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angespannt gewesen, wie schon bei der Krönungszeremonie. Anton erachtete es nicht für empfehlenswert, dass der neue König des ungarischen Reiches sich zukünftig allein in den Straßen der Stadt aufhielt. Er konnte es nicht fassen, wie feindselig die Menschen auf ihr neues Oberhaupt reagierten. Als Anton in den Burghof trat, wurde er von einer der Küchenhilfen aufgehalten.

      »Wollt Ihr das Fest schon verlassen?«

      »Es ist spät. Ich habe ein paar anstrengende Tage hinter mir und bin froh, wenn ich mich ausruhen kann.« Was will die jetzt von mir?, dachte Anton. Auf eine weitere Bekanntschaft in Pressburg kann ich gerne verzichten.

      »Vroni dachte, Ihr würdet sie im Anschluss an das Fest im Burggarten treffen.«

      Ach daher weht der Wind. »Daraus wird heute nichts.« Anton wollte gar nicht wissen, wie viel die Küchenhilfe von der vergangenen Nacht wusste, befürchtete aber, dass sie bestens im Bilde war. Zumindest wusste er jetzt den Namen des Weibes.

      »Sag deiner Freundin, dass ich morgen eine Gelegenheit finden werde, sie zu treffen.«

      »Sie wird sehr enttäuscht sein, wenn Ihr heute nicht auf sie wartet.«

      »Ich werde dir keine Rechenschaft darüber ablegen, wie ich den restlichen Abend verbringe. Richte Vroni aus, was ich dir gesagt habe. Mehr braucht dich nicht zu interessieren.« Das wird ja immer besser, dachte Anton wütend. Wenn das so weitergeht, habe ich bald die Hälfte der Bediensteten der Burg am Hals.

      Er entschloss sich, im Burghof zu warten, bis die Magd verschwunden war, bevor er sich in sein Zimmer zur Nachtruhe begab. Obwohl es bereits dämmerte, war es noch immer unerträglich warm und schwül.

      Anton dachte an Wien. Er freute sich darauf, endlich an den Kaiserhof zurückkehren zu dürfen, wenn es ihm auch vor der Reise bangte. Zeidler war sicherlich ebenfalls froh, wenn sein Schüler zurückkehrte und ihm die anstrengenderen Arbeiten abnahm. Natürlich würde der Meister das gegenüber Anton niemals zugeben.

      Der Schreiber schaute zum Himmel. In den wenigen Minuten, die er sich nun im Freien aufgehalten hatte, war es merklich dunkler geworden. Das konnte nicht nur am Einbruch der Nacht liegen. Tatsächlich blickte Anton nun auf ein paar schwarze Wolken, die über die Stadt gezogen. Anton spürte einen Windhauch und zog gierig die etwas frischere Luft in seine Lungen. Dann trafen ihn die ersten Regentropfen. Begleitet von einem heftigen Donnerschlag öffnete der Himmel seine Schleusen. Anton gelang es nicht mehr, schnell genug das Innere des Schlosses zu erreichen. Er rannte in Richtung Eingang, rutschte auf dem nassen Granitboden aus und fiel auf den ohnehin noch schmerzenden Rücken. Gnadenlos ergoss sich eine wahre Sintflut auf den Schreiber und innerhalb von Sekunden war seine Kleidung völlig durchweicht.

      Anton rappelte sich hoch und hatte die Tür fast erreicht, als ein Blitz den Schlossgarten hell erleuchtete. Der nächste Donner folgte keine Sekunde später. Jetzt stieg Panik in ihm hoch. Schon als kleiner Junge hatte er sich sehr von Gewittern gefürchtet und diese Angst bis heute nicht ablegen können. Es war ausgerechnet Vroni, die die Tür öffnete und ihn in den trockenen Flur hineinzog.

       ***

      »Was machst du bei diesem Wetter allein im Freien?«

      »Ich brauchte frische Luft«, antwortete Anton und schaute Vroni überrascht an. Wo war sie so plötzlich hergekommen? Hatte sie von ihrer Freundin erfahren, dass er sich im Burghof aufhielt? »Als ich rausgegangen bin, war es noch trocken und warm.«

      »Das Wetter kann sich hier sehr schnell ändern.«

      Vroni hatte ein Tuch dabei und wollte Anton das Wasser aus dem Gesicht wischen, doch er schob sie von sich. »Lass das sein. Was, wenn uns hier jemand zusammen sieht?«

      »Es wird niemand kommen. Die meisten Gäste sind noch im Ballsaal.«

      Im gleichen Moment öffnete sich eine Seitentür und drei Männer stürmten herein. »Ihr müsst sofort mitkommen«, schrie einer von ihnen. »Der Blitz ist in den Schlossturm eingeschlagen!«

      Die Stallburschen warteten nicht auf eine Antwort von Anton oder Vroni und zogen sie einfach mit sich.

      »Wo wollt ihr hin?«, rief Anton und versuchte sich loszureißen.

      »Auf die obere Terrasse. Wir müssen das Feuer löschen!«

      Sie rannten eine Treppe hinauf in einen Vorraum des Ballsaals. Von dort aus gelangten sie auf die Terrasse. Anton fuhr erschrocken zusammen, als er die riesigen Flammen sah, die aus dem Schlossturm herausschlugen. Im noch immer strömenden Regen hatten die Menschen eine Kette gebildet und reichten zügig Eimer mit Wasser weiter.

      »Steh hier nicht einfach so rum!«, schrie Vroni Anton an.

      Dem blieb nichts anderes übrig, als den Eimer weiterzureichen, den er von einem Mann hinter sich entgegennahm. Die Schreie der Menschen, die verzweifelt versuchten das Feuer zu löschen, mischten sich in die Donnerschläge und das Prasseln des Regens. Plötzlich wurde Anton von jemandem zur Seite gestoßen und fiel erneut auf den Boden. Er wollte sich gerade beschweren, als ein rauchender Holzbalken an der Stelle aufschlug, an der er gerade noch gestanden hatte. Anton stieß einen entsetzten Schrei aus und nahm die Hand dankbar entgegen, die in wieder auf die Beine zog. Er wischte sich das Wasser aus den Augen und sah zum Turm, aus dessen Dach noch immer die Flammen schlugen.

      Auch die anderen Menschen hatten mitbekommen, dass Teile der Holzbalken auf die Terrasse geschlagen waren, dennoch blieben sie an ihrem Platz und stellten sich weiter ihrem aussichtslos erscheinenden Kampf gegen die Flammen. Auch im Ballsaal musste man mittlerweile mitbekommen haben, was sich außerhalb des Schlosses abspielte. Einige der Adeligen kamen heraus, um ihre Landsleute zu unterstützen. Die meisten zogen es jedoch vor, sich im hinteren Teil des Schlosses in Sicherheit zu bringen.

      Ohne den Regen wäre es den Pressburgern wohl nicht gelungen, das Feuer im Schlossturm zu löschen. Die Unmengen an Wasser, die sich nach wie vor über die Stadt ergossen, brachten aber schließlich die Rettung.

      Anton sah, wie die Landsknechte und weitere Helfer mit Wassereimern in den Turm stürmten, um dort die restlichen Flammen zu bekämpfen. Der Schreiber vertraute darauf, dass es den Pressburgern nun gelang, den Brand unter ihre Kontrolle zu bringen. Für ihn wurde es Zeit, endlich aus der nassen Kleidung herauszukommen. Er watete durch die Wasserpfützen und atmete erleichtert durch, als er sich wieder im Vorraum des Ballsaales befand. Der bot ein Bild der Verwüstung. Tische und Stühle waren umgeworfen, Weinkelche lagen auf dem Boden und auch die Platten mit den Speisen waren überall im Raum verteilt. Menschen entdeckte Anton nicht.

       ***

      Am nächsten Morgen erinnerte sich Anton an die Ereignisse des Abends wie an einen Traum. Alles kam ihm unwirklich vor. Seine noch immer tropfnasse Kleidung bewies ihm allerdings, dass sich das Unwetter und der Brand im Schlossturm tatsächlich ereignet hatten.

      Von einem Bediensteten bekam Anton trockene Kleidung und machte sich auf den Weg zum Schlossturm. Er wusste, dass dort die Stephanskrone und die anderen königlichen Schätze untergebracht waren und wollte schauen, wie groß der Schaden war. Als er am Ballsaal vorbeiging, war dort nichts mehr von den Verwüstungen zu sehen. Alle Tische und Stühle standen wieder an ihrem Platz. Die Dienerschaft des Schlosses hatte sogar bereits alles für das Mittagsbankett vorbereitet. Zu seiner Erleichterung waren weder Vroni noch ihre Freundin zu sehen.

      Auch auf der Terrasse waren die Spuren des Unwetters inzwischen beseitigt worden. Handwerker waren gerade dabei, die Schäden am Turm zu reparieren. Nach Antons Einschätzung war lediglich das Dach von den Flammen zerstört worden. Die Pressburger konnten froh sein, dass nichts Schlimmeres passiert war.

      Am Nachmittag gab es auf dem Schlossplatz eine Parade der Landsknechte zu Ehren von König Ferdinand, der das Schauspiel gemeinsam mit Erzherzog Maximilian betrachtete. Auch der Adel aus Pressburg war anwesend. Es herrschte strahlender Sonnenschein und die Damen nutzten die Gelegenheit, sich in ihren prächtigsten Kleidern zu zeigen. Die Dienerschaft hatte Stuhlreihen aufgebaut, die bis auf den letzten Platz belegt waren.

      Zu seinem Leidwesen war Anton nichts anderes übriggeblieben,

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