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dann erneut um.

      „Am Jewish Heritage Museum ist ein Parkplatz“, sagte ich. „Von dort kann man auf den Battery Place gelangen.“

      „Du denkst, der Täter ist mit der Leiche dorthin gelaufen, hat sie in den Kofferraum eines Wagens gelegt und ist dann auf und davon, Jesse?“

      „Ich habe nur laut gedacht.“

      „Klingt für mich sehr unwahrscheinlich. Zumal der Täter immer in Gefahr gewesen wäre, gesehen zu werden. Hier hätten ihn die Sträucher geschützt – aber auf dem Parkplatz am Museum nicht mehr.“

      „Der Weg ist auch zu weit“, meinte ich. „Zumindest mit einer so schweren Last. Dann muss sich die Leiche hier in der Umgebung befinden.“

      „Oder im Hudson.“

      „Ich fürchte, das ist die wahrscheinlichste Variante. Ich bin dafür, wir fordern schon mal Taucher an.“

      3

      In den nächsten Minuten trafen unsere Kollegen vom NYPD ein. Lieutenant Rick Diberti vom zehnten Revier begrüßte uns.

      „Diesmal seid ihr vom FBI mal die ersten am Tatort“, sagte er. „Meistens ist es ja umgekehrt, dass wir euch hinzuziehen.“

      „Zunächst mal suchen wir nach einer Leiche“, sagte ich. „Entweder, der Täter hat sie in die Büsche gelegt oder in den Fluss geworfen und ist dann in aller Seelenruhe zum Parkplatz am Museeum of Jewish Heritage gegangen.“

      „Vielleicht ist er auch mit dem Wagen hier gewesen“, vermutete Lieutenant Diberti. „Das ist zwar nicht erlaubt, aber wir sind ja schließlich auch alle hier. Möglich wär’s also.“

      Ich schüttelte den Kopf.

      „Nein, Lieutenant. Dann müssten eigentlich Reifenspuren in dem weichen Rasen zu finden sein. Mein Sportwagen hat jedenfalls eine Menge davon hinterlassen. Und dieser Weg ist nun mal eindeutig zu schmal dafür, dass man mit einem Pkw alle Räder auf dem Pflaster halten kann.“

      „Meine Leute sehen sich trotzdem um.“ Lieutenant Diberti atmete tief durch. „So, wie ich das sehe, übernehmen wir dann von hier an - falls sich nicht noch irgendwelche Hinweise darauf finden, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Mord handelt.“

      „Okay“, sagte ich. „Wenn Sie nichts dagegen haben, warten wir die ersten Ermittlungsergebnisse aber noch ab. Wer weiß, was sich ergibt.“

      „Natürlich.“

      Die Kollegen der City Police begannen damit, die Umgebung systematisch abzusuchen. Bis zum Eintreffen der Scientific Research Division dauerte es noch etwas. Da die Labors des zentralen Erkennungsdienstes aller New Yorker Polizeieinheiten in der Bronx lagen, mussten die Kollegen erst ganz Manhattan von Nord nach Süd durchqueren, um zum Robert F. Wagner Park zu gelangen, was selbst bei ruhiger Verkehrslage seine Zeit brauchte.

      Die Ankunft der Taucher erfolgte nach einer halben Stunde. Es handelte sich um Kollegen der Hafenpolizei, die in diesem Fall Amtshilfe leisteten.

      Ein Anruf vom Field Office an der Federal Plaza erreichte mich. Es war Agent Max Carter, ein Innendienstler aus unserer Fahndungsabteilung. Er hatte interessante Neuigkeiten, was die Identität von Charles Patterson anging. Der Name war schließlich nicht gerade selten.

      „Es gibt im Großraum New York 432 Träger dieses Namens, wobei wir alle Abwandlungen der Schreibweise von Patterson mitgezählt haben. Allerdings haben wir anhand der Handy-Nummer herausgefunden, dass es sich um Charles Mullon Patterson handelt, den Besitzer von Patterson Textile & Fashion, einer Bekleidungsfirma im Garmont District von New York.“

      „Gibt es irgendwelche Anzeichen für eine Verbindung zum organisierten Verbrechen?“, fragte ich. Die Bekleidungsbranche in New York war bekannt dafür, dass sich dort immer wieder mafiöse Strukturen etablieren konnten. Viele illegale Einwanderer arbeiteten dort – vor allem aus Asien. Schleuserbanden vermittelten sie an Betriebe weiter, die dann anschließend hohe Provisionen zahlen mussten. Wer einmal mitgemacht hatte, war den Gangstern ausgeliefert, weil sie ständig fürchten mussten, bei den Behörden deswegen angezeigt zu werden. Daher konnten diese Banden auch horrende Schutzgelder erpressen, die weit über den Sätzen lagen, die Banden in der Bronx oder in Chinatown von Restaurantbesitzern dafür verlangten, dass ihre Läden nicht demoliert und die Gäste verprügelt wurden.

      „Es gibt dazu keinerlei Erkenntnisse“, erklärte Max. „Allerdings bleibt dieser Fall ohnehin bei uns.“

      „Weshalb?“

      „Weil Charles Patterson ein Bürger von Connecticut ist und das Verbrechen auf dem Boden von New York verübt wurde. Sein Geschäft hat er hier im Big Apple, aber er wohnt in Stamford.“

      „Bis jetzt haben wir noch nicht den Beweis, dass überhaupt ein Verbrechen stattgefunden hat“, erwiderte ich. „Alles, was wir haben ist eine Patronenhülse. Eine – obwohl zweimal geschossen wurde!“

      „Das könnte doch ein Fahndungsansatz sein, Jesse!“, meinte Max.

      „Sehr witzig“, erwiderte ich leicht genervt.

      „Mal im Ernst“, fuhr Max fort. „Mister McKee möchte, dass ihr an der Sache noch etwas dran bleibt. Die rechtliche Handhabe dazu ist ja gegeben. Du weißt doch, dass wir an einer Bande im Fashion District dran sind, gegen die bislang nichts ausgerichtet werden konnte, weil die ermittelnden Kollegen auf die übliche Mauer des Schweigens stießen.“

      „Okay“, sagte ich. „Dann werden wir in dieser Hinsicht die Augen offen halten.“

      Ich wollte das Gespräch schon beenden, aber Max hatte sich das Wichtigste zum Schluss aufgehoben. „Ach übrigens, ehe ich es vergesse: Dieses Handy, mit dem Patterson die Telefonzentrale unseres Field Office angerufen hat, muss noch am Tatort sein.“

      „Ach!“

      „Und zwar eingeschaltet. Wir haben es angepeilt.“

      „Max – ich habe auch noch etwas.“

      „Schieß los, Jesse!“

      „Wurden bei dem Anruf ein oder zwei Schüsse registriert, bevor die Verbindung abbrach?“

      „Es war ein Schuss“, erklärte Max. „Ganz bestimmt. Das Gespräch wurde routinemäßig aufgezeichnet und ich habe mir das Band mindestens zwei Dutzend Mal angehört.“

      „Danke.“

      4

      Ich informierte Lieutenant Diberti über die neue Sachlage.

      Diberti zuckte die breiten Schultern, denen man den häufigen Besuch in einem Fitness-Studio durchaus ansehen konnte.

      „Wie ihr wollt! Wenn ihr Jungs vom FBI denkt, dass wir uns um diesen Fall reißen würden, seid ihr schief gewickelt!“

      Ich erwiderte: „Vielleicht bekommt ihr ihn ja doch noch früher, als euch lieb ist, wenn sich herausstellt, dass...“

      „...es gar keinen Fall gibt?“, unterbrach er mich.

      „Auch diese Möglichkeit ziehen wir in Betracht.“

      „Wir haben zwar eine der Patronenhülsen – aber keinerlei Blutspuren!“, gab Diberti zu bedenken. „Ich meine, ich will ja nicht bestreiten, dass es auch Schusswunden gibt, die wenig oder kaum bluten – je nachdem, wie man trifft – aber andererseits gibt es hier auch keinen klinisch reinen PVC-Boden, den man einfach abwischen kann, wenn man was hinterlassen hat, dass nicht in einem Labor landen soll!“

      „Vielleicht finden die Kollegen der SRD ja mit ihren Methoden etwas!“, sagte ich. Aber Diberti sprach einen wichtigen Punkt an. Es war allerdings nur eine der Ungereimtheiten in diesem Fall.

      In einem Gebüsch fand einer der Männer von Lieutenant Diberti ein Handy. Es gehörte mit hoher Wahrscheinlichkeit Charles Patterson. Ich zog mir Latex-Handschuhe

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