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1000 Seiten Krimi Spannung - Acht Top Thriller. Pete Hackett
Читать онлайн.Название 1000 Seiten Krimi Spannung - Acht Top Thriller
Год выпуска 0
isbn 9783745200065
Автор произведения Pete Hackett
Жанр Ужасы и Мистика
Издательство Readbox publishing GmbH
„Wie steht ihr Bruder zu Ihrem Mann?“
„Warum fragen Sie das?“
„Beantworten Sie einfach meine Frage.“
„Was soll ich sagen? Mein Bruder und ich hatten schon immer eine sehr enge Beziehung zueinander. Das änderte sich auch nicht, nachdem ich Wesley geheiratet habe. Als Keith erfuhr, dass Wesley mich mit Aids infiziert hatte, drohte er im ersten Impuls, ihn umzubringen. Aber schon bald besann er sich. Er gab nicht Wesley die Schuld, sondern der Hure, bei der sich mein Mann angesteckt hatte. Die Huren gehören ausgerottet, meinte Keith.“
„Haben Sie eine Ahnung, was Ihr Bruder treibt, sobald er Sie jeweils zu Hause abgeliefert hat?“
„Nun, ich denke, er fährt zu sich nach Hause.“
„Haben Sie mit ihm schon einmal über den so genannten Jack the Ripper II. gesprochen?“
„Keith brachte einmal die Sprache darauf. Er meinte, dass es wohl noch mehr Menschen gibt, die voll Hass auf die Huren sind.“
„Die Zeitungen schrieben von Ritualmorden. Wie kommt Ihr Bruder darauf, dass Hass auf die Prostituierten das Motiv ist?“
„Das müssen Sie meinen Bruder schon selber fragen.“
„Das werden wir“, versicherte Burke. „Ist Ihr Bruder beschäftigt?“
„Ja, er arbeitet bei der Golden Corporation in der Leroy Street als Buchhalter. Zu Hause werden Sie ihn um diese Zeit nicht antreffen.“
Die Agents verabschiedeten sich von Susan Cohan.
Eine Stunde später sprachen sie Keith Goodman. Er hatte ein eigenes Büro bei der Golden Corporation.
Burke glaubte ein unruhiges Flackern in seinen Augen wahrzunehmen, als er und Ron sein Büro betraten. Er bot ihnen an dem runden Konferenztisch Sitzplätze an und sie ließen sich nieder. Goodman verließ seinen Platz hinter dem Schreibtisch und setzte sich zu ihnen. „Was darf's sein, meine Herren?“, fragte er.
„Wo waren Sie in der vergangenen Nacht nach 22 Uhr?“, fragte Owen Burke und fiel damit gleich mit der Tür ins Haus.
Der Mann überlegte nicht lange. „Ich habe um 22 Uhr meine Schwester vom Treffen ihrer Selbsthilfegruppe abgeholt. Zwischen 22 Uhr 15 und 22 Uhr 30 haben ich Sie vor ihrem Haus in Brooklyn abgesetzt und bin anschließend nach Hause gefahren. Ich wohne in der Henry Street in Manhattan.“
„Haben Sie ein Alibi für die Zeit zwischen 22 Uhr 30 und 2 Uhr?“
„Wozu brauche ich das?“
„Haben Sie ein Alibi?“, wiederholte Burke seine Frage mit Schärfe im Tonfall, denn er hatte keine Lust, irgendwelche Debatten zu führen.
„Ich bin geschieden und lebe alleine. Meine Schwester kann bezeugen, dass ich sie gegen 22 Uhr 30 vor ihrer Wohnung in Brooklyn abgesetzt habe.“
„Sie fahren einen weißen Ford Lincoln.“ Das war keine Frage, sondern eine glasklare Feststellung.
„Das ist richtig. Ist das etwas Besonderes?“
„Ein weißer Ford Lincoln spielt eine große Rolle bei der Entführung und Ermordung einiger Frauen vom Straßenstrich.“
Keith Goodman lächelte starr, doch er schwieg.
Burke fuhr fort: „Fünf der Frauen wurden in der Morningside Avenue entführt, Nummer sechs gestern Nacht in der 116th Street. Die Entführungen geschehen jeweils nach den Sit-ins der Selbsthilfegruppe, der Ihre Schwester angehört. Einige Tage später werden die Frauen ermordet aufgefunden. Der Killer schneidet ihnen die Herzen aus dem Leib.“
Goodman nickte. „Sie sprechen von Jack the Ripper II., nicht wahr?“
Burke nickte. „Kathleen Anderson und Patricia Shriver wurden zuletzt gesehen, als sie in einen weißen Ford Lincoln stiegen.“
„Ich stelle Ihnen meinen Wagen gerne zur Verfügung, damit sie ihn auf Spuren nach den Frauen durchsuchen können“, bot Goodman ohne mit der Wimper zu zucken an. „Was sollte ich für einen Grund haben, irgendwelche Frauen vom Straßenstrich zu ermorden.“
„Ihre Schwester hat sich bei ihrem Mann mit HIV infiziert, und der hat sich auf dem Straßenstrich angesteckt. Vielleicht sind Hass und Rachsucht das Motiv.“
Goodman erhob sich, ging zu einem Kleiderschrank, öffnete ihn und griff in die Tasche seiner Jacke, die an einem Bügel hing. Seine Hand förderte einen Schlüsselbund zu Tage, von dem er einen Schlüssel abnahm. Den Schlüsselbund ließ er wieder in die Tasche gleiten, kam zu den Agents zurück und reichte Burke den Schlüssel. „Er ist für die Tür und das Zündschloss“, sagte er.
Der Agent nahm den Schlüssel und war ein wenig verdutzt. Entweder Goodman hatte mit der Sache wirklich nichts zu tun, oder er war ganz besonders unverfroren und kaltschnäuzig.
Burke schob den Schlüssel ein.
„Der Wagen steht im Hof“, sagte Goodman und ein hintergründiges Lächeln umspielte seinen Mund. „Es gibt nur den einen weißen Ford Lincoln auf den Firmenparkplätzen. Sie können ihn gar nicht verfehlen.“
„Haben Sie noch Kontakt zu Wesley Cohan?“
„Nein. Er hat meine Schwester auf dem Gewissen.“
„Hassen Sie ihn deswegen?“
„Nun, ich bin ihm nicht gerade freundlich gesinnt. Schließlich und endlich aber ist er selbst Opfer seines Sexualtriebes geworden. Nein, ich hasse ihn nicht. Vielleicht bedauere ich ihn sogar. Er hat das Leben meiner Schwester nicht vorsätzlich zerstört. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem klar wurde, dass er meine Schwester mit der tödlichen Seuche angesteckt hat, führten die beiden sogar eine recht harmonische Ehe.“
„Zu ihrer Schwester sprachen Sie davon, dass der Täter kein Ritualmörder sei, sondern vom Hass getrieben werde.“
„Ja, das ist meine Auffassung. Aber eben nur eine Vermutung. Vielleicht spielt sogar beides eines Rolle. Ritual und Hass.“
Das war eine dritte Variante, die Keith Goodman ins Spiel brachte. Owen Burke ging nicht mehr weiter drauf ein. „Sie erhalten Ihren Wagen zurück“, sagte er, „sobald die erforderlichen Untersuchungen stattgefunden haben.“ Als er es sprach, war er davon überzeugt, dass sie in Goodmans Wagen nichts finden würden, was auf seine Täterschaft hindeuten würde.
Was hatten sie bisher?
So gut wie nichts!
Einige Verdächtige. Wesley Cohan, Dr. Andrew Ramsey, Keith Goodman. Cohan fuhr einen Chevrolet, der auf Spuren untersucht worden war. Ergebnis negativ.
Dr. Ramsey hatte einen weißen Ford Lincoln besessen, der in der Nacht Opfer einer Brandstiftung wurde. Das warf natürlich Fragen auf. Wurde der Wagen angezündet, um Spuren zu vertilgen? Wer hatte den Wagen in Brand gesetzt? Sollte das FBI auf eine falsche Spur gelockt werden? Wenn es so war, dann war Burke von dem Killer überwacht worden.
Und auch Keith Goodman besaß einen weißen Ford Lincoln. Er überließ ihn dem FBI freiwillig, damit er auf Spuren untersucht werden konnte. Soviel Sicherheit wie Goodman kann nur ein Mann vermitteln, der weiß, dass sein Wagen sauber ist.
Es sah ganz und gar nicht danach aus, dass sich eine Lösung des Rätsels, vor dem die Agents standen, anbahnte.
Wie eine tonnenschwere Last legte sich das Wissen auf Owen Burke, dass sich seit der vergangenen Nacht wieder eine Frau in den Händen des Mörders befand. Sie tappten im Dunkeln. Kathleen Anderson zu retten war ihnen nicht gelungen. Der Mörder hatte das FBI geradezu vorgeführt. Irgendwann würde sich der Assistant Director einer Pressekonferenz stellen müssen. Und er würde eingestehen müssen, dass das FBI mit seinen Ermittlungen noch kein Jota weitergekommen war. Ein gefundenes Fressen für die Medien.
Aber darum ging es nicht. Es ging um ein Menschenleben - nämlich um das Leben Patricia Shrivers.