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Beinamen „kuhäugig“ gibt; dies ist keineswegs eine Diskriminierung, sondern lässt uns im Gegenteil an die Verehrung der heiligen Kuh in Indien denken. In die gleiche Richtung geht, wenn Hera mit dem Mond in Verbindung gesetzt wird, wohl wegen dessen Bezug zu dem in Phasen verlaufenden weiblichen Geschlechtsleben; in der Ikonographie wird indessen oft das Kuhgehörn als Mondsichel dargestellt, was man recht gut bei den zahlreichen Abbildungen der ägyptischen Isis sehen kann. So mag Hera auch als die Große Mondgöttin gelten. Ihre Entsprechung bei den Römern ist Juno, bei den Germanen Frigga.

       Pallas Athene

      Pallas Athene will ich besingen, die heilige Göttin, augenleuchtende, unerbittliche, weisheiterfüllte, reine Jungfrau, der Städte Erretterin, wehrhaft und mutig, Tritogeneia. Er selber gebar sie, Zeus der Berater, aus dem heiligen Haupt in vollem Schmucke der Waffen golden und weithinleuchtend. Die Götter sahen es staunend Alle. Doch ungestüm vor Zeus, dem Schwinger der Aigis, sprang die Göttin hervor aus seinem unsterblichen Haupte, schwingend den scharfen Speer …49

      In Pallas Athene begegnen wir einer sehr vielschichtigen Göttin: in erster Linie eine Göttin der Weisheit, tritt sie vollgerüstet als Kämpferin auf, daneben wurden ihr die Kunst, das Handwerk und die Handarbeit unterstellt; sie galt auch als Städtebeschützerin sowie als Namensgeberin der Stadt Athen. Ursprünglich war Athene wohl eine Palastgöttin der mykenischen Herrscher; als Patronin der Künste beschützte sie auch Spinner, Weber und andere Handwerker. In den großen Epen sehen wir sie als Schutzgeist des Odysseus wirken; auch bei Perseus und Herakles übte sie eine ähnliche Schutzengel-Funktion aus.

      Der Name Athena ist offensichtlich vorgriechisch, jedenfalls nicht indogermanisch; ein aus Knossos stammendes Täfelchen mit Linearschrift B aus mykenischer Zeit (um 1500 v. Chr.) spricht von einer atana potinija, wobei letzteres Wort wie das griechische potnia wohl „Herrin“ bedeutet. Noch interessanter sind die Beinamen der Athene: Pallas ist der bekannteste, nach der mythischen Kriegerin Pallas, einer Tochter des Triton, mit der zusammen Athene aufgezogen wurde; sodann haben wir parthenos – die Jungfrau, promachos – die Vorauskämpfende, die in vorderster Reihe Kämpfende, dann: ergane – die Schutzpatronin der Handwerker, und glaukopis – die „Eulenäugige“, vielleicht auch einfach nur: „Helläugige“. Aber tatsächlich hat es mit der Eule eine besondere Bewandtnis, denn dieser Nachtvogel ist das heilige Tier der Göttin.

      Da Athene jungfräulich ist (wie Artemis) und zudem noch kriegerisch, trägt sie sehr viele männliche Anteile in sich, im Grunde genommen ist sie hermaphroditisch. Eine Frau in Kriegeruniform – das war bei den Griechen schon etwas Seltenes. Und doch wird sie auf Reliefs und als Statue meist mit Speer, Schild und Helm dargestellt. Ja, sie trug auch das Aigis, ein goldenes Ziegenfell, das üblicherweise Zeus benutzte, um Gewitter heraufziehen zu lassen; wenn man es schüttelte, versprühte es Blitze und donnerte. Alles in allem war Athene somit eine sehr „emanzipierte“ Frau, wie man heute sagen würde: mitten im patriarchalischen Griechenland verschaffte sie sich Respekt und Anerkennung. Neben all diesem darf aber ihre Funktion als Weisheitsgöttin nicht vergessen werden.

      Dies kommt am deutlichsten im Geburtsmythos der Göttin zum Ausdruck: Nach der Theogonie Hesiods war sie eine Tochter des Zeus und der Metis; diese steht philosophisch für den Scharfsinn, der als praktisches, komplexes Wissen zum Ausdruck kommt. Man kann Metis mit „Einsicht, Vernunft, Kenntnis“ und ähnlichen Worten übersetzen. Zeus hatte die mit zwei Kindern von ihm schwangere Metis verschlungen, da ihm von Gaia und Uranos prophezeit wurde, dass Metis eine Tochter gebären würde, die ihm ebenbürtig sei, der Sohn aber werde ihn dereinst stürzen. Zeus zögerte nicht, sich die Metis einzuverleiben; als er danach jedoch unter Kopfschmerzen litt, ließ er den Schmied Hephaistos kommen (über ihn an anderer Stelle mehr), der ihm den Schädel spalten musste – und daraus entstieg in voller Rüstung Athena! Der Mythos lässt tief blicken: Athene war, im wahrsten Sinne, eine „Kopfgeburt“ des Zeus; kein Wunder, dass sie als die Verkörperung des Geistes, der Weisheit und der Intelligenz galt.

      Athene trug auch den Beinamen Tritogeneia – die von Triton Abstammende. Sie hieß deshalb so, weil der alte Meeresgott Triton ihr Ziehvater war, mit dessen Tochter Pallas sie aufwuchs. Athena tötete diese versehentlich während eines Kampfspiels mit Wurfspeeren. Zum Andenken schuf Athena eine Statue, das Palladion, und übernahm den Namen der Getöteten: Παλλὰς Ἀθηνᾶ – Pallas Athēnâ.

      Es gibt zwei Attribute, die der Athene zugeordnet werden: die Eule und der Olivenbaum. Was zunächst den Olivenbaum betrifft, so gibt es einen Mythos, der die Bewandtnis erklärt. Demnach sollen sich Poseidon und Athene um die Schirmherrschaft über eine Stadt gestritten haben. Aber sie einigten sich auf einen Wettstreit: Wer der Stadt das nützlichere Geschenk gebe, der habe gewonnen. Poseidon gab sodann einen Brunnen, oder eine Quelle, die jedoch nur Salzwasser spendete; nach einer anderen Version gab er ein Pferd; Athenas Gabe war der Olivenbaum und damit dessen Holz und Früchte. So wurde Athena die Schutzgöttin der Stadt, die seitdem ihren Namen trägt: Ἀθῆναι – Athen. Der heilige Ölbaum stand lange Zeit exponiert auf dem Areal der Akropolis und soll laut Legende nach der Zerstörung des Tempels während der Invasion des Xerxes neu ausgeschlagen haben. Es wäre auch denkbar, dass dem Olivenbaum und seiner Zuordnung zur Göttin ein alter Baumkult zugrunde liegt; denn auch anderen olympischen Göttern wurden ja bestimmte Bäume beigegeben, etwa dem Zeus die Eiche, dem Apollo der Lorbeerbaum.

      Und was die Eule betrifft, so muss diese wohl das Totemtier der Göttin gewesen sein. Jedenfalls erschien die Eule auch auf den athenischen Münzen – daher die seit der Antike bekannte Redensart Eulen nach Athen tragen für „etwas Überflüssiges tun“. Als Sinnbild der Athena und als Vogel der Weisheit galt insbesondere der Steinkauz. Sein wissenschaftlicher Name ist Athene noctua, „nächtliche Athene“.

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