmschädigung gibt. Ich nutze sie bei allen meinen Patienten als Suchtest und oft fallen sie positiv aus. Dieses Tests sollten sie tatsächlich als Erste bei Ihrem Arzt machen lassen.
Ich weiß nicht, wie oft ich von meinen Patienten schon gehört habe, dass ihr Gastroenterologe ihnen Gluten erlaubt hat, weil der AGA-Test positiv, aber die anderen Zöliakie-spezifischen Tests alle normal waren. Wenn ich das höre, werde ich richtig sauer! Es liegt auf der Hand, dass diese Kollegen die wissenschaftliche Literatur nicht lesen, aus der eindeutig hervorgeht, dass ein positiver AGA-Test das erste, früheste Anzeichen einer potenziellen Zöliakie sein könnte. Bevor es zu einer Schädigung der Darmwand kommt, können diese Antikörper andere Körpergewebe angreifen. Es geht mir wirklich über die Hutschnur, wenn mir der Patient dann erzählt, bei ihm sei schon eine Hashimoto-Thyreoiditis, eine Basedow-Hyperthyreose, Multiple Sklerose oder rheumatoide Arthritis diagnostiziert worden. Das sind die Autoimmunerkrankungen, die am häufigsten mit einer Zöliakie einher- oder ihrem Beginn vorausgehen. Ist Ihr AGA- oder der DGA-Test positiv, sollte das für Sie heißen, die Finger von Gluten zu lassen.
Bei den meisten meiner autoimmunerkrankten Patienten sind diese Tests nicht positiv, was mich allerdings nicht davon abhält, ihnen eine glutenfreie Ernährung zu empfehlen – das gilt für jeden Menschen, der an einer Autoimmunerkrankung leidet. Nur weil die moderne Medizin noch nicht über die richtigen Labortests für Sie verfügt, heißt das nicht, dass Gluten nicht verheerende Folgen für Ihr Immunsystem hat. Dafür gibt es genügend Nachweise, und ich sehe das immer wieder in meiner Praxis. Was haben Sie zu verlieren? Lesen Sie wenigstens das Praxiskapitel und machen Sie den Versuch, ob sich Ihre Symptome bessern, wenn Sie Gluten meiden.
Welche Nahrungsmittel schaden Ihrem Immunsystem?
Nahrungsmittel enthalten außer Gluten noch andere Substanzen, die eine Immunreaktion auslösen können. Meist wirken sie sich unterschwellig und sukzessive aus. Das erschwert es sehr, ein bestimmtes Nahrungsmittel mit Ihrem Befinden in Verbindung zu bringen. Zudem spielen sich diese Reaktionen oft außerhalb Ihres Verdauungssystems ab. Mit anderen Worten, Sie haben zwar keine Symptome wie Gasbildung, einen Blähbauch oder Magenschmerzen, aber eventuell andere wie Gelenk- oder Kopfschmerzen, die Sie gar nicht mit Ihrer Ernährung in Verbindung bringen. Ich habe aber festgestellt, dass Nahrungsmittel daran beteiligt sein könnten, wenn Sie an Müdigkeit, Konzentrationsproblemen, Gelenk- oder