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dich ein bisschen umhörst, ob dieser Craven vielleicht aus dem East River gefischt wurde oder in irgendeiner Leichenhalle aufgebahrt liegt."

      Bount reichte Rogers ein Foto. Der Captain warf einen kurzen Blick darauf und steckte es dann mit einem hörbaren Seufzen ein. "Okay", meinte er. "Ich werde sehen, ob ich etwas tun kann."

      "Und dann sind da noch diese Kerle, die Craven im Parkhaus fertiggemacht hat." Bount reichte Rogers einen Zettel. "Ich habe hier eine kurze Beschreibung von einem der beiden."

      "Und was ist mit dem anderen?"

      "Den konnte mein Auftraggeber nicht genau erkennen. Wenn du nichts dagegen hast, werde ich mit ihm in nächster Zeit mal bei dir aufkreuzen, damit er sich die Fotosammlung des Departments ansehen kann. Wenn er aktenkundig ist, könnte das einen brauchbaren Hinweis ergeben."

      "Meinetwegen, Bount."

      In dieser Sekunde meldete sich Rogers’ Pieper. Der Captain seufzte. "Ich hoffe nicht, dass es Arbeit gibt", meinte er. Aber insgeheim wusste er natürlich, dass es genau das bedeutete. Entweder in einem der ungelösten Fälle, die sich als Akten auf seinem Schreibtisch stapelten, gab es eine wichtige Spur - oder er musste in Kürze eine neue Akte anlegen. Rogers hoffte auf ersteres.

      6

      Reinigers nächste Station war das Büro der Franklin Literary Agency. Er wollte sich bei den Mitarbeitern umhören und geriet als erstes an ein grazil gewachsenes Wesen mit Pagenkopf namens Ridley, das in dem lindgrünen, eng geschnittenen Kleid sehr zerbrechlich wirkte.

      "Sie sind sicher Reiniger, der Detektiv, den der Chef engagiert hat", schloss Ridley. Ihr Lächeln war geschäftsmäßig.

      "Richtig", nickte Bount.

      "Nun, um, ehrlich zu sein werde ich Ihnen kaum etwas über Leslie Craven erzählen können."

      "Aber Craven ist seit drei Jahren hier beschäftigt!", gab Bount zu bedenken.

      Ridley nickte und blies sich dann eine Strähne aus den Augen.

      "Und ich seit vier Jahren", säuselte sie. "Sein Schreibtisch ist da drüben und trotzdem weiß ich so gut wie nichts über ihn - außer, dass er verschiedene Sprachen beherrscht. Deshalb war er auch wohl immer besonders erfolgreich."

      Bount nickte.

      "Es macht was aus, wenn man einen Kunden in seiner Muttersprache anspricht - meinen Sie das?"

      "Ja, genau."

      "Haben Sie mal gesehen, wo er wohnt?"

      "Nein."

      "Haben Sie sich irgendwann einmal mit ihm über Persönliches unterhalten? Was es auch immer es ist, es kann wichtig sein."

      Sie zuckte die Achseln und schüttelte dann auf eine Weise den Kopf, der ihren Pagenkopf um eine halbe Sekunde zeitverzögert mit herumschwenken ließ.

      "Nein", sagte sie. "Wissen Sie, er war ziemlich kontaktscheu. Wenn man ihn etwas gefragt hat, was mit ihm selbst zu tun hatte, wich er immer schnell auf allgemeines Terrain aus. Wenn er zu irgendwelchen Parties eingeladen wurde, kam er meistens nicht. Seine Begründungen waren immer ein bisschen an den Haaren herbeigezogen, aber warum sollte ich mich darum kümmern? Schließlich kann ja jeder leben, wie er will, oder finden Sie nicht?"

      "Natürlich", murmelte Reiniger. Nur machte Leslie Cravens Lebensweise es nicht gerade einfach für einen Detektiv, seine Spur aufzunehmen oder sich überhaupt nur ein Bild von ihm zu machen. Alles blieb seltsam blass. Da war eine Fotografie auf einem Betriebsfest. Und das war's schon. Ein Mann ohne Ecken und Kanten. Ohne Profil, ohne Unverwechselbares. Das einzig Außergewöhnliche schienen seine Sprachkenntnisse zu sein.

      Ridley atmete tief durch.

      "Die einzige, die etwas mehr mit ihm zu tun hatte, war Carla Davis", hörte Bount ihre Stimme. "Sie sitzt da hinten am Fenster und telefoniert gerade. Fragen Sie sie mal."

      "Danke."

      Als Bount an Carlas Schreibtisch trat, bot sie Bount mit ihren gestikulierenden Armen einen Platz an, während sie gleichzeitig den Hörer zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt hatte und in einer Akte herumblätterte.

      Zwei Minuten später war sie damit fertig und reichte Bount die Hand.

      Bount stellte sich vor kam gleich zur Sache: "Man hat mir gesagt, Sie hätten am meisten mit Leslie Craven zu tun gehabt. Vielleicht wissen Sie ja etwas, das mir hilft, ihn zu finden."

      Carla Davis musterte Bount einen Augenblick lang mit ihren meergrünen Augen. Sie war eine hübsche Frau. Ein Typ, der Bount gefallen konnte. Aber im Augenblick hatte er sich auf anderes zu konzentrieren.

      Carla beugte sich etwas vor und zuckte die Achseln.

      "Wir sind mal miteinander ausgegangen", berichtete sie dann. "Aber über sich selbst hat er nie viel geredet."

      "Ja, das sagte mir Ihre Kollegin Ridley schon. Gab es vielleicht eine Frau in seinem Leben?"

      Carla zögerte eine Sekunde und schüttelte dann den Kopf. "Nein."

      "Sie haben gezögert."

      "Ja. In der ersten Zeit, als er hier war, hatte ich die Vermutung, dass er in festen Händen wäre. Aber mir scheint, das war ein Irrtum."

      "Waren Sie mal in seiner Wohnung?"

      "Ja, einmal. Und nur sehr kurz. Es war an dem Tag, als wir ins Theater fuhren. Er hatte irgendetwas zu Hause vergessen, deshalb sind wir bei ihm vorbeigefahren. Erst wollte er mich nicht mit hinauf nehmen, aber ich habe ihn etwas gedrängt." Ein Lächeln ging über ihre vollen Lippen. "Es interessierte mich einfach, wo Leslie zu Hause war."

      "Wann war das?"

      "Schon ein paar Wochen her."

      "Aber es war dieselbe Adresse, die in seinen Unterlagen steht?"

      "Ja."

      "Haben Sie eine Ahnung, weshalb seine Vermieterin jetzt behauptet, Craven nicht zu kennen?"

      Auf Carlas Stirn bildeten sich ein paar Falten. "Nein", meinte sie, "ich habe keine Ahnung. Diese Frau machte zwar einen etwas schrulligen Eindruck, aber..."

      Bount hob die Augenbrauen. "Sie haben die Dame mal getroffen?"

      "Ja. Sie begegnete uns auf der Treppe." Carla zuckte die Achseln. "Ich glaube nicht, dass das Zufall war. Vermutlich sitzt die Frau den ganzen Tag herum und hat nichts Besseres zu tun, als andere Leute zu beobachten. Warum sie jetzt lügt, weiß ich nicht."

      "Tun Sie mir einen Gefallen?"

      "Welchen?"

      "Kommen Sie mit mir und stellen Sie Mrs. Raglan einmal diese Frage. Sie kann Ihnen gegenüber unmöglich Ihre Behauptung Aufrecht erhalten, Leslie nicht zu kennen."

      Sie überlegte kurz. Dann nickte sie. "Nach Büroschluss?"

      "Okay. Ich hole Sie ab!"

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