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er braucht sie nicht zum Vergnügen.“

      „Geht es Sie etwas an? Oder mich?“

      „Junge, nicht so stolz. Es geht jeden etwas an, der ein anständiger Kerl ist. Die Mädchen sind verschwunden.“

      „Bin ich ihr Vater?“

      McClellan grollte. Und Hattkinson sagte wütend: „Er ist so wie sein Vater.“

      „Mein Vater sagte, ich sei nicht so wie er“, erwiderte Glenn lächelnd. „Hier sind alle anderer Meinung. Wo habt ihr denn Roy? Fragt ihn doch, wo die Mädchen sind! Oder fragt ihn doch mal, was er hier in Wendover wollte. Ein Mordanschlag sollte es doch werden, nicht wahr?“

      „Dafür liegt er jetzt im Bett. Für die nächsten zwei Wochen“, meinte McClellan. „Und was mit der Geschichte von früher ist, die er mit einem anderen gemeinsam gemacht hat, das wird der Marshal noch klären. Roy läuft keinem weg.“

      „Na bitte, also braucht mich ja niemand mehr zu fragen.“ Glenn nahm seinen Hut und stülpte ihn sich auf.

      „Stop!“, sagte Hattkinson schneidend.

      Glenn lachte belustigt. „Waren Sie gestern auch so entschieden, Marshal? Gestern, als Ihnen Mr. Harry Scott gegenüberstand? Haben Sie da auch stop gesagt?“

      Hattkinson wurde dunkelrot im Gesicht. „Verdammt!“

      „Ja, und jetzt reite ich“, erklärte Glenn.

      „Moment noch, Scott“, rief McClellan. „Hör mir zu! Ich bin kein Greenhorn. Ich weiß jetzt, dass dein Vater nicht zu Zwecken der Wohltätigkeit auf der Straight I ist.“

      „Sind Sie sicher, McClellan?“, wollte Glenn wissen. „Woher haben Sie denn diese Weisheiten? Was geht es Sie überhaupt an, was hier geschieht? Ich dachte, Sie reiten hier nur durch.“

      McClellan schnaubte wie ein Bulle.

      „Jüngelchen, du hast dir genau den verkehrten Ton ausgesucht.“

      Glenn blieb stur.

      „Sagen Sie das, weil Sie die ganze Mannschaft in der Stadt haben? Wollen sich Ihre Leute weiter austoben wie bei Roy? Mein Vater wollte Roy vor einen Richter stellen lassen. Sie spielen selbst gerne Richter, nicht wahr?“

      Hattkinson wandte sich ab. Vielleicht um McClellan die Möglichkeit zu geben, diesem Glenn Scott ein paar harte Fäuste unters Kinn zu setzen. McClellan hätte sich ohnehin nicht um Hattkinson. gekümmert. Er sprang plötzlich vor, holte aus, und mit der Gewalt einer Ramme stieß er die Faust vor. Doch dort, wo Glenn eben gestanden hatte, war er nicht mehr. Glenn stand mit einem Male neben dem Rancher, drückte ihm seinen Hut vors Gesicht und schlug ihm mit der Faust in die Magengrube. McClellan brach zusammen wie ein Taschenmesser, war aber sofort wieder hoch und stürmte auf Glenn zu. Der hob den Tisch aus und schleuderte das schwere Stück dem Texaner entgegen. Die untere Kante rammte das linke Schienbein McClellans, und das war das vorläufige Ende. McClellan fluchte, er griff einen Stuhl, aber Glenn hielt seinen Patterson in der Hand.

      „Ich glaube, jetzt ist es genug. Ich bin kein Bär wie Sie, McClellan, aber ich lasse mich auch nicht von Ihnen frühstücken. Und Sie, Marshal, sollten mir besser aus dem Wege gehen.“ Er hielt die Waffe auf Hattkinson, der jäh erbleichte und einen Schritt zurücktrat.

      „Das musst du noch büßen, Kerl!“, zischte er.

      Glenn sah ihn nur verächtlich an. Dann ging er hinaus. Draußen saß er auf und blickte kurz zu der Gruppe texanischer Cowboys hin, die drüben auf der anderen Straßenseite stand. Doch diese Männer schienen nicht zu ahnen, was ihrem Rancher widerfahren war.

      10

      Drei Meilen hinter Wendover den North Platte abwärts zügelte Glenn sein Pferd und saß ab. Am Ufer hatte er eine Grasfläche gefunden, die sich gut zum Lagern eignete. Er sattelte ab, hobbelte den Cayusen und suchte trockenes Holz. Als er einmal hinüber zum Gipfel des majestätischen Laramie Peak blickte, entdeckte er die Reiterschar, die südwärts zog. Voran ritt ein einzelner Mann, der trotz der Entfernung an McClellan erinnerte. Glenn war sicher, dass es die Texaner waren, die da südwärts der Heimat entgegenzogen. Hatte es McClellan also doch aufgegeben, den Retter zu spielen.

      Glenn war das alles gleichgültig. Er kam sich im Augenblick furchtbar einsam und verloren vor. Jeder war gegen ihn. Die einen, weil sie seinen Vater fürchteten, die anderen, weil sie ihn für eine Spießerseele hielten. Er hatte keinen Freund, keinen Menschen; nicht einmal Mrs. Howard hielt wirklich zu ihm.

      Vergeblich versuchte er zu verstehen, ob das, was sein Vater tat, wirklich zu entschuldigen war. Aber er kam sich vor wie ein Ausgestoßener. Er mochte weder die einen noch die anderen.

      In Gedanken versunken starrte er in das erlöschende Feuer, und er machte auch keine Anstalten, etwas abzukochen oder das Feuer nur in Gang zu halten. Es war noch heller Tag. Er hatte Hunger, aber es störte ihn kaum. Am liebsten hätte er ein paar Stunden geschlafen. Eine innere Unruhe hielt ihn noch davon ab.

      Schließlich schlief er übermüdet ein. Es war kein tiefer Schlaf, und plötzlich schreckte ihn ein Geräusch auf. Er sah benommen um sich und entdeckte zuerst ein Stiefelpaar, das dicht neben ihm stand. Als er weiter hochsah, erkannte er Hattkinson, der ein Gewehr auf ihn gerichtet hielt.

      „Jetzt habe ich dich, Bürschchen. Und nun kommst du mir nicht mehr aus! Steh auf!“, sagte Hattkinson scharf.

      Glenn packte die Wut.

      „Was willst du, verdammter Sklaventreiber?“, schrie er Hattkinson an, stand auf und wollte sich auf den Marshal stürzen. Aber da sagte eine Stimme hinter ihm: „Scott, tu es besser nicht!“

      Er zuckte herum und sah McClellan. Er begriff nicht, wieso McClellan mit einem Male wieder hier war. Er hatte ihn und die Mannschaft doch reiten sehen. Und diese Verblüffung nutzte Hattkinson aus. Er schlug mit dem Gewehrkolben nach Glenns Schläfe. Der sah es zu spät, der Schlag zuckte wie ein elektrischer Schlag durch seinen Körper. Haltlos sank er zusammen.

      McClellan blickte Hattkinson vorwurfsvoll an.

      „Das war nicht nötig, Marshal!“

      „Ratten und Hundesöhne, wie diesen, kann man nur so behandeln.“

      „Allein hätten Sie das nicht zuwege gebracht. Und noch ist nicht sicher, dass er etwas über die Mädchen weiß. Mir schien, als ich auf der Ranch war, als wüsste er weniger als alle anderen.“

      „Er ist Scotts Sohn, und das sagt alles“, erwiderte Hattkinson schroff. McClellan zuckte die Schultern.

      11

      Roy war nicht so zerschlagen, wie McClellan und dessen Mannschaft angenommen hatten. Und Roy wollte weg. Er musste weg, nicht nur der Texaner wegen. Heimlich verließ er das Haus des ehemaligen Sanitäters, wo man ihn nach der Prügelei hingebracht hatte.

      Heimlich sattelte er auch sein Pferd und verließ Wendover, ohne die Straße zu benutzen. Niemand entdeckte ihn, niemand verfolgte ihn. Er erreichte unangefochten den North Platte und ritt an ihm entlang nach Süden. Als er zur Furt kam, durchquerte er den Fluss und hielt sich in westlicher Richtung. Bald schon gelangte er ins Gebirge, ritt durch Hochwald und musste schließlich sogar absitzen, weil es für das Pferd einfach zu steil war, die Berghänge hinaufzukraxeln. Er führte das Pferd hinter sich, und es folgte ihm nur widerstrebend. Endlich hatte er die Höhe erreicht und ritt wieder den Kamm entlang bis zu einem neuen Waldstück, das schier endlos zu sein schien.

      Nach zwei Stunden gelangte er an den Rand eines Tales. Er ritt die Grashänge hinab und sah dann auch das Blockhaus, das dicht unter uralten Tannenriesen stand. Zwei Pferde weideten nahe der Hütte, ein drittes stand angebunden davor. Roy ritt bis zum Blockhaus, saß ab und nickte dem Mann zu, der hinter einem Baumriesen hervortrat.

      „Was Neues?“, fragte Roy.

      Der bärtige Mann grinste.

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