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meinen Geschmack eindeutig in Richtung des Abbruchhauses. Ich beobachtete sorgfältig die Fenster, achtete dort auf jede Bewegung, jede Kleinigkeit...

      Aber da schien niemand zu sein.

      Mit der SIG in beiden Händen stürmte ich voran. Einige Meter ohne Deckung musste ich überwinden, ehe ich einen etwa zwei Meter fünfzig hohen Schuttcontainer erreichen konnte.

      Kurz bevor ich die Deckung erreichte, tanzte der feine, kaum sichtbare Strahl einer Laserzielerfassung durch die Luft und brach sich im aufgewirbeltem Staub.

      Ich wartete nicht, bis mein Gegner mich perfekt im Visier hatte.

      Stattdessen hechtete ich mich zu Boden, und rollte um die eigene Achse über den Boden.

      Der ‚Schatten’ entschloss sich eine Sekunde zu spät zum Schuss. Die kurz nacheinander abgefeuerten Kugeln krachten in den Asphalt und stanzten dort Löcher hinein, deren Tiefe der Länge eines Zeigefingers entsprach.

      Im nächsten Moment hatte ich den Schutz des Schuttcontainers erreicht. Ein Projektil kratzte pfeifend über der oberen Metallkante.

      Rudi feuerte unterdessen von einem der Absätze der Fluchttreppe aus auf das Fenster, wo sich der ‚Schatten’ verborgen hielt.

      Inzwischen waren in der Ferne bereits die Sirenen der Schutzpolizei und der Feuerwehr zu hören, die Rudi ebenfalls alarmiert hatte.

      Ich tauchte aus der Deckung hervor, richtete die Waffe empor und hielt sie auf das Fenster, aus dem auf mich geschossen worden war.

      Aber der Schütze hatte sich von dort offenbar inzwischen zurückgezogen.

      Ich rannte in geduckter Haltung auf das Haus zu. Rudi gab mir dabei von seiner Position aus Feuerschutz.

      Wenige Augenblicke später erreichte ich die Wand und schwang mich dann im Erdgeschoss durch ein Fenster ins Innere. Mit der SIG im Anschlag schlich ich voran und versuchte, keinen Laut zu verursachen.

      Ich ging davon aus, dass Rudi inzwischen die in Kürze eintreffenden Einheiten der Schutzpolizei so instruierte, dass sie damit begannen, den gesamten Block komplett abzusperren.

      Ich arbeitete mich vorsichtig voran.

      Aus dem Inneren des Hauses war buchstäblich alles herausgerissen worden, was sich noch irgendwie verwenden ließ. Es gab weder Fenster noch Heizkörper. Das Dämmmaterial der Wände hing hier und da noch in Fetzen herunter. In den Schächten für die Lifte hingen nicht einmal mehr die Stahlseile, deren Aufgabe es war, die Kabinen zu tragen.

      Ich durchquerte das Erdgeschoss. Durch die offenen Fenster blickte man auf eine Verblendung aus Wellblechelementen, die das Gelände zur Straße abschirmte.

      Ich erreichte schließlich eine Treppe, die in den zweiten Stock führte.

      Von oben hörte ich ein Geräusch und erstarrte.

      Mir wurde schlagartig klar, dass sich mein Gegner in einem der oberen Stockwerke aufhalten musste. Wegen der hohen, so gut wie unüberwindbaren Wellblechverblendung, hatte er nur von dort überhaupt eine Chance, das Haus auf der zur Straße liegenden Seite wieder zu verlassen.

      Also begann ich, die Treppe empor zu schleichen.

      Es gelang mir beinahe lautlos.

      Nachdem ich mich in den ersten Stock hochgearbeitet hatte, hörte ich ein paar Geräusche, schätzungsweise zwanzig Meter von mir entfernt. Mir war klar, dass er gerade irgendwie versuchte, die Straße zu erreichen.

      Ich rannte los.

      Dann stoppte ich.

      Ein Wasserschlauch fiel mit auf.

      Er war stramm gespannt. Durch eines der offenen Fenster im zweiten Stock führte er hinaus zur Straße. Der Killer hatte den Schlauch offenbar dazu benutzt, um sich vom Fenster aus über die Wellblechelemente hinweg abzuseilen.

      Als ich das Fenster erreichte, fand ich meine Vermutung bestätigt.

      Ich ließ den Blick über die Passanten schweifen, die hier her gingen.

      Jeder von ihnen hätte es sein können! Einsatzkräfte der Schutzpolizei kamen gerade mit mehreren Fahrzeugen an.

      Sie schwärmten aus und schickten sich an, den Block zu sichern.

      Ihr Einsatzeifer änderte nichts daran, dass sie zu spät waren, um den Täter noch aufzuhalten.

      Ich atmete tief durch und steckte die Dienstwaffe wieder zurück ins Gürtelholster.

      Schritte ließen mich herumfahren.

      Rudi kam im Laufschritt auf mich zu.

      Ich deutete auf den Schlauch.

      „Ein ganz schön cleverer Bursche, mit dem wir es da zu tun haben.“

      Rudi atmete tief durch.

      „Ich hoffe, dass wenigstens dieser Marenkov endlich etwas mehr Klarheit in die Sache bringen kann!“

      Dem konnte ich nur beipflichten.

      „Es scheint fast so, als hätte dieser Zweig des organisierten Verbrechens über so viele Jahre hinweg existiert, dass ihm niemand wirklich gefährlich werden kann!“

      „Und das hat sich seit den Ereignissen um die Eremitage offenbar geändert“, ergänzte Rudi. „Jetzt versucht jeder rücksichtslos seine eigenen Claims zu halten und möglichst viel von den ergaunerten Millionen noch mit auf die eigene Seite zu schaffen.“

      „Rudi, ich gebe es ungern zu, aber bislang haben wir noch nicht einmal einen Ansatzpunkt, um an jene ominösen grauen Eminenzen heranzukommen, die hier in Berlin die Kunstmafia offenbar wie ein Marionettentheater aufziehen!“

      14

      Wir kehrten zur Wohnung von Kai-Uwe Thränhart zurück.

      Die Tränengaswolken hatten natürlich jede Menge Neugierige auf den Plan gerufen.

      Bei den anderen Hausbewohnern mischte sich die Neugier natürlich mit blankem Entsetzen.

      Bei manchen sogar mit Panik.

      Wir waren jedenfalls heilfroh, als die Kollegen der Schutzpolizei endlich damit anfangen konnten, den Tatort abzusperren und uns so ein bisschen Freiraum gaben.

      Die Feuerwehr war inzwischen mit Gasmasken in Thränharts Wohnung eingedrungen und hatte zumindest festgestellt, dass keinerlei Explosionsgefahr oder dergleichen bestand. Der Rauch ging nur von einer sehr leistungsfähigen Tränengasgranate aus. Unsere Kollegen Jürgen Caravaggio und 'Olli' Medina trafen ebenfalls ein.

      Als sich der Nebel gelichtet hatte und die Wohnung betreten werden konnte, fanden sich die Leichen von Kai-Uwe Thränhart und einer Frau, die ihren Papieren nach Edda Frey hieß.

      Olli fand die falschen Papiere in Kai-Uwe Thränharts Jackettinnentasche. „James Smith, Republik Südafrika“, murmelte er.

      „Thränhart hatte also vor, ein neues Leben zu beginnen“, stellte ich fest. „Wahrscheinlich hat er gewusst, was auf ihn zukommt...“

      „Du meinst, dass irgendein Bluthund hinter ihm her war, der ihn ausschalten sollte?“, meinte Jürgen. „Wir haben uns mit verschiedenen Informanten getroffen, die uns bisher über diese Szene immer ganz zuverlässig informiert haben. Bykow war ihnen natürlich ein Begriff. Thränhart war ja wohl so etwas wie sein Handlanger.“

      „Und?“, hakte ich etwas ungeduldig nach. „Was redet man so in der Szene?“

      Jürgen zuckte mit den Schultern. „Nicht viel. Aber es scheint so zu sein, dass Bykow wohl ein paar Kisten voll wertvoller Ikonen wie Sauerbier angeboten hat. Er ist mit dem Preis so dramatisch in den Keller gegangen, dass da selbst jemand Misstrauen schöpfen müsste, der von der Materie gar nichts versteht.“

      „Und warum wollte ihm das Zeug niemand abkaufen?“, fragte Rudi. „Lass mich raten: Die bösen Gerüchte aus St. Petersburg sind schneller

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