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Dankbarkeit gilt aber auch einigen weiteren Menschen, die es mir ermöglicht haben zu schreiben. Zuallererst, mein geliebter Ehemann, Robert. Seine endlose Unterstützung und die vielen Jahre, in denen er mich ermunterte, meine Geschichte aufzuschreiben, können nicht in Worte gefasst werden.

      Dann ist da Matthew Godden, mein wundervoller Lektor: Seine Begeisterung und Hilfe waren unschätzbar wertvoll für mich.

      Und zu guter Letzt, Marilyn, meine Freundin, „proofreader, cheerleader and enthusiastic supporter“.

      An euch alle mein zutiefst empfundenes „Thank You!“

       Kapitel 1

      Albert K. wurde in St. Andreasberg geboren, einem kleinen Wintersportort mitten im Harz. Er stammte aus einer recht namhaften Familie, die mit einem weltberühmten Chemiker, einem Schriftsteller und Sinologen, einem Erforscher Chinas und Russlands im 18. Jahrhundert und vielen Industriellen, Lehrern und Militärkommandanten aufwarten konnte.

      Er wurde zehn Monate nach seinem älteren Bruder am 22. November 1902 geboren, dem Buß- und Bettag des deutschen Protestantischen Kalenders. Er behauptete immer, dass er passenderweise an diesem Tag geboren wurde, da es ihm so vorkam, als ob er für die Geburt seines älteren Bruders büßen sollte. Es war allgemein bekannt, dass Hans das Ergebnis einer „Unbesonnenheit“ seiner Mutter gewesen war. Hans wurde nach seinem sehr wahrscheinlichen biologischen Vater benannt und Albert trug den Namen seines Vaters. Die Jungen waren wie Tag und Nacht und blieben sich immer fremd.

      Die Ehe ihrer Eltern konnte bestenfalls als miserabel beschrieben werden. Die Mutter führte die Beziehung zu Hans‘ eigentlichem Vater weiter, was erst viel später ans Licht kam und den Brüdern zu ihrer Zeit nicht bewusst war. Sie würden die einzigen Kinder aus dieser Ehe bleiben. Alberts Vater war Telegrafen Baumeister und die Mutter, wie damals üblich, Hausfrau. Der Onkel war Postillion und klein Albert rannte der Postkutsche meilenweit entgegen sobald das Posthorn erklang. Der Onkel nahm ihn dann vorne auf dem Pferd mit, zum großen Neid seines Bruders Hans. Auf diesen Ritt durch St. Andreasberg freute er sich schon die ganze Woche.

      Als Albert die Schule abschloss, war der Erste Weltkrieg gerade zu Ende gegangen. Der Unterricht war in den Kriegsjahren oft unterbrochen und verkürzt worden und den Schülern wurde zu schnellen Abschlüssen verholfen. Er war kaum 17 Jahre alt, als er sein Abitur machte.

      Lehrstellen für junge Leute waren in buchstäblich keinem Beruf vorhanden und erst recht nicht in gutbezahlten Positionen oder für weitere Ausbildungen. Somit kehrte Albert vom Internat zurück nach Hause, um seine Zukunft zu besprechen.

      „Vater, was denkst du, was ich tun soll?“, fragte er seinen Vater, als sie beim Frühstück zusammensaßen. „Ich bin nicht für die Arbeit in einem Büro geschaffen, oder gar wie Hans bei den Großeltern im Schlachthof. Ich wäre so gern Schiffsingenieur – und ich möchte die Welt bereisen.“

      „Du und deine großen Ideen“, schimpfte seine Mutter. „Träume bringen dich nirgendwohin. Hans ist vernünftig und hat das Angebot meiner Eltern angenommen, er wird einmal den ganzen Betrieb erben. Du solltest ebenfalls nach etwas Dauerhaftem suchen. Die Welt bereisen – was für ein Unsinn!“, kicherte sie. Albert schüttelte es, alleine der Gedanke Tiere zu schlachten ekelte ihn. Sicher, die Großeltern besaßen mehrere große Schlachtereien und Fleischereien, aber er ging immer ausgesprochen ungerne die Großeltern besuchen.

      „Gusti, lass den Jungen in Ruhe; wir finden schon etwas für ihn“, antwortete sein Vater. „Für meinen Abenteurer von Sohn können wir alle Arten von Büroarbeiten ausschließen“, fügte er mit einem Hauch Bitterkeit hinzu. „Er ist aus einem anderen Holz geschnitzt als Hans.“

      „Gut, macht, was ihr wollt – ihr seid sowieso zwei vom gleichen Schlag.“ Und damit verschwand sie und knallte die Tür hinter sich.

      Albert saß auf dem Rand seines Stuhls und schob seine Füße unbehaglich hin und her. Es endet immer im Streit, dachte er. Ich hasse es, zuhause zu sein.

      Sein Vater stand auf und der junge Albert sprang auf seine Füße. „Wir können auch später darüber reden, Vater.“

      „Nein, nein, es ist äußerst wichtig, über deine Zukunft zu sprechen, mein Sohn – also lass uns doch schauen, was am besten zu dir passt.“ Beide setzten sich wieder hin. „Schiffsingenieur ist ein großartiger Beruf, aber momentan gibt es wenige bis gar keine Schiffe in Deutschland, demnach ist das zumindest gegenwärtig nicht machbar. Tatsächlich glaube ich, dass eine Karriere bei den Ulanen oder Husaren gut zu dir passen würde. Du liebst Pferde und du kommst in einer geordneten Umgebung gut zurecht, wie deine Jahre im Internat gezeigt haben. Und außerdem, bei guter Führung, Beförderungen und viel Abwechslung.“

      Albert nickte. „Du weißt, Vater, ich hatte ähnliche Vorstellungen, aber ich wollte wissen, wie du darüber denkst – immerhin hattest du eine schlimme Zeit im Krieg…“

      „Mein Junge, es war unaussprechlich fürchterlich, das streite ich nicht ab; und ich wäre untröstlich, wenn Du auch in einen Krieg ziehen müsstest. Andererseits wärst du viel besser dafür ausgebildet, als ich es seinerzeit war. Aber ich glaube, wir gehen friedvolleren Zeiten entgegen und eine Karriere bei der Kavallerie würde gut zu dir passen.“

      Vater und Sohn saßen einige Zeit tief in Gedanken versunken beisammen. Sein Vater sprach nur selten von seiner Zeit in den Schützengräben von Frankreich und Belgien, aber er war als veränderter Mann zurückgekommen – keinerlei äußere Verletzungen, aber oft bedrückt und still in sich gekehrt. Sollte er sich ebenfalls einem derartigen Schicksal aussetzen, fragte sich Albert. Andererseits gibt es vielleicht nie wieder Krieg und welche andere Möglichkeit bleibt mir noch?

      „Einverstanden, Vater“, sagte er endlich. „Kommst du mit mir zur Rekruten Musterung?“

      „Natürlich werde ich das tun – immerhin muss ich unterschreiben, da du noch minderjährig bist.“

      Und damit erhob sich sein Vater und umarmte ihn lange – eine durchaus seltene Zärtlichkeit, eine, die Albert nie mehr vergessen würde.

      So schloss sich der junge Albert dem 1. Hannoverschen Ulanen-Regiment Nummer 13 an. Die Ausbildungszeit war hart und es gab Zeiten, an denen er sich fragte, ob es das alles wert war, aber er genoss das allgemeine Armeeleben, die Kameradschaft und die Disziplin. Die jungen Rekruten mussten morgens um 4: 30 Uhr aufstehen und, ganz gleich welches Wetter herrschte, nur in kurzen Hosen gekleidet mehrere Runden um das Trainingsgelände rennen. Dann waschen und rasieren mit kaltem Wasser, die Ställe ausmisten und die Pferde striegeln, sich anziehen und um 6: 30 Uhr für das Frühstück bereit sein. Nach dem Frühstück übernahm der Feldwebel und sie versammelten sich erneut auf dem Trainingsgelände, um das Marschieren, Gewehrübungen, Reiten und das niemals enden wollende Stallausmisten zu exerzieren. Nach dem Mittagessen standen Stiefel polieren, Uniformreinigen und die Reparaturen von Satteln und Ausrüstung auf der Tagesordnung, ihre Tage waren lang und ermüdend.

      Sonntagsmorgens marschierten die Soldaten zur Kirche, sehr zur Freude der Bewohner und ganz besonders der jungen Damen. Die Rekruten mussten in den ersten Reihen sitzen, mit geraden Rücken, die Augen nach vorne gerichtet, die Helme auf den Knien. Selbstverständlich nickte der eine oder andere während einer langen Predigt ein und der Helm rollte mit großem Gepolter über den Kirchenboden. Der jeweilige arme rotgesichtige Soldat musste seinen Helm aufsammeln und verbrachte das Wochenende im Bau. (Tatsächlich war das Gefängnis kein schlimmer Ort; dort konnte man schlafen!) Und an Sonntagen hatten sie das Recht, den Besuch eines Pfarrers einzufordern – der mit einer Pferdekutsche abgeholt werden musste. Selbstverständlich waren die restlichen Soldaten nicht allzu erfreut darüber, weil sie die Pferde und Kutsche vorher und nachher saubermachen mussten.

      Die Ausbildungszeit wurde überraschend abgekürzt, da einige radikale kommunistische Splitterparteien die Macht anstrebten. Eine davon war der Spartakusbund unter der Führung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, zweier sozialistischer Aktivisten, die ihre Inspirationen aus der Russischen Revolution von 1917 bezogen.

      Während das Nachkriegsdeutschland versuchte, nach der Abdankung Kaiser Wilhelms, eine

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