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      Benjamin von Thaysens

       PlötzlichRassist

       Eine Intrige nach einerwahren Begebenheit

      Copyright: © 2020 Benjamin von Thaysens

      Lektorat: Erik Kinting – www.buchlektorat.net

      Satz: Erik Kinting

      Titelbild: George Hodan, Lizenz: CCO Publik Domain

      Verlag und Druck:

      tredition GmbH

      Halenreie 40-44

      22359 Hamburg

      978-3-347-04926-0 (Paperback)

      978-3-347-04927-7 (Hardcover)

      978-3-347-04928-4 (e-Book)

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

       Prolog

      Mein Name ist Benjamin von Thaysens, ich bin 52 Jahre alt und komme aus einem kleinen Dorf in Westfalen. Ich war ein Karrierist und Arbeitsnomade, legte eine steile Karriere in der Wirtschaft hin, bis ich bei meinem letzten Arbeitgeber einer schmierigen Intrige zum Opfer fiel und gefeuert wurde. Der Name ist natürlich ein Pseudonym, ebenso wie alle anderen Namen – um mich zu schützen, weil ich mich für meine Erlebnisse immer noch schäme, und weil es natürlich gegen die Persönlichkeitsrechte der anderen Beteiligten verstoßen würde. Hinter all diesen Pseudonymen stecken jedoch reale Menschen, wie mein früherer Chef, den ich hier Carsten Otterpohl nenne, der mich beruflich weit vorangebracht hat, aber auch hinterhältige Kreaturen wie Amihan Gellela und Karl Huber, die mir eine schwere Depression sowie sozialen und mentalen Abstieg eingebrockten. Und natürlich so wunderbare feinfühlige Persönlichkeiten wie meine Ehefrau Carola, Frauke Michel und Schwester Anja, die mich mit all ihrer Kraft aus einer tiefen Depression befreiten und mich von meinem Absturz auf den Straßen Berlins erlösten. Sie bauten mich behutsam wieder auf. Ihnen werde ich mein Leben lang dankbar sein.

       Kapitel 1 – Tiefer Fall

      Mein Untergang begann am 7. August 2018, dem Tag, an dem meine berufliche Karriere zerfetzt wurde wie ein abgestürzter Kletterer aus 1000 Meter Höhe, an dem aus mir, einem Topmanager, ein Wrack wurde. Ein obdachloser Penner.

      Obwohl ich am Vortag von meinem Chef angezählt worden war, begann dieser brütend heiße Augusttag für mich wie jeder andere. Ich hatte während meiner beruflichen Karriere bereits eine Vielzahl kritischer Situation überstanden, warum dann nicht auch diese? Ich empfand zwar eine gewisse Anspannung, aber nicht so stark, dass es mich beunruhigte. Meine morgendliche Routine lief ab wie immer, so präzise wie ein Schweizer Uhrwerk: 50 Minuten benötigte ich von der Rasur über die Dusche bis zum Frühstück, pünktlich um 7.00 Uhr saß ich dann in meinem nagelneuen Firmenwagen, einem überdimensionierten AUDI und fuhr zur Arbeit. Am Vorabend gegen 19.00 Uhr hatte ich mir, wie jeden Abend um diese Zeit, via Smartphone einen Überblick über den heutigen Tag verschafft. Ein Meeting reihte sich an das nächste. Mir machte das nichts aus; ich war es gewohnt, straight durch den beruflichen Tag zu cruisen, wie man es in Managerkreisen vorzugsweise anglistisch angehaucht und total easy ausdrückt.

      Trotz des gestrigen Ereignisses mit Karl Huber war ich voll motiviert. Erst letzten Samstag war ich mit Carola aus dem Urlaub zurückgekehrt, wir hatten unsere Hochzeitsreise auf einer italienischen Insel verbracht, es war traumhaft schön, mit feinsandigen schneeweißen Stränden und türkisfarbenem Wasser wie in der Karibik. Meine Stressresistenz war also noch ausgeprägter als sonst, weil ich ausgeruht war und drei Wochen am Stück mit Carola verbracht hatte, was sonst selten vorkam.

      Während der Fahrt ins Büro hörte ich einen Song von Klaus Lage: So lacht nur sie. Ich dachte dabei beschwingt an Carola, gleichzeitig überlegte ich, was ich am Abend unternehmen könnte. Ich brauchte auch noch ein paar neue Oberhemden – Krawatten trug ich nicht, die waren out. Ich achtete sehr auf meine Kleidung und mein Äußeres. Mein Erscheinungsbild war mir wichtig. Mich inspirierte seit vielen Jahren der italienische Businesslook, ich kombinierte blaue Hemden mit blauen Anzügen von Cinque oder Boggi Milano – alles im Slim-fit-Schnitt –, dazu trug ich braune Gürtel und braune Schuhe. Natürlich musste der wahlweise hell- oder dunkelbraune Gürtel farblich präzise zu den Schuhen passen. Ach was, entschied ich dann, ich lasse mich treiben. Ich nahm mir also erst mal nichts weiter für den Abend vor.

      Auf dem Firmengelände angekommen, parkte ich mein Auto, wie immer am selben Platz. Der war zwar nicht markiert, ich besaß aber ein Gewohnheitsrecht. Ich parkte direkt neben Karl Huber, dem Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens. Bei mir lief immer alles nach einem festen Muster ab.

      Ich schnappte mir meine braune Ledertasche, die mir Carola vor vielen Jahren geschenkt hatte, und ging die wenigen Meter in mein Büro. Zu meiner Überraschung wurde ich bereits von Greta Vogl und einem Betriebsrat in meinem Büro erwartet, der offenbar als Zeuge für das fungierte, was dann folgte. Greta Vogl war die Personalleiterin im Unternehmen. Trotz meiner Verblüffung streckte ich Greta Vogl zur Begrüßung die Hand entgegen.

      Sie verweigerte mir den Handschlag jedoch und kam sofort zur Sache: »Herr von Thaysens, ich muss Ihnen mitteilen, dass wir Ihnen fristlos kündigen. Bitte packen Sie Ihre persönlichen Sachen zusammen, übergeben Sie mir Ihren Firmenwagen und Ihr Firmenhandy und verlassen Sie dann sofort das Firmengelände. Aber bitte durch den Hinterausgang, sodass Sie niemand sieht. Sie dürfen sich auch nicht von Kollegen und Mitarbeitern verabschieden. Ich begleite Sie raus.«

      Das hatte gesessen! Ich war wie gelähmt, brachte keinen Ton raus.

      Etwas Schriftliches bekam ich nicht. Ich folgte traumatisiert den Anweisungen von Greta Vogl und wankte nur wenige Minuten später wie ein angeschlagener Boxer zu Fuß Richtung Bahnhof. Dort nahm ich den nächsten Zug in die Innenstadt zu meinem Apartment.

       Kapitel 2 – Wie alles begann

      Ich wollte immer sein wie Karl Siebrecht, der Hauptakteur in Hans Falladas Roman Ein Mann will nach oben. Er handelt vom Aufstieg Karl Siebrechts, der nach dem Tod seines Vaters zum Vollwaisen wurde, sein Heimatdorf verließ und nach Berlin zog, um Karriere zu machen. Ich fühlte mich lange in meinem Leben wie Karl Siebrecht. Diese Geschichte von der Rohheit der alten Wirtschaftswelt in der Vor- und Nachkriegszeit Deutschlands, der der Feingeist Karl Siebrecht gegenüberstand und erfolgreich meisterte, faszinierte mich und hatte zudem ein Happy End. Ich beschloss daher, meinen Weg zu gehen – wie Karl Siebrecht.

      Ich wollte ein Manager werden, ein richtig guter Manager. Kein selbstgefälliger Schaumschläger und Sprücheklopfer im Maßanzug, wie die, die ich oft Austern schlürfend auf Empfängen sah. Meine Ziele waren viel größer, viel ehrgeiziger: Mein Anspruch war es, die gesamte Klaviatur aus Fachwissen, Führungskompetenz, Empathie und fein klingender Kommunikation zu beherrschen, aufzusteigen und trotzdem bescheiden zu bleiben. Das wollte ich. Ich konnte nur gewinnen, ich kam ja aus einfachen Verhältnissen.

      Meine Mutter verließ unsere Familie, als ich 18 Jahre alt war, zwei Jahre nach der Silberhochzeit meiner Eltern. Mein Vater starb ein Jahr, nachdem sie weg war. Meine beiden Brüder und ich lebten uns nach dem Tod des Vaters auseinander. Es gab keinen Streit zwischen uns, wir hatten uns einfach nur nicht mehr viel zu sagen. Jeder kümmerte sich ums sich selbst.

      Ich konnte mich also ganz auf meinen Weg konzentrieren, war ehrgeizig und wissbegierig, ungebunden und mobil. Die Reise konnte beginnen.

      Zuerst verschlug es mich nach meiner kaufmännischen Ausbildung und Bundeswehrzeit nach Bayern, wo Fachkräfte gesucht wurden. Wo Fachkräfte Mangelware sind und das wirtschaftliche Wachstum scheinbar grenzenlos ist,

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