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Sammelband 7 Krimis: Tuch und Tod und sechs andere Thriller auf 1000 Seiten. Alfred Bekker
Читать онлайн.Название Sammelband 7 Krimis: Tuch und Tod und sechs andere Thriller auf 1000 Seiten
Год выпуска 0
isbn 9783745204469
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Зарубежные детективы
Издательство Readbox publishing GmbH
„Was ist geschehen?“
„Mir wurde meine Island-Stute Laura förmlich unter dem Hintern weggeschossen, wenn Sie mir diese drastische Ausdrucksweise verzeihen!“
„Natürlich.“
„Ich hatte Glück mit dem Leben und einer Schulterprellung davongekommen zu sein.
Der Kerl hatte es auf mich abgesehen, da bin ich mir hundertprozentig sicher.“
„Sie haben gesehen, dass es ein ‚Kerl’ war?“, hakte Berringer sofort nach. Die alte Polizistenschule machte sich bemerkbar. Auf Kleinigkeiten achten. Die Details führten am Ende oft genug zur Lösung des Falls oder entlarvten falsche Aussagen.
Gerath reagierte genervt. „Nein, natürlich habe ich das nicht gesehen“, sagte er jetzt ziemlich unwirsch. Im nächsten Moment hatte er sich wieder unter Kontrolle, aber Berringer fand seinen anfänglichen Eindruck bestätigt, dass unter der kalten Granitfassade dieses Unternehmers etwas brodelte, das nun für Sekunden an die Oberfläche gekommen war. Die Nerven dieses Mannes waren bis zum Zerreißen gespannt. Aber nach dem, was er berichtet hatte, war das auch kein Wunder, fand Berringer. „Ich habe vom Täter überhaupt nichts gesehen. Die Schüsse sind aus einem Waldstück abgegeben worden. Dort war das Unterholz so dicht, dass ich auf die Entfernung nichts erkennen konnte.“ Er atmete tief durch und zuckte die Schultern. „Einen Wagen hörte ich etwas später davonbrausen, das ist alles. Wirklich alles.“
„Ich nehme an, Sie sind zur Polizei gegangen.“
„Ja, natürlich. Schließlich wollte ich es nicht darauf ankommen lassen, dass dieser Killer mich in Kürze doch noch niederstreckt. Schließlich hat der Schütze ja sein Ziel nicht erreicht und was immer ihn auch zu seiner Tat getrieben haben mag – die Vermutung liegt ja wohl nahe, dass er keine Ruhe geben wird, bis er es geschafft hat.
Und so kam es dann ja auch...“
Berringers Augen verengten sich. „Es gab noch einen zweiten Anschlag?“, vergewisserte er sich.
Gerath nickte. „Ja. Und das ist auch der Grund dafür, dass ich mich jetzt an Sie wende, Herr Berringer, nachdem die Polizei leider so kläglich versagt hat.“ Er seufzte. „Aber am besten alles der Reihe nach.“
„Bitte!“
„Ich bin nach dem ersten Anschlag natürlich zur Polizei gegangen. Der bearbeitende Kommissar, der das Dezernat für Tötungsdelikte bei der Krefelder Kriminalpolizei leitet, erschien mir ziemlich inkompetent.“
„Erinnern Sie sich zufällig an den Namen?“, fragte Berringer.
„Dittmann oder so ähnlich.“
„Kriminalhauptkommissar Björn Dietrich?“, hakte Berringer nach. Schließlich hatte Berringer immer noch guten Kontakt zu den ehemaligen Kollegen und kannte viele der Dezernatsleiter in den umliegenden Städten.
Gerath sah den Detektiv etwas erstaunt an. „Ja, richtig, so hieß er. Ein schlaksiger Kerl mit strubbeligen Locken. Unter einem Beamten stelle ich mir sowieso etwas anderes vor. Aber wahrscheinlich denkt der, dass er sein dreizehntes Monatsgehalt und die fette Beamtenpension auch bekommt, wenn er herumläuft wie ein Wischmob.“ Er blies seinen Brustkorb auf und erinnerte Berringer an einen Gorilla-Silberrücken, der Eindruck machen wollte. Die Haarfarbe stimmte auf jeden Fall überein. „Das sollte unsereins mal machen!“, ereiferte er sich. „Die Geschäftskunden würden doch Reißaus nehmen und sich fragen, ob eine Firma, die ihren Mitarbeitern nicht einmal genug zahlen kann, um sich einen Gang zum Frisör zu leisten, wohl der richtige Geschäftspartner sein kann ...“ Er vollführte eine ruckartige Bewegung.
„Wieso fragen Sie? Kennen Sie den Kerl?“
„Björn und ich waren früher beide hier in Düsseldorf bei der Kripo, bis Björn nach Krefeld versetzt wurde.“
„Verstehe“, murmelte Gerath etwas kleinlaut.
„Dieser Umstand erleichtert vermutlich die Zusammenarbeit mit der Polizei Krefeld ganz erheblich. Ich kann zwar nicht behaupten, dass Björn je davon begeistert war, wenn ihm ein Privatermittler in die Quere kam, aber wenn jeder die Kompetenzen des anderen respektiert, können beide Seiten nur profitieren.“ Gerath schwieg einen Augenblick und lehnte sich zurück.
„Sie sind doch jetzt nicht beleidigt?“, fragte der Unternehmer.
Berringer hob die Augenbrauen. Sein Gesicht blieb unbewegt. „Warum sollte ich?“
„Na, wegen der Sachen, die ich gerade über Ihren Freund und Beamte im Allgemeinen ...“
„Mal abgesehen davon, dass man das dreizehnte Monatsgehalt mehr oder minder abgeschafft hat und die Kollegen in den vergangenen Jahren mit Einkommenskürzungen und allerlei anderen Unannehmlichkeiten zu tun hatten, haben Sie ja vollkommen recht, Herr Gerath.“
Wieder entstand eine Pause des Schweigens.
Wenigstens ist es ihm hinterher noch peinlich, wenn er sich so in Rage geredet hat, dachte Berringer. Aber sei ehrlich: Du bist froh, dass er nicht dein Chef ist.
Gerath räusperte sich. „Ich habe mich also an die Polizei gewandt“, fuhr er in gedämpftem Tonfall fort. „Leider hat Ihr ehemaliger Kollege Dietrich mit seinen Leuten nicht allzu viel herausgefunden. Dass weiterhin akute Gefahr für mein Leben und vielleicht auch das Leben meine Familie besteht, hat Hauptkommissar Dietrich im Übrigen auch so gesehen. Er hat mir Polizeischutz angeboten. Wissen Sie, wie das aussieht? Regelmäßig patrouillieren jetzt uniformierte Polizisten vor dem Haus, und ein paar Tage war sogar ein Kripo-Beamter bei uns einquartiert. Und dann hatte Dietrich auch noch die glorreiche Idee, mir vorzuschlagen, ich sollte eine kugelsichere Weste tragen! Damit würde ich seinen Kollegen und ihm maßgeblich den Job erleichtern.“
„Ist das keine gute Idee?“, fragte Berringer kühl. „Ich meine, wo Sie doch an der Quelle sitzen!“
Gerath klopfte sich auf die Brust und erinnerte jetzt noch mehr an einen zornigen Silberrücken. „Glauben Sie, ich bin tatsächlich so dick? Ich trage das neueste, mit unserer Faser bestückte Modell der Firma Swanken & Partner. Sitzt wie angegossen und ist so dünn, dass ich wenigstens das Hemd zubekomme und das Ganze nicht so auffällt.“
Berringer blieb gelassen. „Sie wollten mir noch von dem zweiten Anschlag berichten“, versuchte er seinen Klienten wieder auf das eigentliche Thema zurückzuführen. Die Art und Weise, wie Gerath immer wieder dazu neigte abzuschweifen, ging Berringer inzwischen ganz gehörig auf die Nerven und er fragte sich, wie es dieser unkonzentrierte Mann schaffte, eine Firma mit straffer Hand zu leiten – was in seiner Branche mit Sicherheit nötig war.
„Der zweite Anschlag war am Sonntag.“
„Sie waren wieder reiten?“
Gerath machte eine wegwerfende Handbewegung und schüttelte den Kopf. Er hatte die seltene Gabe, Gesprächspartnern schon durch die Körperhaltung klar zu machen, dass sie Idioten waren.
„Wo denken Sie hin, Herr Berringer! So schnell besteige ich kein Pferd mehr! Ich bin nur kurz auf die Terrasse gegangen, um frische Luft zu schnappen. Jemand hat dabei auf mich gefeuert und wenn ich nicht eine dieser Westen getragen hätte, dann wäre ich heute unter Garantie nicht mehr unter den Lebenden!“
„Wenn es sich um Gewehrkugeln handelt, können die aus größerer Entfernung abgefeuert worden sein. Befinden sich im Umkreis von etwa einem Kilometer um Ihren Garten hohe Gebäude?“
„Natürlich befinden sich da hohe Gebäude! Ich wohne in Krefeld, ich