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ganz besonders hoch sind die der chirurgischen Abteilung. Demgegenüber stehen sehr schwache Einnahmen. Es ist uns bekannt, dass Sie persönlich in mehreren Fällen angeordnet haben, dass Patienten der dritten Klasse in die zweite verlegt wurden, ohne dass dem Patienten die Kostendifferenz angelastet wurde. Es ist uns bekannt, dass Sie Operationen kostenlos durchführten und auch die Kosten des OP-Saal-Anteils, den das Haus trägt, streichen ließen.“

      Peschkes Organ schwoll stärker an, als er sagte:

      „Ihre sozialen Ambitionen in Ehren, aber wir sind hier nicht nur ein Fürsorgeheim. So eine Klinik muss auch eine gewisse Rentabilität aufweisen. Armenfürsorge wollen wir den zuständigen Behörden überlassen. Und aus all diesen Gründen werden wir Ihren Vertrag nicht verlängern.“

      Professor Oberweg sah die übrigen Ratsmitglieder der Reihe nach an. Bis auf den kaufmännischen Direktor und einen anderen Vorstand senkten alle beschämt und verlegen den Blick.

      „Nun gut, Herr Peschke“, sagte der Professor lächelnd. „Das ist eine Entscheidung, und ich nehme sie gerne an. Die Gründe, die Sie anführen, gereichen mir nicht zur Unehre, im Gegenteil. Haben Sie sonst noch etwas?“

      „Wir haben zudem beschlossen, dass Sie Herrn Dr. Gert Wolf zu entlassen haben!“, rief Peschke schmetternd.

      Der Professor lächelte noch immer, aber in seinen Augen zeigte sich ein gefährliches Glitzern, das Peschke am anderen Tischende freilich nicht bemerkte.

      „Meine Herren“, sagte der Professor und betonte jede Silbe, als wäge er sie sorgsam ab, „es gibt ein Reglement in diesem Haus und in dem Vertrag, den wir miteinander geschlossen haben, übrigens zu einer Zeit, als ein Herr Peschke noch nicht in Ihrem Kreise saß und alles sehr viel verständnisvoller beraten wurde. In diesem Reglement ist es ausdrücklich dem Klinikchef überlassen, wen er zu seiner Assistenz in seine jeweilige Abteilung beruft. Ob ich einen Kollegen einstelle oder entlasse, das bestimme ich allein. Sie jedoch können mir kündigen, und – unseren Vertrag betreffend – haben Sie das getan. Ich bedauere, Herr Peschke, Ihrem Ansinnen nicht nachkommen zu können. Und jetzt habe ich zu tun. Guten Tag!“

      Als er ging, sah ihm Peschke mit wutverzerrtem Gesicht nach. Die anderen Herren aber betrachteten den Ausgang dieses Gesprächs mit äußerst gemischten Gefühlen. Was sie dachten, sprach der langjährige kaufmännische Direktor aus:

      „Ehrlich gesagt, meine Freunde, ich komme mir wie ein Schwein vor.“

      *

      INGE PESCHKE HATTE einen Tag und eine Nacht hinter sich, die sie so schnell nicht mehr vergessen würde. Diese Zeit war sie im Untersuchungsgefängnis gewesen, eingesperrt mit einer Gewohnheitsdiebin und zwei Prostituierten. Diese drei wussten, weshalb sie eingeliefert worden war. Und selbst diese Frauen wendeten sich empört von Inge ab, nannten sie eine „von diesen innerlich verrotteten Bürgerlichen“, beschimpften sie als „Ausgeburt des vornehmen Gesindels“ und verabscheuten ihre Tat zutiefst.

      Ein Tag und eine Nacht nur, aber Inge war völlig erledigt, als man sie gegen Kaution auf freien Fuß setzte. Peschkes Anwalt und Peschke selbst holten sie am Morgen ab. Dann fuhren sie in die Wohnung zu Peschkes.

      Auf dieser Fahrt hatte der Anwalt gesagt:

      „Es wäre alles halb so wild, Fräulein Peschke, wenn Sie wirklich so gehandelt hätten, wie Sie das mir erzählt haben. Dr. Wolf haben Sie das ja auch so berichtet. Die Polizei will Ihnen aber nachweisen, dass Sie sofort gewusst haben, was passiert ist. Dann dieser mysteriöse Telefonanruf.“

      „Ich habe von keinem Café aus telefoniert, Herr Rechtsanwalt. Ich habe wirklich nichts gewusst und ...“

      „Dann die Zeugenaussage von diesem Herrn Sievertz ...“

      „Es ist nicht wahr“, sagt sie und senkte den Kopf. „Das hat er nur mir zuliebe getan.“

      „Ich kann Ihnen nur einen guten Rat geben: Reden Sie mit Dr. Wolf, dass er vor Gericht seinen Eindruck und Ihre Antworten auf seine Fragen an jenem Abend bestätigt. Das hilft Ihnen weiter. Sonst nichts.“

      Peschke wollte davon nichts wissen. Aber als er dann weggefahren war, beschloss Inge, mit Gert zu telefonieren.

      *

      DR. WOLF TRUG EINEN blauen Regenmantel, denn es begann zu nieseln. Sein kurz geschnittenes Blondhaar war unbedeckt, als er neben seinem im Parkstreifen haltenden alten Wagen auf und ab ging. Er musste lächeln, als er daran dachte, dass Peschke ihm einmal großspurig versprochen hatte, ihm zu Weihnachten einen fabrikneuen Kapitän zu kaufen. Nun, der alte Rekord würde es noch lange tun, und Peschke konnte ihm gestohlen bleiben.

      Dann kam der chromblitzende neue 300er von Peschke. Inge stieg aus, und der Fahrzeugmeister Peschkes, der gefahren hatte, blickte kurz zu Dr. Wolf herüber, nickte und machte ein freundliches Gesicht. Dann zuckte er die Schultern, als wolle er sagen: Menschenskind, bist du nicht zu schade für dieses Mädchen?

      Inge hatte einen dunkelblauen Nylonmantel an, das Haar mit einem zum Mantel gehörenden Kopftuch verborgen und trug Schuhe mit hohen Absätzen. Dr. Wolf musste sich eingestehen, dass sie sehr gut aussah und ihre Figur gerade in diesem Mantel sehr zur Geltung kam. Ohne dass er es zugegeben hätte, erwachte die Zuneigung zu Inge wieder hellauf.

      Sie kam näher, Regenperlen rannen über ihr Gesicht. Sie lächelte ein wenig müde und sagte:

      „Guten Tag, Gert.“

      Er erwiderte den Gruß zurückhaltend.

      „Und wohin gehen wir?“

      „Setzen wir uns in deinen Wagen, Gert, vielleicht fahren wir ein Stück weiter, wo nicht so viele Menschen sind wie hier.“

      Sie sah ihn mit bittendem Lächeln an, und er nickte nur.

      Schweigend fuhren sie die Ausfallstraße hinaus bis zur Autobahnauffahrt. Dann bog Dr. Wolf in einen gepflasterten Weg ein, ohne sich zu überlegen, dass es genau der Weg war, in den er damals, als er Inge zum ersten Male im Auto mitgenommen hatte, hineingefahren war.

      Sie bemerkte es eher als er.

      „Unser Weg“, sagte sie leise.

      Es ging ein Stück neben dem Hochdamm der Autobahn her, dann ging es bergab zu einem kleinen Weiher, der jetzt im Regen so trostlos wirkte wie ein Mondkrater.

      Dr. Wolf hielt an, und wieder war es genau die Stelle, wo er damals angehalten hatte. Nur hatte seinerzeit der Mond am Himmel gestanden, und es war eine herrliche Maiennacht gewesen.

      „Gert“, sagte Inge leise, „ich habe mich gemein benommen. Ich hätte tun sollen, was du gesagt hast.“

      Er starrte zur Windschutzscheibe hinaus, als führe er noch und müsse auf den Verkehr achten. Neben ihr knisterte der Nylonmantel Inges, und er atmete den Duft ihres Haares, ein Geruch, den er noch immer so gut kannte und der auf ihn stets die gleiche anziehende Wirkung gehabt hatte. Auch jetzt noch.

      Aus den Augenwinkeln heraus, sah er ihre Hände auf ihrem Schoß. Hände, die er einmal geküsst und gestreichelt hatte. Hände, die er liebte. Auch jetzt noch.

      Er spürte, dass die Mauer, die er zwischen Inge und sich aufgerichtet hatte, Sprünge besaß, alte gemeinsame Erinnerungen wie Brücken über diese Mauer ragten. Gemeinsame Erinnerungen, ja. Und gemeinsame Empfindungen. Er ahnte, dass Inge ihn noch liebte. Ganz im Geheimen ertappte er sich bei dem Wunsch, dass es noch so sein möge. Denn er liebte sie auch noch, trotz allem.

      „Gert, mein Anwalt hat mir geraten, dich zu bitten, auf einer Vernehmung so auszusagen, wie du es vor dem Kommissar getan hast. Aber ich, Gert, ich bitte dich, das nicht zu tun.“

      Er sah sie an und bemerkte, dass in ihren Augen Tränen standen.

      „Du hast

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