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Privatschule gefahren werden, der in dieser Riesenvilla wohnt und ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von drei Millionen hat? Er ist nur einen Monat von der Insolvenz entfernt. Ich sollte es wissen: Er ist mein Nachbar.

      Die Unternehmerin, die beim Netzwerktreffen sagt: „Es läuft super“, ist die gleiche Frau, die mir auf dem Parkplatz versucht, eine Frage zu stellen. Ich kann sie aber wegen ihres Schluchzens nicht verstehen. Sie weint, weil sie sich seit fast einem Jahr kein Gehalt mehr hat auszahlen können, und kurz davor steht, aus ihrem Haus herauszufliegen. Dies ist aber nur eine von vielen ähnlichen Begegnungen, die ich mit Unternehmern hatte, die sich nicht trauen, die Wahrheit über ihre finanzielle Lage einzuräumen.

      Der Gewinner des „Young Entrepreneur of the Year Award“ der SBA, der die Welt verändert, der als Genie der nächsten Generation gefeiert wird, dem es bestimmt ist, wegen seiner unternehmerischen Fähigkeiten auf die Titelseite der Zeitschrift „Fortune“ zu kommen, braucht hinter den Kulissen einen Kredit nach dem andern und setzt seine Kreditkarte ein, um die Gehälter zu bezahlen. Ich sollte es wissen: Das war ich selbst.

      Wie kann das sein? Was machen wir falsch? Ich meine, wir machen alles andere im Grunde richtig oder doch so ziemlich. Wir haben aus nichts etwas gemacht. Und warum sind dann nicht die meisten Unternehmen rentabel?

      [16] Ich habe immer mit der Größe meines Unternehmens angegeben. Ich habe mir selbst auf die Schulter geklopft, weil ich mehr Mitarbeiter eingestellt habe, weil wir in ein Schicki-Micki-Büro umgezogen sind, weil wir große Umsätze gemacht haben. In Wahrheit habe ich all dies als Ausreden genutzt, um eine hässliche Tatsache nicht sehen zu müssen: Mein Unternehmen hatte nicht ein einziges Mal Gewinn generiert. In Wirklichkeit war mein Unternehmen (und in der Konsequenz ich selbst) dabei, unterzugehen. Und ich versuchte, Wachstum zu erwirken, um meinen Kopf über Wasser zu halten. Ich sagte: „Ich möchte natürlich keinen Gewinn ausweisen. Ich möchte einfach nur eine schwarze Null schreiben. Auf die Art sparen wir Steuern.“ Mit anderen Worten: Ich wollte lieber 10 Dollar verlieren, als dem Staat 3 Dollar zu geben. Ich sank Monat für Monat tiefer. Jahr für Jahr. Dauerstress.

      Tatsächlich war es so, dass ich von einem Scheck zum nächsten lebte, vom dem Tag an, an dem ich mein Unternehmen gegründet hatte, bis zu dem Tag, an dem ich es verkaufte und der große Zahltag kam. Mann, war ich erleichtert! Mein Unternehmen hatte mich runtergezogen, und ich war es endlich los. Doch kam diese Erleichterung mit einem bitteren Nachgeschmack. Als ich das Unternehmen gegründet hatte, war mein Ziel nicht bloßes Überleben gewesen. Ich meine, Überleben ist ein Ziel für Kriegsgefangenenlager und Flüchtlinge; es ist sicherlich nicht das, worauf ein Unternehmer abzielt. Ich war davon überzeugt, dass ich das Problem war. Lange Zeit glaubte ich, ich sei voller Fehler und mein Hirn falsch verdrahtet. Ich brauchte lange Zeit, um die Frage zu stellen: Was, wenn nicht ich das Problem bin? Was, wenn das System voller Fehler ist, dem ich folgen soll?

      Profit First funktioniert, weil es nicht versucht, Dich zu reparieren. Du arbeitest hart, Du hast gute Ideen, Du gibst Deinem Unternehmen bereits 100 %. Profit First ist ein System, das dazu gemacht ist, mit Dir zu arbeiten, so wie Du bereits bist. Du musst nicht repariert werden. Das System schon.

      Stell Dir vor, Du bekämst gesagt, Du könntest fliegen, einfach indem Du mit Deinen Armen schlägst, und dann würde man Dich ermutigen, von der nächsten Klippe zu springen. Genau. Einfach nur [17] mit den Armen schlagen, und Du wirst nicht nur den X-Meter-Sturz überleben, Du wirst durch die Lüfte segeln. Was? Du stürzt in den Tod? Schnell. Stärker schlagen.

      Mit den Armen schlagen, um zu fliegen, ist bekloppt, weil Menschen nicht fliegen können. Einer Finanzformel zu folgen, die nicht darauf zugeschnitten ist, wie Menschen von Natur aus veranlagt sind, ist so, als bekämst Du die Ansage schneller und schneller mit Deinen Armen zu schlagen, bis Du abhebst. Tut mir leid, Kumpel, es funktioniert nicht, egal wie sehr Du Dich anstrengst.

      Das System für Rentabilität, das wir seit Anbeginn der Zeit nutzen, ist total dämlich. Genauer gesagt: Es ist furchtbar. Ja, klar, mathematisch ist es logisch, aber es macht menschlich gesehen keinen Sinn. Während einige Unternehmen erfolgreich dabei sind, dem alten System zu folgen, sind sie die Ausnahme, nicht die Regel. Sich auf die traditionellen Buchführungsregeln zu verlassen, um Rentabilität zu steigern, ist genau so, als würde ich Dir sagen, Du solltest von einer Klippe springen und mit den Armen schlagen wie bekloppt. Vielleicht überleben zwei oder drei von den Millionen Menschen, die es versuchen, wie durch ein Wunder. Jedoch auf diese wundersamen Überlebenden zu zeigen und zu sagen: „Siehst Du? Es funktioniert!“, ist aberwitzig. Millionen sterben, wenige überleben, und wir sagen blind, dass mit den Armen zu schlagen und von der Klippe zu springen, das beste System zum Fliegen sei. Absurd.

      Wenn Du nicht rentabel bist, ist die naheliegende Vermutung, dass Du nicht schnell genug gewachsen bist. Ich habe Neuigkeiten für Euch, Leute. Du bist total in Ordnung. Du musst Dich nicht verändern. Die alte Gewinnformel ist das, was verkehrt ist. Die muss verändert werden.

      Du kennst die Formel, von der ich spreche: Einnahmen – Ausgaben = Gewinn. Diese verkrustete Formel, die eine Gleitsichtbrille trägt und nach alten Leuten riecht, erscheint auf den ersten Blick vollkommen logisch. Verkaufe, so viel Du kannst, zahle die Rechnungen, und Gewinn ist das, was übrig bleibt. Hier ist das Problem: Da bleibt nie etwas übrig. Flatter. Flatter. Flatter. Klatsch.

      Die alte Gewinnformel produziert Unternehmensmonster. Kapitalfressende Monster. Aber wir bleiben der Formel treu, und alles wird schlimmer.

      Die Lösung ist unglaublich einfach: Nimm Dir Deinen Gewinn zuerst.

      Ja, genau so einfach.

      Was Du im Folgenden lernen wirst, ist so einfach und offensichtlich effektiv, dass Du Dir vermutlich an die Stirn schlagen wirst [18] und sagst: „Warum zum Teufel habe ich das nicht schon früher so gemacht?“ Doch mag es gelegentlich schwierig scheinen, weil Du es noch nie zuvor so gemacht hast. Es wird Dich herausfordern, weil Du aufhören musst, mit Deinen Armen zu schlagen. Du musst mit dem aufhören, das nichts bringt. (Es ist sehr schwierig, etwas sein zu lassen, auch wenn es für Dich nicht funktioniert. Erinnerst Du Dich an den letzten üblen Kater, den Du hattest, als Du gesagt hast: „Nie wieder Alkohol“? Wie lang hat das angehalten?)

      Profit First wird Dich herausfordern, weil Du die Art und Weise, wie Du über Dein Unternehmen denkst, vollkommen verändern musst. Und Veränderung ist beängstigend. Die meisten Leute sind hundsmiserabel darin, etwas Neues zu versuchen oder gar neue Systeme durchzuziehen. Ich vermute mal, Du denkst darüber nach, Profit First auszutesten, aber Du sagst Dir, dass es so viel einfacher ist, die Dinge so zu tun wie schon immer, auch wenn das wie schon immer dazu führt, dass Du mit Deinem Unternehmen langsam aber sicher untergehst. Deshalb erzähle ich Dir ein wenig über die mutigen Menschen, die diesen Weg vor Dir gegangen sind und beim Jungfernflug von Profit First mitgeflogen sind, bevor wir anfangen.

      Genau in dieser Sekunde arbeiten 128 Steuerberater, Buchhalter und Coaches Hand in Hand mit mir, um Unternehmern bei der Einführung von Profit First zu helfen. (Keine Sorge. Du kannst das auch problemlos alleine schaffen. Für manche Leute ist die Herangehensweise aber sinnvoller, wenn sie einen Partner haben, demgegenüber sie sich verpflichten, der sich mit ihrer Branche gut auskennt und sie Schritt für Schritt begleitet.) Diese 128 Profit First Professionals (PFPs) haben jeder im Schnitt zehn Unternehmen durch die Profi-First-Einführung begleitet. Das bedeutet, dass wir rund 1.280 Unternehmen mit Profit First zum Erfolg geführt haben.

      Doch beim Großteil der Leute, die „Profit First“ bislang gelesen haben, kann ich nur vermuten, dass sie den Prozess allein durchgezogen haben. Ich bekomme etwa fünf E-Mails pro Tag von Unternehmern, die mir mitteilen, dass sie den Profit-First-Prozess begonnen haben oder dass sie damit angefangen und ihr Unternehmen transformiert haben. Über einen Zeitraum von zwei Jahren bedeutet dies 3.650 E-Mails zu neuen Profit-First-Einführungen. Aber ich weiß, dass sogar noch mehr Leute das Buch gelesen haben und das System nutzen, ohne je einen Ton darüber zu verlieren. Daher schätze ich, dass über 30.000 Unternehmen mittlerweile Profit First verwenden. [19] Selbst wenn diese Schätzung genau zutreffen sollte, haben wir kaum an der Oberfläche gekratzt. 30.000 ist eine hübsche Zahl, aber wenn wir sie ins Verhältnis setzen zu 125 Millionen Unternehmen, dann sind wir kaum am Start. Lass uns also die Kiste an den Start bringen und mit Dir anfangen.

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