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       Roman Moore

       NADIA

       (Ergänzung zu »Balls of Fire«)

      Copyright: © 2020: Roman Moore

      Satz & Umschlag: Erik Kinting – www.buchlektorat.net

      Verlag und Druck:

      tredition GmbH

      Halenreie 40-44

      22359 Hamburg

      978-3-347-06753-0 (Paperback)

      978-3-347-06754-7 (Hardcover)

      978-3-347-06755-4 (e-Book)

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      Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

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       Teil I

       Kapitel 1

      Joseph, Zugbegleiter, war mit dem Tagesablauf zufrieden. Alle Reisenden verhielten sich friedlich, erfreuten sich bester Gesundheit und hofften bald ihre Lieben in die Arme schließen zu können. Während Joseph die Frachtpapiere nochmals durchsah, hörte er das Lachen der Kinder aus dem ersten Waggon, der den Passagieren vorbehalten war.

      Doch nach der nächsten Linkskurve kam es zu einem Vorfall, der auch sein Leben für immer verändern sollte. Ein Felsbrocken von beachtlicher Größe war auf die Geleise gestürzt.

      Bevor die Bahnstrecke durch das weite Grasland führte, musste sie entweder einen weiten Bogen nehmen oder ein felsiges Terrain queren. Man hatte sich entschieden in diesem felsigen Gebiet eine Bahntrasse zu errichten. Viele Tonnen Fels waren gesprengt worden und hatte einen eingleisigen Schienenstrang errichtet. Dadurch konnte die nächste Stadt früher erreicht werden. Auf einen Überhang hoch oben, war aus Kostengründen verzichtet worden. Und dieser Überhang war auf die Geleise gestürzt und sperrte die Ausfahrt in das Grasland, besser bekannt als Prärie. Oftmals hatte Joseph auf diesen gefährlichen Felsen hingewiesen. Da die Züge jahrelang ohne Probleme diese Strecken passiert hatten, waren den Einwänden von Joseph kein Gehör geschenkt worden. Dazu kam noch seine relativ kurze Zeit seiner Anstellung. Der Lokführer hatte trotz Schnellbremsung nicht die geringste Chance. Dieser Streckenabschnitt tauchte nach einer Linkskurve auf. Dieser Bahnbediensteter und sein Kollege auf dem Tender waren bei diesem Unglück die ersten Toten. Die Dampflok war mit nahezu voller Geschwindigkeit gegen den Felsen geprallt, hatte sich aufgetürmt und die angehängten Waggons waren aus den Schienen gesprungen und lehnten zum Teil schräg an den Felswänden. Der Lokomotivführer konnte sich nicht rasch genug in andere Waggons flüchten. Er wurde erst Tage später unter den Trümmern gefunden. Ebenso sein Kollege.

      Der zweite und der dritte Waggon ragten über die Lokomotive empor. Durch den Aufprall war der Kessel der alten Dampflok explodiert und das heiße Wasser hatte seinen Weg gefunden. Zum Teil auch über Personen, die durch den Anprall nicht in der Lage waren, sich aus den Gefahrenbereich rasch zu entfernen. Viele Waggons waren ineinander verkeilt. Die gering Verletzten versuchten aus den Waggons zu entkommen.

      Joseph, der im Postwaggon seinen Dienst versah, war zu seinem eigenen Erstaunen nur geringfügig in Mitleidenschaft gezogen worden. Das verdankte er den Baumwollballen, gegen die er geschleudert worden war. Prellungen und Schürfwunden behinderten ihn in seinen Bewegungen.

      Der Telegraphendraht war durch den Unfall zerstört worden. Da man in der nächsten Stadt den Unfall nicht kannte, man öfter schon keine Verbindung mit dem Draht erringen konnte, warteten die Menschen geduldig auf das Erscheinen des Zuges. Mit dem Fernglas starrten sie in die Richtung, wo in dem kleinen Gebirge der Schienenstrang im Fels verschwand.

      Da nach einer verstrichenen Ankunftszeit um zehn Uhr eine weitere Stunde verstrichen war, schickte der Sheriff Reiter los. Sie sollten sich im Gebiet des Gebirges umsehen, da einige am Bahnhof von einem dunklen Grollen berichtet hatten. Vielleicht haben sie über alle Maßen getrunken gehabt und ihre Bäuche hatten dies mit nicht zu überhörenden Lauten bekundet, dachte sich der Sheriff. Manche, die mit dem Zug weiterfahren wollten witzelten über den Lokführer, ob er nicht wieder zu viel über den Durst getrunken hatte und dadurch außer Stande war, die Fahrzeit einzuhalten. Anderen kamen Bedenken, ob der Zug diesen gefürchteten Streckenabschnitt ohne Probleme passieren konnte. Von immer wieder herabstürzenden Felsbrocken wusste man genug.

      Im Zug selbst waren viele Reisende durch herabfallende Gepäcksstücke schwer verletzt worden. Joseph war aus seinem Postwaggon gekrochen und half wie er konnte. Als er zu einem Waggon kam, der aus den Schienen gesprungen war und gegen die Felswand lehnte, hatten alle Reisenden diesen verlassen. Er schien ihm vollständig leer zu sein. Doch er fand eine junge Indianerin, die unverletzt geblieben war und auf einer Bank lag. Sie stand unter Schock. Sie wollte sich nicht bewegen. Sie war die Tochter eines Häuptlings und wollte aus diesem Zug in der nächsten Station aussteigen. Dort warteten ihre Stammesangehörige auf sie. Joseph gelang es sie überreden, den Waggon zu verlassen. Er führte sie dorthin, wo die Prärie begann. Er stellte ihr eine Plane und Decken zum Einwickeln zur Verfügung. Noch während er zu den anderen Reisenden zurückkehrte, kamen die ersten Reiter. Nach kurzer Besprechung kehrte einer sofort um. Dringende Hilfe war erforderlich. Dieser Streckenabschnitt hatte immer wieder Sorgen bereitet und nun war jene Katastrophe eingetreten, an die zu denken man nie gewagt hatte.

      Die rasche Anbindung an den Osten war der Eisenbahngesellschaft ein Anliegen gewesen. Nun war aber dieser Streckenabschnitt für einige Zeit unpassierbar geworden. Zu welchem Zeitpunkt wieder ein Zugverkehr aufgenommen werden konnte, waren sich auch nach eingehender Besichtigung die Experten nicht einig.

      Auf der kleinen Straße, die um das Bergmassiv herumführte und die nahezu zwei Kilometer entfernt war, standen mehrere Autos. Außer den Fahrern gab es Angehörige der Reisenden, die in der nahen Bahnstation von dem Unglück gehört hatten. Zu den Autos zu kommen bereitete vielen Reisenden zu Fuß große Schwierigkeiten. Sie waren es nicht gewohnt in der Prärie zu gehen.

      Auf Pferden zu Reiten, die man gebracht hatte, wollten sie nicht. Sie hatten Angst vor den Tieren. Nur wenige waren bereit, die Pferde zu besteigen. Für die Schwerverletzten musste man auf geeignete Tragbahren warten. Außer dem Lokführer und dem Heizer waren keine Toten zu beklagen. Gegen Mittag desselben Tages waren alle Frauen und Kinder nach einem schwierigen Transport in der kleinen Stadt angekommen.

      Einige Männer, leicht verletzt, hatten sich geweigert die Pferde zu besteigen. Sie fürchteten abgeworfen zu werden und dadurch noch andere Verletzungen zu erleiden. Sie lagen immer noch im Gras, wohin man sie nach der Evakuierung gebracht hatte. Diese Männer konnten nicht ohne der Hilfe von anderen Personen alleine gehen.

      Tara lag immer noch auf der Plane, die ihr Joseph zur Verfügung gestellt hatte. Ihren Schockzustand hatte sie weitgehend überwunden. Ihre Habseligkeiten befanden sich noch in dem Waggon, den niemand zu betreten wagte. Kaum hatte jemand versucht auf ihn zu klettern, begann er zu schwanken. Das war unglaublich. Immerhin war das Gewicht des Waggons groß genug, um die geringe Belastung eines Menschen auszuhalten. Der Waggon lehnte gegen den Felsen. Sicherlich nicht ausreichend stabil. Die Indianerin wollte ohne ihre bescheidenen Sachen nicht weggehen. In diesen persönlichen Unterlagen befanden sich ihr Ausweis, ihr Dekret über die Berechtigung als Lehrerin zu arbeiten, ihre Kündigung ihres Arbeitsverhältnisses, einige Bücher sowie eine von ihr verfasste Aufzeichnungen. Diese war gedruckt und in einem kleinen Heft den Büchern angeschlossen. Es beinhaltete Verhaltensregeln, die ein Überleben in freier Natur, fern von jeglicher menschlicher Behausung, Weilern oder Dörfern, gewährleisten sollten. Ohne diesen bescheidenen Habseligkeiten wollte sie den Unglücksort nicht verlassen.

      Der Bereich, wo der Zug durch den Felssturz zum Stillstand gekommen

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